Freier Puck, verletzter Torwart: Blues-Goalie Jordan Binnington schied nach dieser heftigen Kollision aus.
Jeff Curry-USA TODAY Sports / BILDBYRAN
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Binnington verletzt! Avalanche ziehen Spiel 3 in St. Louis auch ohne Girard

Am Samstag stand in der 2. Runde der Stanley Cup Playoffs 2022 nur eine Partie auf dem Spielplan: In Gateway City gewannen die Colorado Avalanche Spiel 3 mit 5:2 bei den St. Louis Blues und übernahmen in der Best-of-7-Serie wieder die Führung (Stand: 2:1). Die Blues verloren außerdem ihren bislang so überragenden Torwart Jordan Binnington, die Avs dafür Offensivverteidiger Samuel Girard.


St. Louis hatte Colorado in Spiel 2 die erste Playoff-Niederlage in dieser Saison beigebracht (4:1) und kehrte mit breiter Brust ins heimische Enterprise Center zurück. Entsprechend selbstbewusst war der Start der Blues: Nach Faceoff-Gewinn von Ryan O'Reilly in der Offensivzone feuerte Verteidiger Colton Parayko einen Gewaltschuss aus dem rechten Eck ab, der auf seiner Flugbahn erst den Schläger von Devon Toews zweiteilte und dann im linken Eck zum 1:0 einschlug (4.).


Binnington verletzt: Erst Crash, dann Wasserflaschen-Wurf

Bis hierhin lief für die Blues alles nach Plan, dann aber passierte eine Szene, die die gesamte Serie beeinflussen könnte: Avalanche-Stürmer Artturi Lehkonen gab von der linken Seite einen Schuss ab, den Blues-Torwart Jordan Binnington entschärfte. Der Puck allerdings war frei, also ging Nazem Kadri in vollem Tempo auf den Rebound und krachte zusammen mit St. Louis' Abwehrspieler Calle Rosén voll in den Goalie hinein.

 

"Ich habe einfach einen freien Puck gesehen, wirklich", erklärte sich Kadri. "Ich meine, ich habe einfach versucht, die Scheibe mit meinem Schläger anzustoßen, aber ihr Verteidiger ist mit mir zusammengestoßen und hat mich in den Torwart hineingeschoben. Wenn das nicht passiert wäre, dann hätte ich Binnington überhaupt nicht berührt. Es war ein freier Puck – und ich wollte ihn einfach reinhauen."

 

Dass sich Binnington bei der Kollision verletzt hatte, war klar zu sehen. Der Starter brauchte lange, um überhaupt wieder auf den Kufen zu stehen. In Ansprache mit einem Arzt wagte er ein paar typische Goalie-Bewegung, brach unter sichtbaren Schmerzen aber sofort ab. Wieder wurde diskutiert, dann fuhr der Keeper raus, verschwand in der Kabine und kehrte nicht wieder zurück. Nach dem Spiel sorgte er übrigens noch für einen Eklat: Während Kadri interviewt wurde, warf Binnington wohl eine Wasserflasche in seine Richtung. "Ich bin mir nicht sicher, ob er gerade eine Wasserflasche nach mir geworden hat", wunderte sich Kadri, der zunächst irritiert war. Auf die Frage, ob es wirklich Binnington gewesen sei, antwortete er nur: "Das müsst ihr ihn fragen."

  

Binnington war so etwas wie das Playoff-Monster für St. Louis: Nachdem Ville Husso zunächst als Nummer 1 in die Playoffs gegangen war, erhielt Binnington in Spiel 3 der 1. Runde gegen die Minnesota Wild seinen ersten Start und parierte die Blues mit drei Siegen in Serie (fünf Gegentore, 83 Saves, 1,67 Gegentore/Spiel, 94,3 Prozent Fangquote) in die 2. Runde. Auch gegen die Avalanche war voll auf den 28-jährigen Kanadier Verlass: Der Stanley Cup Sieger von 2019 entschärfte vier von 84 Schüssen (1,78 Gegentore/Spiel, 95,5 Prozent Fangquote). Nach dem Spiel gab es kein Update zum Gesundheitszustand von Binnington, bei dem es sich um eine Knieverletzung handeln dürfte. Für ihn kam der 27-jährige Finne Husso ins Spiel (19 Saves, 82,6 Prozent Fangquote).


"So etwas ist immer schwer. Binner ist das Herz und die Seele, hat unglaublich gespielt", sagte Blues-Kapitän O'Reilly. "Es hat uns das Momentum geraubt und wir haben zu lange gebraucht, um wieder in Fahrt zu kommen. Solche Dinge können aber passieren. Wir sind ein Team mit viel Tiefe und hätten uns besser anpassen müssen und zurückkommen können."


O'Connor spielt für Sturm und leitet die Wende ein  

Die Binnington-Verletzung kam einem Bruch im Spiel der Blue Notes gleich. Die Avs glichen noch im ersten Drittel aus: Eine hochgechippte Scheibe von Darren Helm pflückte Josh Manson mit dem Handschuh aus der Luft. Logan O'Connor übernahm, tauchte frei vor Husso auf und traf zum 1:1 (11.).

 

Für den 25-jährigen US-Amerikaner war es der erste Treffer in den Stanley Cup Playoffs. O'Connor war in den ersten beiden Spielen dieser Serie nicht aufgestellt worden und rotierte für Spiel 3 für den Augsburger Mittelstürmer Nico Sturm ins Lineup. "Ich habe es heute morgen erfahren und auf dem Aufstellungsbogen gelesen. Es war schön, heute die Möglichkeit bekommen zu haben", sagte der Texaner. Sturm hatte in bislang sechs Playoff-Einsätzen einen Assist geliefert.


Kadri und Lehkonen bringen die Avs in Führung  

Im zweiten Drittel ging Colorado dann in Führung: Erst fälschte Kadri einen Schuss von Cale Makar erfolgreich zum 2:1 ab (34.), dann vollendete Lehkonen einen Konter mit einem Schuss von links in den kurzen Winkel (38.), bei dem Husso nicht gut aussah.

 

"Ich finde, wir waren zu Beginn ein wenig zaghaft. Dann ist es aber jede Minute ein bisschen besser geworden und wir haben ins Spiel gefunden. Es war nicht der ideale Start, den wir wollten. Es war ein wenig Nervosität zu erkennen, aber ich muss unsere Jungs loben, dass sie sich da durchgespielt haben", sagte Avalanche-Trainer Jared Bednar und hob auch die Leistung seines Torhüters Darcy Kuemper (29 Saves, 93,5 Prozent Fangquote) hervor: "Darcy hat ein paar wichtige Paraden gezeigt, als wir sie gebraucht haben, denn wir hatten ein paar Aussetzer, insbesondere am Ende des zweiten Drittels."

 

Doch noch vor der zweiten Pause kam St. Louis zum Anschluss: Mit unbedingtem Willen stach O'Reilly ins Gewühl vor dem Tor und staubte zum 2:3 ab (40.).



Ein falscher und ein echter Empty Netter

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Ein "falscher" Empty-Netter: Avalanche-Kapitän Gabriel Landeskog erzielte ein außergewöhnliches Tor. Jeff Curry-USA TODAY Sports / BILDBYRAN


Für den Schlussabschnitt war somit noch einmal alles offen. Beide Mannschaften lieferten einen Abnutzungskampf mit nur 8:8 Schüssen im dritten Drittel. Gerade als Husso sein Tor verließ, um für einen Extra-Angreifer Platz zu machen, ließen die Avs einen Konter anrollen. Husso legte zwar den Rückwärtsgang ein, kam aber nicht mehr rechtzeitig zurück, sodass Colorados Kapitän Gabriel Landeskog ins mehr oder weniger leere Tor zum 4:2 einschob (58.).

 

Kurz darauf war das Blues-Tor dann tatsächlich leer, und Lehkonen schraubte das Endergebnis mit einem "echten" Empty Netter auf 5:2 (60.). Der Doppelpacker (2-0-2) war damit einer von drei Multi-Punkt-Spielern bei den Avalanche neben Kadri (1-1-2) und Mikko Rantanen (0-2-2).

 

"Mir hat unser Spiel gefallen", fand St. Louis' Trainer Craig Berube aufbauende Worte für seine Mannschaft. "Wir haben viel gecheckt (37:25 Hits) und viele Dinge richtig gemacht. Der Kampf war da. Wir haben natürlich zu wenig Tore geschossen, da müssen wir besser werden."


Ein teuer bezahlter Sieg: Girard verletzt!  

Am Sonntag steigt Spiel 4 in Gateway City. Ob Binnington rechtzeitig fit wird, darf bezweifelt werden. Doch auch Colorado hat einen schwerwiegenden Ausfall zu vermelden: Samuel Girard brach sich das Brustbein und wird für den Rest der Playoffs sicher ausfallen.

 

Bereits nach 1:42 Minuten im ersten Drittel wurde der Offensivverteidiger hinter dem Tor seitlich von Blues-Angreifer Ivan Barbashyov in die Bande gehämmert. "Ich habe es mir noch einmal angeschaut und es war ein harter Zusammenstoß. Er trifft ihn an einer unglücklichen Stelle, aber ich finde, es war ein legaler Check, um ehrlich zu sein", so Bednar.

 

Girard steuerte in sieben Spielen drei Scorerpunkte bei (1-2-3).


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