Deutsche Jubeltraube: Das DEB-Team brannte gegen Italien ein Torfeuerwerk ab.
ActionPictures / Bildbyrån
WC

Torfeuerwerk mit Reichel: Deutschland fegt Italien vom Eis

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat bei der WM 2022 in Finnland den vierten Sieg in Serie eingefahren, ein Offensivfeuerwerk gezündet und Italien mit 9:4 vom Eis gefegt. Damit ist Deutschland schon vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert.



Bundestrainer Toni Söderholm änderte seine Aufstellung nach dem 1:0-Sieg gegen Dänemark auf drei Positionen: Torwart Philipp Grubauer, Verteidiger Korbinian Holzer und Stürmer Leo Pföderl erhielten jeweils eine Pause und standen nicht im Kader. Dafür rückten die nachnominierten Leon Gawanke und Lukas Reichel in die Mannschaft. Im Tor startete Mathias Niederberger, als Backup fungierte erstmals Dustin Strahlmeier.

 

Italiens Coach Greg Ireland schickte mit Alex Trivellato und Peter Spornberger zwei DEL-Verteidiger von den Schwenninger Wild Wings aufs Eis. Im Tor begann Davide Fadani.

 

1. Drittel: Deutschland in Torlaune, erste WM-Treffer für Karachun und Wissmann

Gawanke und Reichel sorgten für frischen Wind und brachten noch einmal neue Elemente in eine bislang erfolgreiche deutsche Mannschaft: Offensivverteidiger Gawanke teilte harte Hits aus, glänzte mit seiner Beweglichkeit und gab sich als umsichtiger Aufbauspieler mit klugen Pässen. Reichel fiel sofort mit seiner Schnelligkeit auf und riss das Spiel mit seiner Spielfreude an sich.

 

Italiens Ziel war früh erkennbar: In einer 1-2-2-Formation gegen den Puck versuchten die Italiener, einen Keil durchs Zentrum zu treiben, die Deutschen auf den Außen zu halten und an den Banden aufzureiben. Darauf aber war Deutschland gut vorbereitet, setzte immer wieder energisch nach, schaffte Überzahlsituationen und Anspielstationen und erschwerte den gegnerischen Aufbau, der präferiert über die Flügel passieren sollte, immer wieder erfolgreich.

 

So dauerte es nicht lange, ehe sich eine hochkonzentrierte und gut eingestellte DEB-Auswahl belohnte. Dabei gelang zwei WM-Debütanten ihr jeweils erstes WM-Tor: Alexander Karachun ließ sich im Slot vom Tor weg nach hinten treiben und zog dann aus der Drehung ab, Fadani rutschte die Scheibe über die Schiene – 1:0 (6.). 76 Sekunden später startete Kai Wissmann ein Solo über den rechten Flügel, skatete von der Grundlinie nach innen, legte sich den Puck dabei von der Vor- auf die Rückhand und tunnelte Fadani zum 2:0 (7.).

 

Somit lief für Deutschland alles nach Plan, die frühe Führung gab zusätzlich Rückenwind und wurde wenig später weiter ausgebaut: Dominik Bittner gab einen halbhohen Schuss vom linken Flügel ab, den der vor dem Tor postierte Yasin Ehliz gekonnt mit dem Schlägerschaft zum 3:0 ins Ziel abfälschte (14.). Der Arbeitstag von Fadani war damit beendet: Ireland vollzog einen Torwartwechsel und brachte Justin Fazio.

 

Doch auch der der neue Mann zwischen den Pfosten geriet sofort unter Druck, denn die Deutschen spielten geradlinig, direkt und mit einer Menge Spielwitz nach vorne. Im Powerplay lag das 4:0 mehrfach in der Luft, kaum war Italien wieder komplett traf Daniel Fischbuch vom linken Faceoffkreis ins linke Eck (18.). Beinahe hätte Deutschland erneut gejubelt, Gawanke traf aus vielversprechender Position den linken Pfosten (20.).


2. Drittel: Reichel belohnt das starke deutsche Powerplay

Auch nach Wiederbeginn ließen die Deutschen nicht locker, ließen konsequent alle vier Reihen ausrollen und spielten mit offenem Visier nach vorne. Im Powerplay lief der Puck wie am Schnürchen gezogen von Tape-zu-Tape, Marcel Noebels spielte einen scharfen Pass vors Tor, wo Reichel per Tip-in auf 5:0 stellte (26.).

 

36 Sekunden später meldete sich dann auch Italien zu Wort: Einen Schuss von Enrico Miglioranzi fälschte Tommaso Traversa unhaltbar ab, sodass es für Niederberger weder etwas zu sehen noch etwas zu halten gab (26.).


Die Statik des Spiels aber brachte das nicht ins Wanken. Deutschland gab weiterhin den Ton an, sammelte viel Zeit in der Offensivzone, zog die Italiener durch schnelle Spielverlagerungen immer wieder gekonnt auseinander und kam zu weiteren Torchancen.


Reichel umkurvte das gegnerische Tor und servierte von hinter der Grundlinie für Fischbuch, der eiskalt zum 6:1 vollendete (35.). Kurz darauf traf Jonas Müller auch noch die Latte (37.).


3. Drittel: Italien zeigt Moral - Soramies mit Tor-Premiere

Auch im Schlussdrittel hatte sich bei den Deutschen noch keinerlei Sättigungsgefühl eingestellt. Vielmehr ging es unermüdlich weiter nach vorne. Nach einem Querpass von Marc Michaelis hatte Ehliz ein halb-offenes Tor vor sich und schoss zum 7:1 ein (42.). Nur 81 Sekunden später legte Daniel Schmölz bei einem schnellen Angriff für Karachun ab, der auf 8:1 erhöhte (43.).

 

Italien drohte, vollends auseinander zu fallen, nahm eine Einladung dann aber dankend an: Aus einem Fehlpass in der Offensivzone folgte ein Konter: Luca Frigo lief alleine auf Niederberger zu und überwand den Torwart mit einem Vorhand-Rückhand-Move zum 2:8 (48.). Wie effektiv die Italiener Eishockey spielen könnten, zeigten sie kurz darauf erneut im Powerplay: Trivellato schoss von der blauen Linie, Daniel Mantenuto fälschte zum 3:8 ab (50.). Doch damit noch nicht genug: Augenblicke später staubte Marco Sanna ab, doch Söderholm ließ den Treffer aufgrund einer Abseitsposition überprüfen und bekam Recht – der Treffer zählte nicht (51.).


In der Schlussphase kam dann mit Samuel Soramies der nächste WM-Debütant zu seinem ersten Tor für Deutschland: Im Durcheinander vor dem Tor behielt der Stürmer die Übersicht und staubte aus der Nahdistanz zum 9:3 ab (58.). Ireland ließ den Treffer mit einer Coaches Challenge auf Torhüter-Behinderung überprüfen, doch war kein Vergehen zu erkennen. Das Tor zählte.


Am Ende wurde es ein 13-Tore-Festival, denn den Schlusspunkt setzte Italien mit Alex Petan, der aus spitzem Winkel noch ein wenig Ergebniskosmetik betrieb und zum 4:9-Endstand traf (60.).


Qualifikation für das Viertelfinale perfekt  

Punktbester Spieler der Deutschen war Verteidiger Wissmann (1-3-4). Im Sturm lieferten alle drei Reihen ab: Ehliz|Michaelis|Plachta (kumuliert 2-3-5), Noebels|Reichel|Fischbuch (3-3-6), Schmölz|Loibl|Karachun (2-4-6) und Soramies|Kastner|Ehl (1-2-3).

Mit dem vierten Sieg in Serie hat Deutschland damit auch die vorzeitige Qualifikation für das WM-Viertelfinale perfekt gemacht.

 

Im sechsten und vorletzten Gruppenspiel trifft Deutschland am Sonntagnachmittag um 15.20 Uhr (MESZ) auf Kasachstan.




Deutschland – Italien 9:4

Tore:

1:0 Alexander Karachun (Jonas MüllerStefan Loibl, 05:01)

2:0 Kai Wissmann (Maximilian Kastner, 06:17)

3:0 Yasin Ehliz (Dominik BittnerMarc Michaelis, 13:14)

4:0 Daniel Fischbuch (Kai WissmannLukas Reichel, 17:58)

5:0 Lukas Reichel (PP, Marcel NoebelsMarc Michaelis, 25:01)

5:1 Tommaso Traversa (Enrico MiglioranziPhil Pietroniro, 25:37)

6:1 Daniel Fischbuch (Lukas ReichelKai Wissmann, 34:55)

7:1 Yasin Ehliz (Marc MichaelisDaniel Schmölz, 41:24)

8:1 Alexander Karachun (Daniel SchmölzStefan Loibl, 42:45)

8:2 Luca Frigo (Alex Petan, 47:26)

8:3 Daniel Mantenuto (PP, Alex TrivellatoSimon Kostner, 49:50)

9:3 Samuel Soramies (Kai WissmannMaximilian Kastner, 57:04)

9:4 Alex Petan (Dante HannounDaniel Glira, 59:41) 


Aufstellung:

42 Yasin Ehliz | 65 Marc Michaelis | 22 Matthias Plachta

92 Marcel Noebels | 73 Lukas Reichel | 77 Daniel Fischbuch

25 Daniel Schmölz | 15 Stefan Loibl | 94 Alexander Karachun

26 Samuel Soramies | 7 Maximilian Kastner | 40 Alexander Ehl


91 Moritz Müller | 53 Moritz Seider

41 Jonas Müller | 9 Leon Gawanke

38 Fabio Wagner | 6 Kai Wissmann

  3 Dominik Bittner


35 Mathias Niederberger (1 Dustin Strahlmeier)


Das könnte Dich auch interessieren:
Dritter Sieg in Serie für Deutschland: Grubauer mit Shutout gegen Dänemark
Dritter Sieg in Serie für Deutschland: Grubauer mit Shutout gegen Dänemark
Ein “Buzzer-Beater”-Geschenk von Kucherov - Blues gleichen Serie aus
Ein “Buzzer-Beater”-Geschenk von Kucherov - Blues gleichen Serie aus
Dieser Artikel ist über:
Germany Italy WC Yasin Ehliz Daniel Fischbuch Luca Frigo Leon Gawanke Alexander Karachun Daniel Mantenuto Mathias Niederberger Alex Petan Lukas Reichel Samuel Soramies Dustin Strahlmeier Tommaso Traversa Toni Söderholm
Scoring Leaders