NHL

Playoff-Vorschau (Central): St. Louis Blues vs. Colorado Avalanche

In der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs 2022 treffen in den Central Division Finals die St. Louis Blues auf die Colorado Avalanche. Elite Prospects Rinkside wirft einen Blick auf die Serie.



Die Storyline  

Jedes Jahr gibt es nur einen Stanley Cup zu gewinnen und einige Mannschaften mit großen Meisterschaftsambitionen gehen jedes Jahr leer aus. Mit jedem Ausscheiden in den Playoffs schließt sich das Fenster dieser Anwärter mehr und die Chancen auf den Titel verpuffen, ohne dass es etwas zu holen gab. Beste Beispiele hierfür wären Mannschaften wie die San Jose Sharks, Nashville Predators oder die Winnipeg Jets. 

Aus diesem Grund lastet auch ein enormer Druck auf den Colorado Avalanche, denn ihnen könnte das gleiche Schicksal widerfahren. Trotz aller Lobeshymnen über Nathan MacKinnonGabriel Landeskog und Mikko Rantanen ist die Mannschaft in dieser Ära nie über die zweite Runde der Playoffs hinausgekommen und haben häufig gegen Mannschaften verloren, die auf dem Papier weniger talentiert waren als sie selbst. Da der Salary-Cap mit den auslaufenden Verträgen (zehn Spieler werden zu Unrestricted Free Agents) zu einem immer größeren Hindernis wird, wird auch das Zeitfenster für Colorado immer enger. 

Im Weg stehen nun mit den St. Louis Blues ein Team, das sich allen Widrigkeiten getrotzt hat und sich durch die starke Entwicklung ihrer jungen Spieler und kluge Akquisitionen von einem schwerfälligen und physischen Team zu einer oft dynamischen und kreativen Mannschaft gewandelt hat. Der Stanley Cup Sieger von 2019, ging in dieser Saison wie auch beim Cup-Gewinn vor drei Jahren als drittplatzierte Mannschaft der Central Division in die Playoffs. In der ersten Runde konnte St. Louis in sechs Spielen (4:2-Seriensieg) die Minnesota Wild aus den Playoffs werfen. 


Kopf-an-Kopf: Die Offensive der Colorado Avalanche vs. Die Defensive der St. Louis Blues  


Es ist kein Geheimnis, dass die St. Louis Blues in der regulären Saison keine gute Defensivleistung gebracht haben, zumindest nicht bei 5-gegen-5-Situationen. Auch wenn die Avalanche nicht ganz so dominant waren wie in der verkürzten Vorsaison, so waren sie ihrem Gegner in der zweiten Runde doch in so ziemlich jeder Kategorie überlegen.

In der ersten Runde überrannten die Avalanche die Predators im Eiltempo (4:0-Seriensieg). In vier Spielen hatten die Avs mehr Transition-Chancen pro 60 Minuten als jedes andere Team in den Playoffs. Die Fähigkeit von Colorado, den Puck zu kontrollieren und ihn mit Geschwindigkeit weiterzuspielen, ist einer ihrer größten Stärken und die Blues dürften aus diesem Grund ein idealer Gegner für die Avalanche sein. St. Louis hat oftmals Probleme, den Ansturm der gegnerischen Mannschaften zu verteidigen und die Verteidiger sind häufig überfordert, die blaue Linie zu halten.

Zudem verfügte Colorado in der regulären Saison mit einer Powerplayeffektivität von 43,8 Pozent über das gefährlichste Powerplay der Liga. Alleine Rantanen erzielte 16 Tore in Überzahl.

Eine Sache, auf die sich die Blues in der Defensive stützen können, ist ihre Fähigkeit, den Slot vor Querpässen zu schützen, was ihren stark beanspruchten Torhütern das Leben ein wenig leichter macht. Allerdings ist das nicht der Spielstil der Avalanche, denn die ziehen es vor, mit Geduld den Puck kreisen zu lassen, bis sich eine Möglichkeit ergibt, zum idealen Abschluss zu kommen. 


Kopf-an-Kopf: Die Offensive der St. Louis Blues vs. Die Defensive der Colorado Avalanche  


Die Blues waren in der regulären Saison ein Musterbeispiel in Sachen offensiver Effizienz: Sie erzielten viele Tore bei einer durchschnittlichen Anzahl an Schüssen. Sie hatten das beste Schuss/Tor-Verhältnis und das viertbeste Powerplay (30,8 Prozent) der Liga. Dies gelang ihnen unter anderem dank eines Überschusses an außergewöhnlichen Spielmacher-Qualitäten, wie die von Robert ThomasPavel Buchnevich und Ryan O'Reilly. 

Gegen die Minnesota Wild tat sich St. Louis schwer, Schüsse oder hochwertige Torchancen zu kreieren, insbesondere bei anhaltendem Offensivbesitz (5-gegen-5) konnten die Blues im Schnitt nur 16,8 Schüssen pro Spiel abfeuern. 

Überraschenderweise gelang es ihnen auch nicht, ihre sonst so üblichen gefährlichen Spielzüge zu kreieren, die auf schnelle Pässe in der neutralen Zone ausgelegt sind. Die Tore, die sie erzielen konnten, wurden im Eiltempo herausgespielt und fielen oftmals auch im Powerplay. Insgesamt erzielten die Blues in der ersten Runde acht Powerplay-Tore und profitierten dabei von den vielen Strafen der Wild.

Die Defensive der Avs lies in der ersten Runde nichts anbrennen. Sowohl in der Defensive als auch in der Offensive dominierten ihre Verteidiger die Predators in allen belangen. Das ist ein sehr gutes Zeichen, wenn man bedenkt, wie aggressiv das Forechecking von Colorado ist.


Players to watch  

Ein Grund, warum die Avs so dominant sind, ist, dass auch ihre Verteidiger ein unfassbares Scoring-Potenzial haben. Allen voran Cale Makar, der mit 86 Punkten (28 Tore, 58 Assists) in der regulären Saison zum viertbesten Torschützen der Avs avancierte und hinter Roman Josi (96 Punkte, Nashville Predators) zum punktbesten Verteidiger der gesamten Liga wurde. In den Playoffs führt der 23-jährige Verteidiger das Team bislang mit zehn Punkten (drei Tore, sieben Assists) in vier Spielen als bester Scorer an. Ein weiterer Defenceman, der weiß, wo das Tor steht, ist Devon Toews (66-13-44-57). Auch er konnte in den Playoffs mit drei Toren und zwei Assists die Offensive der Avs beflügeln. Mit den Stürmer McKinnon, Landeskog und Raanta verfügt Colorado über eines der gefährlichsten Offensiv-Trios der gesamten NHL. André Burakovsky und Nazem Kadri haben mit jeweils drei Punkten in vier Playoff-Spielen noch Luft nach oben. 

Bei St. Louis sind vor allem David Perron und O’Reilly hervorzuheben. Mit neun Punkten (fünf Tore, vier Assists) wurde Perron zum besten Scorer der Blues in der ersten Runde der Playoffs. O’Reilly reihte sich mit acht Punkten (fünf Tore, drei Assists) direkt dahinter an. Auch Vladimir Tarasenko steht für Gefahr in der Offensive. In Spiel 5 gegen die Wild (5:2-Sieg) erzielte der Stürmer einen lupenreinen Hattrick. Über die defensive Feuerkraft, wie sie Colorado in ihren Reihen hat, verfügt St. Louis nicht. Punktbester Akteur in der regulären Saison wurde mit 47 Punkten (16 Tore, 31 Assists) Justin Faulk. In der Serie gegen die Wild konnte der 30-Jährige in sechs Spielen vier Assists beisteuern.


Goalie Match-Up  

Darcy Kuemper zeigte in der ersten Runde gegen die Preds eine solide Leistung. Der Nachfolger von Philipp Grubauer (Seattle Kraken) bestritt die ersten drei Spiele in der Serie und kam dabei auf eine Fangquote von 93,4 Prozent und einen Gegentorschnitt von nur 1,63. In Spiel drei musste der 32-jährige Goalie allerdings verletzungsbedingt ausgewechselt werden, als er einen Stockstich durch seine Goalie-Maske bekam. Im vierten Spiel stand Pavel Francouz zwischen den Pfosten, was bedeutet, dass Kuemper seit zehn Tagen kein Spiel mehr bestritten hat. Der Starting-Goalie der Avs soll nun allerdings für den Serienstart gegen die Blues einsatzbereit sein. 

Nicht so eindeutig ist die Lage bei den St. Louis Blues. Bereits in der regulären Saison wechselten sich Ville Husso (40 Spiel, 2,56 GAA, 91,9 SV%) und Jordan Binnington (37 Spiele, 3,13 GAA, 90,1 SV%) ab. Auch in den Playoffs erhielten beide bislang die gleiche Anzahl an Spielen (jeweils drei), wobei Binningtons Werte mit einer Fangquote von 94,3 Prozent und einem Gegentorschnitt von 1,67 um einiges besser sind. Der 28-jährige Kanadier hat schon beim Stanley Cup Gewinn 2019 bewiesen, dass er in den Playoffs über sich hinauswachsen kann. 


Resultat  

Im Moment gibt es zwei verschiedene Versionen der Blues: Die eine ist die robuste, eher langsame, auf Forechecking ausgerichtete Mannschaft, die 2019 den Stanley Cup gewonnen hat, aber letztes Jahr in den Playoffs in der ersten Runde von Colorado gesweept wurde. Die andere ist die dynamische, spielstarke Mannschaft, die man sieht, wenn Jordan Kyrou und Robert Thomas auf dem Eis stehen und mit ihrem Spielwitz für Furore in der Offensive sorgen. Es ist unklar, welche der beiden Mannschaften besser geeignet ist, die Avalanche auszuschalten. Dieses Blues-Team hat bereits 2019 bewiesen, dass man sie zu keinem Zeitpunkt unterschätzen sollte.

Auf dem Papier und vor allem analytisch betrachtet, scheint Colorado die Sache so gut wie in der Tasche zu haben. Man kann davon ausgehen, dass sie bei 5-gegen-5 zu den besseren Chancen als die Blues kommen werden und deren Verteidigung speziell im Transition-Spiel überrollen. Nichtsdestotrotz sollten die Avs die Strafbank meiden, denn das Powerplay von St. Louis ist eine enorme Gefahr. Das gleiche gilt übrigens auch für die Blues. 

Diese Serie dürfte zu einem Härtetest für die Avs werden. Dennoch dürfte sich die individuelle Qualität von Colorado langfristig durchsetzten. In einer relativ schwachen Conference werden die Avalanche vielleicht nie eine bessere Chance auf den Stanley Cup oder zumindest auf die Teilnahme am Conference Final haben wie in diesem Jahr. Ihnen steht eine Mannschaft im Weg, die durchaus schlagbar ist. 


Prognose  

Colorado Avalanche in Spiel 6




*In Zusammenarbeit mit JFresh

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