Playoff-Vorschau (Pacific): Edmonton Oilers vs. Calgary Flames
In der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs 2022 treffen in den Pacific Division Finals die Edmonton Oilers auf die Calgary Flames. Elite Prospects Rinkside wirft einen Blick auf das “Battle-of-Alberta”.
Die Storyline
Mit den Calgary Flames und den Edmonton Oilers treffen in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs zwei Teams aus der kanadischen Provinz Alberta aufeinander. Das letzte Mal, als diese beiden Mannschaften in den Playoffs aufeinander trafen, liegt 31 Jahre zurück. Damals mit dem besseren Ausgang für die Oilers. Die Spielstädte der beiden Mannschaften liegen in etwa drei Autostunden voneinander entfern, was für nordamerikanische Verhältnisse quasi ein Katzensprung ist. Dass es sich hierbei dann auch um eine Rivalität handelt ist natürlich selbstverständlich.
Beide Mannschaften lieferten sich in den vergangenen Jahren bereits hitzige Spiele in der regulären Saison, wobei mittlerweile auch feststehend dürfte, dass beide Teams keine Sympathien füreinander haben.
Das Battle-of-Alberta sollte auch geprägt werden durch das Aufeinandertreffen von den beiden Aggressoren Matthew Tkachuk (Calgary Flames) und Zack Kassian (Edmonton Oilers). Beide spielen hart am Limit und fahren der anderen Mannschaft mit ihrer Spielweise unter die Haut. Es ist fast unumgänglich, dass sich diese beiden in Runde zwei in die Haare kriegen.
Nun zum Eishockey.
Die Edmonton Oilers haben gerade eine Achterbahnfahrt mit sieben Spielen (4:3-Seriensieg) gegen ein schnelles Team aus Los Angeles hinter sich. Wieder einmal lag die größte Last auf den beiden Schlüsselspielern der Oilers Connor McDavid und Leon Draisaitl, aber auch die umstrittene Verpflichtung von Evander Kane schien in der ersten Runde Früchte zu tragen, denn er kam in sieben Spiele auf sieben Tore und zwei Assists.
Auch die Calgary Flames brauchten sieben Spiele (4:3-Seriensieg), um sich letzten Endes gegen die Dallas Stars in der ersten Runde durchzusetzen. In Spiel 7 erlöste Johnny Gaudreau die Flames in Overtime.
Nun treffen beide Rivalen in Runde zwei aufeinander und werden sich einer der unterhaltsamsten Serien liefern.
Kopf-an-Kopf: Die Offensive der Calgary Flames vs. Die Defensive der Edmonton Oilers
Calgary spielt offensiv auf die Art und Weise, wie es Headcoach Darryl Sutter liebt - jede Menge Torchancen kreieren, viele Schüsse aufs Tor bringen und den gegnerischen Goalie so oft wie möglich unter Druck setzen. Während talentierte Spieler wie Gaudreau, Elias Lindholm und Andrew Mangiapane den Puck schnell befördern können und im Eiltempo Lücken schaffen können, sind es vor allem die Bottome-Six-Spieler, wie Milan Lucic, Trevor Lewis und Michael Stone, die hart im Nehmen sind und gleichzeitig als vierte Reihe einen aggressiven Forecheck spielen, der für viel Puckbesitz sorgt.
Das zeigte sich auch besonders deutlich in der Serie gegen die Stars, die von Calgary regelrecht überrollt worden sind, was das Körperspiel anging. Die Schüsse der Flames kamen von allen Richtungen und Winkeln auf das Tor von Dallas-Goalie Jake Oettinger. Bestes Beispiel wäre Gaudreaus OT-Winner. Mit dieser Spielweise wollen die Flames für Chaos sorgen. Calgary kam im Durchschnitt auf 37 Schüsse pro Spiel. Kein anderes Team feuerte in der ersten Runde der Playoffs mehr Schüsse ab als die Flames. Grundsätzlich sollten die Oilers mit dieser Spielweise keine Probleme haben, denn ihre Spieler wissen mit anhaltendem Offensivdruck umzugehen. Allerdings wird es auch auf die Form von Mike Smith im Tor der Oilers ankommen, denn mit dem hohen Schussaufkommen ist Smith bekannt dafür, dass ihm der ein oder andere Puck durchrutscht.
Die Oilers hatten bereits in der ersten Runde gegen die Kings ein paar Mal Problem schnelle Angriffe zu Verteidigen. Die altgediente Verteidiger sind zwar in der eigenen Zone gut genug, aber sie sind nicht beweglich genug, um mit einem schnellen Transition-Team mitzuhalten. Mit Gaudreau, Tkachuk, Mangiapane und Dillon Dubé könnten die Verteidiger wie Duncan Keith und Tyson Barrie Probleme bekommen.
Kopf-an-Kopf: Die Offensive der Edmonton Oilers vs. Die Defensive der Calgary Flames
Connor McDavid.
Der Kapitän der Oilers war ohne Zweifel der beste Spieler in der ersten Runde der Playoffs und zeigte eine hervorragende Leistung. In fast allen Offensivstatistiken steht er ganz oben auf der Liste: Assists, Primäre-Assists, Punkte, durchgeführte Pässe, Schüsse... McDavid hatte den Puck ständig auf dem Schläger, und jedes Mal wird es brandgefährlich.
Da es den Anschein macht, dass der Deutsche Leon Draisaitl die letzten Partien mit einer Verletzung absolvierte, können die Oilers nur hoffen, dass es sich um keine schwerwiegende Verletzung handelt, denn sonst lastet noch eine viel größere Last auf McDavid. Mit Evander Kane haben die Oilers nun auch ein weiteres Ass im Ärmel. Allerdings ist Kane nicht unbedingt ein Spieler, der das Spiel an sich reisen kann. Somit hängt auch viel von seine beiden Reihenkollegen Zach Hyman (7-2-2-4) und Ryan Nugent-Hopkins (7-2-3-5) ab.
Es ist gut möglich, dass alles darauf hinauslaufen wird, ob die Flames den besten Spieler dieser Generation in Schach halten können. Calgary scheint durchaus in der Lage zu sein, dies zu tun. Die Flames verfügen über eine vielseitige und abgerundete Defensive, die überfallartige Angriffe verlangsamen, den Puckbesitz in der eigenen Zone unterbinden und den Zugang zum Slot begrenzen kann. Zudem bringen Erik Gudbranson und Nikita Zadorov ein unglaubliches physisches Element in die Verteidigung der Flames.
Players to watch
Mit 14 Punkten (vier Tore, zehn Assists) zerlegte McDavid die Los Angeles Kings in der ersten Runde fast im Alleingang. Draisaitl kam auf fünf Tore und vier Assists. Das gefährlichste Duo in der NHL wird auch in Runde zwei weiter Punkten müssen. Mit sieben Treffern erzielte Kane die meisten Tore in der Serie gegen die Kings. Cody Ceci (7-1-5-6) und Evan Bouchard (7-0-5-5) waren die punktbesten Verteidiger in Runde eins.
Bei den Flames steht nach der ersten Runde Gaudreau mit einer Ausbeute von zwei Toren und sechs Assists ganz oben auf der Scorerliste. Schon in der regulären Saison führte der 28-jährige US-Amerikaner die teaminterne Scorerliste an. Mit 115 Punkten (40 Tore, 75 Assists) hatte Gaudreau in seiner neunten NHL-Saison ein Karrierejahr. Hinter ihn reihen sich Tkachuk (7-1-5-6) und Lindholm (7-3-2-5). Diese drei bildeten auch die gefährlichste Sturmreihe der Flames. Ausbaufähig ist das Secondary-Scoring von Calgary: Tyler Toffoli (7-1-1-2) Mangiapane (7-1-1-2), Blake Coleman (7-0-1-1) müssen in der zweiten Runde ein wenig mehr beitragen.
Goalie Match-Up
Ein großer Entscheidungsfaktor in dieser Runde könnten auch die Torhüter spielen. Auf dem Papier scheint das Duell ganz klar an Jacob Markström zu gehen. Schon in der regulären Saison war der 32-jährige Schwede mit einer Fangquote von 92,2 Prozent und einem Gegentorschnitt von 2,22 einer der besten Torhüter der Liga. In der ersten Runde konnte er seine Statistiken sogar verbessern (94,3 SV%, 1,53 GGA).
Auf der anderen Seite steht mit Smith ein Goalie, der sehr inkonstant spielt. Wenn er einen guten Tag erwischt, ist er nicht zu überwinden. Dies war auch der Fall in Spiel 7 gegen die Kings. Wenn er einen schlechten Tag erwischt, verliert er den Oilers wichtige Spiele (Spiel 1 gegen die Kings). Seine Statistiken in der ersten Runde sind vollkommen in Ordnung. Ein Gegentorschnitt von 2,29 und einer Fangquote von 93,8 Prozent sind Werte, die reichen sollten, um eine Mannschaft zum Sieg zu führen. Allerdings basieren diese Statistiken eben auch auf eine Serie von sieben Spielen, wobei er bei dem ein oder anderen Gegentreffer nicht allzu gut aussah und den Oilers womöglich ein Spiel 7 gegen die Kings ersparen hätte können.
Resultat
Diese Serie ist für sieben Spiele gemacht und verfügt über alles, was sich ein Eishockey-Fan wünschen kann. Emotionen dürften bereits in Spiel 1 zu einem Key-Faktor werden. Welche Mannschaft diese besser kontrollieren kann, dürfte sich einen klaren Vorteil verschaffen.
McDavid ist auf einer Mission und wird alles dafür geben, um diese zu erfüllen. Einen Spieler wie ihn kann man in der Regel nicht ausschalten. Mit dieser Strategie versuchten es bereits die Los Angeles Kings in der ersten Runde und waren dabei offensichtlich nicht sehr erfolgreich. Für die Flames gibt es also nur eine Möglichkeit und die ist, den Superstar der Oilers nicht auszuschalten, sondern seine pfeilschnellen Anstürme im Umschaltspiel auf ein Minimum zu halten und ihm so wenig Freiheiten wie nur möglich zu geben.
Auf der anderen Seite steht Gaudreau, der nur knapp an einer MVP-Nominierung vorbeigeschrammt ist und sowohl auf Wiedergutmachung als auch auf eine hohe Ablösesumme oder Verlängerung im Sommer aus ist (wird zum UFA). Er scheint wie geschaffen dafür zu sein, die Schwachstelle der Oilers attackieren zu können und sie mit seiner Schnelligkeit und seinen präzisen Pässen in Verlegenheit zu bringen.
Die Struktur und Tiefe von Calgary ist stärker als die von Edmonton, daran besteht kaum ein Zweifel. Die zugrunde liegenden Zahlen und Statistiken würden das bestätigen und sprechen für die Flames.
Prognose
Calgary Flames in Spiel 7
*In Zusammenarbeit mit JFresh