"Emotionale Achterbahnfahrt" bringt die Oilers zurück, Raanta mit Shutout für heimstarke Hurricanes
Am Freitagabend haben die Edmonton Oilers im Battle of Alberta gegen den Erzrivalen Calgary Flames ausgeglichen, mussten dabei aber eine „emotionale Achterbahnfahrt“ überstehen. Die heimstarken Carolina Hurricanes feierte derweil den nächsten Heimsieg sowie auch den ersten Playoff-Shutout von Antti Raanta, der alle Versuche der New York Rangers abblitzen ließ.
🏒 Alleingang in Unterzahl: Hyman wendet das Blatt für Edmonton
Die Edmonton Oilers haben im Battle of Alberta gegen die Calgary Flames zurückgeschlagen, Spiel 2 auswärts im Scotiabank Saddledome mit 5:3 gewonnen und die Best-of-7-Serie auf 1:1 ausgeglichen. Dabei überwanden die Oilers einen Fehlstart, kamen auf einen 0:2- und 1:3-Rückstand zurück und gewannen die Partie mit zwei Alleingängen.
"Es war eine emotionale Achterbahnfahrt", sagte Edmontons Siegtorschütze Zach Hyman. "Du musst versuchen, dich so weit wie möglich davon fernzuhalten und ausgeglichen zu bleiben, denn das ist Hockey. Wir hatten schon zuvor eine Achterbahn-Saison, in der wir mit dem Rücken zur Wand standen. Aber unsere Fähigkeit, zurückzuschlagen, ist hier besser als in jedem anderen Team, für das ich gespielt habe."
In den ersten Minuten schien Spiel 2 wie Spiel 1 (9:6 für die Flames) zu laufen, denn weder die Oilers-Abwehr noch Torwart Mike Smith (37 Saves, 92,5 Prozent Fangquote) schienen auf der Höhe zu sein. Calgarys Verteidiger Mark Stone traf mit einem Schlagschuss-Flachschuss zum 1:0 (4.), Stürmer Brett Ritchie staubte mit der Rückhand zum 2:0 ab (7.). Doch an diesem Abend stoppte Edmonton die Blutung schneller: Der aufgerückte Abwehr-Routinier Duncan Keith besorgte nach einem einhändigen Pass von Kapitän Connor McDavid den 1:2-Anschluss (14.) und wurde damit zum ältesten Spieler, der ein Tor in den Stanley Cup Playoffs erzielen konnte (38 Jahre, 308 Tage).
Anfang des zweiten Drittels verwertete Flames-Stürmer Tyler Toffoli einen Querpass im Powerplay aus spitzem Winkel zum 3:1 (23.). "Das war nicht der Start, den wir haben wollten. Wir haben es uns nicht leicht gemacht", sagte McDavid. "Aber wir haben offensichtlich gut darauf reagiert." Allen voran McDavid selbst, der das Heft des Handelns immer wieder selbst in die Hand nahm und mit seinen Qualitäten herausstach. So auch beim 2:3, als er nach einem Doppelpass mit Keith Torwart Jacob Markström (35 Saves, 87,5 Prozent Fangquote) umkurvte und einschob (24.).
McDavid wurde damit der erste Spieler seit 30 Jahren (Mario Lemieux, 9-13-20, Playoffs 1992), der in den ersten neun Playoff-Spielen 20 Scorerpunkte (6-14-20) sammelte. Er verlängerte auch seine Multi-Punkt-Serie auf fünf Spiele (5-9-14) und ist der zweite Spieler in der NHL-Geschichte, der in acht seiner ersten neun Playoff-Spiele mehrfach punktete (zuvor Darryl Sittler, Toronto Maple Leafs, 1977). "Er ist der beste Spieler der Welt und er treibt sich selbst an", sagte Hyman über McDavid. "Er ist ein Spieler, der mehr gewinnen möchte als jeder andere."
Diese Einstellung färbte auf die Mitspieler ab, denn die Oilers zogen nun ihr temporeiches Spiel auf und kamen im Powerplay zum Ausgleich, als Evan Bouchard einen Schlagschuss aus rechter Position zum 3:3 in den linken Winkel hämmerte (36.).
Im Schlussdrittel drehte sich dann das Spiel vollends: In Unterzahl startete Hyman einen Alleingang und überwand Markström zum 4:3 (51.). Nach einem Befreiungsschlag von Goalie Smith über die linke Rundung übernahm der Deutsche Leon Draisaitl, hatte plötzlich selbst einen Breakaway und lenkte die Scheibe über den linken Innenpfosten zum 5:3-Endstand ins Ziel (53.).
"Wir haben härter gekämpft. Das ist alles", befand McDavid. "Es ging nur um Arbeit, härter in den Zweikämpfen zu sein, 50:50-Entscheidungen zu gewinnen. Davon haben wir in Spiel 1 nicht viele für uns entschieden. Wir haben jetzt aber besser verteidigt, trotzdem ein paar Chancen zugelassen, doch Smitty hat gut gespielt."
"Das ist Playoff-Hockey. Du kannst nicht in jedem Spiel perfekt spielen. Während eines Spiels passieren eben Dinge. Wir müssen stabil bleiben, dürfen keine Strafen nehmen und müssen unseren Hockey-Stil spielen", analysierte Toffoli. "Wir sind von unserem Spiel weggekommen und haben ihr Spiel angenommen. Wenn das passiert, dann haben sie Spieler, die das nutzen können."
Draisaitl verzeichnete bei 23:16 Minuten Eiszeit (davon 8:25 im Powerplay und 0:38 in Unterzahl, drei Torschüsse, 42 Prozent gewonnene Faceoffs) ebenfalls ein Multi-Punkt-Spiel (1-2-3).
🏒 Raanta mit erstem Playoff-Shutout – Smith mit GWG in Unterzahl
Die heimstarken Carolina Hurricanes haben auch das zweite Heimspiel in der 2. Runde der Stanley Cup Playoffs 2022 gewonnen und setzten sich mit 2:0 gegen die New York Rangers durch (Serien-Stand: 2:0). Bislang konnten die Canes alle Playoff-Partien auf Heim-Eis gewinnen (vier in der 1. Runde gegen die Boston Bruins, zwei in der 2. Runde gegen die New York Rangers). Torwart Antti Raanta feierte mit 21 Saves seinen ersten Stanley-Cup-Playoff-Shutout.
"Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich viele große Paraden zeigen musste", gab sich der 33-jährige Finne gewohnt kühl. "Unsere Jungs haben sichergestellt, dass es keine Pässe an die Hintertüre oder leichte Schüsse gab. Das PK und die letzten drei Minuten waren überragend für uns. Meine Mitspieler haben mir also sehr geholfen."
Carolina war perfekt im Penalty Killing (4/4), blockte zudem 24 Schüsse und behielt auch im Faceoff-Kreis die Oberhand (57 Prozent gewonnene Bullys). "Wir haben eine richtig solide Verteidigung", hob Hurricanes-Trainer Rod Brind'Amour hervor. "Man muss sich Chancen gegen uns erstmal verdienen. Beide Teams haben nicht viel zugelassen. Beide Teams haben um jeden Zentimeter gekämpft."
Den Unterschied machte ein Unterzahl-Treffer im zweiten Drittel: Die Canes konterten mit einem Mann weniger auf dem Eis gnadenlos. Sebastian Aho spielte einen Pass auf den zweiten Pfosten, wo Brendan Smith per Tip-in zum 1:0 traf (36.).
"Teuvo Teräväinen chippt den Puck großartig in den freien Raum, ich habe gesehen, dass Aho dorthin vorstieß, also habe ich mich beeilt um einen Passweg zu bekommen. Aho ist ein Elite-Passgeber und hat mir direkt aufs Tape gespielt. Ich kann das Lob also nicht alleine einheimsen, denn es war ein Zusammenspiel von mehreren Spielern", beschrieb Torschütze Smith die spielentscheidende Szene.
In den Schlussminuten wurde es noch einmal hektisch vor Raantas Tor, doch die Rangers konnten das Bollwerk einfach nicht knacken. Stattdessen fing Aho einen langen Pass ab und traf 1,8 Sekunden vor dem Ende ins leere Tor zum 2:0 (60.).
Für Spiel 3 wechselt die Serie nach Manhattan, wo die Broadway Blueshirts auf den Heimvorteil hoffen. Immerhin haben die Hurricanes bislang alle drei Auswärtsspiele in den Playoffs 2022 verloren.
"Wir werden unser Team auf diese Spiele vorbereiten, so hart wie möglich spielen und hoffen, dass wir gewinnen", sagte New Yorks Trainer Gerard Gallant. "Insgesamt bin ich mit unserer Leistung zufrieden. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass wir eines der beiden Spiele hätten stehlen können, die Möglichkeit dazu war da. Wir haben gut und hart gespielt, aber wir werden einen Weg finden, zu gewinnen."