Eskalation: Schwenningens Alex Karachun (r.) um Faustkampf mit Nürnbergs Andrew Bodnarchuk (l.) und Blake Parlett (M.).
Eibner / Bildbyrån
DEL

Nürnberg kassiert 100 Strafminuten - Köln springt in die Playoffs

Die reguläre DEL-Saison 2021/22 ist Geschichte. Am letzten Spieltag sicherten sich die Kölner Haie den letzten Playoff-Spot, die Fischtown Pinguins verteidigten Rang sechs und der EHC Red Bull München überholte noch die Grizzlys Wolfsburg und lief als Zweiter ein. Ein irrwitziges Spiel stieg derweil in Schwenningen, wo die Nürnberg Ice Tigers 100 (!) Strafminuten kassierten. Elite Prospects Rinkside blickt auf die DEL-Woche zurück...



🏒 Spektakel in Schwenningen: Drei Matchstrafen und 100 Strafminuten für Nürnberg  

Die Nürnberg Ice Tigers und die Schiedsrichter – dieses Verhältnis gilt nicht erst nach zahlreichen fragwürdigen Entscheidungen und einem Phantomtor in dieser Saison als angespannt. Am Sonntag kam das nächste Kapitel hinzu, denn beim Auswärtsspiel bei den Schwenninger Wild Wings erhielten die Franken unglaubliche 100 Strafminuten!


Diese lange Liste führten am Ende Andrew Bodnarchuk (30 Minuten), Marcus Weber (27 Minuten) und Blake Parlett (25 Minuten) an. Die drei Verteidiger kassierten sogar Matchstrafen: Bodnarchuk und Weber wegen eines Checks zum Kopf, Parlett, weil er sich als dritte Person in einen Faustkampf eingemischt hatte. Nun waren diese drei Entscheidungen nachvollziehbar, jedoch verwunderte die unausgewogene Verteilung der Strafzeiten. Doch was genau war eigentlich passiert?


In der 20. Spielminute beim Stand von 3:0 fuhr Nürnbergs Bodnarchuk abseits des Pucks einen völlig unnötigen Check gegen Schwenningens Alexander Karachun. Karachun rächte sich daraufhin selbst und attackierte Bodnarchuk mit einem Schlag schräg von hinten zum Kopf. Parlett sah das und schnappte sich Karachun, der sich in einem Faustkampf nun gegen das Duo erwehren musste, ehe sich eine Spielertraube auftürmte. Das Ergebnis: Auf der einen Seite nur sieben Strafminuten gegen Karachun (zwei Minuten wegen übertriebener Härte und fünf Minuten für Fighting). Auf der anderen Seite aber fünf Minuten plus Matchstrafe gegen Parlett (wegen der Beteiligung an einem Faustkampf als 3. Mann) sowie zehn Minuten plus Matchstrafe gegen Bodnarchuk (fünf Minuten wegen des Checks zum Kopf sowie fünf Minuten wegen Fighting).


Damit verloren die Ice Tigers ihr komplettes Top-Verteidigerpaar bereits kurz vor der ersten Pause und spielten fast bis zum Ende in Unterzahl, denn immer wieder kamen kleine Strafen hinzu. Und auch noch eine große Strafe gegen Weber, der in der 50. Spielminute ebenfalls zum Duschen geschickt wurde. Der Verteidiger stieß auf offener Eisfläche mit John Ramage zusammen und erwischte seinen Gegenspieler im Vorbeifahren am Kopf. Die Entscheidung der Referees lautete ein drittes Mal an diesem Nachmittag: fünf Minuten plus Matchstrafe. Somit kamen die Wild Wings am Ende auf 17 Strafminuten, die Ice Tigers dagegen auf satte 100.


Dabei schien dieses Aufeinandertreffen bereits nach neun Minuten entscheiden zu sein: Tim Bender traf mit dem ersten Nürnberger Torschuss nach 19 Sekunden zum 1:0 (1.), Tim Fleischer erhöhte 113 Sekunden später mit dem zweiten Torschuss auf 2:0 (3.), und Patrick Reimer stellte im Powerplay auf 3:0 (9.). Da die Ice Tigers ab dem zweiten Drittel praktisch permanent in einfacher oder gar doppelter Unterzahl spielten, kam Schwenningen noch einmal zurück: Niclas Burström (24., im Powerplay), Max Görtz (50., bei doppelter Überzahl), Tyson Spink (53., bei doppelter Überzahl) und ausgerechnet Karachun (55., im Powerplay) machten aus einem 0:3-Rückstand einen 4:3-Vorsprung.


Doch die Partie bot noch weit mehr Spektakel: Die Ice Tigers gingen kurz vor Schluss voll ins Risiko und nahmen Torwart Niklas Treutle (49 Saves, 92,5 Prozent Fangquote) für einen Extra-Angreifer vom Eis. 77 Sekunden vor dem Ende gelang Nürnbergs Top-Torjäger Tyler Sheehy im Powerplay der 4:4-Ausgleich (59.). Im späteren Penaltyschießen trafen Bender und Sheehy für Nürnberg sowie Travis Turnbull für die Wild Wings. Trotz 100:17 Strafminuten und 22:53 Schüssen, feierten am Ende die Mittelfranken einen 5:4-Auswärtssieg n.P. im Schwarzwald.


"Die Zuschauer haben heute ein spektakulären Eishockey-Spiel gesehen, bei dem alles dabei war. Wir hatten einen sehr guten Start für ein Auswärtsspiel, haben gleich drei Tore geschossen und dann haben wir uns leider mit viel zu vielen Strafzeiten selbst aus dem Spiel genommen. Da müssen wir einfach cleverer agieren und wegbleiben", sagte Nürnbergs Co-Trainer Manuel Kofler.


"In der Drittelpause habe ich die Jungs noch einmal an ihrer Ehre gepackt und habe gesagt, dass wir hier ein vernünftiges Spiel abliefern müssen. So konnten wir uns nicht verabschieden. Das wollte die Mannschaft auch. Wir haben Moral bewiesen und sind zurückgekommen. Es war teilweise ein sehr heftiges Spiel. Für die Zuschauer war es schon ein Spektakel und hat Spaß gemacht", analysierte Schwenningens Sportdirektor Christof Kreutzer.


Die Wild Wings haben nun Sommerpause, die Ice Tigers treffen in den Pre-Playoffs auf die Düsseldorfer EG. Allerdings mindestens in Spiel 1 ohne Bodnarchuk und Weber, die automatisch gesperrt sind.


🏒 Köln qualifiziert sich für die Playoffs, Bremerhaven verteidigt Rang 6, München wird Zweiter  

Zwischenzeitlich mussten die Kölner Haie gegen den Abstieg kämpfen, am letzten Spieltag aber gelang sogar noch die Qualifikation für die Playoffs. Im Heimspiel gegen den ERC Ingolstadt fuhr der KEC ein 1:0 n.V. ein. Zum Matchwinner wurde Landon Ferraro (62.). Zuvor hatten die beiden Goalies Justin Pogge (21 Saves) und Kevin Reich (26 Saves) eine starke Vorstellung abgeliefert.

Für die Augsburger Panther (3:0-Heimsieg gegen die Düsseldorfer EG), die Iserlohn Roosters (0:5-Auswärtsniederlage beim EHC Red Bull München) und die Bietigheim Steelers (1:5-Auswärtsniederlage bei den Eisbären Berlin) ist die Saison dagegen beendet.

Die Krefeld Pinguine verabschiedeten sich trotz eines 3:2-Erfolgs n.V. gegen die Adler Mannheim aus der DEL. Der KEV stand bereits vor dieser Partie als sportlicher Absteiger fest.

Im Kampf um einen direkten Playoff-Platz verteidigten die Fischtown Pinguins Platz 6 mit einem 4:1-Auswärtserfolg bei den Grizzlys Wolfsburg.

Damit konnte der EHC Red Bull München kurz vor der Ziellinie noch Wolfsburg überholen. München schob sich mit dem 5:0 gegen Iserlohn noch an den Grizzlys Wolfsburg und schloss die Hauptrunde als Zweiter ab.


🏒 Pre-Playoffs und erste Viertelfinal-Duelle stehen fest  

Somit ergeben sich für die Pre-Playoffs folgende Serien:

ERC Ingolstadt (7.) – Kölner Haie (10.)

Nürnberg Ice Tigers (8.) – Düsseldorfer EG (9.).


Im Viertelfinale warten die Eisbären Berlin und der EHC Red Bull München noch ihren Gegner (jeweiligen Gewinner aus den Pre-Playoffs). Bereits fest stehen diese zwei Duelle:

Grizzlys Wolfsburg (3.) – Fischtown Pinguins (6.)

Straubing Tigers (4.) – Adler Mannheim (5.)


🏒 Ice Tigers verlängern mit Stoa  

Die Nürnberg Ice Tigers haben noch vor den Playoffs mit ihrem Center Ryan Stoa verlängert. 34-jährige US-Amerikaner unterschrieb einen neuen Zweijahresvertrag bis 2024. Stoa bringt mit 1,90 Metern und 108 Kilogramm eine Menge Physis sowie mit 40 NHL-, 290 AHL-, 282 KHL- und 76 SHL-Spielen auch eine Menge Erfahrung mit. Aktuell ist laboriert der Linksschütze aber an einer Oberkörperverletzung. Zu den Pre-Playoffs aber soll der wuchtige Mittelstürmer zurückkehren.

"Ryan Stoa hat bislang eine hervorragende erste Saison in Deutschland gespielt. Mit seiner Erfahrung und seinem Enthusiasmus ist er sehr schnell zu einem absoluten Führungsspieler in unserer Mannschaft geworden", sagte Nürnbergs Sportdirektor Stefan Ustorf.

 

🏒 Ingolstadt verpflichtet Talent Krauß  

Der ERC Ingolstadt hat mit Talent Philipp Krauß vom ESV Kaufbeuren den ersten Neuzugang für die neue Saison verpflichtet. Der 21-jährige Stürmer wurde in Kaufbeuren geboren und spielte bereits zwei Jahre für seinen Heimatverein in der DEL2. In der für den ESV abgelaufenen Saison 2021/22 kam der 1,86 Meter große Linksschütze in 51 Spielen auf 32 Scorerpunkte (9-23-32).

"Ich habe Philipp in den vergangenen beiden Jahren oft spielen sehen. Er war in Kaufbeuren ein Leistungsträger und hat oft als Center mit zwei Importspielern zusammengespielt", sagte ERCI-Sportdirektor Larry Mitchell. "Trotz seines jungen Alters hatte er eine Schlüsselrolle inne. Er verfügt über ein super Spielverständnis und ich erwarte, dass er den Sprung in die DEL schaffen wird."


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