Torwartwechsel-Trick geht nicht auf: Wild scheiden aus, Blues sind weiter
Mit den St. Louis Blues hat das nächste Team das Ticket für die nächste Runde in den Stanley Cup Playoffs gelöst und damit die Saison der Minnesota Wild beendet. Hochspannung gibt es dagegen in drei anderen Serien, die nun 3:3 stehen.
🏒 Torwartwechsel geht nicht auf: Wild haben Sommerpause
Die St. Louis Blues haben das Conference-Halbfinale erreicht. Am Donnerstagabend gewann das Team aus Gateway City Spiel 6 mit 5:1 gegen die Minnesota Wild und gewann die Best-of-7-Serie mit 4:2. Damit sind die Stanley Cup Playoffs 2022 für den Schweizer Flügelflitzer Kevin Fiala 14:20 Minuten Eiszeit (davon 3:41 im Powerplay und 0:44 im Penalty Killing, drei Torschüsse, -1) beendet.
Für den Schweizer Kevin Fiala ist die Saison beendet. Die Wild verloren die Best-of-7-Serie gegen die Blues mit 2:4 (Nick Wosika-USA TODAY Sports)
Schon vor dem Spiel riskierte Wild-Trainer Dean Evason einen psychologischen Kniff: Im Tor startete nicht etwa Marc-André Fleury (5 Starts, 2 Siege, 3,04 Gegentore/Spiel, 90,6 Prozent Fangquote), sondern Cam Talbot, der in keinen seiner letzten sechs Starts gegen die Blues gewinnen konnte (0-3-3, 5,06 Gegentore/Spiel, 82,5 Prozent Fangquote). Dieser Plan ging nicht auf: Talbot konnte nur 22 von 26 Schüssen abwehren und hatte eine Fangquote von nur 84,6 Prozent. „Ich habe alles getan, um bereit zu sein. Du willst nicht in einem Elimination-Game reinkommen, aber du willst auch die Chance bekommen, in den Playoffs zu spielen. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben. Es war einfach nicht gut genug“, so Talbot.
Minnesota kam druckvoll aus der Kabine und verbuchte im ersten Drittel gleich 10:4 Torschüsse. „Genau so wollten wir es haben: Das erste Drittel war fantastisch. Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Wir haben hart gespielt, hatten Chancen, aber wir haben nicht getroffen. Stattdessen haben sie getroffen und untypisch für uns, haben wir das nicht gut verkraftet. Das war wohl der Unterschied in diesem Spiel“, sagte Evason.
Bei St. Louis war hinten auf Torwart Jordan Binnington (25 Saves, 96,2 Prozent Fangquote) Verlass, vorne stellte Verteidiger Nick Leddy den Spielverlauf auf den Kopf: Sein Distanzschuss zum 1:0 ließ Talbot ganz alt aussehen (15.). „Das erste Tor war wichtig“, sagte Blues-Stürmer David Perron. „Das hat uns Druck weggenommen und uns die Möglichkeit gegeben, zu begreifen, was wir im zweiten Drittel besser machen müssen.“
Mit Wiederbeginn drehte St. Louis dann gehörig auf und verdiente sich die Führung angesichts von 21:5 Schüssen sozusagen rückwirkend: Ryan O'Reilly schlug im Powerplay in Slot-Position zu (30.), nach einer feinen Einzelaktion von Alexei Toropchenko staubte Tyler Bozak ab (34.), und Vladimir Tarasenko traf mit einer Direktabnahme im Powerplay noch zum 4:0 (39.).
Vladimir Tarasenko trifft zum 4:0 für die Blues (Jeff Le-USA TODAY Sports)
Im Schlussdrittel besorgte Matt Dumba mit einem wuchtigen Schlagschuss aus der Distanz noch den Ehrentreffer für die Wild (47.). Ein Empty-Netter von Colton Parayko aber besiegelte das Aus für Minnesota. „Das stinkt, oder? Meine Spieler haben es geliebt, zusammen zu spielen. Es gab keine Individualisten, keine Beschwerden auf der Bank und genau deshalb ist es so enttäuschend“, so Evason.
Colton Parayko beendet mit seinem Empty-Net-Treffer die Saison der Wild (Jeff Le-USA TODAY Sports)
„Es war ein harter Kampf, denn das ist ein sehr gutes Team da drüben. Es ist schade, dass wir uns schon in der 1. Runde treffen mussten, denn es waren zwei Top-Teams im Westen und beide verdienen viel Lob für die Saison, die sie gespielt haben“, sagte Bozak. „In jedem Spiel sah es so aus, als ob es auch der andere hätte gewinnen können. Wir sind froh, dass wir nun auf der Siegerseite stehen. Es war ein großartiger Test für uns, der uns gut auf die nächste Runde vorbereiten sollte.“
In der nächsten Runde, dem Conference-Halbfinale, treffen die Blues auf die Colorado Avalanche, den wohl härtesten Brocken in der Western Conference.
🏒 Point staubt in der OT ab: Tampa erzwingt Spiel 7
Eine packende Serie zwischen den Tampa Bay Lightning und den Toronto Maple Leafs geht in ein alles entscheidendes Spiel 7! In Spiel 6 setzten sich die Bolts in einem Krimi zu Hause mit 4:3 n.V. durch. Den so wichtigen OT-Siegtreffer besorgte Brayden Point nach 78:04 gespielten Minuten.
Tampa startete stark (12:6 Schüsse im 1. Drittel) und ging durch Ondrej Palat, der einen Puckverlust der Leafs eiskalt bestrafte, in Führung (18.).
Im zweiten Drittel drehte Toronto auf (14:9 Schüsse), doch geriet zunächst bei eigener Überzahl noch höher in Rückstand: Anthony Cirelli klaute den Puck in der Vorwärtsbewegung, schaltete blitzschnell um, drehte sich mit einem Spin-o-Rama-Move um 360 Grad und traf zum 2:0 (31., in Unterzahl). Dann aber antworteten die Maple Leaf mit wütenden Angriffen und drehten die Partie bis zur Pause: Auston Matthews mit einem Abfälscher (32.) sowie ein Doppelpack in 26 Sekunden (!) von John Tavares (beide 40.) brachten die Lightning gehörig in Zugzwang.
John Tavares erzielte zwei Tore innerhalb von 26 Sekunden (Kim Klement-USA TODAY Sports)
Im dritten Drittel aber wendete Nikita Kucherov das Aus ab, indem er im Powerplay durch den Verkehr vor dem Tor hindurch zum 3:3 traf (50.).
„Zwischen beiden Teams gibt es kaum einen Unterschied. Deshalb ging es auch in die Overtime“, sagte Torontos Trainer Sheldon Keefe. „Mir hat gefallen, wie wir in der Verlängerung gespielt haben. Wir haben attackiert, hatten viele Chancen es zu beenden und haben kaum etwas zugelassen, bis sie diese eine Möglichkeit bekommen haben.“
Brandon Hagel brach über den linken Flügel durch, Alex Killorn schoss aufs Tor, und Point staubte im Fallen ab – 4:3 Tampa (79.)! „Hagel spielt einen großartigen Pass zu Killer und der bringt die Scheibe zum Tor. Der Rebound kommt zu mir und zum Glück mache ich ihn dann rein“, erinnerte sich Point an die Spielentscheidende Szene.
Beide Teams spielten voll auf Körper und teilten insgesamt 108 Checks aus (TBL 60, TOR 48). Tampas Torwart Andrei Vasilevsky zeigte 30 Saves (90,9 Prozent Fangquote), Torontos Jack Campbell deren 31 (88,6 Prozent).
Damit wechseln sich Leafs und Bolts mit dem Siegen weiter ab. In den Playoffs hat Tampa seit drei Jahren nicht mehr zweimal hintereinander verloren und nach einer Niederlage eine 17-0-Bilanz. „Zweimal in Folge zu verlieren, ist nie gut in den Playoffs“, weiß Lightning-Verteidiger Victor Hedman. „Es geht in der ganzen Serie schon immer hin und her. Jetzt müssen wir mal nach einem Sieg ein Spiel gewinnen.“
🏒 Draisaitl legt Barries Siegtreffer auf: Oilers bringen die Serie nach Hause
Auch die Edmonton Oilers haben das Saisonende abgewendet und mit einem 4:2-Auswärtssieg in Spiel 6 bei den Los Angeles Kings die Serie auf 3:3 ausgeglichen. Zwischenzeitlich hatten die Oilers einen 2:0-Vorsprung verspielt.
In L.A. erwischte Edmonton direkt einen Sahnestart: Superstar Connor McDavid war mit einem Bauerntrick erfolgreich, narrte Kings-Keeper Jonathan Quick (33 Saves, 91,7 Prozent Fangquote) und stellte auf 1:0 (2.).
Connor McDavid trifft zum 1:0 für die Oilers (Gary A. Vasquez-USA TODAY Sports)
Im zweiten Durchgang fälschte Evander Kane einen Schuss von Brett Kulak erfolgreich zum 2:0 ab (22.). Erst später in diesem Abschnitt schöpfte Los Angeles neue Hoffnung, als Sean Durzi mit einem Distanzschuss im Powerplay auf 1:2 verkürzte (34.).
29 Sekunden nach Beginn des dritten Drittels glich L.A. dann aus: Carl Grundström überwand Oilers-Torwart Mike Smith (30 Saves, 93,8 Prozent Fangquote) aus der Nahdistanz zum 2:2 (41.). Doch Edmonton fiel daraufhin nicht auseinander, sondern arbeitete an der nächsten Führung: Der Deutsche Leon Draisaitl (0-1-1, 18:25 Minuten Eiszeit, davon 1:20 im Powerplay, zwei Schüsse, ein Check, 73 Prozent gewonnene Faceoffs) spielte einen Rückhand-Flip-Pass zu Tyson Barrie, der zentral von der blauen Linie ins linke Eck zum 3:2 traf (55.). Kurz vor Schluss machte Kane mit einem Empty-Net-Tor noch den Deckel drauf (60.).
Evander Kane besiegelte mit seinem Empty-Net-Treffer den Sieg für die Oilers und gab den Fans der Kings ein Zeichen für Spiel 7 (Gary A. Vasquez-USA TODAY Sports)
„Wir haben es hergeschenkt, sind aber nicht gebrochen, sondern haben einen Weg gefunden, das nächste Tor zu schießen und das sagt viel über den Charakter in unserer Mannschaft aus“, so Siegtorschütze Barrie. „Jetzt haben wir Heimrecht und kommen für Spiel 7 zurück. Ich denke, die Jungs sind ziemlich euphorisch.“
🏒 (K)Ein Heimvorteil: Bruins bereit, auch bis zum Mars zu fahren
In der Serie zwischen den Boston Bruins und den Carolina Hurricanes hat bislang immer das Heimteam gewonnen. Das änderte sich auch in Spiel 6 in Boston nicht: Die Bruins gewannen mit 5:2 und glichen die Serie auf 3:3 aus.
Im ersten Abschnitt waren weder Bostons Jeremy Swayman (23 Saves, 92 Prozent Fangquote) noch Carolinas Antti Raanta (29 Saves, 87,9 Prozent) zu überwinden.
Im zweiten Durchgang traf Bruins-Stürmer Brad Marchand frech von rechts in den kurzen Winkel (21.). Dann kehrte Charlie Coyle den freien Puck im Powerplay zum 2:0 über die Linie (39.).
Im dritten Drittel kamen dann die Hurricanes durch Andrei Svechnikov auf die Anzeigetafel (44.), doch Boston ließ keinerlei Zweifel aufkommen: Ein Tip-in von Erik Haula (48.), ein abgefälschter Schuss von Derek Forbort (51.) sowie ein Empty-Netter von Curtis Lazar (56.) erhöhten auf 5:1. Svechnikov griff schlussendlich noch einmal kosmetisch ein besorgte mit einer Direktabnahme im Powerplay für den 2:5-Endstand (58.).
Erik Haula trifft zum 3:1 für die Bruins (Brian Fluharty-USA TODAY Sports)
Der Schweizer Hurricanes-Flügelstürmer Nino Niederreiter erhielt 18:47 Minuten Eiszeit (davon 4:31 im Powerplay, zwei Schüsse, fünf Checks, -1).
„Wir müssen jetzt ein Auswärtsspiel gewinnen“, sagte Bruins-Trainer Bruce Cassidy. „Das wussten wir schon vor dem Start dieser Serie. Dafür spielen wir. Die Jungs sollten sich freuen. Wir würden auch auf dem Mars gegen sie spielen, wenn wir es müssten.“