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Veit Oswald: Ein 17-Jähriger mischt die U20-DNL auf

Mit Veit Oswald mischt ein 17-jähriger die U20-DNL auf. Der aktuell zweitbeste Scorer der Deutschen Nachwuchs Liga besticht mit seiner Schnelligkeit und könnte in die Fußstapfen von Tobias Rieder und Tom Kühnhackl treten. Elite Prospects Rinkside stellte ein deutsches Top-Talent vor.



Natürlich saß Veit Oswald auch am vergangenen Dienstag bereits um 5 Uhr Früh vor dem Fernseher. Die deutsche Nationalmannschaft spielte bei den Olympischen Spielen 2022 in der Zwischenrunde gegen die Slowakei. „Es war schon eine krasse Uhrzeit, aber zumindest konnte ich noch zwei Drittel sehen, bevor ich in die Schule musste“, berichtet der 17-Jährige.

Oswald ist Gymnasiast in der 12. Klasse, sein Lieblingsfach ist Mathe. „Ich mag es, Aufgaben zu lösen. Wenn ich es einmal nicht verstehe, dann sitze ich so lange, bis ich es verstehe“, sagt der Schüler, der nebenher auch noch intensiv an einer Karriere als Profi-Eishockeyspieler arbeitet. „Eishockey ist ein zeitintensiver Sport: Wie haben viermal Training in der Woche, dazu meistens noch zwei Spiele mit teils langen Auswärtsfahrten. Das hört sich stressig an, aber wenn man in der Schule aufpasst und einen klaren Plan entwickelt hat, dann gewöhnt man sich daran.“


Ein 17-Jähriger als DNL-Top-Scorer?

Doch nicht nur in Mathe, sondern vor allem im „Paradefach“ Eishockey ist Oswald im wahrsten Sinne des Wortes spitze: Mit erst 17 Jahren steht er in der Scorerwertung der DNL momentan auf dem zweiten Platz (punktgleich mit Marvin Feigl). Vor dem vergangenen Wochenende führte er diese sogar an. In 29 Spielen verbuchte der Stürmer 25 Tore, 21 Assists und 46 Scorerpunkte. Eine steile Entwicklung.

Veit Oswald erzielte in bislang 29 Spielen

Veit Oswald erzielte in bislang 29 Spielen 46 Scorerpunkte  RyanArt Eishoggibuidln



„Ich bin mit offenen Gedanken in die Saison reingegangen. Hier sind alle zwei Jahre älter. Ich musste mich als junger Jahrgang erstmal reinfinden und umgewöhnen. Es war der größte Sprung und Unterschied von allen Junioren-Ligen, in denen ich gespielt habe“, berichtet Oswald. „In den ersten drei, vier Spielen habe ich noch überhaupt nicht gepunktet, dann konnte ich aber brutal aufholen. Ich musste lernen, mich körperlich durchzusetzen und meinen Spielstil finden.“


„Mein Vorbild ist Connor McDavid“ 

Der 1,84 Meter große Linksschütze besticht vor allem mit seiner Geschwindigkeit. Typisch für seinen Stil ist es, dass er versucht, seine Gegner zu überlaufen und mit seinem Körper zum Tor zu ziehen. „Ich würde schon sagen, dass ich versuche, meinem Vorbild Connor McDavid nachzuahmen: Ich profitiere in jeglicher Hinsicht von meiner Schnelligkeit. Vieles wäre nicht möglich gewesen, wenn ich läuferisch nicht so gut wäre, sonst würde ich mich viel schwerer tun“, so Oswald. „Ich bin ich sehr froh drüber, aber möchte mich darauf nicht ausruhen. Es gibt immer etwas zu verbessern, in den Zweikämpfen, beim Schuss, aber auch läuferisch und technisch.“

In der Scorerwertung steht Oswald (25-21-46) momentan einen Punkt hinter Justin van der Ven (18-29-47, Kölner Junghaie) und gleichauf mit Marvin Feigl (16-30-46, ERC Ingolstadt). „Ich respektiere die Beiden, sie haben gute Leistungen gebracht. Ich denke aber auch, dass ich mich nicht verstecken muss“, sagt Oswald. „Ich verspüre da keinen Druck und muss mich auch bei meinem Team, meiner Familie, meiner Mum und meinem Dad bedanken. Ohne sie hätte ich das alles nicht auf die Reihe bekommen.“

Mit bislang 46 Scorerpunkten teilt sich Veit Oswald mit Marvin Feigl (ERC Ingolstadt) den zweiten Platz der Top-Scorer-Liste der DNL

Mit bislang 46 Scorerpunkten teilt sich Veit Oswald mit Marvin Feigl (ERC Ingolstadt) den zweiten Platz der Top-Scorer-Liste der DNL RyanArt Eishoggibuidln



Ein Landshuter Junge  

Veit Oswald wurde am 31. August 2004 in Landshut geboren und bekam das Talent sozusagen in die Wiege gelegt: Er ist der Sohn des ehemaligen Nationalspielers und Deutschen Meisters Günter Oswald, der heute als Spielerberater arbeitet. „Ich wäre wahrscheinlich niemals selbst auf Eishockey gekommen, es war eine Idee von meinem Dad. Also habe ich mit fünf Jahren in der Laufschule in Landshut angefangen. Ich hatte damals noch nicht so das Verständnis, keinen Spaß und sogar geweint. Mein Papa hat mich aber mehr oder weniger gezwungen, dranzubleiben“, lacht Veit Oswald. „Das hört sich jetzt war streng an, aber meinem Dad war es wichtig, dass ich das Schlittschuhlaufen lerne, bevor ich dann selbst entscheiden könnte, ob ich Eishockey spielen möchte oder nicht. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Veit Oswald nimmt im wahrsten Sinne des Wortes

Veit Oswald nimmt im wahrsten Sinne des Wortes "Fahrt auf" RyanArt Eishoggibuidln


Oswald wurde also in seiner Heimatstadt zum Eishockeyspieler und Fan. „Ich liebe es, der ersten Mannschaft des EV Landshut zuzuschauen. Ich kann immer etwas mitnehmen und lernen. Auch dort gefallen mir die Typen, die einfach durch ihre Schnelligkeit auffallen“, sagt Oswald, der sehr heimatverbunden ist. „Landshut bedeutet mir sehr viel. Meine ganze Familie ist hier, ich bin mit meinen Kumpels hier aufgewachsen und es macht immer Spaß, für den EV Landshut zu spielen.“


Vater Günter als Berater  

Zu seinem Vater Günter hat Veit ein gutes Verhältnis. „Es ist schön, mit ihm über Eishockey zu reden. Er ist nicht immer dabei oder macht mir Druck. Wir versuchen immer, nur kurz und knackig zu sprechen und das Eishockey ansonsten im Eisstadion zu lassen. Unser Alltag ist nicht auf Eishockey oder auf meine Karriere gebaut, das will weder ich noch wollen es meine Eltern. Natürlich gibt es auch mal negative Seiten, wenn man so einen Nachnamen hat, etwa wenn ich nachgesagt bekomme, dass ich nur so weit oben bin, weil ich Oswald heiße. Aber da muss man drüberstehen. Meine Eltern helfen mir sehr.

Im Falle seines Vaters ürigens auch als familieninterner Spielerberater. „Einen richtigen Vertrag habe ich nicht mit ihm gemacht“, lacht Veit Oswald. „Aber es ist doch klar, dass er mich in diesem Bereich unterstützt, wenn er selbst als Berater arbeitet.“

Vater Günter Oswald (re.) gewann 2003 die DEL-Meisterschaft mit den Krefeld Pinguine

Vater Günter Oswald (re.) gewann 2003 die DEL-Meisterschaft mit den Krefeld Pinguine und ist jetzt als Spielerberater aktiv BILDBYRÅN/Chai v.d. Laage




Sollte sein Sohn weiterhin so herausstechen dürfte bald sehr viel Arbeit auf Günter Oswald zukommen. Ein 17-jähriger Top-Scorer in der Top-Juniorenliga in Deutschland weckt Begehrlichkeiten. „Es gibt natürlich schon ein paar Anfragen. Ich lasse mich davon aber nicht ablenken. Ich bin in der 12. Klasse und konzentriere mich erstmal auf mein Abi“, betont Veit Oswald.


Auf den Spuren von Rieder und Kühnhackl?  

Auch NHL-Scouts haben das deutsche Talent schon ins Visier genommen. Immerhin ist der Stürmer auch U18-Nationalspieler. „In der Nationalmannschaft wird man immer beobachtet, sei es von Trainern oder von Scouts. In dieser Saison habe ich auch beim Hlinka Gretzky Cup mitgespielt, da war die ganze Tribüne voller Scouts“, so Oswald.

Die NHL hat der 17-jährige Angreifer freilich schon im Hinterkopf: „Es ist das Ziel von jedem jungen Spieler, einmal in der NHL zu spielen. Gedraftet zu werden, wäre schon ein kleiner Schritt, den man geschafft hätte, aber dann ist man immer noch sehr weit entfernt. Würde mich freuen, wenn es klappt.“

„Ich kenne Tobi, er ist sehr sympathisch“ 

Oswald könnte der nächste Landshuter in der NHL werden. Vor ihm schafften es auch schon Tobias Rieder und Tom Kühnhackl aus der niederbayerischen Talentschmiede in die beste Liga der Welt. „Tobi Rieder ist ein guter Freund von meinem Dad und sein Vater ist wiederum unser Busfahrer. Ich kenne Tobi, habe mich auch schon ein paarmal mit ihm unterhalten, er ist sehr sympathisch“, plaudert Oswald aus dem Nähkästchen. „Den Tom Kühnhackl habe ich auch schon ein paar Mal in Landshut gesehen. Er hat damals den Stanley Cup in die Stadt gebracht und ich habe Bilder mit ihm gemacht.“

„Ich werde meine Chance nutzen, wenn ich sie bekomme“

Ein Lieblings-NHL-Team hat Oswald noch nicht, er verfolgt aber insbesondere die Ottawa Senators und Edmonton Oilers wegen Tim StützleLeon Draisaitl und natürlich Connor McDavid, dem er bereits als damals 10-Jähriger schon dreimal live bei der U20-WM in Montreal und Toronto sehen konnte. „Das“, so Oswald, „war ein super Erlebnis.“


Heim-WM in Landshut – Zukunft in der NCAA?  

Einen solchen Weg würde auch Oswald gerne einschlagen. „Es ist ein brutal harter Weg. Man braucht das Talent, aber auch harte Arbeit. Ich bin aber bereit, diesen Weg zu gehen und werde meine Chance nutzen, sollte ich sie bekommen“, blickt Oswald voraus. „Wenn es mit der NHL nicht klappen sollte, dann würde ich gerne hier in Deutschland spielen, das wäre schon auch cool.“

Die Weichen für eine entsprechende Zukunft werden wohl im Sommer gestellt. „Wenn ich mein Abi in der Tasche habe, dann stehen viele Türen offen: Ich habe überlegt, in die USA zu gehen, dort zu studieren und in der College-Liga zu spielen. Das wäre eine tolle Erfahrung und ein möglicher Schritt. Wirklich festgelegt habe ich mich aber noch nicht. Es kann auch sein, dass ich noch ein Jahr in Landshut bleibe und mit einer Förderlizenz in der DEL2 oder DEL reinschnuppern darf.“

Veit Oswald wird sich womöglich für den NCAA-Weg entscheiden

Veit Oswald spielt mit dem Gedanken nach Nordamerika zu gehen, um in der NCAA zu spielen RyanArt Eishoggibuidln



Bis eine finale Entscheidung fällt, kann sich der Stürmer sowohl in der DNL als auch in der Junioren-Nationalmannschaft weiter ins Schaufenster stellen. „Den Adler auf der Brust zu haben ist ein ganz besonderes Gefühl. Ich bin immer stolz, wenn ich für mein Land antreten darf. Im April haben wir mit der U18 nicht nur eine Heim-WM, sondern wir spielen sogar in Landshut. Es wäre etwas ganz Besonderes und es würde mir sehr viel bedeuten, dabei zu sein. Der Fokus liegt aber aktuell noch voll auf der Liga. Unser Ziel ist es, in den Playoffs so weit wie möglich zu kommen. Ich möchte einer Mannschaft helfen, das ist das Wichtigste. Wenn wir am Schluss Meister werden, ist mir der Top-Scorer-Titel egal, dann wäre dies nur noch das Salz in der Suppe.“


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