ICEHL

Florian Bugl: „Meine Ruhe hat mich schon immer ausgezeichnet”

Goalie Florian Bugl hat bei der U20-WM mit seiner Leistung für Furore gesorgt. Mit Elite Prospects Rinkside sprach der 19-jährige Landshuter über seinen ruhigen Torwart-Stil, Nationalstolz und Interesse aus der DEL.



Insgesamt 40-mal forderte Tschechien Florian Bugl heraus. Doch mit einer Bierruhe stoppte der deutsche Nationaltorwart Schuss um Schuss (39 Saves) und musste sich nur ein einziges Mal geschlagen geben, als der Puck von einem Mitspieler unhaltbar abgefälscht wurde. Am Ende siegte Deutschland mit 2:1 n.V. – Bugl wurde zum Spieler des Spiels gewählt. 

„Ich musste schon zwei, drei Interviews geben. Auf den Social-Media-Kanälen ist es auch ein bisschen aufregender geworden“, lacht Bugl im Gespräch mit Elite Prospects Rinkside. „Das war auf jeden Fall ein emotionales Spiel, weil es auch mit der Overtime so spannend war. Es ist immer geil, wenn man bei der WM ein Spiel gewinnt, egal gegen wen. Vor allem aber, weil wir dieses Jahr unterschätzt worden sind. Wir wollten es allen zeigen.“

Während des Spiels war von dieser Emotionalität bei Bugl aber nichts zu spüren. Mit enormer Ruhe und gutem Stellungsspiel vereitelte der 19-jährige Landshuter eine Großchance nach der anderen. „Mir wurde schon immer gesagt, dass meine Ruhe meine große Stärke ist. Ich versuche, mein ganzes Spiel darauf aufzubauen. Ich finde, als Torwart ist das eine überragende Eigenschaft.“

DEB


Ruhig bedeutet an dieser Stelle aber nicht unbeweglich. Bei 1,82 Metern Körpergröße muss Bugl nicht nur mental, sondern auch körperlich topfit sein. „Bei meiner Größe muss ich schneller, und das Stellungsspiel präziser sein, das ist das Wichtigste. Ich darf mich nicht auf ein langes Bein verlassen, sondern muss insbesondere bei den Slides mit Schnelligkeit und Explosivität reagieren.“


WM im NHL-Palast  

Für Bugl war es nicht die erste U20-WM. Bereits im Vorjahr war der Torwart für Deutschland im Einsatz. „Die Anspannung war schon noch da, aber die wurde einem ein Stück weit genommen, weil du wusstest, was auf dich zukommt. Die Nervosität war dadurch ein bisschen geringer.“ Auch der Rogers Place, der moderne Eishockey-Palast, in dem die Edmonton Oilers sonst ihre Heimspiele austragen, konnte Bugl nicht einschüchtern. „Wenn das Spiel in unserer Zone war, dann bekam man davon nichts mit, schaute nur aufs Eis und auf die Scheibe. Erst wenn der Puck im Offensivdrittel war, dann merkte man, in was für einem Gebäude man war. Man sah den Videowürfel, die engen Sitzreihen, die bis ganz nach oben reichen. Da fiel einem schon auf, was für ein atemberaubendes Stadion das ist."

Nach dem Sieg gegen Tschechien wurde gesungen und getanzt. „Nach dem Sieg kam alles raus. Wenn man gegen die Tschechen gewinnt, dann darf man sich auch mal freuen. Jeder hatte alles gegeben. Die Stimmung im Team ist ziemlich gut. Das merkt man auch im Spiel, wie sich jeder in die Blocks reinwirft und füreinander kämpft.“

Ein gutes Verhältnis hatte Bugl übrigens auch zu seinen Torwart-Kollegen: „Nikita (Nikita Quapp) kannte ich schon davor und habe mit ihm schon in Salzburg zusammengespielt. Wir haben ein gutes Verhältnis, pushen uns in den Drittelpausen und vor dem Spiel. Niklas (Niklas Lunemann) kenne ich jetzt auch schon vier Jahre aus gemeinsamen Zeiten beim DEB. Er ist auch ein super Kerl. Ich denke, dass wir drei ziemlich gut harmonieren.“


Der Vergleich mit Grubauer  

Natürlich sind auch den zahlreichen NHL-Scouts die Leistungen von Bugl aufgefallen. Schon zweimal war der 19-Jährige draftberechtigt, wurde aber bislang noch nicht ausgewählt. Im Draft 2022 könnte es nun im dritten Anlauf passieren. „Für mich stand der Draft nicht im Fokus“, sagt Bugl. „Ich habe das Kapitel zwar noch nicht komplett abgeschlossen, aber es ist nicht mein Hauptthema. Falls es mit dem Draft doch noch klappen sollte, wäre es ein schöner Bonuspunkt.“

Die beste Liga der Welt verfolgt Bugl selbstverständlich im Privaten und schaut sich dabei auch viel von seinen beiden Lieblingstorhütern ab: „Natürlich von Philipp Grubauer (Seattle Kraken), weil er auch aus Deutschland kommt und mich schon viele Leute mit ihm verglichen haben. Aber auch Carey Price (Montreal Canadiens), wegen seiner Hintergrundgeschichte und seinem ruhigen Spielstil.“


Mit 13 von zu Hause weg – Lange Ausbildung in Salzburg  

Bugl wurde in Landshut geboren und ging seine ersten Schritte auf dem Eis auch beim heimischen EV Landshut. „Ich bin durch meine Schwester zum Eishockey gekommen. Sie ist ein Jahr jünger und Eiskunstläuferin. Mein Papa hat mich ein paarmal mitgenommen und ich bin während ihres Trainings auf die zweite Fläche gegangen. Das hat mich so fasziniert, dass ich Eishockey ausprobiert habe. Weil ich als Spieler nicht so erfolgreich war, habe ich es dann als Torwart probiert und bin dabeigeblieben“, blickt Bugl zurück.

Bereits im Alter von nur 13 Jahren zog der Linksfänger zu Hause aus und wechselte ins Nachwuchsleistungszentrum der Adler Mannheim. „Ich wollte einfach ein gutes Torwarttraining haben und höherklassig spielen“, erklärt Bugl. „Ich war früh weg aus Landshut und in Mannheim in einer Gastfamilie mit Joshua Samanski und Leon Schuster. Es war natürlich nicht immer leicht, aber ich bin auch ein Mensch, der nicht so schnell Heimweh hat und habe regelmäßig mit meinen Eltern telefoniert.“

Ein Jahr später ging es an die RB Akademie nach Salzburg, wo der Torwart bis heute fängt und auch noch seinen Spitznamen Boggie erhielt. „In Salzburg hatte ich überhaupt keine Probleme mehr mit Heimweh, ich war ja bereits ein Jahr lang auf mich alleine gestellt und hatte nun auch meine Teamkameraden immer in Reichweite. Die Infrastruktur in Salzburg ist perfekt mit der Akademie und den Trainern. Dort haben wir auch eine Kraftkammer mit Geräten und extra Möglichkeiten für Goalies. Was auch immer gut ist, sind die verschiedenen Kameraeinstellungen beim Training, mit denen die Torwarttrainer gute Analysen machen können.“

BILDBYRÅN/Roland Mühlanger


In der laufenden Saison spielte Bugl für den EC Salzburg einmal in der ICEHL, jedoch hauptsächlich in der AlpsHL. „In dieser Liga muss man unterscheiden: Es gibt Farmteams mit meist relativ jungen Spielern, die sehr schnelles und hartes Eishockey spielen und viel laufen. Es gibt aber auch eigenständige Mannschaften aus Österreich oder Italien, die auch ältere Spieler und Veteranen haben. Da sind auch ehemalige NHL- oder KHL-Spieler dabei, die vielleicht nicht mehr so spritzig sind, aber dafür genau wissen, was sie machen müssen. Ich finde, es ist ein guter Mix, der als Übergang in eine Profi-Liga perfekt ist.“


Interesse aus der DEL  

Diese Profi-Liga könnte beispielsweise die DEL sein. „Die DEL ist eine gute Option“, findet Bugl, der bereits das Interesse von mehreren Teams geweckt hat. „Als Kind habe ich immer in die DEL aufgeschaut. Es ist ein Traum, einmal dort zu spielen. Mein Vertrag läuft aus, die DEL ist die nächste Anlaufstelle.“ 

In Stein gemeißelt ist übrigens nicht, dass Bugl zu Salzburgs Bruderteam EHC Red Bull München wechseln wird. „Es kann auch etwas anderes werden“, verrät der Torwart. „Ich muss genau schauen, wer Interesse zeigt und wo ich die besten Möglichkeiten habe.“


Teamspirit stärker als Superstars  

Die WM in Kanada diente Bugl nicht nur als schlagkräftiges Empfehlungsschreiben für seinen nächsten Arbeitgeber, denn: „Es ist jedes Mal eine große Ehre, dass man für sein Land spielen darf. Bei Weltmeisterschaften kommt dieser Nationalstolz immer wieder hoch. Bei der Hymne haben wir unsere Emotionen rausgelassen und alle zusammen gesungen. Das war für die deutschen Fans vor dem Fernseher, die lange wachgeblieben sind, um uns zu sehen, aber auch für die Zuschauer im Stadion, die uns mit Trikots und Fahnen unterstützt haben.“

Genau dieses Gemeinschaftsgefühl hätte Deutschland weit ins Turnier tragen sollen „Das offizielle Ziel war das Viertelfinale. Ich hatte von mehreren Spielern in der Mannschaft gehört, dass wir damit nicht zufrieden waren, sondern auch ins Halbfinale wollten.“

Die ultimative Triebfeder wäre der Teamgeist gewesen. „Der Zusammenhalt und Teamspirit war unsere große Stärke. Wir hatten in diesem Jahr keinen Stützle (Tim Stützle), Reichel (Lukas Reichel) oder Peterka (John Peterka). Das hat uns aber nicht geschwächt, sondern stärker gemacht, weil wir dadurch gezwungen waren, noch mehr zusammenzuarbeiten. Jeder musste für den anderen spielen. Das ist stärker als jeder Superstar!“

 

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