Alexander Ehl: Ein Youngster bahnt sich den Weg nach oben
Nach nur einer Saison in der DEL zählt Alexander Ehl bereits zu den tragenden Säulen in Düsseldorf. Mit EliteProspects Rinkside sprach der 21-jährige Landshuter über seinen Werdegang, den “Youth-Movement” bei der DEG und seine Ziele für die Zukunft.
Jedes Jahr gibt es in der DEL den “Rookie of the Year” und in der vergangenen Saison war dieser Spieler Florian Elias von den Adler Mannheim. Eine sehr starke U20-WM führte zu einer etwa stetigen Rolle im Kader der Adler, für die Elias drei Tore und neun Punkte in insgesamt 38 Spielen erzielte. Sicher scheint Elias eine vielversprechende Zukunft vor sich zu haben, aber einige Stimmen in der deutschen Eishockeyszene stellten die Frage, ob es nicht vielleicht einen anderen Rookie gab, der diese Auszeichnung mindestens genauso verdiente.
In der Beantwortung dieser Frage richteten sich einige Augen nach Düsseldorf, wo sich im zarten Alter von 21 Jahren Stürmer Alexander Ehl innerhalb einer Saison vom rohen Liganeuling zum durchschlagskräftigen Top-9 Stürmer etablierte. Mit statistischem Fortschritt durch die gesamte Saison landete er am Ende der Saison mit sechs Toren und 20 Punkten in 38 DEL-Spielen unter den Top-10 Scorer aller U-22 Spielern der DEL.
„Ja, ich war sehr zufrieden und selbst auch ein klein bisschen überrascht, dass es so gut funktioniert hat,“ erzählt der Rechtsschütze. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich direkt in eine gewisse Rolle schlüpfen durfte, also auch im Powerplay und Unterzahl gespielt habe.“
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Nun befindet sich der leicht unterdurchschnittlich große Spielmacher in seiner zweiten DEL-Saison und sein Arbeitgeber setzt ganz stark auf die Jugend. Im Sommer wurde das Budget der DEG gekürzt und der Erfolg des Teams wird nun sehr davon abhängen, wie gut die junge Mannschaft mit vielen deutschen Spielern ihre Arbeit verrichtet. Als Schlüsselspieler in dieser Konstellation ist auch Ehl geplant. Eine Aufgabe, die der Rechtsschütze im bisherigen Saisonverlauf gerecht wurde. In bislang acht Partien kam Ehl auf zwei Tore und drei Assist.
Ein Landshuter Bub durch und durch
Am 28. November 1999 wurde Alexander Ehl in der Eishockey-Traditionsstadt Landshut geboren. Aus der Eishockeyverrückten Kleinstadt in Niederbayern kamen schon viele deutsche Eishockeygrößen hervor, unter anderen Alois Schloder, Gerd Truntschka und Bernd Truntschka, Christoph Schubert, Tom Kühnhackl, Tobias Rieder und langjähriger NHLer Marco Sturm, der zurzeit als Co-Trainer der Los Angeles Kings im Einsatz ist.
Trotz dieser Eishockeygrößen in der direkten Umgebung fand Ehl sein Vorbild in einer russischen Eishockeylegende. „Als kleiner Junge habe ich immer Pavel Datsyuk bewundert und zugesehen. Wie der sich auf dem Eis bewegt hat, das war schon irre. Er ist schon eine Art Vorbild, aber beim Spielstil sind wir unterschiedlich.“
Ehl durchlief die komplette Nachwuchsabteilung des EV Landshut. Bereits als 15-Jährige spielte er für die DNL2-Mannschaft des Vereins. Als 16-Jähriger wurde er ein Schlüsselspieler für die DNL-Mannschaft. In derselben Saison bestritt er zudem die U18-WM für Deutschland, allerdings in der D1A-Gruppe, wo er drei Vorlagen in fünf Spielen beisteuerte.
In der nächsten Saison durfte er bereits in der ersten Mannschaft in der Oberliga mit auflaufen und seine erster Saison als Profi bereits mit 17 Jahren bestreiten. In 41 Spielen kam er dabei auf 38 Punkte (16 Tore, 22 Assists). In der Saison 18-19 konnte Ehl mit dem EV Landshut den Aufstieg in die DEL2 feiern. Mit 18 Punkten (sechs Tore, 12 Assists) in 15 Playoff-Spielen war der Stürmer einer der Erfolgsgaranten der Mannschaft. In der regulären Saison kam er auf 33 Punkte in 44 Spielen. Daraufhin folgte eine DEL2-Saison, in der er bereits bei der DEG unter Vertrag stand, allerdings zum EVL für die Mehrheit der Saison ausgeliehen wurde. Auch auf dem nächsten Level konnte sich der quirlige Stürmer durchsetzen. In 52 DEL2-Einsätze kam er auf 14 Tore und 17 Assists.
Ehl im Trikot des EV Landshut BILDBYRÅN/Pressefoto Baumann
„Auf alle Fälle war die Zeit als Profi in Landshut sehr positiv. Es war positiv, dass ich in Landshut so viel spielen durfte. Das war ein Schlüsselpunkt in meiner Entwicklung. Powerplay, Unterzahl, 5-gegen-3, 6-gegen-4 usw. Alles durfte ich spielen. Das macht schon viel aus,“ erklärt das Landshuter Eigengewächs.
Der “Youth-Movement” in Düsseldorf
In der abgelaufenen Spielzeit (20-21) lief Ehl dann tatsächlich für Düsseldorf in der DEL auf. In seinem Rookie-Jahr kam er in 36 Spielen auf 20 Scorerpunkte (sechs Tore, 14 Assists). Schon in der vergangenen Saison spielte Ehl mit einigen gleichaltrigen Spieler, welche die letzte Saison genutzt haben, um sich fest in der DEL zu etablieren, allen voran Stürmer Tobias Eder (23) und die beiden Torhüter Hendrik Hane (21) und Mirko Pantkowski (23). In dieser Saison kam eine ganze Reihe neuer Gesichter in dieser Altersklasse dazu, nämlich Verteidiger Luca Zitterbart (23), Niklas Heinzinger (21) und Nicolas Geitner (22) sowie Stürmer Mike Fischer (22), Jakob Mayenschein (24), Niklas Postel (23) und Cedric Schiemenz (22). Bis auf Heinzinger ist Ehl immer noch der jüngste dieser Gruppe.
Alexander EHL (li.) und Tobias Eder BILDBYRÅN/osnapix
So viel junge Spieler haben nur die wenigsten DEL-Mannschaften und definitiv nicht die Teams, die man für Meisterschaftsfavoriten hält. „Mich freut es, dass wir so viele junge Spieler im Team haben. Die sind alle besonders heiß, wollen sich beweisen und die viele Eiszeit, die man in Düsseldorf erhält, nutzen,“ erläutert Ehl, dessen 20-21 Saison für die Mehrzahl der jungen Mannschaftskollegen eine Art Vorzeigesaison darstellt.
„Das sieht man auch auf dem Eis. Wir haben viel Laufarbeit, wirken frisch. Die Veteranen und auch ich kümmern uns um die neuen Gesichter und helfen denen beim Eingewöhnen. Das Verhältnis ist super!“ Auch dies spricht erneut über die Verantwortung und Vorbildfunktion die der junge Stürmer bei der DEG bereits annimmt.
Viel Verantwortung im jungen Alter
Mit 21-Jahren zählt Ehl zu den jüngsten Spielern im Kader der DEG. Nichtsdestotrotz zählt der gebürtige Landshuter bereits zu den tragenden Säulen in Düsseldorf. Eine Verantwortung, mit der nur die wenigsten 21-Jährigen vertraut werden.
„Natürlich hat man einen gewissen Druck, aber ich freue mich eher darauf, dass ich schon in eine so wichtige Rolle schlüpfen darf,“ nimmt der Stürmer die Realität der Situation gelassen. „Ich bin eher glücklich, als das ich mich davor fürchte. Und in der vergangenen Spielzeit habe ich ja auch schon Verantwortung in Special Teams gehabt.“
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Für diese Saison hat sich der Stürmer bereits höhere Ziele gesetzt: „Da weiter machen, wo ich aufgehört habe,“ resümiert er. „Und noch ein Stück mehr Verantwortung übernehmen. Ich habe mir natürlich auch ein paar persönliche Ziele gesetzt, aber die sind nur für mich geheim. Allgemein, einfach noch viel auf dem Eis erreichen.“
In den ersten acht Partien der Saison bekam Ehl von Headcoach Harold Kreis im Schnitt 16 Minuten Eiszeit pro Spiel. Minuten, die sich viele andere Spieler in seinem Alter in der höchsten deutschen Spielklasse nur erhoffen können.
Unvergesslich ist bereits seine direkte Überzahl-Vorlage im Spiel gegen Augsburg auf Victor Svensson. Ein Zeichen von dem, was noch kommen mag?
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„Ich bin schon sehr zufrieden nach den ersten Spielen. Die 16 Punkte, die wir haben, sind schon gut. Wir werden von Spiel zu Spiel besser… kommen in Fahrt. Lernen kann man ja aus jedem Spiel. Das wollen und werden wir auch tun.“
Der Traum nach mehr
Auch seine Erfahrung im Trikot der deutschen Nationalmannschaft ist mit 56 Spielen längst reichlich. Neben den U18- und U20-WMs in der D1A, hat Ehl auch zahlreiche Testspiele im Herrenbereich absolviert. Diese Erfahrungen haben natürlich ihre Rolle in seiner Entwicklung gespielt: „In den Junioren-Bereichen ist es immer schön zu sehen, auf welchem Stand die Kollegen in den andern Ländern sind. Man kann sich vergleichen und messen. Das bringt einen sehr viel weiter,“ erzählt er über die internationalen Einsätze. „Ich durfte ja im letzten Sommer schon in der A-Nationalmannschaft ran und habe sogar doppelt getroffen. Das war eine großartige Erfahrung. Natürlich hofft man dann, dass das auch in Zukunft so weitergeht.”
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Dass Bundestrainer Toni Söderholm ihn auf dem Radar hat, wurde im vergangenen Frühling bereits klar und damit hat Ehl ein greifbares Ziel vor den Augen. Gerne aber gäbe es eine weitere internationale Möglichkeit in seiner Karriere und sowie junge deutschsprachige Profis wie Dominik Kahun und Pius Suter es in den letzten Jahren gezeigt haben, werfen Teams aus der NHL mittlerweile längst ein Auge auf die „Spätentwicklung“ von Spielern in Europa. Dass ein Gedanken dazu im Hinterkopf liegt, kann der junge Angreifer verständlicherweise nicht verleugnen: „Klar, natürlich schielt man immer in Richtung der NHL. Das ist ja im Grunde der Traum von jedem Eishockeyspieler,“ teilt er mit. „Aber bis es so weit ist, habe ich noch sehr viel Arbeit. Sollte sich diese Chance jemals ergeben, würde ich mich logischerweise sehr freuen.“
Das wäre eine erfreuliche Entwicklung, bleibt aber Zukunftsmusik. Für hier und heute gilt es, den steilen Weg nach oben weiter anzupeilen. Seine Rolle als Rechtsaußen für Mittelstürmer Alexander Barta und Linksaußen Brendan O'Donnell in der zweiten Reihe scheint genau die Richtige für ihn zu sein. Wie es bisher läuft, könnte man fast meinen, dass er allen Entscheidungsträgern zur letztjährigen Wahl des Rookie des Jahres Lügen strafen möchte.