NHL

Der Krake wurde freigelassen: Die Geschichte von Seattles NHL-Premiere

Die Seattle Kraken haben das erste NHL-Spiel ihrer Franchise-Geschichte knapp mit 3:4 bei den Vegas Golden Knights verloren. Außerdem störten die Pittsburgh Penguins die Banner-Zeremonie bei den Tampa Bay Lightning mit einem 6:2-Auswärtssieg.



Release the Kraken!  

„Release the Kraken!” ist ein bekanntes Film-Zitat aus „Clash of the Titans“ („Kampf der Titanen“, 2010) und beschreibt die Szene in der Zeus (Liam Neeson) seine Unterwasser-Bestie loslässt. Ein treffendes Bild, denn an diesem Dienstagabend (Ortszeit) wurden die Seattle Kraken auf die NHL losgelassen. Zum Auftakt aber hatte die 32. Franchise keine leichte Aufgabe und musste bei den Golden Knights, dem zweitjüngsten Klub und Favorit in der Atlantic Division antreten.

Und Vegas wäre nicht Vegas, hätte es diesen epischen Moment nicht entsprechend inszeniert. Über On-Ice-Projektionen war ein Krake zu sehen, der aus dem Meer auftauchte. Doch der goldene Ritter verwendete das Golden-Knights-Logo im Mittelkreis als Bannstrahl und ließ den Kraken zu Stein erstarren. „Es ist eine spektakuläre Stadt und sie haben eine tolle Show geliefert“, musste Seattles Stürmer Morgan Geekie anerkennen.



Eine gute Show mit erstarrten Kraken gab es dann auch auf dem Eis zu sehen, denn Vegas ließ keinen Zweifel an seiner Qualität: Chandler Stephenson drang über die Mittelspur in die Offensivzone ein, passte nach rechts auf Mark Stone, der scharf nach links zu Max Pacioretty, der gegen die Laufrichtung von Philipp Grubauer (26 Saves, 86,7 Prozent Fangquote) zum 1:0 traf (4.). Kurz darauf pressten die Golden Knights die Scheibe mit aggressivem Forechecking freiJonathan Marchessault übernahm, umkurvte Grubauer und vollendete mit der Rückhand aus der Nahdistanz zum 2:0 (7.). Mit Beginn des zweiten Durchgangs spielte Stone den nächsten gefährlichen Querpass im High Slot auf das Tape von Verteidiger Nicolas Hague, der sofort abzog. Pacioretty fälscht unmittelbar vor dem Tor noch mit dem Schlägerschaft zum 3:0 ab (27.).

Nach der Hälfte der Partie aber hatte sich Seattle gefunden und lieferte ein filmreifes Comeback: Nach einem Schuss von Vince Dunn lag der Puck frei im Slot, Ryan Donato reagierte am schnellsten und erzielte per Abstauber das erste Kraken-Tor der Geschichte. „Wir wussten, dass sobald wir ein Tor schießen würden, die anderen automatisch folgen würden“, sagte Donato. Nur 72 Sekunden später zog Jared McCann mit Dampf zum Tor und passte in den Slot, wo Vegas-Verteidiger Shea Theodore die Scheibe im Zweikampf unglücklich ins eigene Tor lenkte (33.). Im Schlussdrittel verblüffte dann Geekie nicht nur die Zuschauer und Kommentatoren, sondern auch Golden-Knights-Torwart Robin Lehner (28 Saves, 90,3 Prozent Fangquote) mit einem Torpedo vom rechten Bullykreis, der in den rechten Winkel zischte und auf 3:3 stellte (48.).

Stephen R. Sylvanie-USA TODAY Sports


Die Partie war also wieder völlig offen, doch ein Happy End für den Liga-Neuling sollte es nicht geben: Wieder operierte Stone mit einem Querpass und traf dabei den Schlittschuh von Stephenson, von dem die Scheibe ins Tor rutschte (49.). Ein regulärer Siegtreffer, denn Stephenson hatte seine Kufe nur in Position gestellt, nicht aber eine Kick-Bewegung ausgeführt.

Vegas‘ erste Sturmreihe mit Pacioretty (2-1-3), Stephenson (1-1-2) und Stone (0-3-3) kam kumuliert auf acht (!) Scorerpunkte, die zweite Linie mit Marchessault (1-0-1), William Karlsson (0-1-1) und Reilly Smith (0-0-0) auf zwei Punkte. „Ich finde, unsere beiden Top-Reihen waren außergewöhnlich stark heute und genau das mussten sie auch sein“, sagte Knights-Coach Peter DeBoer. „Wir waren heute dezimiert in unserer Aufstellung und mussten uns voll auf unsere Top-Spieler verlassen.“

Verteidiger Alex Pietrangelo spulte in seinem 800. NHL-Spiel satte 26:17 Minuten Eiszeit (davon 2:40 im Powerplay und 3:07 im Penalty Killing) ab – so viel wie kein anderer Spieler an diesem Abend. „Dieser Junge ist ein Biest“, sagte Stone über Pietrangelo, womit sich der Kreis dieser Geschichte schließen sollte.


Boyle erzielt nach 14 Monaten wieder ein NHL-Tor  

Zuvor hatten die Penguins für eine Überraschung in Tampa Bay gesorgt und die Banner-Zeremonie der Lightning gecrasht: Pittsburgh feierte auch ohne seine verletzten Superstars Sidney Crosby (Handgelenks-OP) und Yevgeni Malkin (Knie-OP) einen 6:2-Auswärtssieg. 

Im ersten Abschnitt blieben die Torhüter Andrei Vasilevsky (29 Saves, 90,6 Prozent Fangquote) und Tristan Jarry (26 Saves, 92,9 Prozent Fangquote) noch ohne Gegentor. Doch nur 12 Sekunden nach Wiederbeginn schlug es ein: Pens-Stürmer Danton Heinen nutzte einen Ausflug samt Fehlpass von Vasilevsky (21.) und erzielte damit das erste Tor der NHL-Saison 2021/22. Wenig später tauchte Brian Boyle frei vor dem Bolts-Tor auf und erzielte seinen ersten NHL-Treffer nach 14 Monaten Wartezeit. Boyle war in der Vorsaison ohne Vertrag, empfahl sich aber als Kapitän der Nationalmannschaft der USA bei der Weltmeisterschaft in Riga für ein Tryout in Pittsburgh und dann für einen Jahresvertrag bei den Penguins.

Kim Klement-USA TODAY Sports


Im dritten Drittel wurde es dann hektisch: Binnen 6:39 Minuten fielen sechs Tore. Abwechselnd trafen Pittsburgh und Tampa ins Tor. Erst traf Dominik Simon (52.) zum 3:0, was dazu führte, dass Tampas Headcoach Jon Cooper seinen Goalie schon frühzeitig für einen sechsten Feldspieler vom Eis nahm. Dieser Plan schien aufzugehen denn Anthony Cirelli traf in der 55. Minute zum 3:1. Kurz darauf (55.) erzielte Teodors Blugers allerdings das 4:1 per Empty-Net. Tampa wollte noch nicht aufgeben und nahm Vasilevsky erneut vom Eis. Dieses Mal war es Alex Killorn, dem der Anschlusstreffer zum 4:2 gelang. Die Penguins konnten mit zwei weiteren Empty-Net-Toren durch Evan Rodrigues (58.) und Bryan Rust (59.) jedoch alles klar machen.



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