Montreal ist nicht zu stoppen: Toffolis OT-Tor macht den Sweep perfekt
Der erste Teilnehmer am Stanley Cup Halbfinale steht fest: Die Montreal Canadiens machten den Sweep (4:0-Serien-Sieg) gegen die Winnipeg Jets perfekt. Gute Chancen auf die nächste Runde haben nun auch die New York Islanders, die bei den Boston Bruins gewannen.
Canadiens seit 437:53 Minuten ohne Rückstand
Der Lauf der Montreal Canadiens scheint unwirklich zu sein: In der Stanley Cup First Round stand das punktemäßig schlechteste Playoff-Team nach einem 1:3-Serien-Rückstand gegen die Toronto Maple Leafs schon vor dem Aus. Seitdem aber gerieten die Habs kein einziges Mal mehr in Rückstand (437:53 Minuten!) und gewannen in Folge dessen sieben Spiele in Folge. Jüngst auch Spiel 4 in der Stanley Cup Second Round gegen die Winnipeg Jets, was den Sweep perfekt machte.
Beim 3:2-Erfolg n.V. legte Montreal erneut stark vor: Im Powerplay täuschte Erik Gustafsson eine Schlagschuss-Direktabnahme an, stoppte den Puck aber und beförderte ihn dann per Handgelenksschuss durch den Verkehr und über den linken Pfosten zum 1:0 ins Tor (9.). Anders als die Canadiens hatten die Jets immer wieder Probleme, aus der eigenen Zone zu kommen. Das nutzten die Habs zur 2:0-Führung zur ersten Pause, als Artturi Lehkonen einen Schuss von Brett Kulak abfälschte (20.).
„Wir haben es einfach nicht geschafft, das erste Tor zu schießen“, haderte Winnipegs Kapitän Blake Wheeler. „Das ging schon die ganze Serie so und hat insbesondere ihren Top-4-Verteidigern in die Karten gespielt. Sie sind groß und schwer und haben die Pucks immer wieder gut aus der Zone geworfen. Sie spielen momentan einfach auf einem hohen Level. Das muss man ihnen lassen.“
Im zweiten Abschnitt aber kamen die Jets noch einmal zurück. Verteidiger Logan Stanley schnürte einen Doppelpack, traf erst von links unter die Latte (22.) und dann von rechts in den rechten Winkel (26.). „Wenn ein Team mit dem Rücken zur Wand steht, dann bringt es noch einmal seine beste Leistung“, sagte Habs-Abwehrmann Shea Weber. „Es ist immer das schwerste Spiel zu gewinnen. Du willst ihnen nicht zu viele Chancen geben, denn die Vergangenheit hat schon gezeigt, dass sich Dinge schnell drehen können.“
Gesagt getan, denn Montreal blieb trotz des Ausgleichs überlegen, was sich gerade auch anhand der Chancen messen ließ: 13:4 Torschüsse im zweiten sowie 14:5 Schüsse im dritten Durchgang waren ein starkes Signal.
Auch in der Overtime (3:0 Schüsse) hatten die Canadiens die Nase vorne und tüteten den Sieg nach nur 99 Sekunden ein: Nick Suzuki war an der rechten Bande nicht zu bändigen, Cole Caufield übernahm die Scheibe und spielte einen Querpass vor den linken Pfosten, wo Tyler Toffoli direkt abnahm und zum 3:2 n.V. traf (61.).
„Ich denke, das war definitiv eines der wichtigeren Tore“, unkte Toffoli hinterher. „Es macht momentan einfach Spaß. Wir machen einen guten Job, und es fühlt sich so an, als ob wir alle als Einheit spielen.“
Im Stanley Cup Halbfinale werden die Canadiens auf den Sieger der Serie zwischen den Colorado Avalanche und den Vegas Golden Knights treffen. Egal, wie der Gegner heißen wird, er dürfte gewarnt sein: Montreal ist seit 437:53 Minuten ohne Rückstand, gewann sieben Playoff-Spiele in Folge und jagt damit seine eigenen Franchise-Rekorde (488:38 Minuten ohne Rückstand in 1960, elf Siege in Serie in 1993). In beiden diesen Jahren gewannen die Habs übrigens am Ende den Stanley Cup. „Wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben“, sagte Trainer Dominique Ducharme. „Wir freuen uns auf die Möglichkeit, wissen aber auch, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben“, ergänzte Torwart Carey Price.
Vorteil Islanders – trotz 19:44 Schüssen
In der engen Serie zwischen den Boston Bruins und den New York Islanders sind die Isles mit einem 5:4-Auswärtssieg in Spiel 5 mit 3:2 in Führung gegangen und stehen damit kurz vor dem Einzug ins Stanley Cup Halbfinale.
In einer physisch geführten Partie (37:38 Checks) setzte Boston mit 44 Torschüssen auf Quantität, New York mit gerade einmal 19 Schüssen aber auf gnadenlose Effektivität samt einem tödlichen Powerplay (3/4).
Während bei den Bruins erneut die Top-Reihe um David Pastrnak (2-1-3), Patrice Bergeron (0-1-1) und Brad Marchand (1-1-2) glänzte und für drei der vier Treffer verantwortlich zeichnete, waren für die Islanders fünf verschiedene Torschützen erfolgreich: Mathew Barzal (1-1-2), Kyle Palmieri (1-0-1), Josh Bailey (1-1-2), Jordan Eberle (1-1-2) und Brock Nelson (1-0-1).
Bei Boston brachen mit Brandon Carlo und Kevan Miller nicht nur zwei physisch starke Defensivverteidiger weg, sondern auch zwei wichtige Penalty Killer. Das sollte sich rächen, zumal New Yorks Powerplay heiß lief. „Wir nehmen, was wir kriegen können“, sagte Barzal. „Unser Powerplay war in den Playoffs ziemlich konstant und hat uns schon in vielen Spielen geholfen, egal ob es darum ging, in Führung zu gehen oder ins Spiel zurückzukommen.“
In der zweiten Pause wechselten die Bruins beim Stand von 2:4 den Torwart: Tuukka Rask (zwölf Saves, 75 Prozent Fangquote) machte Platz für Jeremy Swayman (zwei Saves, 66,7 Prozent). „Er war nicht er selbst, nicht bei 100 Prozent“, erklärte Bostons Trainer Bruce Cassidy diese Maßnahme. Die B’s probierten trotz eines 2:5-Rückstands noch einmal alles (18:3 Schüsse im dritten Drittel) und kamen gegen den gut aufgelegten Semyon Varlamov (40 Saves, 90,9 Prozent Fangquote) noch einmal auf 4:5 heran. „Varly hat den Sturm für uns überstanden“, lobte Bailey seinen Schlussmann, denn der Ausgleich sollte nicht mehr fallen. „Es ist frustrierend“, sagte Doppelpacker Pastrnak. „Ich denke, dass wir die bessere Mannschaft waren, aber es sollte einfach nicht für uns laufen. Wir müssen das jetzt so akzeptieren und uns für Spiel 6 vorbereiten.“
Eben dieses Spiel 6 findet in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (1.30 Uhr MESZ) auf Long Island statt. „Wir werden bereit sein“, versprach Cassidy.