BILDBYRÅN/edited
DEL

Alexander Blank: Ein Krefelder Junge mit Berliner Schnauze

Die Krefeld Pinguine stecken im Saisonendspurt in der DEL mitten im Abstiegskampf. Ein Abstieg würde insbesondere Alexander Blank hart treffen: Das 20-jährige Sturm-Talent trägt den KEV im Herzen und will alles geben, um dieses Szenario zu verhindern. Mit Elite Prospects Rinkside sprach Blank über Vergleiche mit seinem Vater, eine bittersüße U20-WM und die mentale Belastung im Abstiegskampf.



Die Ausgangslage ist brenzlig: Mit nur 48 Punkten und einem Punktequotienten von 1,143 sind die Krefeld Pinguine Letzter in der DEL. Da sich die Liga und ihre 15 Klubs auf einen Absteiger geeinigt haben, bleiben dem KEV nur noch 14 Spiele, um den Super-GAU abzuwenden und die Rote Laterne noch abzugeben.

„Ich persönlich habe seit der Februar-Pause nicht ein einziges Mal auf die Tabelle geschaut. Ich versuche, nicht darauf zu achten“, sagt Alexander Blank im Gespräch mit Elite Prospects Rinkside. „Wir dürfen jetzt nicht anfangen, zu rechnen. Wir sollten einfach spielen und versuchen zu gewinnen. Solange du gewinnst, ist es egal, wie die anderen spielen.“

K

Alexander Blank will sich von der momentanen Tabellensituation nicht verunsichern lassen BILDBYRÅN/Eibner


Für die Spieler in der Seidenstadt ist es eine außergewöhnliche Drucksituation. Vielleicht eine ganz besondere für Blank, der diese als 20-Jähriger stemmen muss. „Natürlich“, sagt er, „aber es ist auch für ältere Spieler eine belastende Situation. Wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen und müssen noch das Beste rausholen. Es sind noch genug Punkte zu holen.“


Ein Playmaker mit viel Selbstvertrauen  

Blank gilt als Spieler mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Das sieht er selbst auch so. „Ich war schon immer jemand, der gerne das Spiel auf sich genommen hat. Durch Selbstbewusstsein sind viele Dinge auf dem Eis leichter umzusetzen.“ Das spiegelt sich auch in seiner Spielweise wider. „Ich komme nicht über das Checken oder das Tiefspielen – ich möchte mit der Scheibe spielen“, erklärt der Stürmer. „Ich würde sagen, dass ich ein Spielmacher bin. Ich suche eher den Pass als den Schuss und denke, dass ich ein schlauer Spieler bin, der versucht, seine Mitspieler so anzuspielen, dass sie ein Tor schießen können.“

Alexander Blank

Alexander Blank strahl vor Selbstbewusstsein und das widerspiegelt sich in seinen Spielmacherqualitäten BILDBYRÅNIosnapix


Nach 36 DEL-Spielen in der laufenden Saison kommt der 1,81 Meter große und 81 Kilogramm schwere Linksschütze auf elf Scorerpunkte (vier Tore, sieben Assists). „Das könnte besser sein“, sagt Blank selbstkritisch. „Ich schaue aber nicht so sehr auf die Punkte, sondern eher auf mein Spiel. Gerade als junger Spieler ist die Entwicklung in diesem Bereich wichtiger. Ich habe dieses Jahr nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Ich möchte aber meine Beine noch schneller bewegen, nicht mehr so viel gleiten und öfters mal einen Verteidiger überlaufen.“ 

BILDBYRÅNI/Eibner


Obwohl Blank erst 20 Jahre jung ist, hat er bereits 81 DEL-Spiele (10-14-24) in seiner Vita stehen: „Ich denke schon, dass das viel DEL-Erfahrung für einen jungen Spieler ist. Das können nicht viele behaupten. Aber wirklich erfahren ist für mich jemand, der schon über 200 Spiele hat.“


Ein prominenter Vater  

Das Talent für den Eishockeysport bekam Blank in gewisser Weise in die Wiege gelegt. Er ist der Sohn von Boris Blank (43), der 921-mal in der DEL für die Moskitos Essen, Eisbären Berlin, Kölner Haie, Krefeld Pinguine und Iserlohn Roosters spielte (172-353-525). 

Alexanders Vater, Boris Blank absolvierte Spiele in der DEL

Alexanders Vater, Boris Blank absolvierte 921 Spiele in der DEL BILDBYRÅN/Eibner


„Andere Kinder wollten mit Playmobil oder Lego spielen, ich mit Schläger und Puck. Es gibt Fotos, da bin ich vielleicht drei Monate alt und war schon mit Puck und Schläger im Babybett gelegen. Ich habe also schon früh angefangen“, lacht Alex Blank. „Ich war schon immer begeistert von dieser Sportart, bin mit dreieinhalb Jahren in Krefeld in die Laufschule gegangen.

Alexander Blank als Zweijähriger mit einem abgeschnittenen Schläger seines Vaters

Alexander Blank als Zweijähriger mit einem abgeschnittenen Schläger seines Vaters Privat


Die Blanks sind eine Eishockey-Familie durch und durch. „Auch meine Mutter und meine Schwester sind Eishockey-begeistert“, berichtet Alex Blank. „Mein großes Vorbild war natürlich mein Vater. Ich habe immer bei ihm zugeschaut und versucht, seine Moves nachzumachen. Er hat früher auch lieber gepasst als geschossen, war aber ein anderer Spielertyp, eher der harte Arbeiter. Wegen ihm habe ich mich auch für die Nummer 24 entschieden. Es ist mir eine Ehre, das weiterzuführen.“

Für Alexander Blank ist es eine Ehre mit derselben Nummer als sie sein Vater damals getragen hat, aufzulaufen

Für Alexander Blank ist es eine Ehre mit derselben Nummer, als sie sein Vater damals getragen hat, aufzulaufen BILDBYRÅN/Stefan Ritzinger



„Krefeld ist meine Heimat. Ein Abstieg würde mir sehr wehtun.“ 

Geboren wurde Blank übrigens in Berlin, seine Heimat aber ist Krefeld. „Irgendwie bin ich auch in Berlin heimisch. Mein Vater sagt immer, ich hätte eine Berliner Schnauze. Aber natürlich ist Krefeld meine Heimat. Solange ich mich erinnern kann, war ich immer dort. Die Pinguine liegen mir sehr am Herzen. Es wäre sehr hart, wenn wir absteigen würden. Es ist mein Heimatverein – das würde mir sehr wehtun. Ich bin schon als Kind immer in der Kabine herumgeflitzt, war jeden freien Tag dort und habe meine Ferien da verbracht. Auch wenn ich heute noch in die Kabine komme, ist es wie in meiner Kindheit. Das verbindet.“

Eng verbunden ist auch der Name Blank mit den Pinguinen. „Die Leute in Krefeld kennen den Namen Blank. Der Sohn wird mit dem Papa verglichen. Ich möchte aber meine eigenen Spuren hinterlassen und für meine eigene Leistung anerkannt werden“, betont Alex Blank.


Stillstand an der RB-Akademie  

Nach seiner Ausbildung beim KEV wechselte der Filius für zwei Jahre an die RB-Akademie nach Salzburg. „Als ich 14 Jahre alt war, habe ich gedacht, dass es besser wäre, in einem Internat zu spielen. Alle haben von der Akademie in Salzburg geschwärmt. Als ich dorthin gewechselt bin, ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, erinnert sich Blank. Doch die hohen Erwartungen wurden in Österreich nicht erfüllt: „Es war alles andere als leicht da. Ich bin nicht gewachsen, auf der Stelle getreten und habe mich nicht weiterentwickelt. Es war eine lehrreiche Zeit, die ich nicht misse möchte, aber wirklich nach vorne gebracht hat sie mich nicht.“

Es folgte die Rückkehr nach Deutschland – zu den Roosters, wo Vater Boris als U20-Trainer arbeitete. „Ich war in einem Loch. Mein Papa meinte, dass ich zu ihm nach Iserlohn kommen soll, er würde mich aufbauen und mit mir arbeiten. Ich habe dann erstmal in der U17 gespielt und mir dann in der U20 noch mehr Selbstvertrauen geholt.“


DEL-Debüt am Seilersee – Rückkehr in die Seidenstadt  

Ein Jahr später, in der Saison 2019/20, war es dann soweit: Blank gab sein DEL-Debüt für die Iserlohn Roosters. „Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen: Ich hatte im Januar ein, zweimal bei den Profis mittrainiert und dem Trainer hatte das gefallen. Nach der Februar-Pause war der Playoff-Zug schon abgefahren und es hatten einige Stürmer gefehlt. Also hat mich der Trainer mitgenommen, damit ich ein wenig DEL-Luft schnuppern kann. Mein Debüt war dann am Seilersee, in einer der lautesten Hallen in der Liga. Das war super!“

Alexander Blank im Trikot der Iserlohn Roosters

Alexander Blank im Trikot der Iserlohn Roosters BILDBYRÅN/Eibner


Nach neun Einsätzen in seiner Debüt-Saison ging es zurück nach Krefeld. Bei den Pinguinen spielte der Angreifer zunächst in der U20 und beim KEV in der Oberliga, bevor er auch in der DEL wieder ran durfte. In 36 Spielen machte er mit einer 6-7-13-Ausbeute auf sich aufmerksam. Darunter natürlich auch sein erstes DEL-Tor. „Ich erinnere mich immer wieder gerne daran. Es war gegen Düsseldorf, ein Nachschuss. Da freut man sich nur – es war Gänsehaupt pur!“


Bittersüße WM mit der U20  

In genau dieser Saison 2020/21 wurde Blank auch zum Nationalspieler, debütierte aber nicht etwa in den Junioren-Teams, sondern direkt in der A-Nationalmannschaft. „Zuvor wurde ich nie eingeladen, dann durfte ich in der WM-Vorbereitung ran. Es war nur kurz, aber ich habe jede Minute genossen. Es ist eine riesengroße Ehre, für die Nationalmannschaft zu spielen“, blickt Blank zurück. 2021/20 kam dann der Anruf von der U20-Auswahl: Es ging zur Weltmeisterschaft nach Edmonton. „Es war ein krasses Gefühl, in einer NHL-Halle zu spielen. Es war ein Erlebnis, das du nie vergisst“, sagt Blank. 


„Die Emotionen sind kaum zu beschreiben“ 

Er selbst wurde im Spiel gegen Tschechien zum großen Helden für Deutschland. Beim 2:1 n.V. erzielte Blank beide Tore. „Wir hatten eine super Truppe, jeder hat für den anderen gekämpft. Natürlich ist mir ein Stein vom Herzen gefallen: Mein erstes Tor für Deutschland und dann auch noch in so einem wichtigen Spiel. Der Siegtreffer in der Overtime war dann noch einmal ein komplett anderes Gefühl. Ich hatte selbst nicht erwartet, dass der Puck aus diesem Winkel reingehen würde. Die Emotionen sind kaum zu beschreiben.“


Die Euphorie aber erhielt nur zwei Tage später einen herben Dämpfer: Aufgrund zahlreicher Corona-Fälle wurde die WM abgebrochen. Für den deutschen Tross ging es nach Hause – für Blank allerdings nicht: „Ich wurde positiv getestet. Die anderen sind am 31. Dezember geflogen, ich war bis zum 8. Januar im Hotelzimmer isoliert.“


Erst Klassenerhalt und dann…?  

Die Infektion hat Blank überstanden. Jetzt ist er zurück in Krefeld und soll den Pinguinen bei der Mission Klassenerhalt helfen. „Meine Rolle ist gar nicht so leicht zu definieren“, sagt er. „Ich bin eher ein offensiver als ein defensiver Spieler. Unser Spiel ist aber sehr defensiv und auf Konter aufgebaut. Ich bekomme wieder mehr Eiszeit, spüre das Vertrauen und werde auch im Powerplay eingesetzt.“

Alexander Blank

Alexander Blank ist für den anstehenden NHL-Draft berechtigt BILDBYRÅN/Passion2Press


Beim anstehenden NHL Draft 2022 könnte Blank von NHL-Teams ausgewählt werden. „Ich mache mir darüber noch keinen Kopf. Ich bin voll fokussiert auf Krefeld und möchte so viel wie möglich gewinnen“, blendet Blank dieses Thema komplett aus. „Wir wollen noch so viele Punkte holen, wie möglich, um aus dem Abstiegskampf rauszukommen. Das ist nicht unmöglich!“




Das könnte Dich auch interessieren:
Analytics Wednesday: Josi und Seider unter den besten Bluelinern in der NHL
Plus Analytics Wednesday: Josi und Seider unter den besten Bluelinern in der NHL
Eishockey-Ausrüster CCM stoppt globale Marketingkampagnen mit Alexander Ovechkin
Eishockey-Ausrüster CCM stoppt globale Marketingkampagnen mit Alexander Ovechkin
Dieser Artikel ist über:
DEL Feature Stories Iserlohn Roosters Krefeld Pinguine Krefelder EV 1981 DEL Alexander Blank Boris Blank Boris Blank
Scoring Leaders