Analytics Wednesday: Aufschwung in Kalifornien – Ducks grüßen von oben
Jeden Mittwoch präsentiert Elite Prospects Rinkside eine Analyse zu einem aktuellen Thema aus der NHL. Am Analytics Wednesday geht es in dieser Woche um den Aufschwung in Kalifornien…
Eishockey in Kalifornien? Das war in der NHL bislang durchaus eine Erfolgsgeschichte: Die Los Angeles Kings feierten bereits zwei Stanley Cup Siege (2012 und 2014), die Anaheim Ducks wurden einmal Stanley Cup Champion (2007) und die San Jose Sharks holten immerhin einmal die Presidents‘ Trophy als bestes Team der regulären Saison (2008/09) und zogen einmal ins Stanley Cup Finale ein (2016).
In den letzten Jahren hat das kalifornische Eishockey jedoch deutlich an Schwung verloren: L.A. und Anaheim schaffte es dreimal in Folge, San Jose zweimal nicht in die Stanley Cup Playoffs. Schlimmer noch: Sowohl 2019/20 als auch 2020/21 bildeten die Kings, Ducks und Sharks jeweils die drei schlechtesten Teams in ihrer Division.
Nun aber scheint sich der Wind zu drehen: In der laufenden Saison haben Kings (14-11-5) und Sharks (15-14-1) reelle Chancen auf die Playoffs – die Ducks (17-9-6) grüßen in der Pacific Division sogar von oben. Woher also kommt der Aufwind in Kalifornien?
Anaheim Ducks: Der Zegras-Effekt
Den verblüffendsten Wandel gab es in Orange County: Anaheim, das die Vorsaison als schlechtestes Team der West Divison und Vorletzter der gesamten NHL abgeschlossen hatte, steht nun gleichauf mit den Vegas Golden Knights an der Spitze der Pacific Division.
Gary A. Vasquez-USA TODAY
Insbesondere in Sachen Offensive, Special Teams und auf Heim-Eis konnten sich die Ducks merklich steigern: 2020/21 stellte Anaheim noch die schlechteste Offensive (2,21 Tore/Spiel), das schlechteste Powerplay (8,9 Prozent Erfolgsquote) und die schlechteste Heim-Bilanz (6-18-4) in der gesamten Liga. Nun lesen sich genau diese Statistiken deutlich besser: Die Ducks erzielen 3,16 Tore pro Spiel, haben ein gefährliches Überzahlspiel von 26,7 Prozent und sind im Honda Center wieder eine Macht (10-4-3).
Die nun deutlich griffigere Offensive hatte auch positive Auswirkungen auf die Defensive: Den Gegentorschnitt konnte Anaheim von 3,16 auf 2,69 verbessern. Auch das Penalty Killing ist mit 85,5 Prozent deutlich stabiler unzuverlässiger als das Unterzahlspiel aus dem Vorjahr mit 79,9 Prozent.
Wie also hat die Mannschaft aus Orange County das geschafft? Zum einen tritt das Team von Cheftrainer Dallas Eakins mit mehr Selbstvertrauen auf, bringt mehr Scheiben zum Tor (im Schnitt 31,7 Torschüsse/Spiel statt 26,8 Schüsse/Spiel in der Vorsaison) und erhält mehr Unterstützung von zwei Gruppen: den erfahrenen Leistungsträgern und den jungen Talenten.
So steckten Veteranen wie Ryan Getzlaf (5-12-17), Adam Henrique (12-9-21) oder Jakob Silfverberg (8-8-16) in der Vorsaison in einem permanenten Formtief. Mit etwa der Hälfte an Spielen hat Getzlaf seine Vorjahres-Bilanz bereits übertroffen (1-20-21), auch Henrique (6-10-16) und Silfverberg (1-11-12) produzieren wieder zuverlässiger.
Gary A. Vasquez-USA TODAY
Den größten Einschlag haben aber die Top-Prospects: Der 20-jährige US-Boy Trevor Zegras (8-17-25) spielt eine herausragende Saison und sprüht vor Spielfreude. So setzte der Stürmer mit einer Michigan-Vorlage für Sonny Milano sogar einen neuen Trend. Auch der 24-jährige US-Amerikaner Troy Terry erlebte eine Form-Explosion und führt die Scorerwertung der Ducks mit einer 18-12-30-Ausbeute sogar an (Vorjahr: 7-13-20). Zwischenzeitlich hatte Terry sogar eine Scoring-Serie von 16 Spielen (12-10-22). Aktiv ist auch seine laufende Punkteserie von drei Spielen (3-1-4).
Aber auch Spieler wie Verteidiger-Talent Jamie Drysdale (19, 3-11-14), oder Angreifer Isac Lundeström (22, 7-9-16) schultern schon eine Menge Verantwortung.
L.A. Kings: Quick verleiht wieder Stabilität
Bei den Los Angeles Kings hat sich insbesondere das Secondary Scoring verbessert. In der Vorsaison war L.A. viel zu abhängig von Nummer-1-Center Anze Kopitar (13-37-50), hinter dem eine große Scoring-Lücke klaffte. Zwar ist der slowenische Mittelstürmer nun erneut Top-Scorer der Kings (9-18-27), doch erhält Kopitar nun mehr Unterstützung von Sturmkollegen wie Alex Iafallo (9-10-19), Adrian Kempe (12-5-17) oder Neuzugang Viktor Arvidsson (6-8-14).
Jasen Vinlove-USA TODAY Sports
Doch die Leistungssteigerung in der Stadt der Engel ist auch einem Routinier zwischen den Pfosten zu verdanken: Nach der Saison 2020/21 war Jonathan Quick von vielen schon abgeschrieben worden. Der 35-jährige US-Amerikaner hatte eine Fangquote von nur 89,8 Prozent und schien das Duell mit seinem acht Jahre jüngeren Landsmann Calvin Petersen (91,1 Prozent Fangquote) verloren zu haben. Doch 2021/22 ist ausgerechnet Quick wieder ein sicherer Rückhalt (2,19 Gegentore/Spiel, 93 Prozent Fangquote), während Petersen wackelte (3,1 Gegentore/Spiel, 89,3 Prozent Fangquote). Der zweimalige Stanley-Cup-Champion Quick gibt L.A. also die nötige Stabilität zurück.
Jonathan Quick bietet diese Saison einen starken Rückhalt für die Kings Jasen Vinlove-USA TODAY Sports
San Jose: Zurück zum „Sharks-Hockey”
In Nord-Kalifornien hat sich San Jose auf die alten Werte zurückbesonnen und spielt wieder „Sharks-Hockey“. Gemeint ist das aggressive und zermürbende Forechecking, gepaart mit laufintensivem Backchecking, das die Fins konsequent im Kollektiv betreiben. Genau diese DNA war Team Teal in den zwei Jahren zuvor allerdings komplett abhandengekommen. Trotz schmerzhafter Abgänge wie der von Vorjahres-Top-Scorer Evander Kane (Trade-Kandidat, aktuell strafversetzt beim San Jose Barracuda in der AHL) konnte San Jose schon einige Spiele gegen Top-Teams stehlen. Wohlgemerkt trotz zahlreicher Covid-Ausfälle und kaum vorhandener Tiefe in den Bottom-Six-Sturmreihen.
Darren Yamashita-USA TODAY Sports
Bemerkenswert ist auch, wie sich zuvor schwächelnde Schlüsselspieler erholt haben. Das dürfte allen voran für die beiden torgefährlichen Verteidiger Brent Burns und Erik Karlsson gelten. Auf beide Blueliner ist plötzlich wieder Verlass: Burns steigerte sich von 7-22-29 in der gesamten Vorsaison auf aktuell 2-15-17. Karlsson von 8-14-22 sogar auf 8-11-19.
Brent Burns findet zur alten Form Christopher Hanewinckel-USA TODAY Sports
Eine wichtige Bereicherung war auch Angreifer Jonathan Dahlen (24, 8-6-14), der zuvor Top-Scorer in der 2. Liga Schwedens wurde. Zum ultimativen Schlüsselspieler ist auch der Schweizer Power Forward Timo Meier aufgestiegen. Der 25-Jährige aus Herisau führt die Scorerwertung der Sharks mit einer 12-17-29-Bilanz an.