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Vasilevsky wird MVP – Kucherov: „Die NHL hat ihn bestohlen“

Torwart Andrei Vasilevsky wurde mit der Conn Smythe Trophy zum wertvollsten Spieler der Stanley Cup Playoffs 2021 ausgezeichnet. Der 26-jährige Russe bekam davon zunächst nichts mit, dann schoss Landsmann Nikita Kucherov gegen die NHL.


 

Die Auswahl an herausragenden Playoff-Performern war beim Stanley Cup Champion Tampa Bay Lightning groß: Top-Torjäger Brayden PointBrayden Point(14 Treffer) wäre genauso ein Kandidat gewesen wie Top-Scorer Kucherov (8-24-32), der nach einer Hüft-OP erst in den Playoffs zurückkehrte, aber spielte, als wäre er nie weggewesen. Doch den MVP-Titel sicherte sich zu Recht Vasilevsky. Die „russische Wand“ glänzte auf dem Weg zur Titelverteidigung mit einem Gegentorschnitt von 1,9 und einer Fangquote von 93,7 Prozent. Beim entscheidenden 1:0 in Spiel 5 feierte er den fünften Shutout in dieser Postseason. 

Apropos Entscheidungsspiel: In diesen ist auf Vasilevskiy Verlass wie auf keinen anderen Goalie: In den letzten fünf „Series-Clinching-Games“ lieferte der 26-Jährige immer einen Shutout. Angefangen im Stanley Cup Finale 2020, als sich die Bolts in Spiel 6 mit 2:0 gegen die Dallas Stars durchsetzten. Und auch in den Playoffs 2021 setzte sich diese unglaubliche Serie fort: Bei den entscheidenden Spielen in der First Round (4:0 gegen die Florida Panthers in Spiel 6), Second Round (2:0 gegen die Carolina Hurricanes in Spiel 5), im Halbfinale (1:0 gegen die New York Islanders in Spiel 7) und nun im Stanley Cup Finale (1:0 gegen die Montreal Canadiens in Spiel 5) war Vasilevskiy nicht zu überwinden – NHL-Rekord!


Vasilevskiy: „Die Conn Symthe Trophy ist nur zweitrangig“  

Als 17. Goalie in der NHL-Geschichte staubte Vasilevskiy die Conn Smyth Trophy für den Playoff-MVP ab. Zuletzt wurde Jonathan Quick von den Los Angeles Kings im Jahr 2012 diese Ehre zuteil.

„Ich konnte es kaum glauben“, sagte der stets in sich ruhende und eher introvertierte Vasilevsky hinterher. „Das ganze Team hat sich diese Trophäe verdient. Fünf Shutouts in den Playoffs, das wäre ohne meine Vorderleute nicht möglich gewesen. Es geht also nicht um mich, sondern um die Mannschaft.“

Als NHL-Commissioner Gary Bettman die Auszeichnung vergab, fühlte sich Tampas Torwart erst gar nicht angesprochen: „In so einem Moment denkst du nur an den Stanley Cup, da war die Conn Smythe Trophy für mich nur zweitrangig. Ich dachte auch, dass Kucherov sie bekommen würde. Ich habe es gar nicht gehört, meine Mitspieler haben mir dann gesagt, dass ich sie abholen soll.“

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Als Vasilvesky wenig später dann auch den Stanley Cup in die Höhe stemmen durfte, zeigte auch er große Gefühle, strahlte über das ganze Gesicht und drückte dem Heiligen Gral auf seiner Ehrenrunde gleich mehrere Küsse auf. Als die Feierlichkeiten auf dem Eis in der heimischen Amalie Arena noch in vollem Gange waren, griff der Russe dann zum Telefon: „Ich habe zuerst meine Eltern und dann meine Brüder angerufen und wollte diesen Moment mit ihnen teilen. Das ist eine Tradition. Leider konnten sie nicht hier sein, aber sie haben mir bis tief in die Nacht zugeschaut und ich habe ihre Unterstützung gefühlt.“


Hedman: „Er ist nicht von dieser Welt“  

Vasilevskis Mitspieler überschütteten ihren Goalie derweil mit Lob. Auch im alles entscheidenden Spiel 5 glänzte dieser mit Ruhe, tollen Saves und hielt dem Druck während einer Drangphase der Canadiens im zweiten Drittel sowie kurz vor Schluss bravourös stand.

„Er ist nicht von dieser Welt”, staunte Tampas Abwehrchef Victor Hedman einmal mehr über seinen Schlussmann. „Vasi ist ein Kämpfer. Ein Krieger. Er ist nie zufrieden und will immer noch besser werden und den Unterschied ausmachen.“ 

„Seine Arbeitseinstellung ist unglaublich“, attestierte auch Stürmer Pat Maroon. „Wie er die ersten Schüsse hält und dann auf die zweiten reagiert - deshalb ist er der beste Torwart in dieser Liga.“

„Vasi hat die Tür geschlossen“, lobte auch Kapitän Steven Stamkos. Trainer Jon Cooper stimmte mit ein: „Es ist beeindruckend, ihn zuzuschauen. Er ist der beste Goalie einer ganzen Ära und ein Luxus für uns, ihn zu haben.“


Kucherov berauscht: Ein Loblied an Vasilevsky und eine Menge Kritik an die NHL  

Als sich Kucherov zu später Stunde vor das Mikrofon setzte und offenbar nicht nur vom Triumph, sondern auch von ein paar Sieger-Bierchen berauscht war, sprudelte es nur so aus ihm heraus. Seine Aussagen im Wortlaut:

„Vasi war überragend. Er ist der MVP. Ich habe ihm das jeden Tag gesagt: Du bist der beste Spieler – und dann geben sie die Vezina (Vezina Trophy für den besten Torwart der regulären Saison, d. Red.) diesem Typen in Vegas (Marc-André Fleury, d. Red.). Auch im Vorjahr hat sie ein anderer bekommen. Das ist Bullshit Nummer 1! Vasi hat uns beide Stanley Cups geholt. Ich habe ihm das immer wieder gesagt, dass er der MVP und der verdammt Beste ist. Er hat uns im Spiel gehalten und schon wieder einen Shutout geliefert. Mehr kann ich nicht sagen. Er ist bescheiden, ein sehr bescheidener Junge. Er sagt immer ‚komm schon, hör auf, das zu sagen‘. Er möchte nicht, dass die Leute sagen, dass er der Beste ist. Er will mir beweisen, dass er der Beste ist. Mir. Aber ich weiß schon, dass er der Beste ist. Ich sage ihm immer: Vasi, das hast du mir schon vor einer verdammt langen Zeit bewiesen. Schon als ich 15 war hast du es mir bewiesen. Ich habe schon damals gesagt: Keine Frage, du bist der Beste. Er ist sehr bescheiden und arbeitet einfach immer weiter. Er wird jedes Jahr von der NHL bestohlen, weil er die Vezina nicht bekommt. Würde er irgendwo anders spielen, würde er die Vezina jedes Jahr gewinnen und wäre in den Geschichtsbüchern und dieses ganze Bla Bla Bla. Er ist der Beste.“


Gemeint war wohl Vasilevskis stoischer Spielstil, der zwar wenig spektakulär aussieht, aber viel Sicherheit ausstrahlt. Kucherov teilte übrigens nicht nur gegen die NHL aus, sondern erst gegen einen Mitspieler, der ihm eine Flasche Champagner auf das Podium stellte („Ich trinke Bud Light, keinen Champagner. Das ist der nächste Bullshit Nummer 1!“) und dann auch noch einmal ernst gemeint gegen die Anhänger der Habs: „Die Fans in Montreal haben nach dem letzten Spiel so getan, als hätten sie den Stanley Cup gewonnen. Willst du mich verarschen? Ich meine, willst du mich verarschen? Ihr Finale war das in der Serie zuvor.“


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