Draft

NHL-Draft-Serie: Haakon Hänelt

Am 23. (1. Runde) und 24. Juli (2. bis 7. Runde) findet der NHL Draft 2021 statt. EliteProspects Rinkside stellt in einer Serie die besten Talente aus Deutschland und der Schweiz vor. 



In dieser Ausgabe: Haakon Hänelt (Eisbären Berlin)  

Die wahrscheinlich besten Chancen, im NHL Draft 2021 ausgewählt zu werden, hat aus deutscher Sicht Haakon Hänelt. Der 18-jährige Stürmer von den Eisbären Berlin wird auf der „NHL Central Scouting“-Liste unter den europäischen Skatern auf Rang 56 gelistet. 

„Das freut mich riesig“, sagte Hänelt im exklusiven Gespräch mit EliteProspects Rinkside. „Ich hoffe, dass ich überhaupt, und wenn, dann so früh wie möglich gedraftet werde. Das ist der Traum eines jeden Eishockey-Spielers. Die Hoffnung ist groß, dass es passiert. Was ich mitbekommen habe, sind die Chancen wohl sehr hoch.“


Viele Gespräche und kniffelige Fragen  

Immerhin haben gleich mehrere NHL-Teams ihre Fühler nach dem deutschen Talent ausgestreckt. „Ich war mit einigen Klubs in Kontakt, habe vielleicht mit 17, 18 Teams gesprochen“, berichtet Hänelt. „In den Gesprächen werden Grundfragen gestellt. Zum Beispiel wie ich zum Eishockey gekommen bin, wie ich mich selbst auf und neben dem Eis einschätze oder was meine Eltern und ich so machen. Teilweise sind auch ein paar kniffelige Fragen dabei, mit denen sie deine Reaktion testen wollen. Dann wird analysiert, was für ein Typ du bist.“

Ein wirkliches Lieblingsteam hat der Linksschütze nicht. „Früher waren es die Detroit Red Wings, dann war ich mal Fan von den Toronto Maple Leafs. Ich schaue auch gerne die Montreal Canadiens“, zählt Hänelt auf. Für Letztere drückt er im Stanley Cup Finale 2021 natürlich die Daumen: „Ich schaue mir jeden Tag die Highlights an, wenn es geht, dann verfolge ich es sogar live. Ich hoffe, dass sie es noch drehen.“


Norwegischer Name und ein Faible für Schweden  

Hänelt wurde am 1. Juni 2003 in Berlin geboren. Sein Nachname ist deutsch, sein Vorname Haakon Frederik (gesprochen: „Hoh-kon“) eher nordisch. „Ich habe keine Wurzeln in Skandinavien“, erklärt er. „Aber meine Eltern lieben Skandinavien. Mein Bruder hat einen schwedischen Namen, ich einen norwegischen. Mein Vater (Hagen Hänelt) war selbst lange in Schweden, hat dort die Sprache gelernt und spricht fließend schwedisch. Auch ich selbst hatte ein Jahr Schwedisch-Unterricht, weil ich die Sprache für das Eishockey lernen wollte. Ich kann also ein paar Grundbausteine.“

Ausgebildet wurde Hänelt bis 2017 in der Heimat bei den Eisbären Juniors. „Das war etwas ganz Besonderes“, findet der Stürmer, der  daraufhin für drei Jahre an die RB Hockey Academie wechselte. „Es lag nicht an den Eisbären oder daran, dass mir das Nachwuchs-Programm nicht gefallen hätte. Es war vielmehr die Möglichkeit, an internationalen Turnieren in Schweden, Finnland oder Tschechien teilzunehmen. Das Level war höher als im deutschen Nachwuchsbereich. Ein anderer Grund war das Ansehen der Academie, denn dort waren öfters mal Scouts bei den Spielen, um einen zu beobachten.“


Im Schlafanzug in die Kabine  

Den Wechsel nach Österreich bezeichnet Hänelt als „sehr guten Schritt“ und erklärt, warum: „Das Leben dort war sehr gut. Von deinem Zimmer hattest du vielleicht fünf Minuten bis zur Eishalle. Du konntest also im Schlafanzug in die Kabine gehen. Im selben Internatsgebäude war auch die Mensa, man musste sich also nicht um Verpflegung kümmern. Auch gab es einen Arzt und Physios, die sich um dich gekümmert haben. Hinzu kamen weitere Trainingsmöglichkeiten wie die Shooting- und Skating-Range. Zudem gab es jeden Tag von 12 bis 14 Uhr freies Eis. Das haben wir meistens genutzt, um Drei-gegen-Drei-Spiele oder Schussübungen mit anderen Jungs zu machen.“

2020 folgte dann die Rückkehr in die deutsche Hauptstadt: Bei seinem Heimatklub Eisbären Berlin wurde Hänelt zum Profi. „Ich stand lange mit Berlin in Kontakt, auch während meiner Zeit bei RB. Ich wollte dann den Schritt ins Profi-Eishockey machen. Ich war der Meinung, dass ich mich so am besten weiterentwickeln kann, wenn ich mit gestandenen Profis spiele und trainiere. Das war das Beste, was mir passieren konnte.“


Deutscher Meister in der Premierensaison  

Bei den Eisbären schaute sich Hänelt gleich von mehreren Mitspielern etwas ab. „Pierre-Cédric LabrieZach BoychukParker TuomieMarcel Noebels und auch Frank Hördler, obwohl der ja gar kein Stürmer ist“, zählt Hänelt auf. „Ich habe viel gelernt und super viel mitgenommen. Da ist definitiv ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.“

Zumal der 18-Jährige gleich in seiner ersten Profi-Saison Deutscher Meister wurde. „Viel besser hätte es kaum laufen können. Natürlich war es schade, dass wir es wegen Corona nicht mit den Fans erleben konnten.“


Hänelt: „Ich bin eher ein Spieler, der auflegt“  

In 22 DEL-Spielen gelang Hänelt auch sein erstes Profi-Tor. In seinem 14. Spiel traf er beim 5:1-Auswärtssieg bei den Fischtown Pinguins in Bremerhaven. „Es war eine Erleichterung für mich, nachdem ich so lange nicht getroffen hatte“, erinnert sich Hänelt. „Es war super, ein tolles Gefühl. Die Jungs haben sich für mich gefreut. Der Puck hängt bei mir im Zimmer.“

BILDBYRÅN/Zink


Ein Assist gelang dem 1,83 Meter großen und 83 Kilogramm schweren Stürmer in der DEL noch nicht. Dabei ist genau das seine Paradedisziplin: „Ich bin eher ein Spieler, der auflegt, nicht so der Torschütze. Ich suche lieber meine Reihenkollegen, das war auch im Junioren-Bereich schon so. Ich hatte immer mehr Assists als Tore. Mir ist egal, wer die Tore schießt, mir macht das Auflegen genauso Spaß.“ Seine Stärken sieht Hänelt „im offensiven Spiel“, verbessern will er sich insbesondere noch „im Abschluss“.


CHL-Draft: Hänelt in der 1. Runde ausgewählt  

Eine schöne Bestätigung seiner Entwicklung und seines Talents erhielt Hänelt im CHL-Draft, wo er bereits in der 1. Runde an 25. Stelle von den Gatineau Olympiques aus der QMJHL ausgewählt wurde.

„Die Teams haben sich bei einem erkundigt. Ich habe dann einen Link zugeschickt bekommen, um den Draft zu verfolgen und habe ihn dann mit Yannick Proske (Stürmer bei den Iserlohn Roosters) angeschaut. Ich freue mich riesig darüber, zumal es auch eine tolle Organisation ist.“

Profi-Eishockey in der DEL für die Eisbären Berlin oder hochklassiges Junioren-Hockey in der QMJHL für die Gatineau Olympiques – Hänelt hat für die Saison 2021/22 gleich mehrere gute Möglichkeiten. „Die QMJHL wäre definitiv eine Option für mich. Mal schauen, ich werde es mit meinem Spielerberater und mit den Eisbären besprechen, wie sie das sehen. Ich würde auch gerne noch den NHL Draft abwarten und – falls ich gepickt werde – das dann auch mit dem NHL-Team absprechen.“

Den NHL Draft 2021 wird Hänelt während eines U-20-Lehrgangs in Füssen verfolgen – zusammen mit einem weiteren deutschen Kandidaten: „Wahrscheinlich werde ich mit dem Florian Elias aufs Zimmer gehen, damit wir es zusammen verfolgen“, blickt Hänelt voraus. „Ich hoffe das Beste!“



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