NHL

Doppelter OT-Blackout: Islanders erzwingen Spiel 7, Lightning verlieren auch Kucherov

Die New York Islanders sind dem Saisonaus in Spiel 6 des Stanley Cup Halbfinals noch einmal von der Schippe gesprungen. Beim 3:2-Heimsieg n.V. drehten die Isles einen 0:2-Rückstand und freuten sich über einen doppelten Blackout in der Overtime. Die Bolts bangen derweil um Top-Scorer Nikita Kucherov.


 

„Ehrlich gesagt hatte ich einen kleinen Blackout“, sagte New Yorks Siegtorschütze Anthony Beauvillier, der vor der tobenden Menge im Nassau Coliseum in einer blauen Spielertraube kaum mehr zu erkennen war. „Ich glaube, sie haben den Puck verloren, ich habe ihn reingemacht. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Ich war einfach so glücklich, habe geschrien und jeder ist auf mich draufgesprungen. Es war ein überragendes Gefühl. Ich könnte kaum glücklicher sein.“

Den Siegtreffer bekam Beauvillier regelrecht auf dem Silbertablett serviert. Tampa Bays Blake Coleman spielte im Aufbau einen unerklärlichen Querpass vor dem eigenen Tor. Die Scheibe aber kam bei Zielspieler Jan Rutta nie an, denn Beauvillier spritzte dazwischen und aus der Nahdistanz machte er seinen ersten Treffer nach elf torlosen Partien (61.). Es war der allererste Schuss in der Overtime, die gerade einmal 68 Sekunden jung war.

„Ich liebe diese Mannschaft und ihren Charakter“, jubelte ein stolzer Islanders-Trainer Barry Trotz. „Es hat nicht nur unseren Spielern, sondern vor allem auch unseren Fans hier alles bedeutet.“


Große Sorgen um Kucherov  

Für die Lightning war der Abend gleich doppelt bitter und begann schon nicht gerade verheißungsvoll: Playoff-Top-Scorer Nikita Kucherov (5-22-27) verletzte sich in seinem Wechsel, der insgesamt nur 46 Sekunden dauerte und auch noch extrem schmerzhaft war: Erst kassierte der 28-jährige Russe einen Crosscheck von Scott Mayfield, dann verletzte er sich bei einem Check gegen Mathew Barzal. Dass etwas schlimmeres passiert sein muss, war Kucherov anzumerken, trotzdem hielt der Stürmer noch die 14 Sekunden bis zur nächsten Unterbrechung durch, verschwand bei 2:22 gespielten Minuten in der Kabine und kehrte nicht wieder zurück.

„Es gibt keinen Ersatz für Kuch“, betonte Bolts-Kapitän Steven Stamkos. „Er spielt unglaubliche Playoffs für uns und ist in der Offensive und im Powerplay so tödlich für uns da draußen.“

Kucherov hatte nach einer Hüft-OP bereits die komplette reguläre Saison verpasst und war erst in den Playoffs zurückgekehrt. „Wir haben schon 56 Spiele ohne ihn gemacht“, erinnerte sich Tampas Trainer Jon Cooper. „Wir haben diesen Weg schon für vier Monate ohne ihn bestritten. Es ist also nichts Neues für uns.“

Als Go-To-Guy im Powerplay (4-11-17 in Überzahl) fehlte Kucherov bereits in Spiel 6. Wohl auch deshalb konnten die Lightning keinen Überzahl-Treffer erzielen (0/2). „Es stinkt, wenn du Kuch so früh im Spiel verlierst. Er hat für den Rest des Spiels gefehlt, wir haben aber gekämpft.“


Lightning gehen 2:0 in Führung  

Auch ohne Kucherov schaffte es Tampa Bay, mit 2:0 in Führung zu gehen: Brayden Point erzielte mit einem Rückhand-Abstauber das 1:0 (17.) und baute seine unglaubliche Tore-Serie damit auf neun Spiele aus. Zu einem neuen NHL-Rekord, den Reggie Leach im Jahr 1976 für die Philadelphia Flyers aufgestellt hatte, fehlt ihm nur noch ein Treffer in der nächsten Partie.

Eine weitere Bolts-Spezialität brachte dann den 2:0-Vorsprung: Ein geflippter Strech-Pass von Ondrej Palat landete im Lauf von Anthony Cirelli, der New Yorks Torwart Semyon Varlamov (22 Saves, 91,7 Prozent Fangquote) tunnelte (33.).

Andy Marlin-USA TODAY Sports



Barzal serviert: Islanders starten furioses Comeback  

Doch die Islanders steckten nicht auf und hielten sich selbst am Leben: Mathew Barzal legte zweimal mit viel Übersicht auf, erst für Jordan Eberle, der mit einem verdeckten Rückhandschuss traf (35.), dann für Verteidiger Mayfield, der sich offensiv einschaltete und den Puck über die Schulter von Andrei Vasilevsky (25 Saves, 89,3 Prozent Fangquote) über die Unterkante der Latte in den rechten Winkel schoss (52.).

„Wir wussten, dass wir das Spiel ausgleichen und gewinnen können“, sagte Varlamov. „Wir sind wirklich hart rausgekommen, haben ein starkes Drittel gespielt, waren gut im Forechecking und haben viele Chancen kreiert. Das hat sich am Ende für uns ausgezahlt.“

Auch weil in der Overtime erst Colemann einen Blackout bei seinem folgenschweren Fehlpass hatte, und dann auch Beauvillier glänzend reagierte, obwohl er offensichtlich selbst kurz weggetreten war.


Die Entscheidung fällt in Tampa  

Nun also muss Spiel 7 die Entscheidung bringen. Puck-Drop ist in der Nacht von Freitag auf Samstag (2 Uhr MESZ) in Tampa Bay, Florida. Beide Mannschaften sind nur noch einen Sieg vom Stanley Cup Finale entfernt.

Haben die Islanders nun Momentum, nachdem sie nach der 0:8-Klatsche in Spiel 5 ein Comeback in Spiel 6 aufs Eis legen konnten? Oder hält die Serie der Lightning, die seit 13 Playoff-Niederlagen das Folgespiel immer gewinnen konnten?

„Wir haben viele Spieler, die schon viele Playoff-Spiele absolviert haben und wir sind schon in verschiedenen Situationen nach Niederlagen zurückgekommen“, sagte Bolts-Hoffnungsträger Point. „Wir haben einen Führungskern mit vielen Veteranen, die unsere Köpfe oben hält. Ich weiß nicht, ob schon viele Spieler in einem Spiel 7 gespielt haben, aber wir versuchen es einfach als ein Spiel anzugehen. Es ist ein Do-or-Die-Spiel für beide Teams und es wird eine intensive Partie werden.“



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