Kim Klement-USA TODAY Sports
NHL

Historisches 8:0! Lightning fegen Islanders vom Eis

Klarer hätte die Angelegenheit in Spiel 5 des Stanley Cup Halbfinals zwischen den Tampa Bay Lightning und den New York Islanders kaum sein können: In einem 8:0-Blowout fegten die Bolts die Isles vom Eis und führen in der Serie nun mit 3:2. 


 

Für den inoffiziellen Titel „Mann des Tages“ bewarben sich gleich mehrere Lightning-Spieler. Kapitän Steven Stamkos (2-1-3) etwa, der erstmals seit sechs Spielen wieder traf. Oder Alex Killorn (2-1-3), der ebenfalls zum Doppelpacker avancierte. Oder Nikita Kucherov (0-3-3), der mit drei Torvorlagen ebenfalls ein Drei-Punkte-Spiel aufs Eis legte. Oder Brayden Point (1-1-2), der seine Torserie auf nun acht Spiele verlängerte (8-3-11). Oder doch Torwart Andrei Vasilevsky, der alle 21 Schüsse stoppte und seinen dritten Shutout in den Stanley Cup Playoffs 2021 feierte.

Trotz all diese Superlative blieb Tampa Bay nach diesem Kantersieg total auf dem Boden. „Am Ende ist es ein Sieg“, ordnete Bolts-Trainer Jon Cooper das Geschehene ein. „Es ist nicht die Höhe des Ergebnisses, sondern der Sieg, der zählt.“ Das war auf der anderen Seite nicht anders: „Am Ende des Tages hätten wir auch mit 0:1 in der zweiten oder dritten Overtime verlieren können und das Gefühl wäre das gleiche gewesen“, sagte Islanders-Trainer Barry Trotz. „Wir sind in der Serie mit 2:3 im Rückstand, fahren jetzt nach Hause und müssen uns das Recht verdienen, weiterspielen zu dürfen.“


Tampa stellt die Weichen schon im 1. Drittel  

Ein großes Ausrufezeichen und ein deutlicher Fingerzeig war dieses 8:0 trotzdem. Zumal die Lightning einen Bilderbuchstart erwischten, das erste Drittel mit 19:5 Torschüssen klar dominierten und bereits nach 45 Sekunden in Führung gingen: Killorn wollte nach einem Querpass von Stamkos eigentlich schießen, doch der Puck prallte zurück auf die Kelle von Stamkos, der sich aus linker Position nicht lange bitten ließ (1.). Nach einem Turnover in der New Yorker Zone hatte Tampa plötzlich eine 2-auf-1-Situation in der Yanni Gourde auf Barclay Goodrow querlegen wollte, doch Andy Greene lenkte die Scheibe unglücklich durch die Beine von Goalie Semyon Varlamov ins eigene Tor (12.). Und dann war es noch Killorn, der einen Schuss von David Savard im Verkehr vor dem Tor erfolgreich zum 3:0-Pausenstand abfälschte (16.).

Für Isles-Starter Valamov (13 Saves, 81,3 Prozent Fangquote) war der Arbeitstag nach 15:27 Minuten bereits beendet. Backup Ilya Sorokin (21 Saves, 80,8 Prozent Fangquote) ersetzte ihn, doch auch er konnte die Blutung nicht stillen.


Der Frust wächst: Islanders kassieren viele Strafen – und viele Tore  

Zumal der Frust bei den Gästen aus New York stetig anstieg und sich in zahlreichen Strafen (57:28 Strafminuten) entlud. Die Lightning konnten so für oft und lange ihr gefürchtetes Powerplay aufs Eis schicken (3/6) und bauten die Führung aus. In Überzahl traf Stamkos per Direktabnahme vom linken Bullypunkt zum 4:0 (26.). Daraufhin fälsche Ondrej Palat den nächsten Savard-Schuss gegen die Laufrichtung von Sorokin zum 5:0 ins Tor ab (36.). Die nächste Deflection lieferte Killorn im Powerplay und lenkte einen Schuss von Victor Hedman ins Ziel – 6:0 (38.).

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Als die zweite Pausensirene ertönte, brannten bei Islanders-Superstar Mathew Barzal die Sicherungen durch: Nach einem kurzen Wortgefecht mit Jan Rutta teilte Barzal einen Crosscheck ins Gesicht aus. Rutta blieb verletzt auf dem Eis liegen und sollte im dritten Drittel nicht wieder zurückkehren.


Acht Tore in acht Spielen: Points unglaubliche Serie  

Die Bolts starteten also mit einem fünfminütigen Powerplay in den Schlussabschnitt und erhöhten sogleich auf 7:0: Point nahm zwischen den Bullypunkten direkt ab und verlängerte seine Serie. Acht Spiele in Folge traf der Center immer und liegt damit nur noch zwei Treffer entfernt vom NHL-Rekord, den Reggie Leach im Jahr 1976 für die Philadelphia Flyers aufgestellt hatte. „Ich denke nicht darüber nach“, sagte Point. „Es sind Playoffs, da bedeuten persönliche Statistiken gar nichts. Es geht nur um Siege. Es geht nicht ohne deine Teamkollegen. Viele meiner Tore sind nach großartigen Vorlagen passiert, also ist auch das ein Erfolg der Mannschaft.“

Den Schlusspunkt setzte Luke Schenn, der aus dem rechten Eck von der blauen Linie abzog. New Yorks Verteidiger Ryan Pulock wollte blocken, lenkte den Puck aber mit seinem Schlittschuh ins eigene Tor (53.).


Erfahrene Lightning geben immer eine Antwort  

„Wir sind nicht gut mit dem Puck umgegangen, egal ob an unserer blauen Linie, in der neutralen Zone oder an ihrer blauen Linie. Wir haben viele Pucks hergeschenkt, und sie haben ein großartiges Umschaltspiel. Wenn du anfängst, ihnen solche Chance zu geben, dann wirst du dafür bezahlen“, anaylsierte Isles-Verteidiger Greene. „Wir müssen viele Dinge verbessern“, sagte auch Trotz nach der höchsten Playoff-Niederlage der Franchise-Geschichte. „Wir müssen jetzt unser bestes Spiel bringen, jeder einzelne Spieler in unserem Team. Wenn wir das schaffen, dann kehren wir noch einmal für ein Spiel 7 hierher zurück.“

Für Tampa Bay war es der höchste Playoff-Sieg ihrer Franchise-Historie. Doppelt so viele Torschüsse (42:21) und ein überwältigender 8:0-Heimerfolg kamen einer Machtdemonstration gleich. Die Lightning haben seit 2019 übrigens keine zwei Playoff-Spiele in Folge verloren und seitdem nach 13 Niederlagen immer mit einem Sieg geantwortet. „Das ist eine Einstellung, die schon bei unserem Torwart beginnt und sich durch die gesamte Mannschaft, über die Spieler bis hin zu den Trainern zieht. Wir alle haben die Fähigkeiten, Dinge zu korrigieren. Das geht mit unserer Erfahrung einher“, erklärte Bolts-Kapitän Stamkos. „Wir bereiten uns auf das nächste Spiel vor und wollen wieder unser bestes Hockey aufs Eis bringen.“

Spiel 6 ist ein Elimination Game und startet in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (2 Uhr MESZ) auf Long Island. Teams, die mit einer 3:2-Serienführung in ein Game 6 im Halbfinale gehen, haben eine 75,8-prozentige Chance aufs das Stanley Cup Finale (47:15).



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