Matthias Plachta: Von der Einfahrt auf die große Eishockey-Bühne
Im Leben von Nationalspieler Matthias Plachta von den Adlern Mannheim drehte sich alles um Eishockey. Auch deshalb schaffte es der Stürmer von der Einfahrt auf die große Eishockey-Bühne. Mit Eliteprospects Rinkside sprach der 30-Jährige über sein Jahr in Nordamerika, die WM in Riga und eine Reihe mit zwei Helikoptern.
Der Trophäenschrank von Matthias Plachta kann sich sehen lassen: 2015 und 2019 wurde er Deutscher Meister mit den Adlern Mannheim. 2018 war er Teil der legendären Nationalmannschaft, die bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang die Silbermedaille gewinnen konnte. 2021 schrammte er knapp am nächsten Edelmetall vorbei: Bei der WM in Lettland landete er mit Deutschland auf Rang vier.
„Ich glaube, wir können alle stolz darauf sein. Wir hatten einen Riesenspaß und sind auch deshalb weit gekommen. Alle haben alles in die Waagschale geworfen. Das konnte sich sehen lassen. Es hatte weniger etwas mit der individuellen Klasse eines einzelnen Spielers, sondern mit dem Willen als Mannschaft zu tun“, blickt Plachta mit ein wenig Abstand zurück. „Natürlich hätten wir uns auch gewünscht, dass es anders zu Ende gegangen wäre.“
Eine bittere Pille und zwei Helikopter
Im Halbfinale gegen Finnland (1:2) schoss der 30-jährige Stürmer das einzige Tor für Deutschland, das über weite Strecken sogar das bessere Team war, am Ende aber dramatisch ausschied. „Eine sehr bittere Pille“, sagt Plachta. „Man kann nicht oft sagen, dass eine deutsche Nationalmannschaft in einem WM-Halbfinale auf Augenhöhe oder sogar überlegen war. Wir können uns aber nichts vorwerfen. Am Ende gehört auch ein bisschen Glück dazu.“
Plachta spielte bei der WM in einer Reihe mit Markus Eisenschmid und Dominik Kahun. „Mit dem Eisi habe ich ja auch in Mannheim im Powerplay zusammengespielt. Wir verstehen uns auch außerhalb des Eises sehr gut. Das war sicherlich eine schöne Sache, vor allem wenn du noch so einen individuell starken Spieler in die Mitte stellst, der nicht umsonst in der NHL spielt. Man hat gesehen, dass der Domme ein Weltklasse-Spieler ist. Wir haben uns ganz gut ergänzt: Ich habe die Größe und die Masse in die Reihe gebracht, die anderen beiden sind blitzschnell und wendig wie ein Helikopter. Sie haben sich im Kreis gedreht und den Gegner mit ihren Cutbacks teilweise schwindelig gespielt. Das hat also ganz gut funktioniert.“
Eishockey-Familie Plachta: „In meinem Leben gab es nie etwas anderes!“
Dass der 1,84 Meter große und 90 Kilogramm schwere Stürmer auf der großen Eishockey-Bühne steht, wurde ihm ein Stück weit in die Wiege gelegt: Sein Vater Jacek Plachta spielte den Großteil seiner Karriere Eishockey in Deutschland, darunter 669 Spiele in der DEL. Während seiner Zeit beim EHC Freiburg kam dann Sohn Matthias zur Welt. „Wir sind nach zwei Jahren schon wieder weggezogen. Freiburg steht also in meinem Reisepass, doch ich habe keine wirkliche Verbindung zu dieser Stadt“, erklärt Plachta. Mit dem Eishockey-Sport ist er dennoch von Anfang an verbunden. „Ich war mein ganzes Leben in Eishallen unterwegs, bin von klein auf in Kabinen herumgerast und habe in der Einfahrt Hockey gespielt. In meinem Leben gab es nie etwas anderes!“
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Den Feinschliff in seiner Hockey-Ausbildung genoss Plachta dann schon bei den Jungadlern Mannheim. Trotz beeindruckender Scoring-Zahlen aber klopfte die NHL nicht für einen Draft bei ihm an. „Damals war es nicht gang und gäbe, dass NHL-Scouts nach Deutschland geguckt haben, es war also schwer. Der deutsche Markt ist erst in den letzten Jahren attraktiver geworden“, so Plachta.
Ein schweres Jahr in Nordamerika
Die Chance auf die NHL sollte sich dennoch im Alter von 24 Jahren für ihn auftun: 2015 unterschrieb er einen Entry-Level-Kontrakt bei den Arizona Coyotes.
„In dieser Saison hatte ich ein super Eishockey-Jahr. Ich musste den Sprung versuchen“, blickt Plachta zurück – wenn auch nicht mit ausschließlich guten Erinnerungen: „Für mich persönlich war es ein schweres Jahr. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Der Sprung in die NHL wurde mit leider verwehrt. Es ist schwer zu sagen, warum.“
Plachta lief im AHL-Farmteam Springfield Falcons auf (46 Spiele, zwei Tore, fünf Assists) und wurde kurz vor der Deadline zu den Pittsburgh Penguins getradet, wo er ebenfalls beim AHL-Ableger, den Wilkes-Barre/Scranton Penguins, spielte. Trotz sieben Scorerpunkten (zwei Tore, fünf Assists) in 20 Hauptrunden-Spielen sowie zwei Punkten (ein Tor, ein Assist) in zehn Playoff-Partien ging es für den Stürmer danach zurück nach Deutschland. „Ich habe trotzdem brutal viel gelernt, bin auch als Persönlichkeit sehr gewachsen. Es war also ein Schritt, den ich nicht bereut habe.“
Mission Meisterschaft mit Mannheim
Seit der Saison 2016/17 ist Plachta zurück in Mannheim und wurde ein Leistungsträger bei den Adlern sowie auch in der deutschen Nationalmannschaft. Der Linksschütze ist ein kompletter Stürmer, der mit Physis und Offensivwucht überzeugt. „Ich denke, ich bin ein zuverlässiger Spieler, der keine Risiken eingeht und verantwortungsvoll mit dem Puck umgeht. Im Alter bin ich auch als Spieler gewachsen. In Mannheim habe ich von Marcus Kink vorgelebt bekommen, was es heißt, als Leader voranzugehen.“
Das Ziel der Adler ist dasselbe wie jedes Jahr: die Meisterschaft. Dafür hat der Klub aus der Quadratestadt bereits aufgerüstet. Verteidiger Korbinian Holzer oder Stürmer Borna Rendulic sind die beiden prominentesten Neuzugänge. Plachta kennt bereits beide: Holzer (Plachta: „Ein unglaublicher Typ und emotionaler Leader“) von der Nationalmannschaft, Rückkehrer Rendulic (Plachta: „Ein lustiger Kerl, der mir sehr ans Herz gewachsen ist) war 2019/20 sein Teamkollege in Mannheim.
Bis die DEL im September in die neue Saison startet, gilt es für Plachta erst einmal abzuschalten. „Einfach nur entspannen, einmal weg vom Hockey und den Tank auffüllen“, lautet die Zielsetzung für die nächsten Tage. Ganz ohne Stick geht es aber auch im Urlaub nicht: Allerdings tauscht Plachta dann den Hockey- für einen Golfschläger.