Philipp Kurashev: Schweizer Feuerkraft mit russischen Wurzeln
Philipp Kurashev wurde 2018 von den Chicago Blackhawks in der vierten Runde an 120. Stelle gedraftet. EP Rinkside sprach mit dem 21-Jährigen über seine Rookie-Saison in der NHL, seine Zeit bei den Quebec Remparts in der QMJHL und seine Eishockeyfamilie.
Drei coole Jahre bei den Remparts
Kurashevs Eishockeykarriere nahm so richtig Fahrt auf nach seinem Wechsel in die QMJHL. 2017 sicherten sich die Quebec Remparts die Dienste des jungen Schweizers und es folgten drei Jahre im französischsprachigem Kanada. An diese Zeit erinnert er sich gerne: „Ich habe drei sehr coole Jahre in Quebec verbracht. Ich hoffe, all die Freunde, welche ich dort kennenlernte, werden Freunde fürs Leben bleiben!“, spricht er begeistert von seiner Zeit in Kanada. Ein neues Land und eine neue Kultur zu entdecken habe ihn weitergebracht. Dankbar ist er auch dem Staff, den Coaches und all den Fans in Quebec. „Eishockey in Kanada ist eine Religion, es ist das Leben für die Menschen. Da kamen bei uns Junioren nie weniger als 10.000 Zuschauer.“ Kurashev teilt die Eishockeybegeisterung mit den kanadischen Fans. Er lebt fürs Eishockey und deswegen entsprach ihm die Mentalität der Kanadier auch sehr.
Nach seiner ersten erfolgreichen Saison mit den Remparts, in der er in 65 Spielen 54 Scorerpunkte (21T, 33A) verbuchen konnte, folgte eine weitere herausragende Saison. In seinem Sophomore-Year konnte er sein Punktekonto noch einmal nach oben schrauben und so gelangen ihm in 59 Spiele 60 Punkte (19T, 41A). Mit diesen Statistiken konnte sich Kurashev 2018 dann auch im NHL-Draft präsentieren. Es waren die Chicago Blackhawks, die den Schweizer in der vierten Runde an 120. Stelle zogen. Nach einer letzten Saison in Quebec, in der er seine Ausbeute zu den vorherigen zwei Jahren erneut verbessern konnte (29T, 26A, 65P) gelang ihm der Sprung in die NHL allerdings nicht gleich auf Anhieb.
Der nächste Schritt sollte mit einer Saison bei den Rockford IceHogs, dem Farmteam der Blackhawks gemacht werden. „Für mich war es mit einer längeren Verletzung eine schwierige Zeit. Dennoch habe ich enorm von diesem Jahr profitiert und habe viel mitgenommen.“ Tatsächlich verpasste Kurashev einige Spiele und brachte es am Ende der Saison 19/20 auf nur 36 Einsätze, in denen er 19 Punkte (7T, 12A) erzielen konnte. Nichtsdestotrotz sieht er diese Saison positiv und konnte sich in „nur“ 36 Spielen dann auch gleich für die NHL empfehlen.
NHL-Debüt an Mamas Geburtstag
In dieser Saison konnte Kurashev nun sein NHL-Debüt für die Blackhawks feiern. „Das werde ich nie vergessen. Der Coach kam zu mir nach dem Training und sagte mir, dass ich spielen werde. Dann sah ich meinen Namen auf dem Lineup in der Garderobe und... Diese Gefühle kann man schlecht beschreiben.“ Ein Gefühl voller Freude und Energie versucht er seine damaligen Emotionen in Worte zu fassen. Dass sein erstes NHL-Spiel dann gleich gegen den amtierenden Stanley Cup Sieger die Tampa Bay Lightning war und das ganze am Geburtstag seiner Mutter hätte sein NHL-Debüt perfekt abgerundet. Ein Tag, den er nie vergessen wird.
Kamil Krzaczynski-USA TODAY Sports
Besonders stolz macht es ihn für ein Original-Six Team spielen zu dürfen. „Die Chicago Blackhawks sind eine der weltweit besten Teams und Organisationen. Vom Materialwart bis zum GM sind alle sehr hilfsbereit.“ So habe die Saison trotz der schwierigen Corona-Bedingungen viel Spaß gemacht. Das mit Pius Suter ein weiterer Schweizer seine NHL Rookie-Saison feiern durfte, habe sicher geholfen. „Pius kenne ich noch von den Junioren und habe auch mit seinem Bruder gespielt.“ Sie wohnen in Chicago nahe beieinander und verbringen auch auf den Roadtrips die meiste Zeit nebeneinander.
Russische Wurzeln und Schweizer Heimat
Nach seiner gelungen Rookie-Saison in der NHL, in der er in 54 Spielen auf 16 Punkte (8T, 8A) kam, hat er das nächste Ziel bereits vor Augen. „Ich möchte ein noch kompletterer Spieler werden, der den Blackhawks in jedem Spiel helfen kann, den Unterschied zu machen.“ Es sei nach dem Rebuild der Blackhakws nun das Ziel, in Chicago wieder ein „Winning“ Team zu werden. Dazu müsse er diesen Sommer hart an sich arbeiten, um ein “Diffrencemaker” in Chicago zu werden.
Die Anlagen dazu bringt der Schweizer mit russischen Wurzeln mit. In der Schweiz habe er quasi sein ganzes Leben verbracht und ist deswegen auch seine Heimat. Russland verbindet er mit seiner Familie, denn seine Mutter und sein Vater sind beide Russen. „Auch wenn ich zu beiden Ländern eine starke Bindung habe, macht es mich immer wahnsinnig Stolz mit dem Schweizer Kreuz aufzulaufen und mit einer guten Leistung mein Heimatland vertreten zu dürfen.“
Nicht nur hat er mit seinen zwei Reisepässen einen Bezug zu zwei Hockeynationen, sondern auch direkt in der Verwandtschaft wird Eishockey vorgelebt. Sein Vater Konstantin Kurashev ist eine Trainerlegende in der Schweiz und sein Onkel Sergei Zvyagin half in der abgelaufenen Saison als Goaliecoach Avangard Omsk den KHL Titel zu holen. „Mein Vater ist ein super Trainer. Als er noch aktiv war, konnte er nicht so viele Spiele von mir schauen. Dennoch gab er mir viel Feedback.” Sein Vater habe ihn aber auch seine eigenen Erfahrungen machen lassen und ihn seinen eigenen Weg gehen lassen, dafür ist er ihm sehr dankbar. Mit seinem Onkel tausche er sich auch immer wieder aus. Dieser schneidet viele Videos für das KHL Team und ist auch als Übersetzer in der Mannschaft tätig. Auch seine Analysen helfen ihm sehr. „Mein Vater und mein Onkel wissen, was es braucht, um Profi zu sein. Von ihnen bekomme ich sehr viele Tipps, die man nur kennt, wenn man selber Profi war.“
Nach dem bitteren Ausscheiden im WM-Viertelfinale gegen Deutschland (2:3 SO) wird er von diesen Tipps nun in seiner zweiten Saison in Chicago gebrauch machen. Die große Eishockeykarriere scheint für Philipp Kurashev gerade erst zu beginnen. Die NHL kann sich die nächsten Jahre auf einen hervorragenden Schweizer Playmaker freuen.