Dreckiger Stockschlag: Kucherov wieder verletzt?
Die Tampa Bay Lightning haben den 6:2-Sieg in Spiel 4 der Serie gegen die Florida Panthers teuer bezahlt: Star-Stürmer Nikita Kucherov trug erst mit vier Scorerpunkten zum Erfolg bei und verletzte sich dann im Schlussdrittel in einer dreckigen Szene am Knie.
Die erste Playoff-Serie zwischen der beiden Sunshine-State-Rivalen hatte es auch in Spiel 4 in sich. Insbesondere im Schlussdrittel verloren die Schiedsrichter komplett die Kontrolle, denn es kam zu unsportlichen, dreckigen und teils gefährlichen Szenen.
Wenn ein Eishockey-Spieler minutenlang auf dem Eis liegenbleibt, dann ist das selten ein gutes Zeichen. In diesem dritten Drittel aber blieben gleich zwei Lightning-Spieler liegen und schieden aus: Nikita Kucherov hielt sich das linke Knie, Verteidiger Mikhail Sergachyov den Oberkörper. Doch was war passiert?
Abseits des Pucks gab Floridas Anthony Duclair einen Stockschlag in die Kniekehle von Kucherov und traf den Russen wohl genau da, wo der Hartplastikschutz aufhörte (51.). Wenig später fuhr Panthers-Stürmer Patric Hörnqvist einen Blindside-Hit gegen Sergachev, der diesem schutzlos ausgeliefert war (57.).
Es waren zwei Szenen, die exemplarisch für ein Derby standen, das in dieser Phase außer Kontrolle geriet. Insbesondere Hörnqvist brannten ein ums andere Mal die Sicherungen durch, so verteilte der Schwede schon zuvor einen Stockschlag gegen Erik Cernak (50.). Heißblut Radko Gudas verpasste Ross Colton einen Ellenbogencheck ins Gesicht (45.). Und Ryan Lomberg setzte weit abseits des Geschehens einen Hit gegen Yanni Gourde (57.). Allesamt Aktionen, die nichts mit dem Kampf um den Puck zu tun hatten. Unterm Strich standen am Ende 70 Checks (Tampa 33, Florida 37) und 92 Strafminuten (Tampa 42, Florida 50).
Der Frust bei den Panthers war deshalb so groß, weil die Angreifer reihenweise an Lightning-Torwart Andrei Vasilevsky (39 Saves, 95,1 Prozent Fangquote) scheiterten, während sich die Bolts vorne gnadenlos effektiv zeigten und die Cats-Defensive mit ihrer Schnelligkeit und Spielstärke ein ums andere Mal in Verlegenheit stürzten.
9700 Fans in Tampa Bay sahen 26:41 Torschüsse, effektive Powerplays auf beiden Seiten (Tampa 2/7, Florida 2/5) und bis zu seiner Verletzung einen überragenden Kucherov: Der Russe bereitete drei Tore vor und traf selbst zum 6:2-Endstand (45.). Erst zum Beginn der Stanley Cup Playoffs hatte der 27-Jährige sein erstes Spiel in dieser Saison bestritten, nachdem er sich im Dezember einer Hüft-OP unterziehen musste. Kucherov aber spielte, als wäre er nie weg gewesen, traf in jeder der vier Playoff-Partien und sammelte neun Scorerpunkte (drei Tore, sechs Assists).
Ein Ausfall wäre ein herber Schlag für die Lightning, die sich aber optimistisch gaben: „Wir wissen, was zu tun ist, wir sind eine erfahrene Mannschaft“, sagte Tampas Verteidiger Victor Hedman. „Wir wissen, wie man mit Widrigkeiten, Höhen und Tiefen umgeht.“
Die Bolts können die Serie in der Nacht von Montag auf Dienstag (2 Uhr MESZ) mit einem Sieg in Sunrise entscheiden.
Scheibenglück und Disziplin: Islanders gleichen Serie aus
Die New York Islanders haben die Serie gegen die Pittsburgh Penguins mit einem 4:1-Heimsieg auf 2:2 ausgeglichen. Dabei half den Isles neben einem starken Goalie Ilya Sorokin (29 Saves, 96,7 Prozent Fangquote) auch ein starkes Powerplay (2/5) und eine Menge Scheibenglück: Drei der vier New Yorker Treffer profitieren von glücklichen Abprallern. Beim 1:0 durch Josh Bailey behinderte Kris Letang seinen eigenen Torwart (29.). Beim 2:0 durch Ryan Pulock fälschte Cody Ceci den Puck mit dem Schlittschuh ab (35.) und beim 3:0 durch Oliver Wahlstrom lenkte Teodors Blugers die Scheibe unglücklich ins eigene Tor (47., bei doppelter Überzahl). Das 4:0 durch Jordan Eberle war wiederum fein herausgespielt (57., im Powerplay). So passte es auch ins Bild, dass der Ehrentreffer für den Pens ebenfalls aus einem „Lucky Bounce“ resultierte, denn Zach Aston-Reese fiel der Puck eher zufällig auf die Kelle, eher er ins Tor rutschte (58., in Unterzahl).
Pittsburgh muss sich für Spiel 5, das in der Nacht auf Dienstag (1 Uhr MESZ) steigen wird, vor allem in Sachen Disziplin steigern. Zwölf Strafminuten, davon die Hälfte von Routinier Yevgeni Malkin, sind zu viel.
Leafs-Offensive läuft heiß
Die Toronto Maple Leafs besiegten die Montreal Canadiens mit 5:1 und glichen die Serie auf 1:1 aus. Für die Leafs war das der erste Playoff-Sieg gegen die Habs seit 1967. Zunächst ging Montreal durch Jesperi Kotkaniemi in Führung (8.), doch danach lief Torontos Offensivmaschinerie heiß: Jason Spezza (13.), Auston Matthews (26.), Rasmus Sandin (34., im Powerplay), William Nylander (49., im Powerplay) und Alexander Kerfoot (59., Empty Net) ließen die Maple Leafs enteilen. Spiel 3 steigt in der Nacht auf Dienstag (1 Uhr MESZ).
Knights-Bollwerk steht
Die Vegas Golden Knights haben ihre Defensivstärke einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, die Minnesota Wild in Spiel 4 mit 4:0 besiegt und stehen mit einem 3:1-Serienvorsprung kurz vor dem Erreichen der nächsten Runde. Playoff-Monster Marc-André Fleury wehrte alle 35 Torschüsse ab. Die Knights selbst benötigten wiederum nur 18 Schüsse für vier Tore: Nicolas Roy (11.), Alex Tuch (30.), Mark Stone (34., in Unterzahl) und erneut Roy (59., Empty Net) trafen. Bei den Wild warten der Deutsche Nico Sturm und der Schweizer Kevin Fiala weiter auf ihren ersten Scorerpunkt in den Stanley Cup Playoffs 2021. In der Nacht auf Dienstag (4.30 Uhr MESZ) will Minnesota das Erstrunden-Aus in Sin City abwenden.