„Unsere Spieler sind erschüttert“: Große Sorge um Torontos John Tavares
Die Toronto Maple Leafs haben Spiel 1 der Serie gegen die Montreal Canadiens mit 1:2 verloren. Viel tiefer aber sitzt der Schock nach einer Verletzung von Kapitän John Tavares.
Es war eine Szene, die auch den härtesten Eishockey-Profis das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Ich habe viele verschiedene Dinge erlebt, eine ganze Reihe an schlimmen Verletzungen und solcher Sachen während meiner Zeit als Spieler und Trainer. Aber in einer leeren Arena wie hier, das war wahrscheinlich die beklemmendste Situation, in der ich jemals auf dem Eis war“, sagte Torontos Trainer Sheldon Keefe. „Es war schwer, damit klarzukommen. Unsere Spieler waren erschüttert und besorgt.“
Diese bangen Blicke waren Spielern, Trainern und dem Management regelrecht ins Gesicht geschrieben. General Manager Kyle Dubas etwa stürmte nach dem Unfall hektisch aus seiner Loge und rannte mit dem Telefon am Ohr die Tribünentreppen Richtung Eislevel.
Doch was war passiert? Bei noch 9:31 Minuten im ersten Drittel kassierte Tavares einen fairen Open-Ice-Hit von Montreals Ben Chiarot. Dabei rotierte Tavares in einer rotierenden Bewegung nach hinten aufs Eis. Habs-Stürmer Corey Perry konnte nicht mehr ausweichen und traf den fallenden Tavares mit dem linken Knie in vollem Tempo im Gesicht.
Tavares blieb regungslos liegen, wurde mit Hilfe des medizinischen Personals aufgerichtet, sackte in einer sitzenden Position aber benommen nach hinten weg. Es folgte eine minutenlange Behandlung auf dem Eis. Auch die Teamärzte der Canadiens kamen zur Hilfe hinzu. Am Ende wurde der Maple-Leafs-Kapitän auf einer Trage abtransportiert. Perry, der zwar kein unbeschriebenes Blatt ist, aber dem in dieser Szene keine Absicht zu unterstellen ist, wünschte mit einem Klaps noch gute Besserung. Tavares streckte auf der Trage den Daumen nach oben. Der Stürmer war ansprechbar und wirkte klar. Für weitere Untersuchungen und zur Beobachtung wurde er ins Krankenhaus gebracht.
Perry stand nun trotzdem im Fadenkreuz. Unmittelbar bevor der Puck wieder aufs Eis fiel, wurde er von Nick Foligno zur Rede gestellt. Beide sprachen sich zum Faustkampf ab. Unmittelbar nach Wiederbeginn fielen also die Handschuhe aufs Eis. Foligno „rächte“ seinen Kapitän in einer Prügelei (11.).
John E. Sokolowski-USA TODAY Sports
Angesichts dieses Horror-Unfalls von Tavares geriet das Spiel fast in den Hintergrund. Nach einem Steilpass von Eric Staal war Josh Anderson nicht mehr zu halten und traf im Vollsprint zum 1:0 für Montreal (13.). Später glich William Nylander per Abstauber aus der Nahdistanz aus (25.). Doch physisch starke Canadiens (55:27 Checks) setzten sich am Ende dank eines Unterzahl-Treffers durch:
Wieder schalteten die Habs nach einem Puckverlust der Leafs blitzschnell um. Paul Byron wurde bei seinem Alleingang zwar von Rasmus Sandin unfair von den Beinen geholt, der der Angreifer traf auch auf Knien rutschend zum 2:1-Siegtreffer (53.).
Spiel 2 der Serie ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag (1 Uhr MESZ). Ob Tavares wieder dabei sein wird, ist offen, aber unwahrscheinlich. Auch wir wünschen gute Besserung und eine vollständige Genesung!
Achterbahnfahrt in Tampa: Panthers gewinnen in der OT
Eine enge und packende Serie bleibt auch die zwischen den beiden Rivalen Florida Panthers und Tampa Bay Lightning im Sunshine State. Für Spiel 3 der Stanley Cup First Round wechselte das Heimrecht nach Tampa, wo sich zum dritten Mal die Auswärtsmannschaft durchsetzte: Die Panthers gewinnen mit 6:5 n.V.
Die Cats erwischten den besseren Start und führten nach Toren von Sam Bennett (5.) und Radko Gudas (8.), dem im Alter von 30 Jahren sein erster Playoff-Treffer gelang, mit 2:0 zur ersten Pause. Im zweiten Drittel kamen dann aber die Bolts aus der Kabine geschossen: Binnen 6:41 Minuten machten die Lightning dank Anthony Cirelli (22.), Ross Colton (26.) und Steven Stamkos (29.) aus einem 0:2-Rückstand eine 3:2-Führung. Zwar glich Alexander Wennberg zwischenzeitlich im Powerplay für Florida aus (33.), doch unterstrich Tampa seine Spiel- und Offensivstärke: Point (35.) und Alex Killorn (39.) erhöhten jeweils in Überzahl auf 5:3 zur zweiten Pause.
Panthers-Trainer Joel Quenneville reagierte und tauschte den Torwart: Chris Driedger (17 Saves, 77,3 Prozent Fangquote), der überraschend den Start erhalten hatte, musste für Sergei Bobrovski (neun Saves, 100 Prozent) Platz machen. Mit dem Russen kam die Stabilität ins Spiel der Cats zurück. Genauso wie der offensive Esprit: Patric Hörnqvist (42., im Powerplay) und Gustav Forsling (57.) erzwangen die Overime. Dort gelang Ryan Lomberg der Siegtreffer: Nach Bullygewinn von Noel Acciari in der eigenen Zone schaufelte Gudas die Scheibe hinten raus, Frank Vatrano leitete diese in der neutralen Zone in den Lauf von Lomberg weiter, der frei vor Andrei Vasileskiy (41 Saves, 87,2 Prozent Fangquote) eiskalt verwandelte (66.).
Tampa führt in der Serie mit 2:1. Spiel 3 steigt am Samstagabend (18.30 Uhr MESZ).
Penguins und Golden Knights gehen in Führung
Ferner erledigten die Pittsburgh Penguins (5:4 bei den New York Islanders) und Vegas Golden Knights (5:2 bei den Minnesota Wild) ihre Hausaufgaben in Spiel 3 der jeweiligen Serie und führen diese nun mit 2:1 an.
Auf Long Island trafen Isles-Stürmer Cal Clutterbuck und Pens-Angreifer Jeff Carter jeweils doppelt. Das Siegtor aber gelang Pittsburghs Brandon Tanev, der einen Schuss von Kris Letang erst abfälschte und dann aus der Luft ins Ziel abstaubte (57.). Bei den Penguins kehrte Yevgeni Malkin in die Aufstellung zurück. Die Islanders versuchten, den Gegner mit vielen Checks zu zermürben (46:29 Hits). Spiel 4 ist am Samstagabend zur Prime Time (21 Uhr MESZ) erneut in New York.
Die Wild lagen gegen die Golden Knights bereits mit 2:0 vorne (Ryan Hartman, 3.; Joel Eriksson Ek, 9.), doch dann drehten die schießwütigen Gäste aus Vegas (40:16 Schüsse) das Spiel: Mark Stone (29.), Patrick Brown (36.), Reilly Smith (38.), William Karlsson (58.) und Mark Stone (60., Empty Net) sorgten für die Tore. Die beiden Wild-Stürmer Nico Sturm (12:00 Minuten Eiszeit, davon 4:21 in Unterzahl, zwei Checks, drei Blocks, -1) und Kevin Fiala (20:15 Minuten Eiszeit, davon 2:35 im Powerplay und 0:13 in Unterzahl, zwei Schüsse, zwei Hits, ein Block, -3) sind weiterhin ohne Scorerpunkt. Spiel 4 ist in der Nacht auf Sonntag (2 Uhr MESZ) erneut in Minnesota.