Plachtas Traumtor sichert Deutschland Rang zwei – Schweiz bleibt ungeschlagener Erster
Den Kampf um den Gruppensieg in der Staffel A zwischen Deutschland und der Schweiz ging mit 4:3 n.P. an die Nati. In einem packenden Spiel, das physisch geprägt und taktisch hochinteressant war, erzielte DEB-Stürmer Matthias Plachta ein Traumtor. Am Ende aber blieben die Eidgenossen ungeschlagen bei dieser WM und setzten sich dank einer eiskalten Vorstellung im Shootout durch.
Bundestrainer Toni Söderholm veränderte seine Aufstellung nach dem 5:4-Sieg gegen Kasachstan auf zwei Positionen: Im Tor startete Philipp Grubauer anstelle von Dustin Strahlmeier. Außerdem stand Stürmer Matthias Plachta statt Dominik Bittner im Lineup und kehrte in die erste Sturmreihe neben Marc Michaelis und Yasin Ehliz zurück. Damit wurden auch die Bottom-6-Lines aufgebrochen. So spielte etwa der deutsche Top-Torjäger Daniel Fischbuch in einer neu-komponierten Formation neben Alexander Karachun und Stefan Loibl.
Der Schweizer Coach Patrick Fischer war mit der Nati bis hierhin noch ohne Punktverlust und tauschte im Vergleich zum jüngsten 5:2-Sieg gegen Frankreich dreimal Personal: Im Sturm spielte Calvin Thürkauf für den verletzten Tristan Scherwey (Knöchelbruch) in der Verteidigung Christian Marti für Andrea Glauser und die Backup-Rolle bekleidete Leonardo Genoni anstelle von Sandro Aeschlimann. Den Start zwischen den Pfosten erhielt Reto Berra.
1. Drittel: Nach dem frühen Rückstand greift Deutschlands Taktik
Das gefürchtete Schweizer Umschaltspiel griff schon in den ersten Sekunden: In einem schnellen Angriff legte Enzo Corvi am rechten Flügel für Andres Ambühl ab, der den Puck mit einer Schlagschuss-Direktabnahme zum 1:0 in den rechten Winkel donnerte (2.).
The Legend. Andres Ambuhl strikes early.🇨🇭🎯 @SwissIceHockey #GERSUI #IIHFWorlds pic.twitter.com/CE74G79Feo
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Daraufhin begegneten sich Deutschland und die Schweiz auf Augenhöhe, was vor allem taktisch interessant war: Die Nati agierte mit einem Forechecker, stellte dafür aber die hohen Anspielstationen zu und riegelte die neutrale Zone ab. Die deutsche Nationalmannschaft verhinderte schnelle Breakouts der Eidgenossen mit zwei forecheckenden Stürmern und hielt körperlich mit harten Checks voll dagegen.
Im Powerplay kam Team Germany dann zum Ausgleich: Nach Bullygewinn von Lukas Reichel hatte Kai Wissmann viel Platz, visierte das linke Kreuzeck an und feuerte einen Schlagschuss mit 108,4 km/h zum 1:1 ins Ziel (12.)
Der Ausgleich tat Deutschland spürbar gut und erarbeitete sich ein optisches Übergewicht und belohnte sich wenig später mit der Führung: Karachun und Loibl parkten jeweils vor dem Tor ein und verdeckten Berra die Sicht, aus dem rechten Eck zog Moritz Seider ab, dessen Schuss Loibl mit der Bein-Innenseite zum 2:1 ins Tor abfälschte (16.).
Moritz Seider.🚨 @deb_teams taking the lead. @MoritzSeider @DetroitRedWings #GERSUI #IIHFWorlds pic.twitter.com/OUrSkrKxws
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Bis zur Pausensirene gaben die Deutschen dann klar den Ton an und verbuchten gute Möglichkeiten. Berra aber verhinderte einen höheren Rückstand.
2. Drittel: Schweiz verbessert – Suter und Malgin drehen das Spiel
Auch im zweiten Durchgang kam die Schweiz druckvoll aus der Kabine. Grubauer glänzte erst mit einem Monster-Save gegen Nico Hischier (21.), musste sich aber kurz darauf gegen einen Schuss von Pius Suter geschlagen geben (22.).
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Die Nati war nun deutlich besser im Spiel und startete immer wieder längere Drangphasen, in denen sie ihr Tempo und ihre Spielstärke in der Offensivzone demonstrierte. Deutschland profitierte in diesen Szenen von einem starken Grubauer, schaffte es hin und wieder aber auch, vielversprechende Konter zu fahren.
Derweil nahm die Intensität weiter zu. Über die Stränge schlug dabei der Schweizer Fabrice Herzog der Samuel Soramies von hinten mit dem Kopf voran in die Bande checkte (35.). Herzog hätte sich über eine große Strafe nicht beschweren dürfen, doch sprach das Schiedsrichtergespann nach Einsicht der Videobilder überraschend nur eine kleine Strafe (2 Minuten wegen eines Bandenchecks) aus. Im folgenden Powerplay machten die Deutschen wieder Dampf, kamen aber nicht zum Torerfolg.
Kurz vor der zweiten Pause durfte dann die Schweiz nach einer umstrittenen Strafe von Moritz Müller gegen Hischier die Überzahl-Reihen rausschicken. Erst traf Timo Meier den rechten Pfosten (38.), dann schweißte Denis Malgin eine Schlagschuss-Direktabnahme von links zum 3:2 in den rechten Knick (39.).
3. Drittel: Schiedsrichter sorgen für Verwunderung – Traumtor von Plachta
Im dritten Abschnitt blieb ein Turbo-Start der Schweizer aus. Deutschland hielt sofort dagegen und suchte die Flucht nach vorne.
Für Aufregung aber sorgte die nächste böse Aktion: Malgin checkte mit dem Ellenbogen ins Gesicht von Leon Gawanke, der daraufhin auch stark blutete (46.). Es war erneut von einer großen Strafe auszugehen, doch die Schiedsrichter sprachen zur großen Verwunderung aller überhaupt keine aus. Es war die nächste schwere Fehlentscheidung des slowakisch-schwedischen Referee-Gespanns um Peter Stano und Linus Ohlund gegen die DEB-Auswahl.
Die deutsche Nationalmannschaft antwortete mit Trotz und einem Traumtor von Plachta: Der Flügelstürmer tanzte zwischen zwei Schweizer Verteidigern hindurch und verwandelte im Fallen mit der Rückhand zum 3:3 (48.).
Matthias Plachta with some magic.😲 @deb_teams #GERSUI #IIHFWorlds pic.twitter.com/KF5Jvy3KqQ
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Mit breiter Brust drängte in der Folge erst Deutschland, dann aber wieder die Schweiz, die sich allerdings die Zähne am glänzend aufgelegten Grubauer ausbiss. Der NHL-Goalie von den Seattle Kraken rettete immer wieder mit teils spektakulären Paraden und Deutschland damit in die Verlängerung.
Gruuub!🇩🇪 @deb_teams @SeattleKraken #GERSUI #IIHFWorlds pic.twitter.com/ZQfzNde1qO
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Overtime: Ehliz hat die beste Chance
In der im 3-gegen-3-Format ausgetragenen Overtime wogte die Partie hin und her. Die beste Chance hatte Ehliz, der vor Berra auftauchte, jedoch mit einem Rückhand-Tunnel-Versuch am Goalie scheiterte (63.).
Shootout: Hischier und Riat schießen die Nati zum Sieg
Im Penaltyschießen parierte dann Berra gegen alle deutschen Schützen. Für die Schweiz verwandelten dagegen gleich die ersten beiden Spieler: Hischier verzögerte gekonnt und schob dann gegen das lange Bein von Grubauer eiskalt ein. Damien Riat täuschte dagegen einen Schuss an und verwandelte daraufhin präzise in den rechten Winkel.
Schweiz ungeschlagen Erster, Deutschland Zweiter
Unabhängig von den Ergebnissen der Konkurrenz schließt die ungeschlagene Schweiz die Gruppenphase als Erster, Deutschland erstmals überhaupt in diesem WM-Format als Zweiter ab. Die Viertelfinals werden am Donnerstag (26. Mai) ausgetragen. Die jeweiligen Gegner standen nach Spielende allerdings noch nicht fest.
Die Viertelfinals werden am Donnerstag (26. Mai) ausgetragen. Die jeweiligen Gegner für Deutschland und die Schweiz standen nach Spielende noch nicht fest.
Deutschland – Schweiz 3:4 n.P.
Tore:
0:1 Andres Ambühl (Enzo Corvi, Fabrice Herzog, 01:37)
1:1 Kai Wissmann (PP, Lukas Reichel, 11:51)
2:1 Stefan Loibl (Moritz Seider, Moritz Müller, 15:30)
2:2 Pius Suter (Denis Malgin, Dean Kukan, 21:26)
2:3 Denis Malgin (PP, Janis Moser, Timo Meier, 38:31)
3:3 Matthias Plachta (Kai Wissmann, 47:57)
Penaltyschießen:
SUI Nico Hischier ✅
GER Stefan Loibl ❌
SUI Damien Riat ✅
GER Matthias Plachta ❌
SUI Pius Suter ❌
GER Marcel Noebels ❌
SUI Denis Malgin ❌
GER Daniel Fischbuch ❌
Aufstellung Deutschland:
42 Yasin Ehliz | 65 Marc Michaelis | 22 Matthias Plachta
92 Marcel Noebels | 73 Lukas Reichel | 83 Leo Pföderl
94 Alexander Karachun | 15 Stefan Loibl | 77 Daniel Fischbuch
25 Daniel Schmölz | 7 Maximilian Kastner | 26 Samuel Soramies
40 Alexander Ehl
91 Moritz Müller | 53 Moritz Seider
41 Jonas Müller | 5 Korbinian Holzer
38 Fabio Wagner | 6 Kai Wissmann
9 Leon Gawanke
30 Philipp Grubauer (35 Mathias Niederberger)
Aufstellung Schweiz:
28 Timo Meier | 13 Nico Hischier | 9 Damien Riat
44 Pius Suter | 62 Denis Malgin | 59 Dario Simion
61 Fabrice Herzog | 71 Enzo Corvi | 10 Andres Ambühl
23 Philipp Kurashev | 98 Marco Miranda | 88 Christoph Bertschy
79 Calvin Thürkauf
97 Jonas Siegenthaler | 14 Dean Kukan
86 Janis Moser | 45 Michael Fora
24 Tobias Geisser | 72 Dominik Egli
54 Christian Marti
20 Reto Berra (63 Leonardo Genoni)