NHL

Nico Hischier: Die Schweizer Nummer 1

Nico Hischier wurde in dieser Saison zum neuen Kapitän der New Jersey Devils ernannt. Der Erstrunden-Pick von 2017 sprach mit EliteProspects Rinkside über die Ambitionen bei der WM in Riga, seine neue Rolle als Kapitän und die Unterschiede zu Nordamerika.



Noch kein anderer Schweizer Eishockeyspieler wurde im NHL-Draft an erster Stelle auserwählt. Als Nino Niederreiter 2010 an fünfter Stelle von den New York Islanders gewählt wurde, war er der höchste Schweizer NHL-Draftpick aller Zeiten. Dies sollte sich 2017 ändern, denn die New Jersey Devils zogen mit ihrem First-Overall-Pick Nico Hischier. Auch aus deutscher Sicht gelang es bislang keinem Spieler sich als First-Overall-Pick in der NHL durchzusetzen. Selbst Leon Draisaitl und Tim Stützle mussten sich mit Platz drei zufriedenstellen. 


Keine einfache Saison    

Nico Hischier hat eine schwierige Saison hinter sich. In verkürztem NHL-Modus und verletzungsbedingt absolvierte der Schweizer nur 21 Spiele mit den Devils und kam dabei auf 11 Punkte (6T, 5A). „Wegen meinen Verletzungen war es in dieser Saison nicht einfach für mich“, führt er aus. Vor dem Start der NHL brach er sich das Wadenbein, anschließend erkrankte er am Coronavirus und als er endlich wieder spielen konnte, wurde er im Gesicht von einem Puck getroffen und zwar so schwer, dass er nun eine Metallplatte im Kopf hat. Der Kapitän der Devils gibt sich jedoch gelassen: „Trotz der Rückschläge versuche ich auch aus dieser Saison etwas positives mitzunehmen.“  


Captain Hischier   

Eines dieser positiven Dinge ist der neue Buchstabe auf seinem Trikot. Letzte Saison hatte er noch das A auf der Brust, das Anfang der Saison mit dem C ausgetauscht wurde. Mit dieser Beförderung übernahm er das Amt von Andy Greene. Er tritt damit auch in die Fußstapfen zweier anderer Schweizer Hockeygrößen. Die New York Islanders ernannten im Jahr 2011 Mark Streit als ersten Schweizer zum Kapitän. Der nächste war Roman Josi bei den Nashville Predators. In einer Reihe mit diesen beiden Schweizern NHL-Titanen genannt zu werden, zeigt bereits, was für eine besondere Aufgabe dies für Nico Hischier ist.   

„Für mich ist das eine Riesenehre und Verantwortung, so jung dieses Amt zu bekommen! Ich versuche dem Team auch neben dem Eis ein guter Teamkamerad zu sein.“ Selbstverständlich will er jedoch auch auf dem Eis mit gutem Beispiel vorangehen. Er ist sich also bewusst, was dieser Job in der NHL bedeutet. Nur wenige Spieler, beispielsweise Connor McDavidSidney Crosby oder Jonathan Toews, waren bei ihrer Amtseinführung zum Kapitän noch jünger. Nach wie vor ist es auch eher die Ausnahme als die Regel, dass ein Europäer dieses Amt in Nordamerika bekommt. Viel verändert habe er sich seitdem aber nicht, auch seine Mitspieler nehmen ihn nicht anders wahr als zuvor. Alle Mitspieler hätten sich sehr für ihn gefreut. 


WM-Viertelfinale als Miniziel, danach Gold?   

Jetzt in Riga sei das Minimalziel das Viertelfinale. „Das wir danach Gold wollen, sollte kein Geheimnis sein.“, meint Hischier zu seinen Ambitionen bei der WM. Das unterstreicht den Ehrgeiz, welchen der 22-Jährige an den Tag legt und das neue, eher unschweizerische Selbstvertrauen, welches mit Trainer Patrick Fischer bei der Schweizer Nationalmannschaft Einzug hielt. Um diese Ziele zu erreichen, sei eine Topleistung in jedem Spiel notwendig. „Es wird sicher schwierig für uns. Jeder von uns, vom Ersten bis zum Letzten, muss immer eine Topleistung abrufen. Besonders ab der K.O.-Runde.“, ist sich der Walliser bewusst. Wenn die Schweizer in jedem Spiel ihre Höchstleistung abrufen, sei Hischier allerdings sehr optimistisch.

BILDBYRÅN/Just Pictures


Es hilft ihm auch, dass es für ihn bereits die zweite WM mit der A-Nationalmannschaft ist. „Man kennt die Abläufe und weiß, was einen erwartet.“, berichtet er. Klar ist es eine spezielle WM mit der Bubble, aber die Erfahrung vor zwei Jahren, als der Schweiz nur gerade 0.4 Sekunden bis zum Halbfinaleinzug fehlten, wird ihm sicher helfen. Der Playmaker der New Jersey Devils hat neben Jonas Siegenthaler nicht nur einen Teamkameraden dabei, sondern mit Tommy Albelin eine waschechte New Jersey-Legende im Coachingstaff. „Wir tauschen uns ab und zu über die Devils aus, hier bei der WM ist es aber weniger Gesprächsstoff zwischen uns.“, verrät Hischier.


Große Fortschritte – Großes Amerika   

So richtig aufmerksam machte Hischier auf sich in der Saison 16/17 bei den Halifax Moosehead in der QMJHL, wo er auch seine ersten Erfahrungen in Nordamerika sammelte. Mit 86 Punkten in 57 Spielen wurde er zweitbester Scorer der Mooseheads und setzte somit auch ein großes Ausrufezeichen in seinem Draftjahr. Es sollte sich schnell herausstellen, dass die New Jersey Devils die richtige Entscheidung trafen, als sie den damals 18-Jährigen im darauffolgenden Draft dann in der ersten Runde an erster Stelle zogen, denn schon in seinem Rookie-Year konnte er mit den Devils in 82 Spielen 52 Punkte (20 Tore, 32 Assist) verbuchen. Rückblickend sieht Hischier seine Entwicklung als enorm. „Als U18-Spieler war ich noch ein Teenager, ja ein Bub. Heute spiele ich Männerhockey. Das sind schon Welten.“, meint er vergleichsweise Junioren und NHL-Hockey. Vor allem sei sein Skating und auch seine Kraft über die Jahre um einiges besser geworden. Auch die Abweichungen zum Eishockey in der Schweiz spricht er an. Neben der bekanntlich kleineren Eisfläche und dem höheren Nivea sei vor allem die Geschwindigkeit deutlich höher. Auch bei der WM in Riga freut es Hischier schnelles Eishockey spielen zu dürfen: „Hier mit der Nationalmannschaft haben wir auch ein hohes Tempo. Das gefällt mir sehr, ich spiele sehr gerne schnelles Eishockey.“ 

Die Unterschiede in Nordamerika liegen jedoch nicht nur auf dem Eis. Auch abseits des Eises gab es eine neue Kultur, unterschiedliche Städte und eine neue Sprache kennenzulernen. Vor allem in New Jersey sei der Kontrast zu der Schweiz enorm. „Es ist alles eine Ecke größer in New Jersey als in der Schweiz. Die Straßen, die Häuser, typisch amerikanisch halt.” Es hat sich also einiges verändert in der Karriere des spielintelligenten Centers aus der Schweiz. Könnte eine Goldmedaille das nächste Highlight in der Karriere von Nico Hischier sein?




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