Draft

Janis Moser: Ein echter Bieler mit defensivem Gewissen

Janis Moser ist ein Kind der Stadt Biel. In einem Vorort der Stadt aufgewachsen, verbrachte er abgesehen von ein paar Ausleihen, seine gesamte bisherige Karriere beim EHC Biel. Der 20-jährige Verteidiger machte in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durch. Auch von NHL-Scouts wird immer häufiger nach ihm gefragt. 



Janis Jérôme Moser ist der Meinung, dass er im Großen und Ganzem eine gutes Jahr hinter sich hat. Nach einer soliden regulären Saison folgte leider die Enttäuschung in den Pre-Playoffs. „Der Start war richtig super. Dass ich so lange Topscorer sein würde, hätte ich nicht gedacht.“, sagt der Bieler. Bis zum fünften Spieltag war er der Topscorer der Mannschaft. Erst kurz vor Weihnachten wurde er von Luca Cunti abgelöst.

Das Saisonende hätte sich Moser auch anders vorgestellt, denn nach zwei Spielen in den Pre-Playoffs war bereits Schluss für den EHC Biel. Ein angesäuerter Sportchef Martin Steinegger rief den Journalisten nach der Partie zu: „Fragt nicht mich, weshalb es nicht geklappt hat, die Spieler haben es verbrochen!“ Dieses Zitat zeigt den Frust, welcher im Klub über das frühe Ausscheiden herrschte. „Es war vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte.“, meint Moser dazu. Die Chancenauswertung sei nicht gut genug gewesen. Der Modus war auch nicht auf ihrer Seite. „Wir hatten in jedem Spiel eine 1:0-Führung konnten aber unsere Chancen nicht nutzen, um das 2:0 oder 3:0 zu erzielen, was die ganze Situation beruhigt hätte und uns ein wenig Luft gegeben hätte, um mit mehr Ruhe, Gelassenheit und Selbstvertrauen zu spielen. Die ganze Serie hat sich ein bisschen so angefühlt, als hatten wir schon vor dem ersten Spiel das Wasser bis zum Hals. Das hat uns möglicherweise ein wenig gelähmt.“ 


Echter Bieler  

Aufgewachsen ist Moser in Safnern, einem beschaulichen Vorort von Biel. Fast seine komplette Juniorenzeit hat er beim EHC Biel verbracht. Zwischendurch wurden er allerdings immer wieder an Partnervereine ausgeliehen. „Die Idee dahinter war, dass ich mich gegen ältere, körperlich stärkere Spieler bewähren konnte.“ Die Spielerlizenz blieb aber immer bei seinem Stammverein. Es ist deswegen passend, dass er einen langen Vertrag mit Biel unterzeichnet hat. Sein Kontrakt läuft noch vier weitere Jahre.


U-18 WM in Russland  

Mosers Eishockeylebenslauf ist jedoch viel beeindruckender als nur ein Stammspieler beim EHC Biel zu sein. 2018 nahm er mit der U18-Nationalmannschaft an der WM in Russland teil. In der Fabrikstadt Magnitagorsk durfte er im KHL-Stadion von Metallurg spielen. Es sei viel passiert seit damals, aber dennoch ist ihm das entscheidende Spiel gegen Weißrussland noch lebendig vor den Augen. „Auf der U18-Stufe ist es für die Schweiz immer schwierig gegen die großen Mannschaften. Wir führten bis 1:16 vor Schluss und kassieren den Ausgleich.“ Mit dem Ausgleich sei Panik ausgebrochen und man habe sich vor der Verlängerung gefürchtet. Doch dazu kam es nicht mehr, denn den Weißrussen gelang sogar noch der Führungstreffer. Somit musste dieses vor allem in der Breite sehr gute Team der Schweiz in die Relegation gegen harmlose Franzosen. Mit zwei Siegen in Folge (5:2, 6:0) überstanden die Schweizer die Relegation. Auch seine Führungsqualitäten konnte Moser bei diesem Turnier unter Beweis stellen, denn der damals 17-Jährige lief ab Spiel zwei mit dem “C” auf der Brust auf. 


Nächste WM-Teilnahme - U20  

Zwei Jahre später wurde Moser erneut für die Nationalmannschaft berufen. Dieses Mal ging es mit der U20 zur WM nach Tschechien. Bei diesem Turnier lief es für das Team dann besser. Nach Pflichtsiegen gegen die Kasachen und die Slowaken sicherte sich das Team mit einem Sieg gegen Finnland hinter Schweden den 2. Platz in der Gruppe. Im Viertelfinale scheiterten die Schweizer dann an einer starken russischen Mannschaft. „Nach dem 1:3 gegen Russland war es trotz der guten Vorrunde leider vorbei. Da war leider früher Schluss als im Jahr zuvor, dennoch hatte ich auch in diesem Turnier viel gelernt“, erinnert sich Moser. 

Wie talentiert Moser wirklich ist, würde auch die Teilnahme an der U20-WM im Jahr zuvor beweisen. Als Underager wurde er bereits 2019 für die U20-WM in Kanada nominiert. Hier gelang dem Team ein überragender 4. Platz. Durch die herausragende Leistung wurde er am Ende sogar für die A-Nationalmannschaft berufen und gab sein WM-Debüt. „Meine Nationalmannschaftspremiere war sehr cool. Natürlich war ich sehr nervös, aber nach dem ersten Wechsel war das vorbei.“ Auf eine solide Performance kann Moser auch bei den Herren zurückblicken. Obendrein merkte er, dass er auch auf diesem Niveau mithalten kann. 

Zu Beginn der Saison wusste er nicht einmal, ob es für einen Platz im National League Team des EHC Biels reichen würde. „Dann durfte ich sogar mit in die WM in die Slowakei. Das war sehr cool!“ Trotz einer Verletzung während der WM wollte ihn der Headcoach der Schweizer, Patrick Fischer weiterhin dabei haben. Der Grund: Er solle diese Erfahrungen aufsaugen, meinte der Nationalmannschaftstrainer damals. Dass er als 18-Jähriger diese Erfahrungen machen durfte, ist er seinem Coach sehr dankbar, denn er habe viel gelernt, sowohl auf als auch neben dem Eis. 


Vorbereitung auf die A-WM in Riga  

Bis zur WM-Abreise nach Riga hatte er sich zusammen mit der Nationalmannschaft im „On Your Marks“ Trainingszentrum in Cham vorbereitet. Das rund 100 Millionen Euro teure Trainingszentrum sei absolut genial gewesen. „Alles ist modern und es ist alles im gleichen Gebäude. Das war ein Riesenvorteil für uns in der Vorbereitung. Besonders jetzt, während Corona.” Das habe es einfacher gemacht, die Bubble einzuhalten und mühsame Busreisen erspart. 

Apropos Bubble: Im Hotel in Riga haben alle Spieler ein Einzelzimmer erhalten. Er wolle dem Team so viel wie möglich helfen. Wenn man an ein solches Turnier fährt, wolle man auch jedes Spiel gewinnen. Wie weit es für die Schweizer reicht, werde man sehen. „In erster Linie bin ich Stolz, meine Nation vertreten zu dürfen. Ich hoffe, wir werden die Schweiz ihrerseits Stolz machen!“, sagt er selbstbewusst.

BILDBYRÅN/SIMON HASTEGÅRD


Große Fortschritte, vor allem körperlich  

In der abgelaufenen Saison machte Moser nochmals einen gewaltigen Sprung. Sein Trainer Antti Törmänen sieht bei ihm in allen Bereichen große Fortschritte. Vor allem der Schuss habe sich enorm verbessert. Moser selbst sieht seine Fortschritte eher in der Offensive. „Das defensive Spiel liegt mir von Natur aus mehr. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich immer gegen Ältere und Größere gespielt habe.“ So hat sich automatisch eine “Safety-First” Mentalität entwickelt. Auch weil er körperlich eher ein Spätentwickler gewesen sein. Jetzt hat der 20-Jährige allerdings aufgeholt und könne sich in der Offensive mehr einbringen. 

Verbessern will er sich noch überall, aber nach wie vor ist es ihm wichtig, sich körperlich zu entwickeln. „Mehr Gewicht bedeutet mehr Muskelmasse. Mit mehr Muskelmasse kann ich die Scheibe auch besser abdecken und kann diese besser behaupten.“ Auch in Unterzahl vor dem eigenen Tor hilft es, wenn man sich mit mehr Masse besser im Slot behaupten kann. Diese Masse wird er sich sicher bei vielen Stunden im Kraftraum zulegen. 

Die WM in Riga wird Janis Moser eine ideale Gelegenheit bieten, sich für den NHL-Draft zur Schau zu stellen. Wenn er eine ähnliche Leistung bringen wird wie in der abgelaufenen Saison, dann wird er seinen Namen mit Sicherheit im Juni beim Draft hören. 



Das könnte Dich auch interessieren:
Benjamin Baumgartner: Das Glück in der Ferne
Benjamin Baumgartner: Das Glück in der Ferne
Dieser Artikel ist über:
Draft Feature Stories Biel-Bienne NL Luca Cunti Janis Moser Patrick Fischer Martin Steinegger Antti Törmänen
Scoring Leaders