Edmonton vor dem Aus - Marleau beendet Karriere
Die Los Angeles Kings haben mit 5:4 n.V. gegen die Edmonton Oilers gewonnen und brauchen nur noch einen Sieg zum Weiterkommen. Das gilt auch für die Carolina Hurricanes, Toronto Maple Leafs und St. Louis Blues. Derweil hat mit Patrick Marleau ein Rekord-Spieler sein Karriereende erklärt.
🏒 Trotz Draisaitl-Doppelpack: L.A. schlägt Edmonton in der OT
Wer hätte das gedacht? Die Los Angeles Kings haben auch Spiel 5 bei den Edmonton Oilers mit 5:4 n.V. gewonnen, führen in der Best-of-7-Serie mit 3:2 und brauchen nur noch einen Sieg zum Weiterkommen. Damit stehen die Superstars Leon Draisaitl und Connor McDavid erneut vor dem Aus. Ausgerechnet Letzterer sah beim OT-Siegtreffer von Adrian Kempe überhaupt nicht gut aus.
„Wir halten uns an unser Spiel“, nannte Kempe den Schlüssel zum Sieg. „In Spiel 2 (0:6) und Spiel 3 (2:8) sind wir in ihre Falle getappt und haben sie ihr Geschwindigkeits-Hockey aufziehen lassen. So wollten wir nicht spielen. Sie sind ein richtig gutes Team, wenn sie in diese Umschaltmomente kommen. In Spiel 4 (4:0) und Spiel 5 (5:4 n.V.) waren wir physisch und solide in der Defensivzone und haben sie bearbeitet.“
Verteidiger Troy Stecher brachte die Kings mit einem Schlagschuss aus der Distanz in Führung (4.). Im zweiten Abschnitt umkurvte McDavid das gegnerische Tor und servierte für Zack Kassian, der auf 1:1 stellte (23.). Dann leistete sich Edmonton folgenschwere Turnovers, die L.A. eiskalt zu bestrafen wusste: Erst ließ Kempe Oilers-Torwart Mike Smith (38 Saves, 88,4 Prozent Fangquote) nicht gut aussehen und traf per Tunnel zum 2:1 (30.), dann staubte Andreas Athanasiou zum 3:1 ab (34.).
Im dritten Durchgang besorgte McDavid mit einer feinen Einzelaktion im Powerplay samt Rückhand-Abschluss den 2:3-Anschluss (43.). Doch Los Angeles stellte den alten Abstand wieder her, als Phillip Danault Smith ein weiteres Mal aus der Nahdistanz tunnelte (52., im Powerplay). Edmonton machte hintenraus noch einmal Druck. In Unterzahl fand Draisaitl die freie Scheibe und staubte zum 3:4 ab (53.). Kurz darauf war der 26-jährige Kölner erneut im Powerplay zur Stelle und traf aus seinem „Wohnzimmer“ im rechten Faceoff-Kreis per Direktabnahme zum 4:4 (56.).
Spiel 5 ging also in die Overtime, wo die Oilers eigentlich das Momentum hätten haben müssen, doch es kam alles anders: Kempe brach über den rechten Flügel durch, wurde dabei nur halbherzig von einem müden McDavid begleitet, der überhaupt nicht mehr hinterherkam und nur noch gleiten ließ. Kempe umkurvte Smith und erzielte den Siegtreffer.
„Es war ein großartiger Start von Danaults Reihe. Sie hatte sie für eine Minute in ihre Zone gedrückt. Die Stürmer auf unserer Seite konnten wechseln, sie waren dagegen ein wenig müde und das wars auch schon“, beschrieb Kempe sein Game Winning Goal.
Die Chancen für die Oilers stehen nun alles andere als gut: Wenn die Auswärtsmannschaft ein Spiel 5 gewann, um mit 3:2 in Führung zu gehen, dann hat sie in 76,4 Prozent der Fälle am Ende auch die Serie gewonnen.
„Es ist enttäuschend“, sagte McDavid. „Du willst niemals verlieren, aber sie (die Liga) gibt dir nicht ohne Grund sieben Spiele. Wir müssen uns jetzt ein Auswärtsspiel holen und die Serie noch einmal zurück nach Edmonton bringen.“
„Wir müssen mit ein bisschen mehr Härte rauskommen und unsere Beine bewegen. Das ist uns in den letzten Spielen nicht gelungen, noch in keinem Spiel in dieser Serie, also werden wir das in Spiel 6 versuchen“, blickte Draisaitl schon wieder voraus.
Der deutsche Superstar (2-1-3) erhielt 20:37 Minuten Eiszeit (davon 1:48 im Powerplay und 1:35 im Penalty Killing, drei Schüsse, ein Check, 41 Prozent Faceoffs, -2).
🏒 Lupenreiner Taransenko-Hattrick: St. Louis gewinnt in Minnesota
Die St. Louis Blues haben mit 5:2 bei den Minnesota Wild gewonnen und haben durch einen 3:2-Vorsprung in der Serie nun zwei Matchpucks. In Spiel 5 war Vladimir Tarasenko der alles überragende Akteur: Dem 30-jährigen Russen gelang im dritten Drittel ein lupenreiner Hattrick.
„Natürlich bin ich froh, dass ich getroffen habe, da werde ich nicht lügen, aber ich bin noch glücklicher, dass wir gewonnen haben“, sagte Tarasenko.
Zuvor begegneten sich beide Teams über zwei Drittel voll auf Augenhöhe. Sowohl Minnesotas Marc-André Fleury (27 Saves, 87,1 Prozent Fangquote) als auch St. Louis‘ Jordan Binnington (30 Saves, 93,8 Prozent) zeigten ihre Klasse. Blues-Kapitän Ryan O'Reilly arbeitete den Puck dann im Powerplay zum 1:0 über die Linie (5.).
Ryan O'Reilly traf zum 1:0 für die Blues (Matt Blewett-USA TODAY Sports)
Ebenfalls in Überzahl drehte Kirill Kaprizov die Partie und stellte mit zwei präzisen Schüssen auf 2:1 für die Wild (14., 18.). Kaprizov steht damit bei sieben Playoff-Treffern – so viele wie vor ihm noch kein Spieler der Franchise-Geschichte in einer Serie erzielt hatte.
Im zweiten Drittel fälschte Brandon Saad zum 2:2 ab, im dritten legte dann Tarasenko seinen zweiten Karriere-Hattrick in den Stanley Cup Playoffs aufs Eis. Seine Tore resultierten aus gutem Positionsspiel (41.), aus einem präzisen Abschluss (43.) und einem Empty-Netter (59.).
„Unser Team ist dafür gebaut, tief in die Playoffs und tief in eine Serie vorzudringen. Heute war ein gutes Beispiel dafür: Wir waren 1:2 hinten, sind da rausgegangen, haben unsere Chancen genutzt und es erledigt“, bilanzierte Blues-Trainer Craig Berube zufrieden.
Bei den Wild lieferte der Schweizer Flügelflitzer Kevin Fiala zwei Assists und erhielt 19:57 Minuten Eiszeit (davon 1:27 im Powerplay und 1:07 im Penalty Killing, ein Schuss, -2).
🏒 Tampa verspielt Blitz-Start – Matthews erzielt den Siegtreffer
Die Serie zwischen den Toronto Maple Leafs und den Tampa Bay Lightning wogt hin und her, Sieg und Niederlage wechseln sich regelmäßig ab. In Spiel 5 waren die Leafs wieder mit siegen dran und hielten sich an dieses inoffizielle Drehbuch: Beim knappen 4:3-Erfolg erzielte Superstar Auston Matthews den Siegtreffer.
Die Bolts erwischten eigentlich einen Traumstart: Steven Stamkos (6.) und Victor Hedman (7., im Powerplay) schossen Tampa früh mit 2:0 in Führung. Danach verpassten es die Lightning aber, diese in einer 5-gegen-3-Überzahl auszubauen.
Das sollte sich rächen: John Tavares (24., im Powerplay), Morgan Rielly (44.) und 73 Sekunden später William Nylander (45.) drehten die Partie zu Gunsten von Toronto.
Zwar glich Ryan McDonagh noch einmal für Tampa Bay aus, doch das letzte Wort hatte Matthews: Die Maple Leafs eroberten den Puck in der neutralen Zone, Mitchell Marner schoss aufs Tor, Matthews staubte ab – 4:3 (54.)!
„Das hat sich einfach gut angefühlt. Die Zuschauer, die Energie – es gibt einfach nichts Besseres als eine Playoff-Atmosphäre, insbesondere hier in Toronto. Es war etwas ganz Besonderes“, schwärmte Siegtorschütze Matthews. „Es war ein wichtiger Sieg für uns, aber es gibt noch was zu tun.“
🏒 Wieder das Heimteam: Jarvis-Doppelpack für Carolina
In der Serie zwischen den Carolina Hurricanes und den Boston Bruins gewann bislang immer das Heimteam. Das änderte sich auch am Dienstag in Spiel 5 nicht, das die Canes in Raleigh mit 5:1 klar für sich entschieden und in der Serie nun mit 3:2 führen.
Trotz der Rückkehr von Bruins-Verteidiger Charlie McAvoy (nach Covid-19-Protokoll) hatte Bostons Defensive nur wenig entgegenzusetzen. Jaccob Slavin (7.), Tony DeAngelo (13., im Powerplay) und ein Doppelpack von Seth Jarvis (36., 43., im Powerplay) ließ die Hurricanes entwischen. Mitte des Schlussdrittels erzielte Connor Clifton zwar den Ehrentreffer für die Bruins, doch Vincent Trocheck setzte mit einem Empty-Net-Tor den Schlusspunkt (57.).
Mit Trocheck (1-2-3), Teuvo Teräväinen (0-3-3) und DeAngelo (1-2-3) hatte Carolina gleich drei Drei-Punkte-Spieler. Der Schweizer Flügelstürmer Nino Niederreiter bleib bei 18:42 Minuten Eiszeit (davon 3:07 im Powerplay, drei Checks) zum zweiten Mal in Folge ohne eigenen Torschuss. Canes-Goalie Antti Raanta zeigte 33 Saves (97,1 Prozent Fangquote), Bostons Starter Jeremy Swayman wehrte 33 Schüsse ab (89,2 Prozent).
🏒 „Mr. Shark“ Patrick Marleau beendet seine Karriere
23 Saisons in der NHL, 1779 Spiele, 566 Tore, 631 Assists, 1197 Scorerpunkte. Hinter Patrick Marleau liegt eine außergewöhnliche Eishockey-Karriere. Diese hat der 42-jährige Kanadier am Dienstag für beendet erklärt.
Patrick Marleau beendete gestern seine Karriere (Stan Szeto-USA TODAY Sports)
„Es war viel härter als ich dachte. Ich habe dieses Spiel fast mein ganzes Leben gespielt und ich liebe es“, sagte Marleau. „Ich weiß noch nicht, was die Zukunft für mich bereithält. Meine Frau glaubt, dass ich irgendwann in irgendeiner Funktion wieder beim Hockey landen werde. Wir werden sehen.“
Der Stürmer wurde im Jahr 1997 als 2nd-Overall-Pick von den San Jose Sharks gedraftet. Er hält den Rekord für die meisten Spiele in der NHL. Allerdings konnte Marleau nie den Stanley Cup gewinnen. In 20 ½ Saisons in San Jose schaffte er es 17-mal in die Playoffs und hält auch dort Franchise-Rekorde in Sachen Playoff-Spiele (177), Tore (68) und Punkte (120). Er erhielt auch deshalb den Spitznamen „Mr. Shark“. Im Karriere-Herbst lief Marleau auch noch zwei Spielzeiten für die Toronto Maple Leafs sowie ein halbes Jahr für die Pittsburgh Penguins auf. In der laufenden Saison 2021/22 setzte Marleau bereits aus.
„Er war das Gesicht dieser Franchise für so viele Jahre und hat so viele Rekorde aufgestellt. Er hat so einen großen Anteil daran, Hockey in der Bay Area großzumachen. Er ist ein Arbeitertier, hat jeden Tag gearbeitet und sich nie beklagt. Es war ein Vergnügen, jeden Tag dabei zu sein“, sagte sein langjähriger Wegbegleiter Joe Thornton (jetzt: Florida Panthers), der zwölf Saisons mit Marleau bei den Sharks verbrachte.