BILDBYRÅN/edited
DEL

Viertelfinal-Vorschau: Vier Serien in der Analyse

Morgen starten die Viertelfinals in den DEL-Playoffs 2022. Elite Prospects Rinkside blickt auf die vier Serien voraus…



Eisbären Berlin (1.) – Kölner Haie (10.)  

Der amtierende Champion Eisbären Berlin tritt die Mission Titelverteidigung an und trifft auf die Kölner Haie, die sich als letztes Team überhaupt erst für die Playoffs qualifizieren konnte. 

Der Weg ins Viertelfinale: Für Berlin war die Saison mehr oder weniger ein Start-Ziel-Sieg: Fast permanent stand der Deutsche Meister ganz oben, zeigte keinerlei Anzeichen eines Sättigungsgefühl und setzte sich dank einer konstanten Hauptrunde an der Spitze ab. Mit vier Siegen aus den letzten sechs Spielen gehen die Eisbären auch mit einem guten Gefühl in die Endrunde. Köln ist bereits seit Wochen heiß, gewann die letzten drei Partien in der regulären Saison genauso wie die beiden Pre-Playoff-Spiele gegen den ERC Ingolstadt. Der Sweep gibt zusätzliches Selbstvertrauen für das Viertelfinale.


Spotlight Berlin: Schwachstellen sucht man bei den Hauptstädtern fast vergeblich: Die Eisbären stellen die zweitbeste Offensive (194 Tore), die zweitbeste Defensive (139 Gegentore, wie Wolfsburg) und das drittbeste Penalty Killing (83,9 Prozent). Einziger Makel ist vielleicht das Powerplay mit nur 18 Prozent Erfolgsquote (10.). Auch wenn mit Leo Pföderl (16-25-41) ein Top-Stürmer fraglich ist, verfügen die Eisbären über enorme Qualität in der Spitze und Tiefe in der Offensive. Beste Beispiele dafür sind Nationalspieler Marcel Noebels (20-36-56) sowie die beiden Importe Matt White (28-31-59) und Blaine Byron (18-24-42). Mit Nationaltorwart Mathias Niederberger verfügt Berlin zudem über einen Unterschiedsspieler zwischen den Pfosten, der zur Goalie-Elite in der DEL zählt (1,97 Gegentore/Spiel, 93,1 Prozent Fangquote).


Spotlight Köln: Was hat Uwe Krupp seinen Spielern damals nur gesagt? Ende Februar sprach der Haie-Trainer Klartext und kündigte eine Zeitenwende und andere Ansprache in der Kabine an. Seitdem präsentieren sich die Domstädter wie ausgewechselt. In den Playoffs lieferten bislang vor allem Kapitän Moritz Müller (1-3-4) und Stürmer Andreas Thuresson (1-3-4) ab. Zum X-Faktor könnte Verteidiger Jonas Holøs werden, der nicht nur die Defensive stabilisiert, sondern auch schon als Torschütze in Erscheinung trat. Verlass war auch auf Goalie Justin Pogge (2,31 Gegentore/Spiel, 93,8 Prozent Fangquote), auf den nun deutlich mehr Arbeit zukommen dürfte.


Saison-Serie: 4:0 für Berlin bei 17:6 Toren. Die Eisbären holten gegen die Haie die maximale Punktzahl von zwölf Zählern. 


Prognose: Berlin wirkt fokussiert und hungrig. Finden die Eisbären schnell rein, werden sie nicht zu stoppen sein. Für Köln wird es darum gehen, die Euphoriewelle so lange wie möglich zu reiten. Die Haie werden ein Spiel stehlen können – am Ende aber setzen sich die Hauptstädter mit 3:1 durch.


EHC Red Bull München (2.) – Düsseldorfer EG (9.)  

Der EHC Red Bull München geht mit einer Menge Rückenwind ins DEL-Viertelfinale, trifft dort aber auf eine emotionalisierte Düsseldorfer EG, die sich bereits im Playoff-Modus befindet. 


Der Weg ins Viertelfinale: München konnte sich nach einer Schwächephase im Dezember wieder stabilisieren und nahm rechtzeitig vor den Playoffs so richtig an Fahrt auf: Die Redbulls gewannen elf ihrer der letzten 13 Partien und beendeten die reguläre Saison mit vier Siegen in Serie. Düsseldorf setzte sich in einer engen und hochspannenden Pre-Playoff-Serie gegen die Nürnberg Ice Tigers mit 2:1 durch.


Spotlight München: München stellte mit 196 Hauptrunden-Treffern die beste Offensive der Liga. Mit dem flinken Stürmer Austin Ortega (25-25-50) sowie dem wuchtigen Power Forward Trevor Parkes (25-25-50) erreichten gleich zwei Angreifer die Marke von 50 Scorerpunkten. Frederik Tiffels (12-37-49) und Ben Street (18-28-46) landeten nur knapp dahinter. Die Roten Bullen können aus allen Reihen Torgefahr entfachen, reißen mit ihrer Geschwindigkeit und Finesse immer wieder Löcher auf und sind sowohl in der Spitze als auch in der Tiefe qualitativ hochwertig besetzt. Die Defensive stabilisierte insbesondere nach der Verpflichtung von Torwart Henrik Haukeland. Der 27-jährige Norweger schlug voll ein und katapultierte sich mit einem Gegentorschnitt von 1,41 sowie eine Fangquote von 94,5 Prozent an die Spitze der DEL-Statistiken. Er dürfte in den Playoffs den Vorzug vor Danny aus den Birken (2,59 Gegentore/Spiel, 90,4 Prozent Fangquote) erhalten.


Spotlight Düsseldorf: Die DEG überzeugte in den Pre-Playoffs mit enormer Kampfkraft, Willensstärke, Effektivität und starken Special Teams: 40 Prozent Powerplay und 88,9 Prozent Penalty Killing sprechen eine deutliche Sprache. Mit Stürmer Daniel Fischbuch verfügt Düsseldorf über ein echtes Playoff-Monster (3-5-8), das immer für ein Tor gut ist. Reihenkollege Brendan O'Donnell (1-5-6) ist hinter Fischbuch der zweitbeste Playoff-Scorer. Beeindruckend ist auch die starke Team-Defensive: Die DEG riegelt die eigene blaue Linie ab, spielt sehr gut gegen den Schläger, blockt viele Schüsse und lässt dem Gegner kaum Zeit und Raum zum Atmen. Zudem erwies sich Torwart Mirko Pantkowski (2,88 Gegentore/Spiel, 91,7 Prozent Fangquote) als sicherer Rückhalt. Allerdings fallen mit Marco Nowak und Kyle Cumiskey zwei Schlüssel-Verteidiger aus.


Saison-Serie: 3:1 für München (10/12 Punkte) bei einem Torverhältnis von 16:9. Der einzige Düsseldorfer Sieg gelang im Penaltyschießen. Den letzten Vergleich gewannen die Roten Bullen deutlich mit 6:0.


Prognose: Die intensive Pre-Playoff-Serie hat Düsseldorf eine Menge Kraft und Nerven gekostet, allerdings auch für eine breite Brust gesorgt. München ist klarer Favorit, wird seine starke Form bestätigen und die Serie mit 3:0 gewinnen.



Grizzlys Wolfsburg (3.) – Fischtown Pinguins (6.)  

Die Grizzlys Wolfsburg und die Fischtown Pinguins treffen sich zum Nord-Duell. Die Autostädter vom Allersee gehen als Favorit in diese Serie, doch spricht die Form eher für Bremerhaven. Zudem sorgen sich die Niedersachsen um ihren so wichtigen Stammtorwart.


Der Weg ins Viertelfinale: Wolfsburg spielte eine erstaunlich konstante Saison und zählte von Anfang bis Ende zu den Top-Teams in der Liga. Ausgerechnet in der letzten Woche vor den Playoffs aber kassierten die Grizzlys zwei Niederlagen in Folge (2:8 Tore). Im letzten Spiel kurioserweise gegen Bremerhaven. Fischtown drohte im Endspurt noch einen direkten Viertelfinal-Spot zu verlieren, doch zogen die Pinguins noch einmal die Zügel an und sprinteten mit drei Siegen in Serie über die Ziellinie, gehen also formstark in die Playoffs.


Spotlight Wolfsburg: Im letzten Spiel der Hauptrunde fehlten im Grizzlys-Kader einige Spieler. Hat Wolfsburg mit vielen Verletzungsproblemen zu kämpfen oder ist es nur ein Playoff-Bluff? Insbesondere ein Ausfall von Starter Dustin Strahlmeier träfe die Niedersachsen hart: Der 29-jährige Goalie spielte eine herausragende Saison (2.07 Gegentore/Spiel, 93 Prozent Fangquote) war eigentlich als ultimativer Gamechanger eingeplant. Ansonsten verfügt Wolfsburg über eine gute Mischung aus Schnelligkeit und Physis. Die beiden Sturm-Neuzugänge Chris DeSousa (26-27-53) und Trevor Mingoia (15-32-47) erwiesen sich als absolute Volltreffer. In der Verteidigung erwies sich Jordan Murray (7-34-41) als absoluter Glücksgriff und gefährlicher Blueliner. Routinier Gerrit Fauser, ein bewährter Playoff-Spieler, verlängerte seinen Vertrag kurz vor der Endrunde bis 2025. In der Defensive spielen die Grizzlys diszipliniert im System, gehen gerne ins Forechecking und riegeln vor dem Tor konsequent ab. Entsprechend ist die Mannschaft von Trainer Michael Stewart nur schwer zu knacken und stellte die zweitbeste Abwehr der Liga (139 Gegentore, wie Berlin).


Spotlight Bremerhaven: Die große Stärke der Pinguins ist ein offenes Geheimnis: Die Top-Reihe mit Linksaußen Jan Urbas (25-30-55), Center Ziga Jeglic (15-42-57) und Rechtsaußen Miha Verlic (23-20-43). Das Trio harmoniert perfekt, ist eine der gefährlichsten Sturmlinien in der DEL und zeichnete für 38,9 Prozent aller Fischtown-Tore verantwortlich. Ein klarer Vorteil könnte für Bremerhaven auch die starken Special Teams sein: Die Pinguins stellen das drittbeste Powerplay (23,3 Prozent) und das vierbeste Penalty Killing (82,7 Prozent Erfolgsquote) in der DEL. Zudem verfügt Fischtown auch über einen physischen Kader, der sich in den Playoffs bemerkbar machen könnte.


Saison-Serie: 3:1 für Bremerhaven bei 14:9 Toren. Allerdings: In den Playoffs 2021 trafen sich beide Teams schon einmal im Viertelfinale, damals setzte sich Wolfsburg mit 2:1 durch.


Prognose: Wolfsburg hat die Qualität, um Bremerhavens Top-Reihe abzumelden. Die Grizzlys ziehen die Serie mit 3:1.



Straubing Tigers (4.) – Adler Mannheim (5.)  

In der regulären Saison lieferten sich die Straubing Tigers und die Adler Mannheim ein Kopf-an-Kopf-Finnish. Nun soll das Viertelfinale klären, wer in den Playoffs die Nasenspitze vorne hat.


Der Weg ins Viertelfinale: Heimlich still und leise arbeitete sich Straubing in den letzten Wochen der regulären Saison bis auf Rang vier vor. Insbesondere seit dem Jahreswechsel laufen die Tigers wie eine gut-geölte Maschine und feierten 17 Siege in 24 Spielen im Kalenderjahr 2022, darunter eine Siegesserie von fünf Spielen im März. Für Mannheim war es ein turbulentes Hauptrunden-Finale: Zwei Wochen vor den Playoffs trennten sich die Adler von Cheftrainer Pavel Gross. Es übernahm Bill Stewart, der den Verein gut kennt und bekam die ehemaligen NHL-Profis Marcel Goc und Jochen Hecht an die Seite gestellt. Seitdem holte Mannheim sieben von neun möglichen Punkten aus den letzten drei Partien (12:5 Tore) und hofft, vor der Endrunde einen entscheidenden Impuls gesetzt zu haben. 


Spotlight Straubing: Die Tigers haben mit Jason Akeson (24-44-68) den DEL-Top-Scorer in ihren Reihen. Mit Sturmpartner Mike Connolly (19-34-53) wird er von einem kaum weniger gefährlichen Angreifer unterstützt. Überhaupt entfacht Straubing Gefahr aus zwei Scoring-Reihen (Akeson|Connolly|Mouillierat und St. Denis|Balisy|Leier) und verfügt über hervorragende Special Teams: Das Powerplay (23,7 Prozent Erfolgsquote) ist ligaweit das Zweitbeste, das Penalty Killing (85,6 Prozent) sogar das Beste. Zudem haben die Niederbayern mit Marcel Brandt (14-10-24) auch einen torgefährlichen Verteidiger an der blauen Linie.


Spotlight Mannheim: Die Adler sind gespickt mit hochkarätigen Spielern. Schwer wog zuletzt jedoch die lange Verletzenliste, darunter auch die beiden deutschen Nationalspieler Matthias Plachta (11-22-33) und Lean Bergmann (9-5-14). Während Bergmann in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen wird, kann Mannheim auf Plachta bauen. Herausragend präsentierte sich mit Tim Wohlgemuth (11-24-35) eines der größten deutschen Sturm-Talente. Die Scorer-Wertung aber führten die Importspieler Nigel Dawes (19-23-42) und Jordan Szwarz (14-23-37) an. Immer auf der Rechnung haben muss man den Scharfschützen Borna Rendulic (15-11-26) oder den technisch-versierten Ruslan Iskhakov (7-15-22). Hinzu kommen erfahrene Playoff-Recken wie Andrew Desjardins (8-14-22) sowie die Nationalspieler Markus Eisenschmid (11-13-24), Nico Krämmer (8-15-23) oder David Wolf (6-6-12). Die Spezialität der Adler aber ist die Defensive, die mit nur 129 Gegentoren die beste in der DEL war. Grund dafür ist ein in der Spitze sowie auch in der Tiefe hochklassig besetzter Abwehrkern mit Verteidigern wie Joonas Lehtivuori (2-20-22), Mark Katic (6-14-20), Sinan Akdag (5-12-17), Thomas Larkin (6-10-16) oder Korbinian Holzer (7-6-13). Nicht ohne Grund stellt Mannheim auch das zweitbeste PK der Liga (85 Prozent).


Saison-Serie: 2:2. Alle vier Aufeinandertreffen waren eng, nie gab es mehr als zwei Tore Unterschied, einmal ging es bis ins Penaltyschießen. Auffällig ist, dass immer das Heim-Team gewann. Ein Vorteil für Straubing also? 


Prognose: Die Tigers haben noch eine Rechnung offen: In den Playoffs 2021 zogen sie gegen die Adler den Kürzeren (1:2). Form und Heimstärke sprechen für Straubing, die individuelle Qualität, Playoff-Erfahrung und insbesondere der Boost durch den Trainerwechsel aber für Mannheim, das sich in fünf Spielen erneut durchsetzen wird (3:2).





Das könnte Dich auch interessieren:
Jessica Campbell: Die erste Frau hinter einer DEL-Bande
Jessica Campbell: Die erste Frau hinter einer DEL-Bande
FROZEN FOUR: Napravnik steht mit Minnesota State im NCAA-Finale
FROZEN FOUR: Napravnik steht mit Minnesota State im NCAA-Finale
Dieser Artikel ist über:
DEL Adler Mannheim Düsseldorfer EG EHC München Eisbären Berlin Fischtown Pinguins Grizzlys Wolfsburg Kölner Haie Straubing Tigers
Scoring Leaders