Paukenschlag vor den Playoffs: Adler Mannheim feuern Trainer Pavel Gross
In der letzten Woche der regulären Saison haben sich die Adler Mannheim von ihrem Trainer Pavel Gross getrennt. Der Klub gab sportliche Gründe für diese Entscheidung an, doch es rumorte auch auf zwischenmenschlicher Ebene.
Neben Chefcoach Pavel Gross musste auch Co-Trainer Mike Pellegrims seinen Hut nehmen. Die Adler beurlaubten somit ihre komplette sportliche Führung. Überraschend ist vor allem der Zeitpunkt dieser Entscheidung: Immerhin starten in Kürze die Playoffs, die DEL befindet sich in der letzten Woche der regulären Saison.
„Wir sind in einer Phase der Saison, in der die Playoffs unmittelbar bevorstehen und die Mannschaft auf dem Weg sein sollte, ihr bestes Eishockey zu spielen. Bedauerlicherweise ging der Trend in die falsche Richtung. Daher sind wir zum Entschluss gekommen, dass das Team im Schlussspurt und in der Endrunde einen neuen Impuls, einen frischen Wind benötigt“, erklärte Adler-Boss Daniel Hopp.
Die Adler Mannheim wollen vor den Playoffs frischen Wind in die Kabine bringen. Pavel Gross schaffte das in der letzten Zeit nicht mehr. BILDBYRÅN/Hübner
Mannheim hatte zuletzt fünf der letzten acht Spiele verloren, darunter auch herbe Niederlagen gegen Konkurrenten, mit denen sich die Quadratestädter auf Augenhöhe sahen (0:4 gegen die Eisbären Berlin, 2:5 beim EHC Red Bull München). Zuletzt kassierten die Adler drei Niederlagen in Folge bei 5:12 Toren. In den jüngsten zwei Partien, beide gegen die Fischtown Pinguins, gelang Mannheim nicht ein einziges Tor (0:2 in Mannheim, 0:4 in Bremerhaven). In der DEL-Tabelle wurde der MERC auch deshalb von den Straubing Tigers überholt und steht nur noch auf Rang 5.
Auch zwischenmenschliche Zerwürfnisse
Doch die Entscheidung, Gross zu entlassen, fußt nicht nur auf sportlichen Gründen und ist wohl schon in den letzten Wochen gereift. Nach Informationen von Elite Prospects ließ der Coach oft zu hart trainieren und eckte mit einer schroffen und teils aggressiven Art oft an. Hinzu kam ein Zwischenfall im Dezember, bei dem Gross nach Aussagen zur Covid-Politik extern wie intern harsch in die Kritik geraten war. Auch in Sachen Kaderplanung soll es immer wieder klubinterne Differenzen gegeben haben.
Pavel Gross hätte eigentlich noch bis 2024 einen Vertrag bei den Adlern laufen BILDBYRÅN/Zink
Noch im Jahr 2021 hatten die Adler langfristig um drei Jahre mit Gross und Pellegrims verlängert. Ihre Verträge laufen also noch bis 2024. Dass Mannheim auch die finanziellen Folgen dieser Entscheidung nicht scheute, zeigt, wie dramatisch die Situation zum Schluss gewesen sein musste.
Der 53-jährige Deutsch-Tscheche hatte die Adler zur Saison 2018/19 übernommen, arbeitete also in seiner vierten Saison in Mannheim. Gleich in seinem ersten Jahr holte Gross die Deutsche Meisterschaft. 2020 wurde die Spielzeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie nach der Hauptrunde abgebrochen (Platz 2). 2021 scheiterten die Adler im Halbfinale an Gross‘ Ex-Klub Grizzlys Wolfsburg (Serie: 1:2).
Stewart übernimmt, Goc und Hecht assistieren
Als Interimslösung wird Bill Stewart die Adler bis zum Saisonende als Cheftrainer übernehmen. Der 64-jährige Kanadier arbeitete seit 2018 bis zuletzt als Scout bei Mannheim, sprang aber schon einmal bei den Adlern als Coach ein, um die Saison 2017/18 zu Ende zu führen (nach der Entlassung von Sean Simpson).
Bill Stewart soll vorerst das Traineramt übernehmen BILDBYRÅN/ActionPictures
Als Co-Trainer werden zwei Mannheimer Legenden mit einer Menge NHL-Erfahrung assistieren: Marcel Goc (38, 636 NHL-Spiele) und Jochen Hecht (44, 833 NHL-Spiele) sollen einen neuen Spirit in die Mannschaft bringen.
Im Saisonendspurt spielt Mannheim noch gegen die Krefeld Pinguine (Mittwoch, 19.30 Uhr) und Grizzlys Wolfsburg (Freitag, 19.30 Uhr) sowie zum Hauptrunden-Anschluss nochmals in Krefeld (Sonntag, 14 Uhr).