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Leon Gawanke: Harte Arbeit für den NHL-Durchbruch

Mit Leon Gawanke arbeitet ein deutsches Verteidiger-Talent bei den Manitoba Moose am NHL-Durchbruch. Ende Januar erhielt der 22-Jährige den Call-up, wurde anschließend aber nicht von den Winnipeg Jets eingesetzt. Mit Elite Prospects Rinkside sprach der gebürtige Berliner über seine aktuelle Saison, die Zeit im Taxi-Squad und seine Zukunftspläne.



Leon Gawanke ist aktuell einer der Top-Scorer bei den Manitoba Moose: In 44 AHL-Spielen markierte der Offensivverteidiger 27 Scorerpunkte (acht Tore, 19 Assists) und ist somit gleichauf mit Stürmer Greg Meireles (5-22-27), Cole Maier (14-13-27) und Jeff Malott (17-10-27). „Mit dem, was ich geleistet habe, kann ich zufrieden sein“, sagt Gawanke im Gespräch mit Elite Prospects Rinkside. „Natürlich gibt es immer Sachen, die ich verbessern kann und möchte, wie zum Beispiel die Defensivarbeit.“

Leon Gawanke ist unter den bestern Scorer der Manitoba Moose

Leon Gawanke ist unter den besten Scorern der Manitoba Moose BILDBYRÅN/Icon SMI


Das Naturell des Rechtsschützen liegt klar in der Offensive. „Das wird hier auch von mir erwartet, ich darf auch im ersten Powerplay spielen und genieße offensive Freiräume“, sagt der 22-Jährige, aber: „Mein klarer Fokus liegt darauf, es irgendwann in die NHL zu schaffen. Darum geht es hier. Deshalb muss ich an meinem Defensivspiel arbeiten und härter spielen, auch wenn das nicht die spaßigste Seite des Spiels ist. Ich arbeite seit drei Jahren mit meinen Trainern und dem Staff an genau diesen Dingen. Die Coaches sind zufrieden mit mir, geben mir immer Tipps und wollen mich besser machen.“


Call-up aus der NHL: Gawanke zwischenzeitlich im Taxi-Squad  

Die Leistungen des gebürtigen Berliners sind auch in der NHL nicht unentdeckt geblieben: Ende Januar, als die Winnipeg Jets mit mehreren Ausfällen zu kämpfen hatten, erhielt auch Gawanke den Call-up und durfte im Taxi-Squad ganz nah an die NHL ranschnuppern.

Leon Gawanke im Trikot der Winnipeg Jets, Anfang Oktober, in einem Pre-Season-Game gegen die Vancouver Canucks

Leon Gawanke im Trikot der Winnipeg Jets, Anfang Oktober, in einem Pre-Season-Game gegen die Vancouver Canucks BILDBYRÅN/Icon SMI


„Ich habe einen Anruf von meinem Trainer bekommen. Es hieß, dass ich morgen mit den Jets trainieren würde“, erinnert sich Gawanke. „Es war cool, um die ganzen NHL-Jungs herum zu sein und sich mit den Superstars zu unterhalten. Sie waren super nett und ich wurde gut aufgenommen. Die Hälfte kannte ich ja schon. Es ist nochmal ein anderes Leben dort, ich habe diese Zeit sehr genossen. Doch ich habe nichts Besonderes erreicht und mal wieder kein Spiel gemacht.“


„Natürlich ist man enttäuscht, aber ich lasse den Kopf nicht hängen“ 

Nach sieben Tagen wurde das deutsche Talent zurück zu den Moose geschickt. Eine Erklärung dafür erhielt Gawanke nicht. „Ich glaube schon, dass ich ziemlich nah dran war“, sagt der Nationalspieler. „Ich dachte, ich würde die Chance bekommen. Dann kamen aber immer mehr Spieler zurück, weshalb mein NHL-Debüt immer weiter in die Ferne rückte. Am Ende kam dann die Nachricht, dass ich zurückgeschickt wurde. Natürlich ist man enttäuscht, aber ich lasse den Kopf nicht hängen und trauere dem nicht nach, sondern hoffe auf die nächste Chance. Ich weiß, dass ich ein guter Eishockey-Spieler bin und dass ich es schaffen kann.“


Die NHL bleibt das große Ziel  

Zurück in der AHL startete Gawanke direkt eine Scoring-Serie über vier Spiele (1-3-4) und sammelte sieben Punkte in sieben Partien (3-4-7). „Ich habe ganz normal weiter mein Ding gemacht, hart gearbeitet und war ziemlich erfolgreich in dieser Zeit“, ging der Abwehrspieler professionell mit der Situation um. „Ich habe auch aufgehört, mich zu fragen, wann ich es schaffen werde. Ich kann nur beeinflussen, dass ich jeden Tag hart arbeite. Ich bin jetzt seit drei Jahren in der AHL und habe gesehen, wie schnell es in beide Richtungen gehen kann. Mein großes Ziel ist es, eines Tages in der NHL zu spielen. Wann und wo es passiert, liegt aber nicht nur in meinen Händen.“

Leon Gawanke hofft weiterhin auf sein NHL-Debüt

Leon Gawanke hofft weiterhin auf sein NHL-Debüt BILDBYRÅN/Icon SMI


Die Winnipeg Jets wählten Gawanke im Draft 2017 in der 5. Runde an insgesamt 136. Stelle aus. Sein Vertrag läuft bis zum Saisonende, doch auch danach halten die Jets die Rechte am Restricted Free Agent. Trotzdem könnte in den nächsten Tagen und Wochen Bewegung in diese Personale kommen: Einerseits steht die Trade-Deadline am 21. März vor der Tür, andererseits könnte Gawanke im Sommer auch mit anderen NHL-Organisationen verhandeln, sollte Winnipeg nicht mit ihm verlängern wollen.

„Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken, dafür habe ich einen Spielerberater“, sagt Gawanke auf mögliche Szenarien angesprochen. „Das alles spielt alles erst eine Rolle in der Zukunft. Ich weiß, dass mein Vertrag ausläuft und möchte genau deswegen ein gutes Jahr spielen.“


Gute Chemie mit Tandem-Partner Chisholm  

Genau diese Hausaufgaben erledigt Gawanke gerade bei den Manitoba Moose, die voll auf Playoff-Kurs liegen. „Wir hoffen, dass wir so weit wie möglich kommen. Wir haben jetzt wieder ein volles Lineup, nachdem viele Spieler von den Jets zurückgekommen sind. Wir haben eine gute Mannschaft und können es weit schaffen“, ist der Offensivverteidiger überzeugt.


„Ich schaue mir jeden Tag DEL-Spiele an“

Bei den Moose bildet der 1,86 Meter große und 90 Kilogramm schwere Rechtsschütze übrigens ein Tandem mit dem Kanadier Declan Chisholm (22). „Ich kenne ihn schon seit vier Jahren, wir haben bestimmt schon sechs, sieben Camps zusammen absolviert. Seit zwei Jahren spielen wir auch hier zusammen. Ich finde, wir ergänzen uns gut: Er ist ein Spielertyp wie ich, auch er geht gerne in die Offensivzone. Wir finden uns auf dem Eis und haben eine gute Chemie“, berichtet Gawanke.


Enger Kontakt in die Heimat  

Der Kontakt aus dem eisigen Winnipeg (derzeit -25 Grad Celsius) in die deutsche Heimat ist übrigens nicht eingefroren – im Gegenteil: „Jeden Tag, wenn ich mit dem Training fertig bin, dann schaue ich mir DEL-Spiele an. Ich habe so viele Freunde dort: Taro Jentzsch in Iserlohn, Cedric Schiemenz in Düsseldorf, Nino Kinder in Bremerhaven oder Charlie Jahnke in Nürnberg – ich habe in jedem Team einen Kumpel“, lacht Gawanke, der aber insbesondere seinem Heimatklub die Daumen drückt: „Ich bin seit klein auf Eisbären-Fan. Jedes Spiel, das ich gucken kann, das schaue ich mir an.“

Eine Rückkehr in die DEL aber ist für Gawanke vorerst keine Option: „Mein Traum ist, in der NHL zu spielen! Ich war jetzt nicht umsonst sechs Jahre in Kanada. Ich bin hierher gegangen, um in der NHL zu spielen. Das jetzt aufzugeben ist nicht meine Einstellung.“



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