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Analytics Wednesday: Roman Josi, die Scoring-Maschine

Jeden Mittwoch präsentiert Elite Prospects Rinkside eine Analyse zu einem aktuellen Thema aus der NHL. Am Analytics Wednesday geht es in dieser Woche um den unglaublichen Lauf der Schweizer Scoring-Maschine Roman Josi.



Er punktet und punktet und punktet. Roman Josi von den Nashville Predators scort seit Wochen so zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Der 31-jährige Verteidiger verlängerte seine persönliche Scoring-Serie auf elf Spiele. In diesem Zeitraum sammelte der Preds-Kapitän unglaubliche 25 Scorerpunkte (4-21-25). Alleine in seinen letzten acht Partien gab er 15 (!) Assists.

Roman Josi kommt auf 25 Punkte in seinen letzten elf Spielen

Roman Josi kommt auf 25 Punkte in seinen letzten elf Spielen Gary A. Vasquez-USA TODAY Sports


Seit dem 2. März sammelte kein Spieler in der NHL mehr Punkte als Josi. Die drei Top-Scorer Connor McDavid (6-10-16), Leon Draisaitl (5-7-12, beide Edmonton Oilers) oder Jonathan Huberdeau (3-8-11, Florida Panthers) ließ der Schweizer in diesem Zeitraum sogar deutlich hinter sich. Seine stärksten Verfolger waren seine Teamkollegen Matt Duchene (11-9-20) und Filip Forsberg (8-10-18) sowie auch Kyle Connor (7-11-18, Winnipeg Jets) und Patrick Kane (3-15-18, Chicago Blackhawks). 

In der laufenden Saison 2021/22 verbuchte Josi schon 21 Multi-Punkt-Spiele, darunter schon vier Vier-Punkte- und sechs Drei-Punkte-Spiele. Schon in sieben Spielen gab er drei oder mehr Vorlagen. Auch gelangen ihm schon zwei Doppelpacks. Der Verteidiger ist also eine regelrechte Scoring-Maschine.


Eine steile Karriere  

Josi wurde am 1. Juni 1990 in der Schweizer Hauptstadt Bern geboren und als Jugendlicher beim heimischen SC Bern ausgebildet. Bereits im Alter von 16 Jahren debütierte er in der höchsten Schweizer Spielklasse NLA. Im Draft 2008 sicherten sich die Nashville Predators die Rechte am jungen Verteidiger und wählten Josi in der 2. Runde an insgesamt 38. Stelle aus. Der Linksschütze aber blieb noch zwei weitere Spielzeiten in der Heimat. In seiner letzten Saison in Bern, 2009/2010, feierte er als 19-Jähriger die Schweizer Meisterschaft.

Roman Josi gewann 2010 die Meisterschaft mit dem SC Bern

Roman Josi gewann 2010 die Meisterschaft mit dem SC Bern BILDBYRÅN/Pius Koller

BILDBYRÅN/Pius Koller


Danach wechselte Josi nach Nordamerika und wusste beim Farmteam der Preds, den Milwaukee Admirals zu überzeugen. In seiner Debüt-Saison in der AHL sammelte er in 69 Spielen 40 Scorerpunkte (6-34-40). Also berief Nashville das aufstrebende Talent in der Folgesaison 2011/12 in die NHL. Seitdem ist Josi aus der besten Liga der Welt nicht mehr wegzudenken. In Music City übernahm der Zwei-Wege-Verteidiger auch schnell eine Führungsrolle, diente zwischen 2015 und 2017 für zwei Jahre als Assistenz-Kapitän und seit 2017 nun schon im fünften Jahr als Kapitän der Predators.

Roman Josi führt seit

Roman Josi führt seit 2017 die Nashville Predators als Kapitän an Kim Klement-USA TODAY Sports


Seit der Saison 2013/14 landete Josi stets unter den Top-5-Scorern bei den Preds. Schon in den letzten beiden Jahren übertrumpfte der Abwehrmann auch alle Stürmer in Smashville und schloss als Top-Scorer ab. Seinen bisherigen Punkte-Rekord aus der Spielzeit 2019/20 (16-49-65), die mit dem Gewinn der Norris Trophy als bester Verteidiger der Liga endete, pulverisiert der Schweizer in der laufenden Saison: Aktuell steht Josi bei 18-60-78, was einen neuen Karriere-Bestwert für ihn bedeutet. Er ist derzeit der punktbeste Verteidiger in der NHL, vor Spielern wie Cale Makar (22-49-71, Colorado Avalanche), Adam Fox (10-54-64, New York Rangers), Victor Hedman (17-45-62, Tampa Bay Lightning) oder Aaron Ekblad (15-42-57, Florida Panthers). Hochgerechnet auf die komplette reguläre Saison käme der 31-Jährige also auf 100 Scorerpunkte (23-77-100).

In der nächsten Saison 2022/23 sollte Josi dann auch einen neuen Franchise-Rekord aufstellen und zum besten Scorer der Nashville Predators aller Zeiten werden: David Legwand (210-356-566) ist nur noch 42 Punkte von Josi (135-389-524) entfernt.


Ein hochintelligenter Verteidiger mit Offensivdrang  

Der Instinkt für viele Scorerpunkte ist in Josis Hockey-DNA tief verankert: Der 1,87 Meter große und 91 Kilogramm schwere Verteidiger ist sehr mobil, schnell und mit einem guten Schuss ausgestattet. Immer wieder unterstützt er Nashvilles Angriffe mit energischen und aggressiven Vorstößen, ist gleichzeitig aber auch immer wieder schnell zurück, um zu verteidigen. Die meisten Situationen aber löst Josi mit seinem Hockey-IQ: Der Linksschütze ist einer der intelligentesten Spieler in der NHL, spielt clevere und präzise Pässe, liest die verschiedenen Situationen auf dem Eis und erkennt, wo sich Räume auftun. Immer wieder wägt er ab, ob ein Schuss oder ein Zuspiel die vielversprechendere Entscheidung ist. Auch in der Defensive macht sich all das bemerkbar: Josi überlegt genau, wann sich ein Check rentiert und wann nicht. Auch im Rückwärtsgang sind Antizipation und Stellungsspiel seine gefährlichsten Waffen. Trotz seines Standings ist er sich auch nicht zu schade, Schüsse zu blocken.


Wann auch immer es geht, schickt ihn sein Trainer John Hynes aufs Eis. Josi spielt in allen wichtigen Situationen, egal ob Powerplay, Penalty Killing, Overtime oder in entscheidenden Momenten, wenn es darum geht, einen Rückstand aufzuholen oder eine Führung zu verteidigen. In absoluten Zahlen ist Josi mit 1564:50 Minuten der Spieler mit der viertmeisten Eiszeit in dieser Saison. Im Schnitt bekommt er 25:14 Minuten Eiszeit pro Spiel, was Rang elf unter allen NHL-Akteuren bedeuten würde.

Seine Führungsrolle erfüllt der Schweizer unaufgeregt und mit ganz viel Ruhe. Diese vermittelt der 31-Jährige auch in direkten Gesprächen, in denen er besonnen, bescheiden, intelligent und sympatisch auftritt. Per se ist Josi aber kein introvertierter Typ. Das zeigt sich auch beim Warm-up, wenn er beim Fußball mit den Teamkollegen laut lacht und scherzt.

Auch in der Predators-Community scheint Josi fest verankert zu sein. Er lebt zusammen mit seiner Frau Ellie Ottaway Josi, seinem Sohn Luca James Josi und seinen zwei Hunden Kingsley (Rhodesian Ridgeback) und Bella (Schäferhund) in Nashville, was seine Heimat geworden ist. Sein Vertrag läuft noch bis 2028 und bringt ihm im Schnitt jährlich 9 Millionen US-Dollar ein.



Unter den Favoriten für die Norris Trophy  

Was in seinem Trophäenschrank noch fehlt, ist ein Stanley Cup. In den Playoffs 2017 kam Josi diesem Traum ganz nah, doch zogen die Predators im Stanley Cup Finale gegen die Pittsburgh Penguins den Kürzeren (Serie: 2:4). Realistischer scheint aktuell eine zweite Norris Trophy zu sein. Erneut zählt der Schweizer zu den besten Verteidigern der Liga und dürfte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem acht Jahre jüngeren Kanadier Cale Makar (Colorado Avalanche) liefern. Punktet Josi so weiter, dürften es schwer werden, ihn nicht ein zweites Mal mit dieser prestigeträchtigen Trophäe auszuzeichnen.




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