Moritz Elias: DEL-Debüt mit 16 Jahren und eine WG mit dem Trainer
Für viele junge Eishockey-Spieler war die Corona-Saison 2020/21 der Horror. Nicht aber für Moritz Elias: Der Stürmer gab im Alter von 16 Jahren sein DEL-Debüt. Mit Elite Prospects Rinkside sprach das Talent über sein erstes DEL-Tor, eine WG mit seinem Trainer, eisige Erfahrungen in der WHL und die Rückkehr nach Deutschland.
Am vergangenen Wochenende hat Moritz Elias sein DEL2-Debüt gegeben. Am Freitag wurde der 17-jährige Stürmer als Neuzugang bei den Heilbronner Falken vorgestellt und kam direkt beim 1:6 bei den Eispiraten Crimmitschau zum Einsatz. Zwei Tage später folgte die Heimpremiere beim 3:5 gegen die Löwen Frankfurt. „Ich fand es richtig cool, das erste Mal vor Fans zu spielen“, erzählt Elias im Gespräch mit Elite Prospects Rinkside. „Für mich war es das erste Mal und eine ganz tolle Erfahrung.“
Erst am 10. März wird Elias volljährig – in seiner Vita stehen aber schon jetzt Spiele in der DEL, WHL, DNL und jetzt auch DEL2.
Ausbildung in Mannheim: Viel Fleiß und Extra-Eis
Moritz Elias wurde in Augsburg geboren und kam über seinen älteren Bruder Florian Elias (19, Adler Mannheim) überhaupt erst zum Eishockey. „Am Anfang wollte ich gar nicht aufs Eis, dann hat es aber angefangen Spaß zu machen. In der Laufschule war mein Bruder immer einer der Schnellsten. So wollte ich auch sein.“ Also eiferte Moritz seinem großen Bruder, der nach dem Eishockey „immer ganz aufgedreht“ war nach, ging beim Augsburger EV die ersten Schritte und folgte Florian im Alter von erst 13 Jahren zu den Jungadlern Mannheim. „Das war auf jeden Fall schwer. Ich war in einer neuen Stadt, bin mit einem Bruder erstmal in einer Gastfamilie untergekommen und habe das Zuhause schon vermisst. Aber das Eishockey hat mich abgelenkt, das war gut“, so Elias.
Auf dem Eis ließ es der Linksschütze dann ordentlich krachen: 47 Scorerpunkte (27-20-47, in 32 Spielen) in der U17-Saison 2018/19 sowie 59 Punkte (27-32-59 in 31 Spielen) in 2019/20 sprachen für sich. In dieser Zeit wurde er auch zum Junioren-Nationalspieler. „Das war eigentlich meine Blütezeit“, blickt Elias zurück. „Ich habe jeden Tag 100 Prozent gegeben und mir gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich hatte gute Trainingsmöglichkeiten, war viel im Kraftraum und habe eine Menge mit dem Athletiktrainer gemacht. Ich habe die freien Trainings genutzt, war immer länger auf dem Eis und bin deshalb auch öfters mal zu spät zum Unterricht gekommen. Ich würde schon sagen, dass ich fitter war als viele andere.“
DEL-Debüt mit 16 – WG mit dem Trainer
Das ist auch Frank Fischöder aufgefallen, der damals noch Nachwuchschef bei den Adlern Mannheim war, zur Saison 2020/21 aber als neuer Cheftrainer bei den Nürnberg Ice Tigers in der DEL anheuerte. Somit tat sich für Elias plötzlich eine neue Möglichkeit auf: Weil in der DNL aufgrund der Pandemie kaum ein Spielbetrieb stattfand, wechselte der Teenager auf Leihbasis in die Frankenmetropole. „Ich hatte mega Glück und war sehr dankbar, dass Fischi das Potenzial in mir gesehen und mich genommen hat. Es war die beste Erfahrung, die ich bis jetzt hatte.“
Mit 16 Jahren absolvierte Moritz Elias bereits sein DEL-Debüt BILDBYRÅN/Zink
Kurioserweise zog Elias – übrigens genauso wie Mitspieler John Broda – sogar bei Fischöder ein. „Das war eigentlich ganz witzig“, sagt Elias und kann sich ein Kichern nicht verkneifen. „Im Team wurden schon immer ein paar Späßchen gemacht, weil ich mit dem Trainer zusammengewohnt habe. Ich musste auch selbst darüber lachen.“ Über WG-Themen wie Hausarbeit, Kochen und Einkaufen musste sich das Talent übrigens keine Gedanken machen: „Wir haben eigentlich nie gekocht. Es gibt da so eine schöne App, mit der wir uns immer Essen bestellt haben. Außer Fischis Frau war da, dann hat sie immer sehr gutes Essen gekocht. Ich war sonst die meiste Zeit auf meinem Zimmer. Wir haben aber ab und zu auch Videos meiner Wechsel angeschaut und er hat mir erklärt, was ich besser machen kann.“
Frank Fischöder (re.) nahm Moritz Elias als junges Talent unter seine Fittiche BILDBYRÅN/Zink
„Wenn sie auf dem Eis neben dir stehen, sind das Monster“
Am 19. Dezember 2020 war es dann soweit: Im Alter von 16 Jahren stand Elias zum ersten Mal auf DEL-Eis – ausgerechnet bei seinem Stammverein Adler Mannheim. „Fischi hat gefragt, ob ich bereit bin und Lust habe, zu spielen. Ich war immer bereit, also bin ich mitgefahren. Ich war mega aufgeregt, das muss ich schon sagen. Dass ich mein Debüt dann auch noch gegen die Adler gegeben habe, war natürlich etwas ganz Besonderes. Als ich eingelaufen bin war ich schon sehr nervös. Alleine mit dem David Wolf oder dem Matthias Plachta auf dem Eis zu stehen: Auf der Tribüne sehen die gar nicht so groß aus, wenn sie dann auf dem Eis neben dir stehen, sind das Monster!“
Moritz Elias testet Denis Endras in seinem DEL-Debüt gegen die Adler Mannheim BILDBYRÅN/Zink
Insbesondere, weil Elias gerade einmal 1,70 Meter aufs Maßband bringt. Trotzdem schlug sich der Stürmer wacker und sammelte direkt seinen ersten DEL-Assist beim Treffer von Broda. „Ich bin komplett ausgeflippt nach dem Tor und Broda beim Torjubel ins Gesicht gesprungen“, lacht Elias. „Er hat mir auch eine Woche danach noch seine dicke Lippe gezeigt.“
Pure Emotionen beim ersten DEL-Tor
Bis zu seinem eigenen Premierentreffer musste Elias noch einen Monat warten. Am 14. Januar 2021 passierte es dann am Pulverturm im Auswärtsspiel gegen die Straubing Tigers. „Das Video von diesem Tor habe ich schon 100-mal angeschaut, glaube ich. Ich kenne die Szene auswendig“, sagt Elias. „Luke Adam hat einen Forecheck gemacht und die Scheibe hinter dem Tor gewonnen. Eric Cornel und ich standen frei vor dem Tor. Der Puck wurde über Cornel zu mir gepasst und ich habe ihn dann unters Dach geschweißt. Ich wusste erstmal gar nicht, dass er drin war. Als ich dann zurück auf der Bank war, war ich mit meinen Nerven komplett am Ende. Es war unbeschreiblich! So ein Tor löst in dir einfach alles aus. Ich habe mich brutal gefreut und war erstmal gar nicht ansprechbar. Alle haben mich umarmt und abgeklopft. Foxy (Dane Fox) hat mir eine ganze Flasche Wasser ins Gesicht gespritzt.“
Der betreffende Puck hat im Hause Elias übrigens einen Ehrenplatz bekommen. „Er steht auf meinem Tisch und ich schaue ihn mir jeden Tag an“, grinst Elias.
Das nächste Highlight folgte gleich im nächsten Spiel: Mo traf auf seinen Bruder Flo. „Es war das erste Mal überhaupt, dass ich gegen meinen Bruder gespielt habe. Wir haben uns vor und nach dem Spiel getroffen und standen beim Bully sogar nebeneinander auf dem Eis. Ich fand es total lustig und musste mich wirklich zusammenreißen und mir das Lachen verkneifen, wenn er einen Fehler gemacht hat oder hingeflogen ist. Auch wenn es mein Bruder war – ich wollte ihm schon auch gerne mal die Scheibe abnehmen.“
Ein Kraftpaket glänzt im Kraftraum
Insgesamt sollte Moritz Elias 16-mal für die Ice Tigers in der DEL auflaufen (1-1-2) – was wertvolle Erfahrungen für einen 16-Jährigen bedeuteten. „Ich wusste nicht, was mich erwartet und wie gut diese Liga wirklich ist. Jetzt weiß ich das und habe einen ersten Eindruck bekommen. Da kamen plötzlich zwei Meter große Spieler wie Denis Reul oder Oliver Mebus auf dich zu. Alle hatten mehr Erfahrung und das doppelte Gewicht. Ich hatte weniger Zeit und musste dadurch schneller und schlauer spielen“, blickt Elias zurück. „Ich glaube, ich habe es ganz gut gemacht und bin eigentlich ganz zufrieden. Natürlich möchte ich noch mehr Kraft aufbauen.“
In Sachen Kraft musste sich Elias in Nürnberg übrigens nicht verstecken. Fischöder erzählte die eine oder andere Anekdote darüber, wie die erfahrenen Spieler über Elias staunten, wie dieser die Gewichte im Kraftraum durch die Gegend warf. „Ich fühle mich schon ein wenig als Kraftpaket“, sagt der 73 Kilogramm schwere Elias. „Ich war jeden Tag im Kraftraum, habe mit Athletiktrainer Andreas Gerg wirklich viel gemacht, was ich auch gebraucht habe, denn ich bin klein und brauche die Kraft. Ich hätte wohl auch Rüffel bekommen, wenn mich Fischi an einem Tag nicht im Kraftraum gesehen hätte…“
Kurzes Intermezzo in der WHL
In der Saison 2021/22 wechselte Elias dann nach Nordamerika und schloss sich den Saskatoon Blades in der Juniorenliga WHL an. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich bei den Adlern in der DEL spielen könnte. Aber sie haben sehr gute Spieler dazu geholt, ich hätte wohl kaum gespielt und bin nach Kanada gewechselt. Die Blades wollten damals schon meinen Bruder haben, hatten gerade einen neuen Trainer bekommen“, so Elias, der in Saskatoon aber nicht wirklich glücklich wurde. „Ich hatte nicht so viel Eiszeit wie ich gehofft hatte, es gab auch ein paar mentale Probleme: Ich war dort komplett eingeschränkt, hatte kein Auto, die Stadt war eine halbe Stunde Fußweg entfernt und ich saß eigentlich immer nur Zuhause und habe auf das nächste Training gewartet. In den ersten Wochen habe ich nur bei Tim Hortons gegessen, es gab fast nur Fastfood. Es war auch richtig kalt dort, in einer Woche hatten wir -34 Grad. Das hat nicht wirklich Spaß gemacht.“
Moritz Elias absolvierte 28 Spiele für die Saskatoon Blades in der WHL BILDBYRÅN/LarryMacDougal
„Ein Spiel ohne Schlägerei gab es nicht“
Hinzu kam, dass der Trainer kaum auf Elias setzte. Nach 28 WHL-Spielen (2-6-8) war das Kanada-Abenteuer Anfang Januar 2022 schon wieder beendet, der 17-Jährige kehrte nach Deutschland zurück. „Der Abschied war schon hart, denn die Jungs waren alle sehr nett, haben mich gut aufgenommen, und wir haben uns gut verstanden. Ich habe noch Kontakt zu ein paar Spielern, einer möchte sogar nach Deutschland kommen, um mich zu besuchen. Ich fand es einfach schade den Jungs gegenüber“, sagt Elias, der trotzdem viel lernen konnte: „Du musstest im Kopf und in den Beinen richtig schnell sein, denn die Gegner waren immer an dir dran. Ich habe mich manchmal gefühlt, wie im Boxring. Die WHL ist eine sehr harte Liga, es wurde hart und teilweise sehr dreckig gespielt, alle Checks zu Ende gefahren, ein Spiel ohne Schlägerei gab es nicht.“
Brad Marchand als Vorbild
Ende Januar 2022 heuerte Elias also bei den Heilbronner Falken an und hofft dort vor allem auf eines: „Ich möchte wieder mehr Eiszeit haben“, betont der Stürmer. „Ich möchte in jedem Spiel 100 Prozent geben und hoffe, dass ich gesehen werde.“
Moritz Elias im Trikot der Heilbronner Falken in der DEL2 PMFDESIGN
Im NHL-Draft 2022 wäre Elias nämlich auswahlberechtigt. Einige Teams, darunter die Toronto Maple Leafs, Anaheim Ducks, Arizona Coyotes und New Jersey Devils haben sich bereits nach dem deutschen Talent erkundigt. Elias selbst ist ein Fan der Boston Bruins. Dort nämlich spielt sein Lieblingsspieler Brad Marchand. „Er ist auch nur 1,75 Meter groß und doch habe ich noch nie so eine Maschine gesehen wie ihn. Er ist ein perfekter Spieler für seine Größe, der auch dreckig spielen kann und Tore schießt. Ich denke, das passt ganz gut zu mir.“
Elias besticht durch seine Geschwindigkeit, seine Mobilität und kann auch enge Radien in hohem Tempo fahren. „Langfristig möchte ich mir irgendwo in einer Top-Liga einen Stammplatz erkämpfen, egal ob in Deutschland, Schweden oder Finnland“, blickt Elias zuversichtlich in die Zukunft. „Mein Ziel ist es auch, irgendwann für die Adler in der DEL zu spielen.“