Moser gibt NHL-Debüt, Kessel im Wrestling-Modus
Mit Janis Moser hat der nächste Schweizer sein NHL-Debüt gegeben. Während für den 21-jährigen Verteidiger ein Traum in Erfüllung ging, kochte das Frustrationslevel bei seinen Arizona Coyotes hoch. Sogar Starspieler Phil Kessel ließ die Handschuhe fallen…
Lange sah es so aus, als würde NHL-Schlusslicht Arizona Coyotes gegen Metropolitan-Spitzenreiter New York Rangers einen Sieg oder zumindest einen Punkt stehlen können. Doch in der Schlussphase verlängerten zwei Powerplay-Tore die Niederlagenserie der Wüstenhunde auf nun sechs Spiele. Entsprechend hoch war das Frustrationslevel bei den Yotes, die bis dahin eigentlich ein gutes Spiel gezeigt hatten.
1,2 Sekunden vor der Schlusssirene kochten die Emotionen dann über. Beim Versuch, mit dem letzten Faceoff der Partie noch etwas auszurichten, verteilten Arizonas Clayton Keller und New Yorks Jacob Trouba untereinander bereits einige Crosschecks und gingen dann aufeinander los, als der Puck aufs Eis gefallen war. Das Spiel war beendet, als eine Massenkeilerei ausbrach. Dabei schnappte sich selbst Coyotes-Starspieler Phil Kessel seinen Gegenspieler Ryan Lindgren und rang diesen in Wrestling-Manier nieder.
Arizonas Frustration war allgegenwärtig und verständlich: Gleich zweimal waren die Coyotes in Führung gegangen. Erst mit einem Shorthander von Loui Eriksson, der Rangers-Goalie Keith Kinkaid (29 Saves, 93,5 Prozent Fangquote) in dessen ersten Start in der laufenden Saison tunnelte, sodass die Scheibe im Zeitlupentempo zum 1:0 über die Linie rutschte (18.). Später war Clayton Keller im Powerplay zur Stelle und ließ Kinkaid ins Leere rutschen, um auf 2:1 zu stellen (49.).
Doch die Rangers hatten in Kaapo Kakko (2-0-2), Mika Zibanejad (1-1-2) und Chris Kreider (0-3-3) drei Spieler, auf die an diesem Abend voll Verlass war: Kakko staubte zwischenzeitlich zum 1:1 ab (31.), in der Schlussphase profitierte New York von seinem starken Powerplay (2/3) und konnte die Partie noch drehen. Als Kessel (Behinderung gegen Kevin Rooney) auf der Strafbank saß, schweißte Zibanejad den Puck mit einem harten Handgelenksschuss präzise in den linken Winkel (55.). Dann musste Liam O'Brien eine zweiminütige Bankstrafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis absitzen, was die Broadway Blueshirts prompt noch einmal ausnutzten: Mit Tape-to-Tape-Pässen wanderte die Scheibe wie am Schnürchen gezogen über Kreider zu Kakko, der aus der Nahdistanz den Siegtreffer besorgte (58.).
Joe Camporeale-USA TODAY Sports
Für die Coyotes war es bereits die sechste Niederlage in Serie (0-6-0) sowie die achte in den letzten neun Spielen (1-8-0). „Es war definitiv frustrierend. Ich denke, wir haben viele guten Dinge gezeigt und uns eine Chance gegeben, das Spiel zu gewinnen. Dann kassieren wir kurz vor Schluss zwei Strafen und sie profitieren davon“, analysierte der Schweizer Janis Moser.
Immerhin hatte der 21-jährige Verteidiger trotz der bitteren Niederlage eine Menge Grund zur Freude, denn der in Biel geborene Moser gab sein NHL-Debüt. „Ein Traum ist wahrgeworden“, freute sich Moser hinterher. „Ich habe mit fünf Jahren angefangen, Hockey zu spielen und von diesem Moment geträumt, wenn du dein ersten NHL Spiel spielst. Das Besondere war mehr das Ganze davor: Du überlegst, wie es sein wird und dies und das. Wenn es dann losgeht, ist es ein Hockey-Spiel und du kannst nicht über alles nachdenken, sondern fokussierst dich auf deinen Job.“
Moser wurde im zweiten Verteidiger-Paar neben dem erfahrenen Anton Strålman (35) aufgeboten, erhielt 25 Wechsel und 18:56 Minuten Eiszeit (davon 0:45 im Powerplay, ein Torschuss, -1).
„Viele Leute aus der Schweiz haben mir geschrieben. Mein altes Team, meine Familie, meine Freunde und alle Leute, die meine Karriere verfolgt haben. Sie haben mir Glück gewünscht. Das war eine Extra-Motivation für mich“, erklärte der Schweizer, der im Draft 2021 in der 2. Runde an 60. Stelle von Arizona ausgewählt wurde und seit Sommer in der Coyotes-Organisation spielt. Für das Farmteam Tucson Roadrunners lief der 1,85 Meter große Linksschütze zuvor 18-mal in der AHL auf (5-7-12) und zählte dort zu den konstantesten Abwehrspielern.
Janis Moser (re.) im Trikot der Tucsan Roadrunners in der AHL BILDBYRÅN/ZUMA Wire
Moser ist bereits der 14. Schweizer, der in dieser Saison in der NHL zum Einsatz kam sowie auch der vierte Debütant nach Grégory Hofmann (Columbus Blue Jackets), Mason McTavish (Anaheim Ducks) und Akira Schmid (New Jersey Devils).
(Feature Story Janis Moser: https://eprinkside.de/2021/05/26/janis-moser-ein-echter-bieler-mit-defensivem-gewissen)
Die Rangers sorgen sich derweil um ihren Top-Scorer Artemi Panarin (9-24-33). Der „Breadman“ kehrte nach nur einem Shift im zweiten Drittel wegen einer unbekannten Verletzung nicht wieder zurück.
Ovechkin stellt Powerplay-Rekord ein
Ferner haben die Chicago Blackhawks mit 5:4 n.V. gegen die Washington Capitals gewonnen. Dabei erreichten zwei Spieler persönliche Meilensteine: Hawks-Stürmer Patrick Kane (0-2-2) gab seinen 700. NHL-Assist. Caps-Angreifer Alexander Ovechkin (1-1-2) erzielte seinen 274. Powerplay-Treffer in der NHL und zog damit mit Dave Andreychuk als bester Überzahl-Torjäger aller Zeiten gleich. Ovechkin verlängerte auch seine persönliche Punkteserie auf sechs Spiele (2-7-9) und überholte Leon Draisaitl (23-22-45) und Connor McDavid (16-29-45) als Top-Scorer der laufenden Saison (21-25-46).
BILDBYRÅN/Icon SMI
Den Extra-Punkt sicherten sich am Ende die Blackhawks in der Overtime: Caleb Jones erzielte den Siegtreffer (62.). Zuvor war Chicago selbst mit einem starken Powerplay (3/6) aufgefallen und hatte mit Alex DeBrincat einen Doppeltorschützen in seinen Reihen. Auch der Schweizer Philipp Kurashev (14:19 Minuten Eiszeit, davon 2:41 in Überzahl, ein Torschuss, -1) steuerte ein Tor bei.
Ducks bauen Spitzenposition aus
Die Anaheim Ducks bleiben heiß, fuhren beim 4:1 gegen die Seattle Kraken ihren 17. Saisonsieg ein (17-9-5) und bauten ihre Tabellenführung in der Pacific Division damit aus. Shootingstar Trevor Zegras eröffnete das Toreschießen (11.), Derek Grant (16., in Unterzahl) und Troy Terry (22., im Powerplay) folgten. Zwar gelang Seattle der Ehrentreffer durch Ryan Donato (35., im Powerplay), doch Sam Carrick machte im Schlussdrittel alles klar (49.).
Gary A. Vasquez-USA TODAY
Der deutsche Torwart Philipp Grubauer (15 Saves, 83,3 Prozent Fangquote) erhielt den Start bei den Kraken, wurde in der zweiten Pause aber von Chris Driedger (fünf Saves, 93,3 Prozent Fangquote) abgelöst. Anaheims eigentlicher Backup Anthony Stolarz stoppte 19 von 20 Schüssen (95 Prozent Fangquote) und fuhr seinen sechsten Sieg in Serie ein.