AHL

Fred Brathwaite: Der Kult-Goalie coacht jetzt in der Wüste Nevadas

In seiner aktiven Zeit bei den Adlern Mannheim hat Goalie Fred Brathwaite auch bei den deutschen Eishockey-Fans bleibenden Eindruck hinterlassen. Mittlerweile arbeitet der 48-Jährige als Torwarttrainer bei den Henderson Silver Knights in der AHL. Mit Elite Prospects Rinkside sprach der Kult-Keeper über seine Zeit in Deutschland, neue Goalie-Talente und seine neue Aufgaben in der Wüste Nevadas.



Brathwaite arbeitet bereits in seiner zweiten Saison als Torwarttrainer bei den Silver Knights. „Alles ist gut hier: Das Wetter ist schön, es ist warm und es macht eine Menge Spaß hier. Es ist vielleicht die beste Organisation in der AHL. Ich arbeite mit tollen Leuten zusammen“, schwärmt der 48-Jährige von seinem Arbeitgeber. 

BILDBYRÅN/Ulmer


Der Job des ehemaligen Torwarts umfasst mehrere Bereiche. „Ich bin immer früh da, schaue Videos über den Gegner und unsere Goalies. Danach geht es aufs Eis. Wir, das heißt die Torhüter und ich, sind immer 20 Minuten vor dem eigentlichen Training auf der Fläche. Danach mache ich noch mehr Video-Analysen und Vorbereitungen.“

In Henderson betreut Brathwaite in der laufenden Saison drei junge Keeper: Logan Thompson (24), Dylan Ferguson (23) und Jiri Patera (22). „Sie sind die nächste Welle an jungen Goalies, die es bis zu den Golden Knights schaffen könnten“, glaubt Brathwaite. „Thompson wurde in der Vorsaison Torwart des Jahres in der AHL, er ist ein Top-Talent und kann in dieser Saison hoffentlich schon ein paar Spiele für Vegas machen. Ferguson ist auch ein guter, junger Torhüter und Jiri haben wir in die ECHL zu den Fort Wayne Komets geschickt, damit er mehr Spielpraxis sammeln kann.“

Bei den Vegas Golden Knights in der NHL sind bislang Robin Lehner (30) und Laurent Brossoit (28) gesetzt. In Lehner sieht Brathwaite sogar einen der aktuell besten Torhüter der Welt: „Es gibt viele gute Goalies da draußen: Andrei Vasilevsky ist einer der Besten. Auch Robin Lehner hat gut gespielt und in diesem Jahr viel Konstanz in seinem Spiel. Ich selbst bin ein Fan von Carey Price. Es ist immer spannend, ihn zu sehen. Die Liga wird immer besser, es gibt nicht mehr so große Unterschiede, aber diese drei zählen zu den Besten.“


(K)Eine Frage der Größe?  

Nun sind Vasilevskiy (1,93 Meter groß, Tampa Bay Lightning), Lehner (1,92 Meter) und Price (1,90 Meter, Montreal Canadiens) allesamt große Schlussmänner. „Ich war eher kleiner“, lacht Brathwaite, der aber auch mit 1,71 Metern Körpergröße eine beachtliche Karriere hingelegt hat. „Wenn du einen großen Torwart hast, der sich wie ein kleiner Goalie bewegt, dann hilft die Größe schon. Meiner Meinung nach ist aber auch Juuse Saros (1,79 Meter) richtig gut bei den Nashville Predators. Es geht als Torhüter darum, den Puck zu stoppen, gut zu skaten und die Scheibe zu verfolgen.“

Genau mit diesen Attributen war auch Brathwaite ein erfolgreicher Keeper: „Meine Stärke war, auf das Spiel zu reagieren, es zu lesen, Gefahren zu erkennen und zu erahnen, was als nächstes passiert. Ich war natürlich auch schnell und hatte gute Reflexe.“

BILDBYRÅN/Eibner


Und so spielte der in der kanadischen Hauptstadt Ottawa geborene Brathwaite in vier Profi-Ligen (NHL, AHL, DEL und Russland) auf drei Kontinenten (Amerika, Europa und Asien). Am besten gefallen hat es dem Linksfänger übrigens in der NHL (254 Spiele) und der DEL (216 Spiele). „Ich wollte immer in der NHL spielen, habe die Chance bekommen und es geliebt. Ich konnte aber überall als Goalie und auch als Mensch etwas lernen. In Deutschland zu spielen hat viel Spaß gemacht. Wie die Fans hinter uns standen, diese Energie in den Stadien – das war klasse!“

BILDBYRÅN/Jan Huebner



Ein Kult-Goalie in der DEL  

Seine besten Statistiken hatte Brathwaite in der DEL, wo er schnell zum Kult-Goalie aufstieg. „Das wusste ich gar nicht“, sagt er. „Aber das ist immer schön, zu hören. Ich wollte einfach überall das Beste geben.“ 

Zwischen 2008 und 2012 stand er in vier Spielzeiten zwischen den Pfosten der Adler Mannheim und glänzte dort mit überzeugenden Fangquoten von 92,5, 91,4, 91,8 und 92,4 Prozent. Mit Brathwaite drangen die Adler in vier Jahren einmal ins Halbfinale sowie einmal ins Finale vor. In seinen letzten Playoffs im Jahr 2012 konnte der Kanadier einen Gegentorschnitt von 1,86 sowie eine Fangquote von 94,2 Prozent vorweisen. Der Titel blieb ihm dennoch verwehrt.

BILDBYRÅN/Oliver Hardt


„Ich wünschte, ich hätte zu Beginn meiner Karriere so gut gespielt“, lacht Brathwaite. „Leider haben wir nicht das letzte Spiel der Saison gewonnen. Es war trotzdem ein großartiger Weg, meine Karriere zu beenden. Wir hatten ein gutes Team und viel Spaß. Ich war glücklich, hier zu sein, war viel in Mannheim und Heidelberg unterwegs, habe den deutschen Lifestyle genossen und hatte auch eine deutsche Freundin. Ich habe viele tolle Leute getroffen und neue Freunde gewonnen. Ich habe es dort genossen und würde einfach mal wieder gerne für einen Besuch vorbeikommen. Man weiß ja nie…“


Biere mit Viveiros – Die NHL als langfristiges Ziel  

Bei den Silver Knights arbeitet Brathwaite mit Cheftrainer Manny Viveiros zusammen, der selbst zwischen 2014 und 2016 beim ERC Ingolstadt in der DEL coachte. „Manny und ich hatten schon ein paar Biere, gute Gespräche und Lacher über unsere guten, alten Tage in Deutschland. Es hat uns beiden sehr gefallen, wir konnten nichts Negatives erzählen.“

Ob ihm der Job des Torwarts oder der des Torwarttrainers besser gefällt, ist für Brathwaite gar nicht so leicht zu beantworten: „Für den Körper ist es leichter, ein Coach zu sein, es bedeutet aber auch mehr Stress. Damals konnte ich kontrollieren, was auf dem Eis passiert, jetzt kann ich nur noch zuschauen und bin eher eine Art Elternteil für meine Goalies.“

BILDBYRÅN/Revierfotos


Langfristig möchte Brathwaite als Funktionär zurück in die NHL. Seine Mission bei den Silver Knights ist aber noch nicht beendet: „Ich will meinen Torhütern helfen, bessere Goalies und bessere Menschen zu werden, damit sie ihre Ziele erreichen. Das ist Teil des Trainerjobs. Im Moment bin ich froh da, wo ich bin. In Henderson ist es nicht so groß, wie in Vegas, wir haben aber eine gute Fanbase. Hockey ist in dieser Stadt groß geworden.“




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