Noah Dunham: „Ich wollte schon immer meinen eigenen Weg gehen“
Der Name Dunham ist in Eishockey-Deutschland geläufig. Aktuell sorgt Noah Dunham (19) in seiner ersten Profi-Saison bei den Heilbronner Falken in der DEL2 für Aufsehen und will dabei bewusst einen anderen Weg gehen als sein Vater.
Wer so einen Nachnamen trägt wird freilich auch auf seinen Vater angesprochen: Jason Dunham (51) spielte zwischen 1992 und 2009 aktiv Eishockey in Deutschland, darunter vier Spielzeiten in der DEL. Im Anschluss war er für zwei Jahre Co-Trainer bei den Straubing Tigers und arbeitet nun im elften Jahr in Folge als Sportdirektor am Pulverturm. Nach der Saison 2011/12 wurde er sogar zum Manager des Jahres ausgezeichnet.
Die Liebe zum Eishockey
Klar, dass Noah Dunham über seinen Papa zum Eishockey kam. „Meine ersten Schritte habe ich mit zwei oder drei Jahren in Straubing gemacht“, blickt der in Amberg in der Oberpfalz geborene Stürmer zurück. „Ich habe zwar auch nebenbei Fußball gespielt, aber das hat nie so viel Spaß gemacht wie Eishockey. Ich hatte immer eine Riesengaudi, wenn ich aufs Eis gehen durfte. Wenn du so einen Spaß hast und das zu deinem Beruf machen kannst, dann gibt es nichts Besseres.“
Insbesondere der Teamgeist hat Dunham gepackt: „Das fängt bei den Jungs an, egal ob in der Kabine, im Bus oder wenn wir abends etwas Essen gehen. Es ist aber auch das Spiel, die Emotionen und das Bauchkribbeln vor dem ersten Wechsel.“
Julian Lautenschlager (91) und Noah Dunham (8) bejubeln das Tor von Luke Volkmann (75) BILDBYRÅN/Beautiful Sports
„Ich wollte nichts mit meinem Dad zu tun haben“
Wer jetzt glaubt, Vater Jason hätte seinem Sohn Noah den Weg ins Profi-Geschäft geebnet, der irrt. „Klar hat er viele Connections“, sagt Noah Dunham. „Aber ich wollte schon immer meinen eigenen Weg gehen, es deshalb nicht über meinen Dad machen und nichts damit zu tun haben. Sonst hätten alle gesagt, dass ich es nur wegen meinem Papa geschafft habe. Klar kann er viele Türen öffnen, aber ich mache mein eigenes Ding und das hat bis jetzt super geklappt.“
So blieb Dunham ungewöhnlich lange beim EV Regensburg, wo er zum Junioren-Nationalspieler ausgebildet wurde. „Ich wollte meine Realschule bis zur 10. Klasse in Bayern fertig machen. Deshalb war es mir wichtig, nicht unter dem Jahr zu wechseln. Ich habe fünf Jahre in Regensburg gespielt und bin dort zum Eishockey-Spieler geworden. Die Trainer haben dort eine super Arbeit geleistet.“
Der Linksschütze sammelte sowohl in der Schüler-Bundesliga als auch später in der DNL fleißig Scorerpunkte. „Die Schüler-Bundesliga ist schon eine richtig gute Liga, aber die U-20-DNL ist nochmal ein, zwei Sprünge höher. Es ist alles viel schneller und körperlicher.“
Ein Anruf aus Mannheim
Dunham aber lieferte auch als „Under-Ager“ in der DNL ab und machte nachhaltig auf sich aufmerksam. Vor der Saison 2019/20 kam dann einen Anruf aus Mannheim. „Wenn so ein Riesenklub anruft, dann kann man schwer nein sagen“, erinnert sich Dunham. „Ich hätte auch andere Optionen gehabt, aber die Jungadler sind der größte Nachwuchsklub in Deutschland. Man muss sich nur mal die Spieler anschauen, die sie rausgebracht haben. Es war immer ein Traum, für Mannheim zu spielen. Ich habe ein paarmal mit Mama und Papa telefoniert und nach nicht einmal zwei Tagen zugesagt.“
Auch an neuer Wirkungsstätte sammelte Dunham weiter Scorerpunkte, wurde dann aber wie der gesamte deutsche Nachwuchs von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie ausgebremst. Die Saison 2020/21 fiel mehr oder weniger fast komplett aus. Andere Optionen wie ein Wechsel nach Nordamerika oder eine Leihe in den Profi-Bereich kam für Dunham nicht in Frage: „Ich hatte lange überlegt, ob ich in die USHL wechseln und dann im Folgejahr in der NCAA spielen soll. Durch Corona war es aber schwer mit dem Visum und mit einem College-Platz, denn die ganzen End-Jahrgänge haben durch die Pandemie noch ein Jahr dazubekommen. Ich wollte außerdem das Fachabitur fertig machen. Deswegen bin ich auch nicht innerhalb von Deutschland gewechselt.“
Schneller Spielmacher: Viele Punkte in der ersten Profi-Saison
Seit Sommer 2021 läuft Dunham für die Heilbronner Falken, dem Kooperationspartner der Adler Mannheim, in der DEL2 auf. „Bisher läuft es überragend, wir sind als Mannschaft super in die Saison gestartet. Auch für mich persönlich hätte ich mir keinen besseren Start wünschen können: Ich habe gleich früh getroffen. Das hat es etwas leichter gemacht, wenn man den Druck von den Schultern hat und punkten kann.“
In bislang 13 DEL2-Spielen sammelte der 1,81 Meter große und 77 Kilogramm schwere Stürmer bereits sieben Scorerpunkte (drei Tore, vier Assists). Wohlgemerkt in seiner allerersten Profi-Saison. „Die Umstellung ist schon groß. Vor allem körperlich, denn ich bin nicht der Größte. Das Spiel ist auch deutlich schneller, die Gegenspieler sind erfahrener, cleverer, stehen immer richtig und machen weniger Fehler. Es gilt, diese auszunutzen.“
BILDBYRÅN/Beautiful Sports
Das Talent findet sich bei den Falken in einer Bottom-Six-Rolle wieder. „Wir hatten anfangs viele Verletzte und nur drei Reihen, also habe ich direkt viel Eiszeit bekommen. Jetzt spiele ich in der vierten Reihe, was für einen jungen Spieler wie mich der Startpunkt ist. Jetzt muss ich mich hochkämpfen. Ich versuche so viel Eiszeit wie möglich zu bekommen und zu punkten. Die Trainer sind ganz zufrieden, denke ich. Keiner hat erwartet, dass ich direkt so gut punkte.“
Dunhams Stärke ist das Skating, er selbst sieht sich auch als Spielmacher: „Ich versuche, durch Schnelligkeit so oft wie möglich den Puck zu bekommen und selbst auch den entscheidenden Pass zu bringen oder einen Schuss zu nehmen. Ich möchte so viel wie es geht das Spiel machen. Fünf, sechs Kilo mehr würden mir sicher nicht schaden, das versuche ich in den nächsten Jahren draufzupacken. Ich möchte auch noch an meinem Schuss arbeiten, denn die Torhüter sind hier deutlich besser und größer.“
(K)Eine Spur nach Straubing
Im Mai wird Dunham 20 Jahre alt, könnte also im NHL Draft 2022 noch ausgewählt werden. „Ein wenig im Hinterkopf habe ich das schon, aber ich mache mir da keinen Druck: Wenn es passiert, dann passiert es. Wenn nicht, dann nicht, das wäre auch nicht Schlimm. Man sieht immer wieder, dass auch ungedraftete Spieler rübergehen können.“ Eine große Möglichkeit, sich für Scouts ins Schaufenster zu stellen, bietet die U-20-WM 2022 in Schweden (26. Dezember 2021 bis 5. Januar 2022). „Hoffentlich bin ich da dabei“, sagt Dunham. „Wenn ich dabei bin, dann möchte ich was reißen!“
Bis dahin will sich der Angreifer weiter in Heilbronn empfehlen. „Wir haben eine Wahnsinnstruppe. Sowohl charakterlich als auch spielerisch. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir Meister werden, aber wir haben gute Chancen, oben mitzuspielen. Wir wollen so weit wie möglich kommen und ich will das Beste bringen, viel von den älteren Jungs lernen und mitnehmen, was geht.“
Ob sich Papa Jason Dunham schon nach dem Sohnemann erkundigt hat, um diesen in die DEL nach Straubing zu holen? „Nein“, betont Jason Dunham. „Das wollten wir nicht gleich von Anfang an machen. Es hätte zu viele Sprüche und Kommentare gegeben.“ Nicht von Anfang an – vielleicht aber irgendwann später. Führt also doch eine Spur zum Pulverturm? „Ausschließen würde ich es nie“, so Dunham. „Jetzt im Moment aber eher nicht.“