Fall Beach in Sunrise angekommen: Quenneville muss zurücktreten
Wie erwartet zieht der Fall Kyle Beach weite Kreise in der NHL. In Folge dessen ist heute Nacht Joel Quenneville als Trainer der perfekt gestarteten Florida Panthers (7-0-0) zurückgetreten. Derweil meldeten sich weitere Mitspieler zu Wort.
Der Fall Kyle Beach hatte die NHL-Welt und insbesondere die der Chicago Blackhawks erschüttert (https://eprinkside.de/2021/10/28/chicago-blackhawks-in-der-krise-kein-sieg-und-ein-mega-skandal). Am Donnerstag wurde der damalige Meister-Coach Joel Quenneville zum Rapport bei NHL-Commissioner Gary Bettman gebeten. Die Konsequenz: Quenneville tritt von seinem Amt als Cheftrainer der Florida Panthers zurück!
„Nach einem Treffen mit Herrn Quenneville, das heute Nachmittag in meinem Büro stattgefunden hat, waren sich alle Parteien einig, dass es nicht mehr angemessen ist, dass er weiterhin als Floridas Trainer fungiert“, erklärte Bettman. „Wir bedanken uns auch bei den Panthers, die sichergestellt haben, dass dieser Prozess in aller Gründlichkeit befolgt wurde.“
Nach Aussagen von Opfer Kyle Beach soll der 63-jährige Trainer von den sexuellen Missbrauchsfällen gewusst haben, zumal diese in Quennevilles Büro berichtet worden sein sollen. Nach Medienberichten soll Quenneville aber nicht nur über die Vorfälle geschwiegen haben, sondern Täter Brad Aldrich noch mit einem Empfehlungsschreiben weitergeholfen haben, nachdem dieser die Organisation verlassen hatte.
Joel Quenneville BILDBYRÅN/ZUMA Wire
„Mit tiefem Bedauern und Reue gebe ich meinen Rücktritt als Cheftrainer der Florida Panthers bekannt“, erklärte Quenneville. „Ich möchte meine Trauer über den Schmerz ausdrücken, den dieser junge Mann, Kyle Beach, erleiden musste. Mein ehemaliges Team, die Blackhawks, haben Kyle hängen lassen und ich habe einen Anteil daran. Ich möchte nun darüber nachdenken, wie all das passieren konnte und die Zeit nutzen, um darüber nachzudenken, wie Hockey für alle sicher werden kann.“
Wer wusste was?
Zuvor war bereits Chicagos General Manager Stan Bowman zurückgetreten. Als nächsten wird die Rolle von Kevin Cheveldayoff untersucht, dem damaligen Assistenz-GM der Blackhawks und heutigen GM der Winnipeg Jets.
Kevin Cheveldayoff BILDBYRÅN/Icon SMI
Auch einige Spieler aus der Meistermannschaft von 2010 meldeten sich bereits zu Wort. Kapitän Jonathan Toews soll bis zum Training Camp in darauffolgenden Sommer nichts mitbekommen haben. Starstürmer Patrick Kane habe nicht gewusst, dass es sich bei den Vorfällen um Beach handelte. Auch andere ehemalige Mitspieler wie Andrew Ladd gaben an, nichts mitbekommen zu haben. Duncan Keith soll ein Interview abgelehnt haben, weil er nichts beitragen könne. Shawn Lalonde, der später auch in der DEL für Berlin, Köln und Nürnberg spielte, gab an, dass alle im Team von den Vorfällen wussten, aber keiner wirklich wusste, was man sagen solle.
Wer wird neuer Panthers-Trainer?
Florida verlor durch diesen schlimmen Skandal nun seinen Erfolgstrainer: Die Panthers waren perfekt mit einer 7-0-0-Bilanz in die Saison gestartet und stellen bislang das beste Team in der gesamten NHL. Neben den Cats sind die Carolina Hurricanes (6-0-0) die einzig weitere verbliebene Mannschaft, die noch ungeschlagen ist.
Als Favorit für die Nachfolge von Quenneville gilt John Tortorella (63), der bis zum Sommer noch die Columbus Blue Jackets trainiert hatte. In der Vita des 63-jährigen US-Amerikaners steht ein Stanley-Cup-Sieg (2004 mit den Tampa Bay Lightning) und zwei Jack Adams Awards (Trainer des Jahres, 2004 und 2017). Bis ein neuer Coach gefunden ist, wird der bisherige Co-Trainer Andrew Brunette übernehmen.
Quenneville ist seit der Saison 1996/97 als Cheftrainer in der NHL aktiv und arbeitete in dieser Funktion für die St. Louis Blues, Colorado Avalanche, Chicago Blackhawks und Florida Panthers. Seine erfolgreichste Zeit erlebte der Kanadier in den elf Jahren bei den Hawks, in der Quenneville drei Stanley Cups nach Windy City brachte (2010, 2013, 2015). In Florida ging der Coach gerade in seine dritte Saison. Ob Quenneville jemals wieder in der NHL Fuß fassen wird ist fraglich. „Sollte er in Zukunft wünschen, in irgendeiner Funktion wieder in die Liga zu kommen, werde ich mich vorher mit ihm treffen, um die geeigneten Bedingungen zu bestimmen, unter denen eine neue Anstellung stattfinden könnte“, so Bettman.