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NHL

Colemans Hechtsprung bringt den Lightning-Sieg in Spiel 2

Mit einem 3:1-Heimsieg in Spiel 2 haben die Tampa Bay Lightning die Serien-Führung im Stanley Cup Finale 2021 gegen die Montreal Canadiens auf 2:0 ausgebaut. Die Habs zeigten sich stark verbessert, waren über weite Strecken die bessere Mannschaft, doch schlugen die Bolts im Stile eines Champions eiskalt zu.


 

Nach dem 5:1-Sieg in Spiel 1 musste Tampas Trainer Jon Cooper zwangsläufig umstellen: Mathieu Joseph spielte für den verletzten Alex Killorn (unbekannte Verletzung nach einem geblockten Schuss). Killorns Platz in der zweiten Sturmreihe neben Anthony Cirelli und Steven Stamkos nahm Tyler Johnson ein. Dessen Spot in der vierten Linie ging also an Joseph. Im Tor erhielt erneut Andrei Vasilevsky (42 Saves, 97,7 Prozent Fangquote) den Start.

Montreals Assistenzcoach Luke Richardson, der erneut den in Corona-Quarantäne befindlichen Dominique Ducharme vertrat, konnte wieder auf Joel Armia (nach Covid-19-Protokoll) zurückgreifen und gab ihm den Vorzug anstelle von Jake Evans. Armia kehrte nach einem Spiel Pause in die so erfolgreiche vierte Reihe neben Eric Staal und Corey Perry zurück. Den Start zwischen den Pfosten erhielt Carey Price (20 Saves, 87 Prozent Fangquote).


Zwei Wechsel im Lineup und ein intensiver Beginn  

Beide Teams gingen sofort hohes Tempo, sodass sich ein ausgeglichenes erstes Drittel entwickelte. Bei den Canadiens machte vor allem die in Spiel 1 noch recht unauffällige zweite Linie um Tyler Toffoli (2), Nick Suzuki (4) und Cole Caufield (1) Betrieb und gaben alleine im ersten Abschnitt sieben Torschüsse ab. Auch war einmal mehr auf das Penalty Killing der Habs Verlass, das die ersten beiden Powerplay-Möglichkeiten der Lightning kaltstellte. 

Insgesamt agierten die Bolts zwar spielbestimmender, doch blieb Montreal mit schnellen Gegenangriffen gefährlich. Auch in Sachen Körperspiel teilten die Canadiens fleißig aus (14:11 Checks im ersten Durchgang), insbesondere wurden Tampa Bays Schlüsselspieler Nikita Kucherov und Brayden Point immer wieder hart bearbeitet.

Kurz vor der ersten Pause wurde Lightning-Verteidiger Ryan McDonagh nach einem hohen Stock gegen Phillip Danault mit einer Double-Minor-Strafe (2+2 Minuten) auf die Strafbank geschickt. Davon aber konnte wiederum Montreal nicht profitieren.


Traumtor: Colemans spektakulärer Buzzer-Beater stellt den Spielverlauf auf den Kopf  

Im zweiten Drittel hatten die Habs dann optische Vorteile. Hinten blockten die Canadiens viele Schüsse, unterstützten sich durch tief eindrehende Stürmer beim Spielaufbau und fanden so immer wieder einen Ausweg aus dem Forechecking der Bolts. Vorne blieben überfallartige Angriffe das immer wiederkehrende Stilmittel, das auch zu klaren Torschuss-Vorteilen führten.

Ausgerechnet in dieser starken Phase aber stellte Tampa Bay seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis und ging mit 1:0 in Führung: Cirelli gab einen Handgelenksschuss aus rechter Position von der blauen Linie ab. Der Puck bohrte sich durch den Verkehr vor dem Tor und rutschte Price zwischen Arm und Körper durch (27.).

Montreal erhöhte daraufhin den Druck, doch Vasilevsky ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und parierte gelassen Schuss um Schuss. Als die Habs erneut die Powerplay-Formation aufs Eis schicken durften, gelang der hochverdiente Ausgleich: Suzuki gab weder einen harten noch einen präzisen Schuss aus der Distanz ab, doch dieser war sowohl verdeckt als auch mehrfach abgefälscht und rutschte Vasilevsky zum 1:1 durch die Beine (31.).

Die Canadiens blieben auch in der Folge am Drücker, verbuchten 29:13 Schüsse nach zwei Dritteln (13:6 im 1., 16:7 im 2.), doch gingen sie durch einen Buzzer-Beater mit einem Rückstand in die Pause: Nach einem Turnover in der neutralen Zone führte Barclay Goodrow die Scheibe an Gegenspieler Ben Chiarot vorbei und passte mit der Rückhand auf den langen Pfosten. Dort sprang Blake Coleman nach vorne ab und lenkte den Puck spektakulär mit der Schlägerspitze bei genau 1,1 Sekunden auf der Uhr zum 2:1 ins Ziel (40.).

„Das Timing war episch“, konnte Cooper seinen Augen kaum trauen. „Ich wusste, dass die Zeit fast vorbei war. Von der Bank kamen ‚Schieß!‘-Rufe. Ich habe aber gesehen, wie Blake zum Tor zieht und mir gedacht, dass er vielleicht eine bessere Chance auf das Tor hat“, erinnerte sich Vorbereiter Goodrow. „Ich wusste, dass die Zeit abläuft und habe einfach alles versucht, um ihm eine Option zu geben. Es war ein unglaublicher Pass und dann einfach ein Reflex von mir“, beschrieb Coleman seinen verrückten Treffer. „Keiner spielt Eishockey, um so zu springen, doch es war alles, was noch möglich war. Ich weiß auch nicht, wie solche Tore passieren, aber es war ein wichtiges.“


Ein Missverständnis bringt die Entscheidung  

Im dritten Drittel waren die Lightning wieder deutlich aktiver und hielten besser dagegen. Entsprechend wogte die Partie recht ausgeglichen hin und her. Auffälligster Akteur blieb Suzuki, der insgesamt neun Torschüsse abgab. 

Nach etwa der Hälfte des Schlussabschnitts ging Montreal mehr und mehr ins Risiko, deutlich aggressiver ins Forechecking und machte Betrieb vor Vasilevsky. Tampa Bay zementierte sich hinten ein, spekulierte auf Konter und war erneut zur rechten Zeit am rechten Ort: Habs-Verteidiger Joel Edmundson spielte ohne Druck einen Drop-Pass hinter dem eigenen Tor, doch damit hatte weder Mitspieler Jeff Petry noch Price gerechnet. So hatte plötzlich Bolts-Stürmer Ondrej Palat ein halbleeres Tor vor sich und lenkte den Puck über die Kufe von Price zum 3:1 ins Tor (56.).

Kim Klement-USA TODAY Sports


Sonderlob hagelte es hinterher vor allem für Vasilevsky, der die Canadiens-Stürmer reihenweise zur Verzweiflung brachte. „Er ist ein Rückgrat dieses Teams, ein absoluter Krieger und Kämpfer. Ich kann nicht genug gute Dinge über ihn sagen. Er hatte den größten Anteil an unserem Sieg heute“, betonte Verteidiger Ryan McDonagh. So viel Lob war dem 26-jährigen Russen schon fast unangenehm: „Die Anzahl der Schüsse sind mir egal. Mir ist auch egal, wie es steht. Für mich ist es immer dieselbe Routine, da ändert sich für mich nichts. Ich denke da nicht drüber nach, will einfach da rausgehen und mein bestes Spiel zeigen.“


Spiel 3 in der Nacht auf Samstag  

Für Spiel 3 wechselt die Serie nach Montreal. Puck-Drop ist in der Nacht von Freitag auf Samstag (2 Uhr MESZ) im Bell Centre. Für beide Teams bedeutet das auch eine atmosphärische Umstellung: Feuerten in der Amalie Arena in Tampa fast 19.000 Fans auf den Rängen an, werden in Kanada nur deren 3500 erlaubt sein.

„Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, glaubt Coleman und erhielt Zuspruch von seinem Trainer: „Die Spieler haben einen Geschmack davon bekommen, was jetzt auf sie zukommt. Wir müssen und werden etwas verändern und den Rest der Serie anders angehen. Es wird richtig hart werden. Wir brauchen bessere Leistung, wenn wir eine Chance haben wollen.“



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