Vom College ins Stanley Cup Finale in drei Monaten: Der Aufstieg des Cole Caufield
Einen besseren Einstieg ins Profi-Eishockey kann man sich eigentlich kaum vorstellen: Für Cole Caufield waren die letzten Monate mehr als ereignisreich. Noch im März spielte der 20-Jährige für die University of Wisconsin College Hockey in der NCAA, nun steht er mit den Montreal Canadiens im Stanley Cup Finale und gehört zu den Leistungsträgern seiner Mannschaft.
Eine mehr als erstaunliche Laufbahn
Bereits im jungen Alter kann Caufield mit einer Vielzahl an Scorerpunkten auf sich aufmerksam machen. In der Saison 2017/2018, im Alter von 16 Jahren gelang dem flinken Außenstürmer dann der erste große Schritt Richtung Profi-Eishockey, als er in das United States National Team Development Program (USNTDP) aufgenommen wird. Dies allein ist für jeden jungen Eishockeyspieler in Amerika schon eine Ehre, denn in das Programm schaffen es nur die besten Nachwuchsspieler in den USA. In seinem ersten Jahr in der United States Hockey League (USHL) gelangen ihm in 32 Spielen bereits 33 Scorerpunkte (23T, 10A). Mit dieser Leistung konnte der Rechtsschütze auch sämtliche Scouts und College-Recruiter beeindrucken und so überraschte es niemanden, dass Caufield Stipendien von mehreren Universitäten angeboten bekam. Letztendlich entschied er sich für die University of Wisconsin. Nicht nur, weil die Universität nur weniger als zwei Autostunden von seinem Geburtsort Stevens Point, Wisconsin entfernt ist, sondern auch, weil die Universität für ihre Talentschmiede unter Trainerikone Tony Granato bekannt ist. Spieler wie Justin Schultz (Washington Capitals), Ryan McDonagh (Tampa Bay Lightning), Joe Pavelski (Dallas Stars), Kyle Turris (Edmonton Oilers) und Brian Elliott (Philadelphia Flyers) spielten alle für die “Badgers”.
Bevor er allerdings für Wisconsin auf Beutejagd gehen konnte, musste er noch ein weiteres Jahr für das U.S. Development Program absolvieren und in dieser Saison konnte er seine Ausbeute mit 41 Punkten (29T, 12A) in 28 Spielen enorm steigern. Überzeugen konnte er in diesem Jahr auch bei der U-18-WM in Schweden. Mit 18 Punkten in sieben Spielen wurde er hinter Jack Hughes zweitbester Scorer des Turniers. Dieses Jahr und diese Leistung waren enorm wichtig, denn es war zugleich sein Draftjahr. Viele Experten waren der Meinung, dass Caufield hohe Chancen hätte, im Draft 2019 früh gezogen zu werden. Allerdings wurden auch die Stimmen der Kritiker immer lauter, denn mit einer Körpergröße von nur 1,70 Metern und 75 Kilogramm waren diese der Meinung, dass Caufield zu klein für die NHL sei und er sich nicht durchsetzen könnte. Es waren die Montreal Canadiens, die sich entschieden, den damals 18-Jährigen in der ersten Runde an 15. Stelle zu draften.
Anne-Marie Sorvin-USA TODAY Sports
Eine Klasse für sich auf dem Universitätslevel
Aus Entwicklungsgründen entschieden sich die Verantwortlichen der Canadiens, Caufield in der Folgesaison nicht gleich in den NHL- oder AHL-Kader zu ziehen, sondern ihn für die University of Wisconsin auflaufen zu lassen. Gleich in seinem ersten Jahr in der NCAA konnte Caufield für die Badgers in 36 Spielen 36 Scorerpunkte (19T, 17A) erzielen. Diese Ausbeute ist für einen Freshmen mehr als beachtlich. In seinem zweiten Jahr an der Universität gelangen dem quirligen Stürmer in 31 Spielen sagenhafte 52 Scorerpunkte (30T, 22A). Diese Statistik verhalf ihm auch zum Gewinn des Hobey Baker Awards, der an den besten Spieler der NCAA verliehen wird. Somit schrieb sich Caufield unter anderen namhaften Spielern ein, die den Award vor ihm gewannen, wie zum Beispiel Cale Makar (Colorado Avalanche), Jack Eichel (Buffalo Sabres) oder Johnny Gaudreau (Calgary Flames).
Nächster Schritt: Profi
Da sich Wisconsin im NCAA-Endturnier im Achtelfinale gegen die Bemidji State University geschlagen geben musste (3:6) war für Caufield die Saison frühzeitig beendet und die Verantwortlichen der Montreal Canadiens hielten es für die beste Entscheidung, den 20-Jährigen zu den Laval Rockets, dem Farmteam der Canadiens, in die AHL zu schicken. Das war ein riskanter Zug, denn obwohl er noch zwei weitere Jahre berechtigt gewesen wäre, in der NCAA zu spielen, verlor er diese Berechtigung, als die Canadiens ihn nach Laval schickten. In der AHL sollte sich dann herausstellen, ob der klein gewachsene Stürmer sich auch gegen Erwachsene durchsetzen kann. Gleich in seinem ersten Spiel gegen die Toronto Marlies (5:3-Sieg) ließ der pfeilschnelle Stürmer seine Kritiker verstummen, denn er war an vier von fünf Toren beteiligt (1T, 3A). In seinem zweiten Spiel gelang ihm ein weiterer Assist. Die Canadiens reagierten schnell, denn die NHL-Playoffs standen kurz vor der Tür und so wurde er per “Call-up” nach Montreal berufen.
Am 26. April konnte er gegen die Calgary Flames sein NHL-Debüt feiern. Seither ist er aus dem Kader der Canadiens nicht mehr wegzudenken und speziell in den Playoffs zu einem der Leistungsträger der Mannschaft avanciert. In bisher 15 Playoff Begegnungen gelangen ihm neun Punkte (4T, 5A). Mit seinen Sturmpartnern Tyler Toffoli und Nick Suzuki ergänzt er sich bestens, da alle drei sehr hohes Tempo gehen können und mit ihrem Spielwitz Räume finden, die nur sehr schwer zu verteidigen sind.
Binnen drei Monaten wurde Cole Caufield von einem College-Spieler zu einem Leistungsträger in den Stanley Cup Playoffs und nun steht er mit den Habs im Stanley Cup Finale. Eine Reise, die eindrucksvoller fast nicht sein könnte. Ob es Montreal gelingt, für die große Überraschung zu sorgen, wird sich zeigen. Eins steht jedoch fest: Wenn die Erfolgswelle von Caufield weiter anhält, wäre ein Gewinn des Stanley Cups der krönende Abschluss.