Vorschau Stanley Cup Finale: Tampa Bay Lightning vs. Montreal Canadiens
Im Stanley Cup Finale 2021 stehen sich die Tampa Bay Lightning und die Montreal Canadiens gegenüber. Die Bolts sind bei der Mission Titelverteidigung der Favorit, doch die Habs könnten erneut überraschen und ein Happy End an eine märchenhafte Geschichte anhängen.
Tampa Bays Weg ins Stanley Cup Finale führte in der 1. Runde über den Lokalrivalen Florida Panthers (4:2) sowie in der 2. Runde über die Carolina Hurricanes (4:1). Spannend machten es die Lightning im Halbfinale, als das Endspiel-Ticket erst in Spiel 7 gegen die New York Islanders (4:3) gelöst wurde. Wie schon im Meister-Jahr 2020 verloren die Bolts auch 2021 keine zwei Playoff-Spiele hintereinander.
Montreal startete als ultimativer Außenseiter in die Stanley Cup Playoffs 2021: Mit einer 24-21-11-Bilanz, waren die Canadiens das schlechteste aller 16 Teams, das sich für die Postseason qualifizieren konnte. Doch die Rolle des Underdogs stand den Habs gut zu Gesicht: In der 1. Runde drehte Montreal einen 1:3-Rückstand gegen die Toronto Maple Leafs (4:3), sweepte danach die Winnipeg Jets (4:0) und räumt im Halbfinale gar die hochfavorisierten Vegas Golden Knights aus dem Weg (4:3). Für die Canadiens ist es die erste Teilnahme am Stanley Cup Finale seit 28 Jahren (4:1 gegen die Los Angeles Kings im Jahr 1993).
Stärken & Schwächen
Beide Klubs haben den sogenannten „Stretch Pass“ für sich entdeckt. Gemeint ist ein langer Pass, meist aus der eigenen Zone, auf die schnellen Spitzen. Ein Stilmittel, das im bisherigen Playoff-Verlauf für Gefahr sorgte. Dies ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, denn beide Teams sind unglaublich schwer zu bespielen, wenn sie selbst das erste Tor schießen: Die Bolts gewannen zwölf von 14, die Habs elf von 13 Playoff-Spielen, wenn sie das erste Tor erzielten. Auch verfügen beide Mannschaften über große, schwere und wuchtige Verteidiger wie die beiden Abwehrchefs Victor Hedman (198 Meter, 109 Kilogramm) auf der einen sowie Shea Weber (1,93 Meter, 104 Kilogramm) auf der anderen Seite.
Was Tampa Bay auszeichnet, ist eine starke Offensive, die bislang pro Spiel für durchschnittlich 3,22 Tore sorgte. Dabei verfügen die Lightning über eine Menge Tiefe: Sechs Spieler überschritten die Marke von zehn Scorerpunkten, fünf Spieler trafen mindestens fünfmal. Hinzu kommt die Extra-Klasse in der Spitze: Mit Nikita Kucherov (5-22-27) stellen die Bolts den Top-Scorer sowie mit Brayden Point (14-6-20) auch den Top-Torjäger in den Playoffs 2021. Außerdem überzeugt Tampa mit einer Mischung aus Speed, Physis und Spielstärke.
Die große Stärke von Montreal ist die Defensive, die im Schnitt gerade einmal 2,18 Gegentore pro Spiel hinnehmen muss. In der Offensive kommt den Canadiens zu Gute, dass sie die Scoring-Last auf mehrere Schultern verteilen und dadurch nur schwer ausrechenbar sind: Kein Spieler erzielte mehr als neun Tore, dafür gelangen gleich neun Spielern mindestens drei Treffer. So sorgte neben der temporeichen und spielstarken Reihe um Tyler Toffoli (5-9-14), Nick Suzuki (5-8-13) und Cole Caufield (4-5-9) vor allem auch die vierte Reihe mit Joel Armia (5-3-8), Eric Staal (2-6-8) und Corey Perry (3-6-9) für Furore.
Schlüsselspieler
Tampa Bays Brayden Point ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Lightning. Der 25-jährige Kanadier ist mit 14 Toren mit Abstand der Top-Torjäger in den Stanley Cup Playoffs 2021. Wie wertvoll der explosive, flinke und technisch beschlagene Mittelstürmer ist, zeigen auch bereits drei Siegtreffer sowie sieben Treffer im Powerplay. Zudem gewinnt Point 53 Prozent seiner Faceoffs und kommt auf eine Schusseffizienz von starken 32,6 Prozent.
Montreals Tyler Toffoli bringt nicht nur seine Erfahrung aus 71 Playoff-Spielen sowie einem Stanley Cup Sieg (2014 mit den L.A. Kings) ein. Der 29-Jährige führt auch seine jungen Nebenspieler Suzuki (21) und Caufield (20) und komplettiert diese bislang erfolgreichste Canadiens-Reihe. Toffoli erzielte zudem schon zwei Siegtreffer, kann eine Schusseffizienz von 12,5 Prozent vorweisen und steuerte auch schon fünf Powerplay-Punkte ein. Der Flügelstürmer darf definitiv als Top-Verpflichtung im vergangenen Sommer betrachtet werden. Die Habs verpflichteten ihn als Free Agent für jährlich 4,25 Millionen US-Dollar bis 2024.
Goalie-Duell
Beide Torhüter sind gleichzeitig auch Schlüsselspieler: Tampa Bays Andrei Vasilevsky überragte nicht nur aufgrund seiner Statur (1,93 Meter, 98 Kilogramm), sondern mit vielen und wichtigen Paraden, insbesondere in den entscheidenden Spielen. Der 26-jährige Russe konnte bereits vier Shutouts verbuchen, kassierte im Schnitt weniger als zwei Gegentore pro Spiel (1,99) und kann eine Fangquote von 93,3 Prozent vorweisen. Vasilevsky war schon im Vorjahr ein Garant für den Triumph und weiß, was in einem Stanley Cup Finale auf ihn zukommen wird.
Montreals Carey Price hat beinahe schon jede Trophäe abgeräumt: Der 33-jährige Kanadier gewann in seiner NHL-Karriere bereits die Vezina (bester Goalie), Jennings (wenigste Gegentore) und Hart Trophy (MVP) sowie den Ted Lindsay Award (MVP). Mit der Nationalmannschaft eroberte er Gold bei der WM und Olympia. Was einen der besten Goalies in den letzten Jahren aber noch fehlt, ist der Stanley Cup. Price präsentiert sich konstant als sicherer Rückhalt für die Canadiens. Seine Statistik: ein Gegentorschnitt von 2,02, eine Fangquote von 93,4 Prozent sowie ein Shutout.
Special Teams
Tampa stellt ein brandgefährliches Powerplay, mit einer Erfolgsquote von 37,7 Prozent. Die erste Überzahl-Formation mit Victor Hedman (1-11-12 im PP), Steven Stamkos (4-7-11), Alex Killorn (4-48), Kucherov (4-13-17) und Point (7-4-11) sind ein elitäres Quintett und kaum zu stoppen. Das Unterzahlspiel der Lightning ist mit 83 Prozent solide.
Besonders beeindruckend ist bei Montreal das Penalty Killing, das mit einer Erfolgsquote von 93,5 Prozent das beste in den Stanley Cup Playoffs 2021 ist. Und mehr noch: Ihre letzten 30 PK-Situationen überstanden die Canadiens ohne ein Gegentor zu kassieren. Das Powerplay kommt auf akzeptable 20,9 Prozent.
Prognose
Die Lightning können von ihrer Endspiel-Erfahrung aus dem Vorjahr bauen und sind hungrig genug, den Titel zu verteidigen. Die Canadiens werden kaum erneut unterschätzt werden, was eine erneute Überraschung aber nicht ausschließt. Die Prognose fällt schwer und ist sicherlich von ein wenig Eishockey-Romantik getrieben: Montreal macht die ultimative Sensation perfekt und gewinnt den Stanley Cup in sechs Spielen vor heimischem Publikum (4:2).