NHL-Playoff Vorschau Halbfinale: Tampa Bay Lightning vs. New York Islanders
Mit den Tampa Bay Lightning aus der Central Division und den New York Islanders aus der East Division treffen sich zwei Teams im Stanley Cup Halbfinale, die aus einer gesicherten Defensive heraus agieren, in der Offensive aber mit verschiedenen Herangehensweisen zum Ziel kommen.
Der Weg der Tampa Bay Lightning in dieses Halbfinale ging über den Lokalrivalen Florida Panthers in der ersten Runde (4:2) sowie in der „Gewitter-Serie“ gegen die Carolina Hurricanes in Runde zwei (4:1). Die New York Islanders räumten erst mit den Pittsburgh Penguins (4:2) und dann mit den Boston Bruins zwei Playoff-erfahrene Traditionsklubs aus dem Weg. Nun sind beide Teams nur noch vier Siege vom Stanley Cup Finale sowie deren acht vom Stanley Cup Sieg entfernt. Diese dürften aber hart umkämpft sein.
Stärken & Schwächen
Tampa Bay glänzte bislang mit einer guten Balance aus Offensive (3,45 Tore/Spiel) und Defensive (2,36 Gegentore/Spiel). Insbesondere die Abwehr konnte sich in der jüngsten Serie gegen die Hurricanes noch einmal steigern (1,8 Gegentore/Spiel). Dank individueller Klasse im Sturm sind die Lightning vorne gnadenlos effektiv und eiskalt. So reichten in der Serie gegen Carolina gerade einmal 26,6 Torschüsse pro Partie zum Weiterkommen. Mit Brayden Point (8), Alex Killorn (6), Nikita Kucherov und Steven Stamkos (beide 5) haben vier Spieler schon mindestens fünf Playoff-Tore erzielt. Steigerungspotenzial haben die Bolts noch in Sachen Körperspiel, was gegen den kommenden Gegner auf ein neues Niveau gehoben werden muss: 33,3 Checks sowie 14,6 Blocks pro Spiel sind ausbaufähige Zahlen.
Auch die Islanders können ein gesundes Verhältnis von Produktivität und Sicherheit vorweisen. Das belegen 3,58 Tore/Spiel sowie 2,75 Gegentore/Spiel. Ihre Offensivkraft entwickelt New York allerdings weniger durch Einzelspieler, sondern vielmehr durch Secondary Scoring und Tiefe: Schon neun Spieler haben mindestens drei Tore erzielt, acht Spieler sammelten mindestens sieben Scorerpunkte. Kurioserweise ist es insbesondere die erste Reihe, die noch zu wenig Ertrag abwirft: Leo Komarov (0-3-3), Mathew Barzal (3-6-9) und Jordan Eberle (3-5-8) sind in der Scorerliste nicht ganz oben zu finden. Die große Stärke der Isles ist das Verteidigen im Kollektiv: Alle fünf Spieler arbeiten nach hinten mit und schaffen es mit ihrer Physis, den Gegner aufzureiben. 39 Checks sowie 15,3 Blocks pro Partie unterstützen diese These. Aufpassen muss New York in Sachen Schuss-Management: Pro Spiel lassen die Islanders im Schnitt satte 37,7 Torschüsse zu. Diese hohe Zahl könnte sich gegen Tampas gefährliche Scharfschützen rächen.
Schlüsselspieler
Bei den Lightning sticht Stürmer Nikita Kucherov mit 18 Scorerpunkten (5-13-18) heraus. Der 27-jährige Russe ist ein stetiger Gefahrenherd auf dem Eis, entweder als Vorbereiter oder selbst als Torschütze. Auch im Powerplay ist er einer der „Go-To-Guys“, was vier Powerplay-Tore und 13 -Punkte eindrucksvoll zeigen. Zudem präsentierte sich der Linksschütze zuletzt formstark und sammelte in seinen letzten drei Partien sechs Scorerpunkte (2-4-6). Bei den Islanders ist Angreifer Jean-Gabriel Pageau zu nennen, der in beide Richtungen überaus erfolgreich Eishockey spielt: Der 28-jährige Kanadier arbeitet hart in der Defensive mit, was ein Plus-Minus-Wert von +11 eindrucksvoll belegt. Zudem befeuerte der Rechtsschütze die Offensive mit 13 Scorerpunkten (3-10-13) und kann eine Punkteserie von drei Spielen vorweisen (1-3-4).
Goalie-Duell
Hier stehen sich mit Tampa Bays Andrei Vasilevsky und New Yorks Semyon Varlamov zwei Russen gegenüber. Vasilevsky gilt als einer der besten Torhüter der Welt und wusste auch in den Playoffs 2021 mit einem Gegentorschnitt von 2,24 sowie einer Fangquote von 93,4 Prozent zu überzeugen. Der 26-jährige 1,93-Meter-Hüne deckt nicht nur große Bereiche seines Kastens ab, sondern gilt auch als sehr athletischer, beweglicher und nervenstarker Vertreter seiner Zunft. Das zeigen auch drei Shutouts in den letzten drei Series-Clinching-Games. Der 33-jährige Varlamov kommt über seine Erfahrung und der Tatsache, dass er sich in den Playoffs 2021 steigern konnte. Gingen vier von sechs Starts in der ersten Runde noch an Landsmann Ilya Sorokin, erhielt er fünf von sechs Starts in der zweiten Runde und scheint sich als Nummer 1 festgespielt zu haben. Seine Statistik: 2,62 Gegentore/Spiel und 92,5 Prozent Fangquote. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass Islanders-Trainer Barry Trotz auch in dieser Serie die Rotationsmaschine anwirft.
Special Teams
In diesem Bereich haben die Lightning klar die Nase vorne! Warum? Das Powerplay der Bolts überzeugt mit 41,7 Prozent Erfolgsquote und war in der Serie gegen die Hurricanes sogar bei 43,8 Prozent gelistet. Auch in Sachen Penalty Killing (77,8 Prozent) konnte sich Tampa gegen Carolina merklich steigern (85,7 Prozent). Bei den Isles ist das PK die Achillesferse: Insgesamt kommt New York gerade einmal auf 61,5 Prozent, gegen die Bruins gar nur auf 50 Prozent. Hier muss sich Trotz etwas einfallen lassen oder weiter auf den Faktor Disziplin setzen, denn das Team von Long Island kassiert pro Partie durchschnittlich gerade mal sieben Strafminuten. Das Powerplay der Islanders ist mit 28,1 Prozent durchaus vorzeigbar – gegen Boston war es gar bei 37,5 Prozent.
Prognose
Auf dem Papier scheinen die Lightning klar stärker zu sein, doch ist das Kollektiv der Islanders nicht zu unterschätzen. Am Ende zieht Tampa Bay die Serie in sieben Spielen (4:3).