Marchessault-Hattrick bringt Avs in Zugzwang – Montreal vor Sweep
Die Vegas Golden Knights haben für einen Momentum-Wechsel in der Serie gegen die Colorado Avalanche gesorgt und Spiel 4 mit 5:1 gewonnen. Ebenfalls mit 5:1 entschieden die Montreal Canadiens Spiel 3 gegen die Winnipeg Jets und haben nun die Chance auf einen Sweep.
Marchessault läuft heiß, Colorados Top-Reihe taucht ab
In der Serie zwischen den Golden Knights und den Avalanche gewann bislang immer das Heim-Team. So auch in Spiel 4 in Las Vegas, wo die Knights vor der bislang größten Kulisse in den Stanley Cup Playoffs 2021 (18.081 Zuschauer) mit einem 5:1-Erfolg die Serie auf 2:2 ausglichen.
Dabei avancierte ein Mann zum Matchwinner, der bislang ein wenig unter dem Radar geflogen war: Jonathan Marchessault. In der Stanley Cup First Round Serie gegen die Minnesota Wild war dem 30-jährigen Kanadier nur ein einziges Tor und kein Assist gelungen (1-0-1). In der Second Round gegen Colorado aber nahm der Flügelstürmer an Fahrt auf: Je einen Assist gab es in den Spielen 1 und 2. Ein Tor in Spiel 3 und nun in Spiel 4 gelang ihm sein erster NHL-Playoff-Hattrick überhaupt. Mit nun 20 Playoff-Toren ist er der erste Spieler in der vierjährigen Geschichte der Golden Knights, der diese Marke erreichen konnte.
Stephen R. Sylvanie-USA TODAY Sports
Zunächst aber schlugen die Avalanche zu: Brandon Saad staubte früh zum 1:0 für die Gäste ab (2.). Davon ließ sich Vegas aber kaum beeindrucken, sondern zog sein Spiel weiter durch. „Das wichtigste in den letzten beiden Spielen war, ihre Top-Spieler zu kontrollieren und sie nicht mit Geschwindigkeit durch die neutrale Zone kommen zu lassen. Wir müssen einfach so weitermachen“, erklärte Marchessault, der den Stein dann selbst ins Rollen brachte: Hinter dem gegnerischen Tor klaute „Marchy“ die Scheibe gegen Patrik Nemeth und spielte sie vors Tor, wo Reilly Smith an die Unterkante der Latte traf. Daraufhin schaufelte William Karlsson den Puck noch einmal in den Gefahrenbereich, wo Marchessault ihn zum 1:1 ins Tor lenkte (8.). „Eine bizarre Situation“, befand Karlsson.
Schießwütige Knights (35:18 Schüsse) schlugen die Avs dann mit ihren eigenen Waffen: Erst mit einem schnellen Angriff, den Max Pacioretty zum 2:1 abschloss (22.), dann mit einem Powerplaytreffer, als Marchessault eine Direktabnahme vom linken Bullypunkt ins Tor feuerte (52.). Es zeigte auch, welchen Einschlag das Comeback von Pacioretty auf Vegas hatte: Seit seiner Rückkehr in Spiel 7 gegen die Wild waren Pacioretty in jedem seiner fünf Spiele ein Scorerpunkt gelungen (3-2-5).
Im dritten Drittel machte Matchwinner Marchessault dann seinen Hattrick perfekt: Nemeth fuhr seinem Torwart Philipp Grubauer (30 Saves, 85,7 Prozent Fangquote) den Schläger aus der Hand. Daraufhin setzte Smith den vor dem rechten Pfosten lauernden Marchessault in Szene, der mit einem Tip-In die Kappen regnen ließ. Schlussendlich drückte Patrick Brown noch eine Scheibe über die Linie und sorgte so für den 5:1-Endstand (54.).
„Wir sind stolz darauf, wie wir geantwortet haben“, sagte Vegas-Trainer Peter DeBoer. „Es fühlt sich gut an, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns. Es sind erst zwei Siege und wir haben zu viel Respekt vor Colorado und ihrem Spiel und vor was sie im Stande sind, zu leisten.“
Nach einem dominanten Auftritt in Spiel 1 der Serie (7:1) droht Colorado nun die Kontrolle zu verlieren. In den Spielen 2, 3 und 4 kommen die Golden Knights auf ein Schussverhältnis von 99:44! Auch schafften sie es, die Top-Reihe der Avalanche mit Mikko Rantanen, Nathan MacKinnon und Gabriel Landeskog auf nur vier Scorerpunkte in den letzten drei Partien zu limitieren (2-2-4). Die Avs brauchen dringend einen Momentum-Wechsel. „Es wird ein Kampf werden. Ich erwarte absolut, dass unsere Jungs in dieser Serie einen Schritt nach vorne machen, in unserem Heimspiel und unsere erste Reihe wird ein großer Teil davon sein“, so Trainer Jared Bednar.
Spiel 5 wird in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (3 Uhr MESZ) in Denver ausgetragen. „Wir haben nicht so gut gespielt, wie wir sollten, aber wir gehen jetzt zurück in die Arena, in der wir Erfolg hatten und in der wir gut gespielt haben“, blickt Saad voraus.
Zwei Shorthander: Montreal könnte Winnipeg sweepen
Die Montreal Canadiens marschieren schier unaufhaltsam weiter, gewannen auch Spiel 3 gegen die Winnipeg Jets und führen in der Serie bereits mit 3:0.
Damit haben die Habs mittlerweile schon sechs Playoff-Partien in Folge gewonnen. Kurios: In der regulären Saison waren drei Spiele die längste Siegesserie. Auch geriet Montreal bereits seit 376:14 Minuten nicht mehr in Rückstand (zuletzt in Spiel 5 gegen die Toronto Maple Leafs).
Eine Spezialität der Canadiens sind zudem Tore in Unterzahl. Schon in der Hauptrunde erzielten die Habs zusammen mit den Boston Bruins die meisten Shorthander (neun). In den Stanley Cup Playoffs stehen sie dank eines Unterzahl-Doppelpacks von Joel Armia nun bei deren vier. Es ist das erste Mal seit neun Jahren, dass ein Spieler zwei Shorthander in einem Playoff-Spiel gelungen waren. Zuletzt schaffte das Dustin Brown im Jahr 2012 für die Los Angeles Kings.
Armia fing einen Pass in der eigenen Zone ab, startete einen Konter, verzögerte und traf zum 3:0 (34.). Später traf er aus der neutralen Zone ins leere Tor zum 5:1 (57.). Außerdem waren Corey Perry (5.), Artturi Lehkonen (30.) und Nick Suzuki (49.) für Montreal erfolgreich.
Den Ehrentreffer für die Jets erzielte Adam Lowry (38.), der genau daraus Kraft für Spiel 4 ziehen möchte: „Wir haben gezeigt, dass wir ihn schlagen können“, so Lowry. „Er ist nicht ohne Grund ein Weltklasse-Goalie. Wir müssen ihm sein Selbstvertrauen rauben und mehr Körper zum Tor bekommen.“
Winnipeg konnte auch nicht von der Rückkehr von Paul Stastny profitieren und steht nun mit dem Rücken zur Wand. Eine weitere Niederlage und die Saison ist für die Jets beendet. „Um ehrlich zu sein: Für uns ist das großartig“, verblüffte Winnipegs Kapitän Blake Wheeler mit dieser Aussage und erklärt: „Morgen den ganzen Tag im Hotelzimmer zu sitzen und auf dieses eine Spiel zu starren, da sollten viele unserer Jungs innerlich brennen. Hoffentlich bekommen wir ein gutes Gefühl in unserer Kabine und können uns neu aufstellen. Wir müssen ein Hockey-Spiel gewinnen, dann sehen wir, was passiert.“
Genau das wollen die Habs verhindern. Vermutlich auch ohne Verteidiger Jeff Petry, der im Mitteldrittel aufgrund einer Oberkörperverletzung ausschied. „Wir sind jetzt klar im Vorteil. Aber wir müssen sichergehen, dass wir dem anderen Team weder Leben einhauchen noch Hoffnung geben“, so Canadiens-Stürmer Brendan Gallagher. „Wir wissen, wie schwer das wird. Es ist immer schwierig, ein Team zu eliminieren. Sobald sie einen Schimmer an Hoffnung bekommen, fängt das Momentum an zu wachsen.“
Das Back-to-Back-Spiel steigt schon heute Nacht (Dienstag, 2 Uhr MESZ) in Montreal.