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Bitterer WM-Abschluss für Deutschland: USA gewinnt Bronze

Im Spiel um Platz 3 hat Deutschland die Bronzemedaille deutlich verpasst: Gegen die abgezockten USA kassierte die DEB-Auswahl eine herbe 1:6-Klatsche und beendet ein packendes Turnier als Vierter.


 

Einen Tag nach der dramatischen Halbfinal-Niederlage gegen Finnland (1:2) stellte Bundestrainer Toni Söderholm im Spiel um Platz 3 gegen die USA auf zwei Positionen um: Mit Dominik Bittner kehrte ein Abwehrspieler für Angreifer Frederik Tiffels in die Aufstellung zurück. Somit lief Deutschland mit vier Verteidiger-Paaren und vier Sturmreihen auf. Außerdem erhielt im Tor Felix Brückmann den Start, Mathias Niederberger gab den Backup. US-Coach Jack Capuano setzte zwischen den Pfosten auf Cal Petersen.


Deutschland drückt, die USA treffen  

Das DEB-Team startete mit einem längeren Powerplay in diese Partie. Schon in der 1. Minute holte sich Jason Robertson eine 2+2-Minutenstrafe wegen eines hohen Stocks an Markus Eisenschmid ab. Das Penalty Killing der Vereinigten Staaten aber überzeugte vollends und ließ kaum etwas zu. Die Strafzeit war gerade abgelaufenen, da klaute Christian Wolanin Matthias Plachta den Puck, startete einen Konter, war mit einem Sprint über die komplette Eisfläche nicht mehr zu halten und vollendete frei vor Brückmann mit der Rückhand zum 1:0 (6.).

Im weiteren Verlauf investierte Deutschland mehr in die Offensive, biss sich an gut-geordneten US-Boys, die den Slot konsequent abriegelten, aber immer wieder die Zähne aus. Die USA hatten selbst nur wenig Zone-Time, setzten aber hin und wieder Nadelstiche mit schnellen Angriffen.


Eiskalte Amerikaner sorgen vorzeitig für die Entscheidung  

Im Mitteldrittel begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe. Die USA überzeugten weiterhin mit ihrer Team-Defensive: Im Rückwärtsgang erschwerten sie dem Deutschen den Zone-Entry und verteidigten die eigene blaue Linie gekonnt. Kam Deutschland ins Offensivdrittel, wurde der puckführende Spieler sofort unter Druck gesetzt, gleichzeitig aber auch die gefährlichen Pass- und Schusswege vor dem Tor zugestellt.

Auch entlasteten die Amerikaner nun besser und erwiesen sich eiskalt bei ihrer Chancenverwertung: Nach einem Schuss von Robertson staubte Conor Garland aus der Nahdistanz zum 2:0 ab (27.). 98 Sekunden später konterten die US-Boys eiskalt: In einer Zwei-auf-Eins-Situation wählte Jack Drury einen Vorhand-Rückhand-Move und erhöhte auf 3:0 (29.).

Die DEB-Mannschaft suchte nach einer Antwort und näherte sich im Powerplay an: Dominik Kahun traf aber nur den Pfosten (31.). Abgezockter aber präsentierten sich weiterhin die Vereinigten Staaten: In Überzahl nahm Roberston Maß und schickte die Scheibe mit der Präzision eines Chirurgen in den rechten Winkel – 4:0 (32.). Deutschland fiel nun auseinander, kassierte die nächste Strafe und das nächste Gegentor: Einen Schuss von Tage Thompson konnte Moritz Müller zwar noch blocken, doch Trevor Moore war im Slot aufmerksamer und staubte zum 5:0 ab (33.).

In dieser Szene verlor Deutschland seinen Kapitän, der verletzt ausschied. In der nächsten Szene mit Fabio Wagner gleich den nächsten Verteidiger: Nach einem von Alexander Chmelevski ausgeteilten Check gegen den Kopf verschwand Wagner in der Kabine. Chemelvski erhielt eine Matchstrafe (5 Minuten plus Spieldauer) – und die Deutschen dadurch ein langes Powerplay. Zwei Minuten davon sogar im 5-gegen-3, denn Colin Blackwell wurde wegen Beinstellens ebenfalls auf die Strafbank geschickt. In Überzahl lief die Scheibe zwar gut, doch gab es zu wenig Bewegung und zu wenige Abschlüsse, sodass das Tor von Peterson wie vernagelt blieb.


Bittner erzielt den Ehrentreffer  

Im Schlussdrittel waren die Würfel somit längst gefallen. Während Mo Müller nicht weitermachen konnte, kehrte immerhin Wagner zurück. Deutschland bemühte sich um einen ordentlichen Turnierabschluss und verbuchte mit Marcel Noebels (45.), John Peterka (47.) und Tobias Rieder (48.) gute Möglichkeiten, doch immer wieder hieß die Endstation Petersen. 

Dann endlich brach Bittner den Bann: Der Abwehrmann schlich sich vor den linken Pfosten, empfing einen Pass von Plachta und schoss zum 1:5 ein (50.). Doch die USA schwangen sich nur 25 Sekunden später schon wieder zum Spielverderber auf und stellten den alten Abstand wieder her: Beim scharfen Pass von Adam Clendening vors Tor musste Ryan Donato nur noch die Kelle hinhalten und tippte die Scheibe zum 6:1 über die Linie (50.).

Bis zum Ende blieben die Deutschen engagiert. Beide Mannschaften kamen zu Chancen. Am Ende aber machte die Effektivität und Kaltschnäuzigkeit den Unterschied. In Sachen Leidenschaft und Kampf war dem DEB-Team wie schon im kompletten Turnier absolut nichts vorzuwerfen.

Damit gewannen die USA die Bronzemedaille, Deutschland landete wie schon bei der Heim-WM 2010 auf einem starken vierten Platz. Die Eishockey-Weltmeisterschaft 2022 findet vom 13. bis 29 Mai 2022 in der finnischen Hauptstadt Helsinki statt.



USA – Deutschland 6:1  

Tore: 1:0 Wolanin (05:02), 2:0 Garland (26:27, Robertson, Wolanin), 3:0 Drury (28:05, Chmelevski), 4:0 Robertson (31:35, PP, Garland, Thompson), 5:0 Moore (32:15, PP, Garland, Thompson), 5:1 Bittner (49:28, Plachta, Kahun), 6:1 Donato (49:53, Clendening, Thompson)



Aufstellung Deutschland


Tor: 

#90 Brückmann (#35 Niederberger) 


Verteidigung:

#91 Mo. Müller | #53 Seider

#41 Jo. Müller | #5 Holzer

#38 Wagner | #11 Nowak

#3 Bittner | #9 Gawanke


Sturm: 

#92 Noebels | #73 Reichel | #83 Pföderl

#58 Eisenschmid | #72 Kahun | #22 Plachta

#34 Kühnhackl | #15 Loibl | #8 Rieder

#21 Krämmer | #7 Kastner | #70 Peterka

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