Isaiah J. Downing-USA TODAY Sports
NHL

Mit neuer Hüfte: Kucherov gibt Super-Comeback im Florida-Derby

Der Start in die Stanley Cup Playoffs 2021 hätte spannender kaum sein können: Die ersten drei Spiele wurden allesamt in der Overtime entschieden. Das erste Spiel nach 60 Minuten war ein packendes One-Score-Game mit vier Führungswechseln.


 

Die Duelle Washington Capitals gegen Boston Bruins (3:2 n.V.), Pittsburgh Penguins gegen New York Islanders (3:4 n.V.) und Vegas Golden Knights gegen Minnesota Wild (0:1 n.V.) hätten enger kaum sein können. Zum ersten Mal in der Stanley Cup First Round endete am Sonntagabend ein Spiel bereits nach 60 Minuten: Die Florida Panthers unterlagen den Tampa Bay Lightning in einem dramatischen Spiel mit 4:5.


Rassiges Derby zwischen Panthers und Lightning  

Das erste Aufeinandertreffen im Sunshine-State-Derby hätte spannender kaum sein können. Erstmals überhaupt in der NHL-Geschichte trafen sich mit den Panthers und den Lightning zwei Teams aus Florida in einer Playoff-Serie. Darauf mussten die beiden Rivalen lange warten: Die Cats spielen seit 1993 in der NHL, die Bolts seit 1992. Es schien fast so, als hätte sich alles, was sich in den letzten 28 Jahren angestaut hatte, in diesem Spiel 1 entladen.

39:40 Schüsse, 17:16 Blocks und vor allem 54:36 Checks zeugten von einem intensiven Hockey-Spiel. Die Nummer-1-Abrissbirne war Floridas Verteidiger Radko Gudas mit unglaublichen elf Hits. Doch auch die Panthers-Stürmer Noel Acciari (sechs), Mason Marchment und Ryan Lomberg (beide fünf) teilten ordentlich aus. Definitiv über die Stränge schlug Sam Bennett (drei), der mit Anlauf Blake Coleman von hinten in die Bande checkte (52.). Check von hinten? Bandencheck? Unkorrekter Körperangriff? In dieser Szene hatte das Schiedsrichtergespann die freie Auswahl. Am Ende wurde es nur eine Zweiminutenstrafe wegen unkorrektem Körperangriffs. Es ist aber gut möglich, dass diese Szene noch eine nachträgliche Sperre zur Folge hat.


Kucherovs Super-Comeback  

Umso beachtenswerter war es, dass Tampas Stürmer Nikita Kucherov ausgerechnet in einem derart emotional aufgeladenen Spiel sein Comeback gab. Am 29. Dezember 2020 musste sich der Russe einer Hüft-OP unterziehen, verpasste die komplette reguläre Saison und weihte das neue Gelenk in diesem Demolition Derby ein. 

„Ich habe versucht, vor dem Spiel nicht an dieses Spiel zu denken“, sagte Kucherov. „Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, also habe ich versucht, einen ersten guten Wechsel zu fahren, vielleicht auch jemanden zu checken. Ich hatte eben diese neue Hüfte. Es ist anders, viel besser und ich habe mich wirklich gut gefühlt.“

Am Ende erhielt der 27-jährige Stürmer 25 Wechsel und 19:21 Minuten Eiszeit (davon 4:04 Minuten im Powerplay) in der ersten Reihe neben Ondrej Palat und Brayden Point. Dabei teilte Kucherov einen Check aus, blockte einen Schuss und gab selbst fünf Torschüsse ab. Viel entscheidender aber: Im Mitteldrittel gelang dem Torjäger ein Doppelpack: Gleich zweimal wurde er im Powerplay am rechten Bullykreis gefunden und vollstreckte eiskalt.

Insgesamt wurden die 9000 zugelassenen Zuschauer in Sunrise mit vier Führungswechseln regelrecht aus den Sitzen gehoben. Für den letzten und entscheidenden sorgte Point, der per Doppelpack aus einem 3:4-Rückstand einen 5:4-Auswärtssieg machte (54., 59.).

Am Ende waren sich beide Trainer einig: „Es war ein sehr intensives Spiel. Ein wahnsinniges Eishockey-Spiel“, so Panthers-Coach Joel Quenneville. „Es war ein Wahnsinnspiel und es hat Spaß gemacht, ein Teil davon zu sein“, formulierte es Lightning-Trainer Jon Cooper ähnlich.

Die Intensität dürfte bei der Fortsetzung in Spiel 2 in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (1 Uhr MESZ) kaum abnehmen.


Goalie-Duell der Extraklasse  

Ein regelrechtes Geduldsspiel war Game 1 zwischen den Vegas Golden Knights und den Minnesota Wild. Dieses wurde von den beiden Torhütern regelrecht dominiert: der eine überzeugte mit Qualität, der andere an Quantität der Paraden. Knights-Goalie Marc-André Fleury (29 Saves, 96,7 Prozent Fangquote) verblüffte mit einigen Monster-Saves der Kategorie „Weltklasse“. „Er hat es einfach aussehen lassen“ ist eine geläufige Floskel im Eishockey – Fleury aber ließ es auch noch spektakulär aussehen.

Sein Gegenüber, Wild-Keeper Cam Talbot erwies sich dagegen als echte Mauer und war für die Vegas-Offensive nicht zu knacken. Talbot stoppte alle 42 auf sein Tor abgegebenen Schüsse und feierte demnach seinen fünften Karriere-Shutout. 

Für das einzige Tor der Partie sorgte Minnesotas Joel Eriksson Ek (64.). Nach einem Turnover in der Offensivzone wurde der Schwede zwischen den Bullypunkten angespielt, legte den Puck von der Rückhand auf die Vorhand und zog ab. Der Schuss wurde noch unhaltbar von Verteidiger Alec Martinez zwischen die Beine von Fleury abgefälscht. Danach türmte sich eine weiß-grüne Jubeltraube in der „Fortress“ auf.

Spiel 2 ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (4 Uhr MESZ) erneut in Sin City.



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