NHL

Playoff-Vorschau: West Division

In der West Division steigen nicht nur die beiden besten Teams der regulären Saison, sondern auch zwei Deutsche und ein Schweizer ins Rennen um den Stanley Cup ein: Die Colorado Avalanche und Philipp Grubauer bekommen es mit den St. Louis Blues zu tun. Außerdem treffen die Vegas Golden Knights auf die Minnesota Wild mit Nico Sturm und Kevin Fiala.



Als stärkstes Team der regulären Saison haben die Avalanche alles andere als ein leichtes Los in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs 2021: Die Serie gegen die Blues könnte zum Abnutzungskampf werden. Die Golden Knights sind als zweitbeste Mannschaft der Hauptrunde zwar Favorit gegen die Wild, doch sind diese nicht umsonst das Überraschungsteam in dieser Saison.


Colorado Avalanche (1.) vs. St. Louis Blues (4.)  

Den ersten Titel hat sich Colorado bereits gesichert: Mit einer 39-13-4-Bilanz gewannen die Avalanche die Presidents‘ Trophy für das beste Team der regulären Saison. Die Avs legten einen regelrechten Schlussspurt hin, gewannen acht ihrer letzten neun Spiele (8-1-0) und die letzten fünf allesamt. Es unterstreicht nicht nur die Gier, sondern auch das große Potenzial der Truppe aus Denver. Doch Vorsicht vor St. Louis: Zwar leiteten sich die Blues zwischenzeitlich einen Durchhänger, nahmen aber gerade rechtzeitig vor den Playoffs an Fahrt auf: Acht der letzten zwölf Spiele gewann das Team aus Gateway City, punktete aber in elf Partien (8-1-3). Mit drei Siegen in Serie wurde die Hauptrunde abgeschlossen. Wie schon in ihrem Championship-Jahr 2019 geht St. Louis also mit breiter Brust in die Postseason.


Stärken & Schwächen

Colorado stellt die beste Offensive (3,52 Tore/Spiel) und drittbeste Defensive (2,36 Gegentore/Spiel) in der gesamten NHL. Die Avalanche sind mit Spielern wie Mikko Rantanen (30-36-66), Nathan MacKinnon (20-45-65) und Gabriel Landeskog (20-32-52) in der Spitze hervorragend aufgestellt und verfügen zudem über eine Menge Tiefe. Die Avs können mit allen vier Sturmreihen Vollgas geben und überzeugen dabei mit ungeheuerlichem Tempo und Scoringtouch. Neun Spieler knackten die Marke von 30 Scorerpunkten. Eine Offensivstarke Verteidigung mit Bluelinern wie Cale Makar (8-36-44), Samuel Girard (5-27-32) oder Devon Toews (9-22-31) runden das Profil ab. Als einziger Schwachpunkt könnte sich die Verletzungsanfälligkeit herauskristallisieren: Nur Center Nazem Kadri absolvierte alle 56 Hauptrunden-Partien. Genau hier setzt die Chance für die Blues an, denn mit ihrer Physis und ihrem extrem harten Playoff-Hockey-Stil kann St. Louis seine Gegner regelrecht zermürben. Allerdings waren bzw. sind die Blues schlimmer betroffen von Verletzungen als fast jedes andere Team in der NHL: Die Offensive (2,98 Tore/Spiel, 13.) litt unter den langen Ausfallzeiten von Leistungsträgern wie Vladimir Tarasenko (24 Spiele, 4-10-14), Jaden Schwartz (40 Spiele, 8-13-21), Tyler Bozak (31 Spiele, 5-12-17) oder Sammy Blais (36 Spiele, 8-7-15). Gleiches gilt für die Defensive (2,98 Gegentore/Spiel, 19.), weil Stützen wie Colton Parayko (32 Spiele, 2-10-12), Vince Dunn (43 Spiele, 6-14-20), Robert Bortuzzo (40 Spiele, 1-4-5) oder Carl Gunnarsson (zwölf Spiele, 0-2-2) wegbrachen.


Schlüsselspieler

Bei den Avalanche ist MacKinnon der wohl kompletteste Stürmer, der auch die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zieht. Der 25-jährige Kanadier hat eine gute Übersicht, Spielintelligenz, Technik, Schnelligkeit und kann sowohl auflegen als auch selbst treffen. Zudem zeigte er schon in den letzten Hauptrundenspielen, dass er auch austeilen kann. Bei den Blues ist Ryan O’Reilly zu nennen. Der 30-jährige Kanadier, der zwischen 2009 und 2015 übrigens selbst sechs Jahre NHL-Hockey in Colorado spielte, gilt als einer der besten Zwei-Wege-Stürmer der Liga. Der Center ist Musterprofi und geht seit dieser Saison auch als Kapitän mit gutem Beispiel voran. Mit 54 Punkten (24-30-54) war er zweitbester Scorer in Gateway City hinter David Perron (19-39-58). Beim Stanley-Cup-Sieg 2019 gewann er auch die Conn Smythe Trophy (Playoff-MVP).


Goalie-Duell

Mit Philipp Grubauer steht nicht nur ein Deutschland-Export, sondern auch einer der besten Torhüter in dieser Saison zwischen den Avalanche-Pfosten. Der 25-jährige Rosenheimer ist mit herausragenden Statistiken (1,95 Gegentore/Spiel, 92,2 Prozent Fangquote, sieben Shutouts) sogar ein heißer Kandidat für die Vezina Trophy (bester Torwart der Saison). Grubauer ist einer der athletischsten Goalies der Liga und besticht zudem mit einer unglaublichen Ruhe. Bei den Blues wird Jordan Binnington zwischen den Pfosten stehen. Der 27-jährige Kanadier war eines der Zugpferde beim Triumpf 2019. Doch kaum unterschrieb er einen neuen Sechsjahresvertrag mit einem Gesamtvolumen von 36 Millionen US-Dollar, traten bei Binnington ungewohnte Leistungsschwankungen auf. In dieser Saison kommt er auf einen Gegentorschnitt von 2,65, eine Fangquote von 91 Prozent und keinen Shutout. Das Goalie-Duell dürfte klar an „Grubi“ gehen.


Special Teams

Die Avalanche haben mit 22,7 Prozent Erfolgsquote im Powerplay sowie 83,1 Prozent im Penalty Killing (jeweils Rang acht) solide Werte. Die Blues waren in Überzahl (23,2 Prozent, 6.) deutlich überzeugender als in Unterzahl (77,8 Prozent, 25.).


Saison-Serie

5:3 für die Avs


Prognose

Bleibt Colorado gesund, werden sie nicht zu stoppen sein. Mit ihrem Tempo, ihrer Offensivkraft aus allen Bereichen und Grubauer im Tor werden sich die Avalanche mit 4:2 durchsetzen – vielleicht auch schneller.


Vegas Golden Knights (2.) vs. Minnesota Wild (3.)  

Die Golden Knights (40-14-2) schlossen punktgleich mit den Avalanche ab, spielten also eine überragende Saison. Eine Hochphase hatte Vegas im April mit zehn Siegen in Serie. Zuletzt gelangen vier Siege aus fünf Spielen (4-1-0). Die Wild sind eines der Überraschungsteams in diesem Jahr und hatten ebenfalls im April eine starke Phase mit sieben gewonnenen Partien in Folge. In den letzten Wochen zeigte Minnesota durchwachsene Leistungen und verlor drei der jüngsten fünf Spiele (2-2-1).


Stärken & Schwächen

Die Golden Knights bestechen mit ihrer Wucht in der Offensive. Wucht, das bedeutet nicht nur Torgefahr (3,39 Tore/Spiel 3.), sondern auch eine Menge Physis. Vegas setzt auf aggressives Forechecking und teil hinten wie vorne kräftig aus. Mit Stürmern wie Mark Stone (21-40-61), Max Pacioretty (24-27-51), Jonathan Marchessault (18-26-44), William Karlsson (14-25-39), Chandler Stephenson (14-21-35), Alex Tuch (18-15-33) oder Reilly Smith (14-11-25) steht ein regelrechtes Arsenal an Offensivwaffen zur Verfügung. Was Vegas in den letzten drei Jahren für den ultimativen Triumpf fehlte, war vielleicht ein Elite-Spieler in der Abwehr. Dieser wurde in Alex Pietrangelo (7-16-23) gefunden, doch bremste den Verteidiger eine Verletzung aus (41 Spiele). Weiterhin eine steile Entwicklung nimmt Shea Theodore (8-34-42), der sich zu einem hochklassigen Zwei-Wege-Spieler gewachsen ist. Statistisch stellte Vegas mit Abstand die beste Defensive der Liga (2,18 Gegentore/Spiel). Die Wild überzeugen derweil mit Tempo. Kirill Kaprizov (27-24-51), der Schweizer Kevin Fiala (20-20-40), Mats Zuccarello (11-24-35) oder JJoel Eriksson Ek (19-11-30) sind allesamt Highspeed-Scorer. In der vierten Reihe hat sich mit dem 26-jährigen Augsburger Nico Sturm auch ein deutscher Angreifer in den Fokus gespielt (11-6-17). Während der Wild-Sturm überzeugte (3,21 Tore/Spiel, 8.), muss sich die Defensive in den Playoffs deutlich strecken (2,84 Gegentore/Spiel, 16.).


Schlüsselspieler

Ob Mark Stone seit dieser Saison Kapitän ist, weil er die personifizierte Hockey-DNA der Golden Knights ist? Der 29-jährige Kanadier ist nicht nur Top-Scorer in Sin City, sondern steht auch für enorme Physis gepaart mit Geschwindigkeit. Der 1,93 Meter große und 100 Kilogramm schwere Rechtsschütze kann den Unterschied ausmachen. Bei den Wild ist Kirill Kaprizov der Schlüssel. Der 24-jährige Russe wurde als Rookie direkt zum Top-Torjäger und Scorer in St. Paul und damit auch Favorit auf die Calder Trophy (bester Rookie der Saison). Kaprizov ist nicht nur schnell, sondern auch technisch versiert und hat seinen Torriecher mit 27 Treffern eindrucksvoll unter Beweis gestellt.


Goalie-Duell

Vegas schickt das wohl beste Goalie-Tandem der NHL ins Rennen: Marc-André Fleury verdrängte – für viele überraschend – Robin Robin Lehner und geht als Starter in die Postseason. Dabei schien Fleurys Zeit bei den Golden Knights bereits abgelaufenen zu sein, doch 36-jährige Kanadier ist zurück und könnte mit spektakulären Saves erneut zum Playoff-Monster werden. 1,98 Gegentore/Spiel, 92,8 Prozent Fangquote und sechs Shutouts sind beeindruckende Statistiken. Minnesota setzt auf Cam Talbot. Der 33-jährige Kanadier spielte eine grundsolide Saison (2,63 Gegentore/Spiel, 92,2 Prozent Fangquote, zwei Shutouts). Spannend dürfte sein, ob Talbot auch in den Playoffs konstant auf hohem Niveau performen kann. Das Goalie-Duell müsste klar an Fleury gehen.


Special Teams

Ein echtes Rätsel ist, warum das Powerplay der Golden Knights mit 17,8 Prozent (22.) trotz der vorhandenen Qualität nicht klickte. Mit 86,8 Prozent stellt Vegas dafür das beste Penalty Killing der NHL. Minnesotas Special Teams konnten angesichts von 17,6 Prozent in Überzahl (23.) und 80,8 Prozent in Unterzahl (11.) nicht vollends überzeugen.


Saison-Serie

5:3 für die Wild


Prognose 

Vegas spielt in seiner vierten NHL-Saison zum vierten Mal Playoffs und hat deshalb schon eine Menge an dieser unbezahlbaren Erfahrung gesammelt. Gegen die defensive Stabilität und offensive Wucht der Golden Knights dürfte Minnesota nichts entgegenzusetzen haben. Eine weitere Wild-Überraschung bleibt aus. Vegas gewinnt in fünf Spielen – 4:1.



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