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Die Rache der Rangers: Drei Faustkämpfe in der ersten Sekunde

Dass zwischen den New York Rangers und den Washington Capitals die Fetzen fliegen würden, war abzusehen. Nach einer aufgeladenen Atmosphäre und einem schnellen Wiedersehen waren die Nervenstränge bis zum Zerreißen gespannt. Das Ergebnis: 141 Strafminuten.


Vor allem die Rangers hatten nach dem 3:6 am Montag noch eine Rechnung offen: In der Schlussphase teilte Washingtons Raubein Tom Wilson erst einen Crosscheck gegen den am Boden liegenden Pavel Buchnevich aus und schleuderte dann in einem Handgemenge New Yorks Superstar Artemi Panarin durch die Luft, sodass dieser ohne Helm mit dem Kopf aufs Eis schlug. Für Panarin bedeutete das wohlgemerkt das Saison-Aus.

Während Wilson mit einer Geldstrafe von 5000 US-Dollar davon kam und als Wiederholungstäter nicht gesperrt wurde, verfassten die Rangers eine Erklärung. Darin nannten sie Wilsons Verhalten „gefährlich und rücksichtslos“ und forderten nach dem milden Strafmaß die Entlassung des Chefs für Spielersicherheit: „Wir betrachten das als ein Versäumnis der Pflichten von George Parros und glauben, dass er in seiner aktuellen Position untragbar ist.“

Auch danach kamen die Broadway Blueshirts nicht zur Ruhe: Mit Präsident John Davidson und General Manager Jeff Gorton wurden gleich zwei leitende Funktionäre gefeuert. Ex-Spieler Chris Druryübernimmt in Doppelfunktion gleich beide Positionen.


Der Puck fällt, die Fäuste fliegen  

Klar, dass sich die Gemüter binnen zwei Tagen weder bei den Rangers noch bei den Capitals nicht beruhigt hatten. Nicht umsonst schickten beide Trainer gleich zu Beginn ihre vierte Reihe aufs Eis. Der Puck fiel aufs Eis und eine Sekunde später auch gleich sechs Handschuhe: Die Stürmer Kevin RooneyColin BlackwellPhil Di Giuseppe (alle New York), Nic DowdCarl Hagelin und Garnet Hathaway (alle Washington) lieferten sich gleich zum Start drei Faustkämpfe.

Wenige Augenblicke später sprang erstmals Wilson für seinen ersten Wechsel über die Bande aufs Eis. Was nun passieren würde, war klar: Rangers-Verteidiger Brendan Smith nahm die Zielperson Nummer 1 ins Visier und startete die nächste Prügelei. Es waren gerade einmal 50 Sekunden gespielt. „Ich habe es auf meine Schultern genommen und wollte ihn mir schnappen", erklärte Smith. 

Die Atmosphäre aber blieb vergiftet. Faceoff, Faustkampf hieß die scheinbar logische Abfolge in der 5. Spielminute: Erst zwischen Anthony Bitetto und Michael Raffl. Unmittelbar darauffolgend zwischen Ryan Strome und Lars Eller. 

Bruce Bennett/USA TODAY


Alleine in den ersten 4:14 Minuten (254 Sekunden) gab es also sechs Faustkämpfe und 72 Strafminuten! Auf den jeweiligen Strafbänken war längst kein Platz mehr.

Im weiteren Verlauf gab es immer wieder teil fiese Strafen. Am Ende brachen es Rangers (85 Minuten) und Capitals (56 Minuten) auf unfassbare 141 Strafminuten. Den Sünder-Katalog führten Buchnevic (19 Minuten), Smith, Strome (je 17) und Rooney (15) auf der einen sowie Wilson (15) und Zdeno Chára (13) auf der anderen Seite an.


Oshies hochemotionaler Hattrick  

Ein wenig Eishockey wurde übrigens auch gespielt: Washington gewann bei 35:21 Schüssen mit 4:2 und konnte das Powerplay einstudieren (2/7). Allerdings ohne Kapitän und „Go-to-Guy“ Alexander Ovechkin, der an einer Oberkörperverletzung laboriert und ohne seinen russischen Landsmann Yevgeni Kuznetsov, der auf der Covid-19-Liste steht.

Dafür stach T.J. Oshie heraus. Der 34-jährige US-Amerikaner besorgte mit zwei Powerplaytreffern die 2:0-Führung (21., 29.) und machte mit einem Empty-Net-Tor zum 4:1 (59.) seinen Hattrick perfekt.

Für Oshie ein ganz besonders emotionaler Moment: Tags zuvor war sein Vater Tim Oshie im Alter von 56 Jahren verstorben. Nach seinem Dreierpack flossen bei Oshie die Tränen. „Es muss so schwer für ihn gewesen sein. Ich kann es mir kaum vorstellen. Aber wir sind eine Familie. Wir gehen da zusammen durch. Sein Verlust ist der Verlust von jedem hier. Wir haben großes Mitgefühl“, sagte Sturmpartner Nicklas Bäckström der Oshie nach dem Spiel lange umarmte und mit ihm redete. „Ich habe gesehen, dass er am Ende emotional wurde, was völlig verständlich ist und gespürt, dass er eine Umarmung braucht. Ich habe ihm gesagt, dass er die stärkste Person ist, die ich kenne.“


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