NHL

Emotional und tränenreich: Marleau ist Rekord-Spieler in der NHL

Patrick Marleau hat es geschafft: Mit seinem Einsatz für die San Jose Sharks bei der 2:3-Niederlage n.P. bei den Vegas Golden Knights ist der 41-jährige Stürmer mit 1768 Spielen der alleinige Rekordspieler in der NHL. 


An diesem 19. April 2021 schrieb Marleau NHL-Geschichte: 1768. Spiele – kein anderer in dieser Liga absolvierte mehr. Der Reihe nach überholte der 41-Jährige damit Koryphäen wie Ron Francis (1731), Jaromír Jágr (1733), Mark Messier (1756) und final auch „Mr. Hockey“ Gordie Howe (1767).

Marleau ist „Mr. Shark“ geworden. Im Jahr 1997 wurde der Stürmer als jüngster Spieler des Draft-Jahrgangs in der 1. Runde an 2. Stelle von San Jose ausgewählt. Nur 16 Tage nach seinem 18. Geburtstag debütierte er auf NHL-Eis und war damit der jüngste Spieler seit 76 Jahren, bzw. neuntjüngste Spieler aller Zeiten. Marleau, der als einer der schnellsten Akteure galt, reifte vom hoffnungsvollen Talent zum Schlüsselspieler und Kapitän der Sharks. Insgesamt verbrachte er 21 Saisons in San Jose und absolvierte 1596 Spiele für Team Teal. 

Als Franchise-Spieler aber wird er nicht in die Geschichte eingehen: Im Herbst seiner Karriere kam er auch für die Toronto Maple Leafs (164 Spiele) und die Pittsburgh Penguins (acht Spiele) zum Einsatz, ehe er in die Bay Area zurückkehrte. Der in Aneroid / Saskatchewan geborene Kanadier absolvierte zudem 899 Spiele am Stück – ohne Verletzung oder Krankheit – was die viertlängste Serie dieser Art bedeutet.


Ein hochemotionaler Abend

Ausgerechnet beim Rivalen Vegas Golden Knights knackte Marleau den Allzeit-Rekord. Die erbitterten Kämpfe in den letzten Jahren aber waren vergessen. Die Golden Knights stellten Marleaus Familie eine Suite in der T-Mobile Arena bereit. Auch die Vegas-Fans und -Spieler waren voll des Respekts und zeigten ihre Anerkennung mit langem und lautem Applaus.

Sharks-Trainer Bob Boughner hatte den Jubilar in die Starting-Six gestellt. Vor dem ersten Faceoff machte er noch einen Fist-Bump mit Gegenspieler Max Pacioretty, dann fiel der Puck aufs Eis und der historische Moment war perfekt.

Gleich in der ersten Unterbrechung stoppte das Spiel schon wieder. NHL-Commissioner Gary Bettman meldete sich in einer Video-Botschaft zu Wort: „Im einem Wortlaut erwähnt zu werden wie Gordie Howe ist eine Leistung, von der viele Eishockey-Spieler nur träumen können. Einen seiner Rekorde zu brechen, ist historisch“, sagte Bettman. „Sich in jedem Spiel einen Platz in der Aufstellung zu erkämpfen, Spiel für Spiel, Jahr für Jahr, ist ein Verdienst. Man braucht Elite-Talent, unglaubliche Leidenschaft für dieses Spiel und einen unerbittlichen Antrieb, um fit zu bleiben und seine Stärken so anzupassen, dass einen der Trainer aufstellen muss. Es ist kein Zufall, dass die Spieler, die du der Reihe nach überholt hast, das Who-is-who“ des Pantheon unseres Sports ist. Glückwunsch zu einer großartigen Leistung und einer Karriere, die keinerlei Anzeichen zeigt, abzuflachen.“

„Wir wussten nicht, dass das Spiel gleich nach der ersten Unterbrechung stoppen würde“, sagte Sharks-Kapitän Logan Couture. „Das Video und die Reaktion beider Teams und der Fans rührten mich zu Tränen. Es ist cool, ein Teil davon zu sein. Das ist etwas, an das man sich für den Rest seines Lebens erinnern wird.“

John Locher - USA Today Sports


Auch Marleau kämpfte mit den Tränen: „Es war eine emotionale Achterbahnfahrt und definitiv ein langer Ritt. Ich bin dankbar und gesegnet, dass ich das mit all der Unterstützung, die ich in meiner Karriere erfahren habe, geschafft habe. Das ist etwas, was ich niemals vergessen werde“, erklärte er hinterher.

Dass San Jose das Spiel mit 2:3 n.P. verlor, rückte komplett in den Hintergrund. Nach Spielende bildeten die Knights eine Reihe. Jeder wollte Marleau persönlich gratulieren. Während dieser Zeremonie warteten seine Mitspieler auf dem Eis, bis er in der Kabine verschwand. Dort soll es noch einmal ergreifende Momente mit stehenden Ovationen gegeben haben. Marleau selbst soll seinen Mitspielern unter Tränen gedankt haben.

„Besonders. Etwas Besonderes. Du weißt nicht, was dich erwartet, aber wenn Spieler solche Dinge machen, dann ist das… Ich benutze immer wieder dieselben Worte, das tut mir leid. Das zeigt den Respekt und ich bin so dankbar, dass sie heute ein Teil davon waren“, sagte Marleau. 


Überall die Nummer 12

San Jose hatte sich akribisch auf dieses Spiel vorbereitet. Auf den Trikots und den Helmen war ein Badge mit Marleaus Nummer 12 abgebildet. Hinzu kamen entsprechende Namensschilder auf den Spieler-Spinden, extra angefertigte Handschuhe mit Marleaus Zahlen und Stationen sowie T-Shirts und Hoodies, die die Spieler selbst trugen.

„Er hat all diese Sachen gesehen und hat den Kopf geschüttelt und gesagt, dass er diese Extras gar nicht möchte“, berichtete Couture. „Er wollte einfach, dass es wie jedes andere Spiel wird. Das ist genau das, was Patty ausmacht.“

Coach Boughner verzichtete übrigens auf eine Video-Analyse des Gegners und zeigte stattdessen Highlight-Szenen von Marleau sowie Botschaften von alten Teamkollegen. „Es war ein cooler Moment und perfekt für diesen Anlass“, fand Boughner.


Eine ungekrönte Karriere?

In diesem Sommer läuft Marleaus Vertrag in San Jose aus. Der am häufigsten eingesetzte Spieler in der NHL-Geschichte könnte also ungekrönt von der Eishockey-Bühne treten. Der Stürmer erhielt weder eine individuelle Trophäe, noch konnte er den Stanley Cup gewinnen. Danach sieht es auch 2021 nicht aus: Die Sharks haben vier Punkte Rückstand auf einen Playoff-Platz in der West Division, sind aber außer Form und kassierten sechs Niederlagen in Folge (0-5-1).

Allerdings ist es auch nicht auszuschließen, dass Dauerbrenner Marleau noch ein weiteres Jahr an seine beeindruckende Karriere anhängt und seinen Rekord damit weiter ausbaut. Mit Beginn der nächsten Saison 2021/22 wäre er 42 Jahre alt. Im Vergleich zu seinem NHL-Debüt vor über 23 Jahren aber scheint er kaum gealtert zu sein.

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