Vorschau Stanley Cup Finals: Tampa Bay Lightning vs. Colorado Avalanche
Im Stanley Cup Finale 2022 treffen die Tampa Bay Lightning auf die Colorado Avalanche. Elite Prospects Rinkside wirft einen Blick auf die Finalserie.
Die Storyline
Immer wieder heißt es, dass in den Playoffs alles passieren kann. Mannschaften, die als Top-Favoriten eingestuft werden, fliegen schon vorzeitig aus dem Rennen, oder Teams, denen keine großen Chancen ausgerechnet werden, kommen Runde für Runde weiter. Ein bestes Beispiel hierfür wären die Montreal Canadiens im letzten Jahr. Die Habs sicherten sich mit Ach und Krach einen Wild-Card-Spot und erreichten am Ende das Stanley Cup Finale. Man könnte argumentieren, dass es eine Weile her ist, als sich das letzte Mal zwei unglaubliche Top-Teams um den Stanley Cup im Finale stritten.
Nicht aber in diesem Jahr, denn mit den Tampa Bay Lightning und den Colorado Avalanche treffen zwei absolute Heavyweights in den Stanley Cup Finals aufeinander.
Die Tampa Bay Lightning stehen zum dritten Jahr in Folge in den Finals. In den beiden Spielzeiten zuvor konnten sie sich jeweils zum Champion krönen. Schaffen es die Bolts auch dieses Jahr den Stanley Cup zu gewinnen, wäre die Dynastie unumstritten, denn in der modernen Salary-Cap-Era gelang es noch keinem Team den Cup dreimal in Folge zu gewinnen.
Die Lightning hatten den wohl schwierigsten Weg ins Finale. In der 1. Runde mussten sie sich in sieben Spiele gegen die Toronto Maple Leafs aufarbeiten. In Runde 2 eliminierten sie die Florida Panthers in vier Spiele und im Eastern Conference Final benötigten die Lightning sechs Spiele, um die New York Rangers auszuschalten.
Bei den Colorado Avalanche sieht die Ausgangsposition ein wenig anders aus. Es ist das erste Mal seit 21 Jahren, dass sich Colorado für das Stanley Cup Finale qualifizieren konnten. 2001 standen die Avs gegen die New Jersey Devils das letzte Mal im Finale und konnten sich nach sieben Spielen den Cup sichern.
Um bis ins Finale vorzudringen, mussten die Avalanche in diesem Jahr in der 1. Runde die Nashville Predators eliminieren. Das gelang in vier Spielen. Im Anschluss bekam es Colorado in einer hitzigen Serie mit den St. Louis Blues zu tun. Am Ende konnten auch die Blues in sechs Spielen eliminiert werden. In den Western Conference Finals benötigten die Avs letztendlich erneut nur vier Spiele, um sich für das Finale zu qualifizieren.
Nun treffen in den Stanley Cup Finals zwei Mannschaften aufeinander, die nicht nur vom spielerischen das Beste vom Besten liefern, sondern auch auf dem Papier kaum zu unterscheiden sind.
Kopf-an-Kopf: Die Offensive der Colorado Avalanche vs. Die Defensive der Tampa Bay Lightning
Es ist nur schwer vorstellbar, dass es in dieser Hinsicht zwei anderen Mannschaften gibt, die so ausgeglichen sind, wie es die Avalanche und die Lightning sind.
Die Avs wollen den Puck so schnell wie möglich in die offensive Zone bringen. Egal ob dies letztendlich mit- oder ohne Puckbesitz vollbracht wird. Wenn die Möglichkeit besteht, mit Puckbesitz in die offensive Zone einzudringen, gut, wenn nicht, wird der Puck tiefgeschossen und aggressive nachgegangen. Darin waren die Avs schon die ganze Saison über besser, als jedes andere Team in der NHL. Sobald der Puck in der offensiven Zone erobert wird, fangen die Stürmer an, in den Ecken und der Bande entlang, zu rotieren. Dabei warten sie auf den bestmöglichen Moment ab, um zuzuschlagen.
Dieses System fängt bereits in der Defensive an, wo die Verteidiger den Aufbaupass suchen oder mit Speed aus der Zone skaten, um eine der beiden Optionen anzuwenden: Die Scheibe tief schießen, oder einen Drop-Pass zu spielen, den der andere Verteidiger in voller Geschwindigkeit aufnimmt und nach neuen Optionen sucht. Mit diesem System haben die Avs zu jeder Zeit einen Verteidiger der absichert, und einen, der mit hoher Geschwindigkeit in die neutrale Zone vordringt und Druck ausübt. Die Edmonton Oilers hatten im Western Conference Finale kaum eine Antwort auf dieses System.
Was bei den Avalanche auch auffällig ist, ist ihr mangelndes Interesse, Pässe in den Slot zu spielen. Offensiv ausgerichtete Teams nutzen oftmals Pässe in den Slot, um die Abwehr zu durchbrechen und die gegnerischen Torhüter zu zwingen, sich zu bewegen. Die Avs haben kein großes Interesse daran. Wahrscheinlich auch aus einem guten Grund, denn hierbei handelt es sich auch um riskante Spielzüge, die zu Puckverlusten und Konter im Umschaltspiel führen können. Colorado bevorzugt es, die Außenbahnen zu dominieren und in Puckbesitz zu bleiben, um den richtigen Spielzug einzuleiten, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Die Tampa Bay Lightning sollten mit dieser Spielweise umgehen können. Bereits gegen die Florida Panthers, in der 2. Runde der Playoffs konnten die Bolts eine überwiegend offensive Mannschaft ausschalten. Was die Offensive angeht, sind die Avalanche mit den Panthers vergleichbar, allerdings verfügt Colorado über den stabileren und dominanteren Abwehrkern.
In der Serie gegen die Panthers war interessant zu beobachten, wie die Bolts mit dem offensiven Druck umgegangen sind. Sie erlaubten den Panthers, sich im Umschaltspiel frei zu bewegen und ließen sie sogar in die Zone einzudringen. Allerdings erlaubten sie es ihnen nicht, diese Geschwindigkeit in gefährliche Torchancen umzuwandeln. Fast schon rechnerisch wussten die Lightning, welche Chancen sie zulassen können und bei welchen Angriffen sie sofort eingreifen mussten. Die Schüsse, die sie am Ende tatsächlich zulassen mussten, konnte Lightning-Goalie Andrei Vasilevsky ohne Probleme parieren.
Die Avs könnten dem gleichen Schicksal verfallen und sich die meisten Spielanteile in der offensiven Zone sichern, jedoch nicht zu hochkarätigen Chancen kommen. Die Bolts werden mit allen Mitteln versuchen, den Torraum freizuhalten, Schüsse zu blocken und ihrem Torhüter alle Möglichkeiten geben, das zu tun, was er am besten kann.
Kopf-an-Kopf: Die Offensive der Tampa Bay Lightning vs. Die Offensive der Colorado Avalanche
Auch in diesem Vergleich geht es sehr eng her. Die Lightning sind ein unangenehmer Gegner in der offensiven Zone. Aggressive Forechecks sorgen für Turnover, die blitzschnell in Torchancen umgewandelt werden. Dabei spielt es keine Rolle, von wo die Schüsse kommen, denn mit Spielern wie Corey Perry, Pat Maroon oder Anthony Cirelli verfügen die Bolts über Stürmer, die es lieben, sich vor dem gegnerischen Torhüter zu positionieren, um diesem die Sicht zu nehmen, die Pucks abzufälschen oder den Rebound zu verwandelnd.
Die Avalanche sind für ihre Offensivstärke bekannt, aber auch defensiv war in den Playoffs keine Mannschaft besser als die Avs. Die Frage ist nur, was passiert, wenn sie auf eine geduldigere und mehr ausgeglichene Mannschaft treffen? Die Nashville Predators, St. Louis Blues und Edmonton Oilers sind keine Vergleiche zu den Tampa Bay Lightning.
Players to watch
Ein großes Fragezeichen steht weiterhin über dem Status von Nazem Kadri. Der Avs-Stürmer hat sich in der Serie gegen die Edmonton Oilers den Daumen gebrochen und musste im Anschluss operiert werden. Die Avalanche halten sich bedeckt, doch Headcoach Jared Bednar ist weiterhin zuversichtlich: „Wir hoffen, dass Naz bereit ist zu spielen. Ich weiß nicht, ob es zum Start der Runde sein wird, aber wir hoffen wirklich, dass er mit dieser Verletzung klarkommt und wieder in die Aufstellung zurückkehren kann.” Kadri erzielte in 13 Playoff-Spielen sechs Tore und acht Assists.
Auch wenn ein Ausfall des 31-jährigen Kanadiers ein herber Rückschlag für das Finale wäre, verfügt Colorado trotzdem über genügend Spieler, die den Job erledigen können, wann es drauf ankommt. Allen voran die Stürmer Nathan MacKinnon (14-11-7-18), Mikko Rantanen (14-5-12-17) und Gabriel Landeskog (14-8-9-17). Zu ihnen gesellt sich Verteidiger Cale Makar, der die Avalanche mit 22 Punkten (fünf Tore, 17 Assists) in den Playoffs anführt. In der Postseason ist der 23-jährige Kanadier erneut über sich hinausgewachsen. Er dominiert in der Offensive, ohne seine Aufgaben in der Defensive zu vernachlässigen. Wenn man nicht wissen würde, dass es sich bei Makar um einen Verteidiger handelt, könnte man auch meinen, dass er ein Elitestürmer ist.
Mit Nico Sturm hat auch ein Deutscher die Chance, sich zum Stanley Cup Sieger zu krönen. Der 27-jährige Augsburger wurde im März von den Minnesota Wild zu den Avalanche getradet. In den Playoffs kam Sturm bislang auf sieben Spiele und einen Assist.
Auch die Tampa Bay Lightning sind von einer schwerwiegenden Verletzung betroffen, denn Brayden Point verpasste verletzungsbedingt die 2.- und 3. Runde der Playoffs. Der 26-jährige Kanadier hatte sich in Spiel 7 gegen die Toronto Maple Leafs eine Unterkörperverletzung zugezogen. Lightning-Headcoach Jon Cooper war über den Einsatz seines Nummer 1 Centers zum Serienstart gegen die Avalanche zuversichtlich: „Es besteht die Möglichkeit, dass Brayden Point in Spiel 1 spielt, und es sieht ganz danach aus. Wenn nicht, rechnen wir mit Spiel 2.” Dass einer Rückkehr in das Line-up nichts mehr im Wege stehen sollte, zeigte auch, dass Point gestern im Training bereits in der 1. Powerplayformation trainierte.
Mit 23 Punkten (sieben Tore, 16 Assists) führt Nikita Kucherov die Topscorerliste aller verbleibenden Spieler in den Playoffs an. Bereits letztes Jahr zeigte der Russe, wie wichtig er für seine Mannschaft ist. Nachdem er verletzungsbedingt die komplette(!) reguläre Saison verpasste, kam Kucherov in den Playoffs zurück und erzielte in 23 Spielen 32 Punkte (acht Tore, 24 Assists) und hatte großen Anteil, dass sich die Lightning zum zweiten Mal in Folge zum Stanley Cup Sieger krönten. Neben Kucherov, stellt auch Ondrej Palat seine Playoff-Qualitäten wieder unter Beweis. Palat erzielte in 17 Spielen acht Tore und acht Assists. Lightning Kapitän Steven Stamkos (17-9-6-15) und der schwedische Verteidiger Victor Hedman (17-2-12-14) sind nicht nur für ihre Punkteausbeute ein wichtiger Bestandteil, sondern treten auch mit ihren Führungsqualitäten in den Vordergrund. Die Bolts verfügen aber auch über wichtige Bottom-Six-Spieler, wie Ross Colton (17-5-3-8), Corey Perry (17-5-3-8) oder Nick Paul (17-3-4-7), die für wichtige Punkte sorgen können.
Goalie Match-Up
Andrei Vasilevsky vs. Darcy Kuemper, oder doch vielleicht Pavel Francouz? Die ist eine Frage, die nur Avs-Headcoach Jared Bednar beantworten kann. Kuemper ist nach einer Verletzung, die er sich in Spiel 1 des Western Conference Finals gegen die Edmonton Oilers zugezogen hatte, wieder „100 Prozent einsatzfähig”, wie es General Manager Joe Sakic bestätigte. Doch auch vor seiner Verletzung konnte Kuemper in den Playoffs noch nicht wirklich überzeugen. In zehn Spielen kam der 32-jährige Kanadier auf eine Fangquote von 89,7 Prozent und einen Gegentorschnitt von 2,65. Francouzs' Werte sind nur minimal besser: Sechs Spiele, 90,6 SV%, 2,86 GAA.
Auf der anderen Seite wird Andrei Vasilevsky stehen. Der 27-jährige Russe konnte in diesen Playoffs noch nicht an seine Werte von den letzten beiden Stanley-Cup-Siegen anknüpfen, doch zeigte er vor allem in der Serie gegen Rangers seine Sieger-Qualitäten. In den letzten fünf Spielen kassierte Vasilevsky nur acht Tore und kann eine Fangquote von 94,2 Prozent aufweisen.
Wer auch immer bei den Avalanche im Tor stehen wird, das Goalie-Duell sollte ganz klar an die Lightning gehen. Vasilevsky hat ein ums andere Mal bewiesen, dass er für die wichtigen Spiele gemacht ist.
Resultat
In den Stanley Cup Finals 2022 treffen mit den Tampa Bay Lightning und den Colorado Avalanche zwei Teams der Superlative aufeinander. Können die Avalanche mit ihrem dominanten Spielstil, ihrer Schnelligkeit und ihren Spielmacherqualitäten die Mauer der Lightning durchbrechen, oder werden sie wie die Panthers, die ganze Serie über nur Schüsse aus der 2. Reihe bekommen, die entweder von Tampa-Spielern geblockt werden, oder von Vasilevsky pariert? Können die Lightning die Avs-Verteidiger in der Offensivzone überrumpeln, sie im Forechecking überwinden und mit Chaos vor dem Tor zu mehreren Toren als die Avalanche kommen? Eins steht fest, die Bolts wissen, was es braucht, um den Cup zu holen und genau diese Erfahrung könnte in dieser Serie zum ausschlaggebenden Faktor werden. Die Bolts könnten ihre Dynastie mit einem Thee-peat besiegeln.
Prognose
Tampa Bay Lightning in Spiel 7
Der Spielplan
Tampa Bay Lightning vs. Colorado Avalanche
Spiel 1: Donnerstag, 16.06 | 02.00 Uhr MESZ
Spiel 2: Sonntag, 19.06 | 02.00 Uhr MESZ
Spiel 3: Dienstag, 21.06 | 02.00 Uhr MESZ
Spiel 4: Donnerstag, 23.06 | 2.00 Uhr MESZ
Spiel 5: *Samstag, 25.06 | 02.00 Uhr MESZ
Spiel 6: *Montag, 27.06 | 02.00 Uhr MESZ
Spiel 7: *Mittwoch, 29.06 | 2.00 Uhr MESZ
*In Zusammenarbeit mit JFresh