Jeff Curry-USA TODAY Sports
NHL

5,6 Sekunden vor Schluss: Helm schießt die Avalanche ins Conference Finale

Die Colorado Avalanche haben Spiel 6 bei den St. Louis Blues mit 3:2 gewonnen, damit die Best-of-7-Serie mit 4:2 für sich entschieden und rücken ins Western-Conference-Finale vor. Dabei kamen die Avs dank Doppelpacker J.T. Compher auf zwei Rückstände zurück, profitierten von einem Monster-Save von Verteidiger Josh Manson und erzielten dank Darren Helm den Siegtreffer bei nur noch 5,6 Sekunden auf der Uhr.



„Bei uns sind drei Jungs hart zum Tor gezogen und ich bin irgendwie ein wenig hinterhergefahren. Der Pass ist von der seitlichen Bande in meinen Lauf gesprungen, ich wollte den Puck aufs Tor bringen und er hat seinen Weg gefunden“, erinnerte sich Helm an die spielentscheidende Szene.

Es war das zweitspäteste Serien-entscheidende Tor in der regulären Spielzeit in der Geschichte der Stanley Cup Playoffs (nach Nick Metz von den Toronto Maple Leafs, der im Halbfinale 1942 bei 59:55 traf). Für Helm war es der erste Playoff-Treffer seit über sechs Jahren (zuletzt am 19. April 2016 im Trikot der Detroit Red Wings).

Bei nur noch 13,5 Sekunden auf der Uhr bauten die Avalanche noch einmal hinter dem eigenen Tor auf. Bei 8,3 Sekunden spielte Manson einen Querpass vom rechten Flügel an die linke Bande. Aus dem Hintergrund kam Helm dazu und fasste die Scheibe bei 6,2 Sekunden direkt per Schlagschuss ab. Bei 5,6 Sekunden zappelte der Puck im Netz. Die Entscheidung.

„Wir sind ins Forechecking gegangen, haben ihre Verteidigung aber uns vorbeifahren und sie den Puck auf die andere Seite des Eises tragen lassen, was eine Art Alleingang kreiert hat. Dann verlagern sie das Spiel auf die andere Seite, sie schießen, er geht an ein paar Spielern vorbei und rein. Wir hätten davor einen besseren Job machen müssen“, haderte Blues-Trainer Craig Berube.


Monster-Save von Verteidiger Manson  

Doch schon in den Minuten davor verdiente sich Colorado dieses Endergebnis mit einem Torschuss-Vorteil von 39:20 (13:7, 13:7, 13:6). Trotzdem gerieten die Avs gleich zweimal in Rückstand. 

St. Louis‘ Verteidiger Justin Faulk überwand Gäste-Goale Darcy Kuemper (18 Saves, 90 Prozent Fangquote) oberhalb der Stock-Seite zum 1:0 (20.).  


Die Avalanche antworteten im zweiten Drittel durch Manson, der erst eine feine Bewegung machte und dann einen Torschuss abgab. Blues-Torwart Ville Husso (36 Saves, 92,3 Prozent Fangquote) konnte noch halten, war dann aber gegen den Abstauber von Compher machtlos – 1:1 (26.). Doch wenig später hatten die Hausherren aus Gateway City eine 2-auf-1-Situation, in der Brayden Schenn für Jordan Kyrou querlegte, der die erneute Führung besorgte (30.).

Kurz vor der zweiten Pause hatten die Blues die Großchance auf das 3:1: Im Powerplay rutschte Kuemper seitlich aus seinem Tor, der im Slot postierte Kyrou zog mit der Rückhand ab, doch Manson positionierte sich vor der Torlinie, ging runter auf die Knie und wehrte den Puck spektakulär mit dem linken Arm ab (38.). Womöglich war genau das die Szene, die die Wende herbeiführte. 


Denn im Schlussdrittel gaben die Avs erneut eine Antwort: In den letzten Momenten eines Powerplays kam Compher aus rechter Position zum Schuss und traf zum 2:2 in den rechten Knick (51.).


Nach dem Buzzer Beater von Helm lösten die Gäste aus Denver dann das Ticket für die nächste Runde.


Ein gebrochener Fluch  

Damit haben die Avalanche ihren Zweitrunden-Fluch brechen können: In den letzten drei Jahren wurde Colorado immer in der 2. Playoff-Runde gestoppt. „Das bedeutet uns viel“, bekräftigte Nummer-1-Center Nathan MacKinnon. „Es gab auch dunkle Zeiten. Es ist schön, es überwunden zu haben. Wir hatten schon das Gefühl, dass wir sie in dieser Serie ausgespielt hatten. Auch heute haben wir über 60 Minuten stark gespielt. Es gab ein paar wichtige Saves von Kemps, einen wichtigen Block von Manson und natürlich wichtige Tore von Comph und Helmer. Wir werden unter den letzten vier Teams sein, auch wenn der Job noch nicht erledigt ist, war das ein toller Erfolg für uns.“

Die Avs sind das einzige Team in den Stanley Cup Playoffs 2022, das auswärts noch ungeschlagen ist: In der ersten Runde gewannen sie alle zwei Spiele in Nashville, in der 2. Runde alle drei Partien in St. Louis. „Wir haben jedes Heimspiel verloren. Das ist sehr enttäuschend“, ärgerte sich Blues-Kapitän Ryan O'Reilly. 


Deutsches Duell im Conference Finale  

Im Conference Finale im Westen treffen die Avalanche nun auf die Edmonton Oilers. Dabei kommt es zum Duell zweier deutscher Mittelstürmer: Colorados Nico Sturm gegen Edmontons Leon Draisaitl. Spiel 1 ist für Dienstag (Mittwoch, 2 Uhr MESZ) angesetzt.

Ob Sturm dann wieder ins Lineup zurückkehren wird, ist ungewiss. Seit Spiel 3 der Serie gegen St. Louis ist der 27-jährige Augsburger ein Healthy Scratch, kam also ohne eine Verletzung nicht zum Einsatz. In bislang sechs Playoff-Spielen steuerte der 1,91 Meter große und 95 Kilogramm schwere Linksschütze einen Assist bei. „Ich hoffe, dass er da noch ein wenig zulegt“, hatte Colorados Trainer Jared Bednar gesagt, hob aber auch hervor: „Er ist sehr zuverlässig in der Defensivarbeit, kann seinen Körper gut einsetzen und ist ein unangenehmer Gegenspieler an der Bande.“ Vielleicht wird Sturm als Defensiv-Center wieder mehr gebraucht, wenn es gegen die offensivstarken Oilers geht.



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