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NHL

Pyotr wer? Torwart Kotchetkov hilft den Hurricanes zum Erfolg – Draisaitl leitet Oilers-Kantersieg ein

In den vier Begegnungen am Mittwochabend haben drei Teams zurückgeschlagen und ihre Serien ausgeglichen. Dabei erzielte der deutsche Superstar Leon Draisaitl seinen zweiten Treffer in den Stanley Cup Playoffs 2022, Kirill Kaprizov gelang der erste Playoff-Hattrick und Victor Hedman hielt eine Serie am Leben. Außerdem machte mit Pyotr Kochetkov ein Ersatztorwart auf sich aufmerksam.



🏒 Kochetkov glänzt für Carolina – Doppelpacks von Aho und Niederreiter  

Die Carolina Hurricanes sind das erste Team in den Stanley Cup Playoffs, das in der Best-of-7-Serie mit 2:0 in Führung ging. In Spiel 2 am Mittwochabend in Raleigh feierten die Canes einen 5:2-Heimsieg gegen die Boston Bruins. Dabei kam ein eigentlicher AHL-Torwart zu einem unverhofften, aber überzeugenden Playoff-Debüt.

Es waren 7:47 Minuten im ersten Drittel gespielt, da spielte Carolinas Starter Antti Raanta gekonnt mit und klärte eine von der Bande abprallende Scheibe mit dem Schläger. Doch Bostons Stürmer David Pastrnak kam in vollem Tempo angeschossen und fuhr dem Goalie nicht nur den linken Fuß weg, sondern schlug ihm auch noch mit dem Handschuh gegen den Kopf. Eine völlig unnötige Aktion von „Pasta“, der bewusst den Kontakt gesucht hatte und ohne Bedrängnis auch hätte ausweichen können. Raanta hielt sich sofort den Kopf, blieb verletzt liegen und musste auf dem Eis behandelt werden. Gegen Pastrnak wurde zunächst eine große Strafe (5 Minuten) ausgesprochen. Nach Einsicht der Videobilder aber reduzierte das Schiedsrichtergespann das Strafmaß auf eine kleine Strafe (2 Minuten). Raanta verschwand derweil in der Kabine und kehrte nicht wieder zurück. 


Weil die eigentliche Nummer 1 Frederik Andersen wegen einer Unterkörperverletzung seit dem 16. April noch pausiert, musste ein Torwart ran, der vor zweieinhalb Wochen vom AHL-Farmteam Chicago Wolves hochgezogen wurde und drei NHL-Partien absolviert hatte: Pyotr Kochetkov.

Die Fans in Raleigh goutierten zunächst die Schiedsrichter-Entscheidung mit „Refs you suck!“-Sprechchören, dann aber betrat der 22-jährige Russe seinen Arbeitsplatz zwischen den Pfosten und sorgte für großen Jubel in der PNC Arena. Landsmann Andrei Svechnikov gab dem Talent noch ein paar Worte mit auf den Weg: „Ich habe gesagt: Sei selbstbewusst und kümmere dich um nichts. Das ist Playoff-Hockey und ich weiß, dass du bereit bist. Du wirst deine Leistung bringen.“

Und genau das tat Kochetkov, der als drittjüngster Torhüter der Franchise-Geschichte sein Playoff-Debüt gab mit einer erstaunlichen Ruhe spielte, 30 von 32 Torschüssen der Bruins abwehrte und auf eine Fangquote von 93,8 Prozent kam. „Wir haben Vertrauen in diesen Jungen“, betonte Hurricanes-Trainer Rod Brind'Amour. „Wir hatten ihn schon gesehen, es war also nicht so, dass wir ihn einfach reingeworfen haben. Die Jungs haben eine Reaktion gezeigt, so wie sie vor ihm gespielt haben, aber auch er hat eine Reaktion gezeigt, so wie er gespielt hat. Es gibt in dieser Mannschaft viel Vertrauen für diesen Goalie.“

Kochetkovs Vorderleute reagierten mit drei Toren in Folge: Jesper Fast mit einer Direktabnahme von links (14.), ein Abfälscher von Sebastian Aho (16.) und ein Powerplay-Onetimer von Aho (21.) sorgten für einen 3:0-Vorsprung. Dann kam auch Boston auf die Anzeigetafel: In Überzahl fand Patrice Bergeron den Puck im Gewühl vor dem Tor und staubte zum 1:3 ab (35.). Doch Carolina erhöhte noch im zweiten Drittel auf 4:1, als der Schweizer Nino Niederreiter in einem 5-gegen-3-Powerplay die Scheibe über die Linie stupste (39.). Im Schlussdrittel traf Bergeron ein wenig glücklich mit dem Schlittschuh aus der Nahdistanz zum 2:4 (53.). Das letzte Wort aber hatte noch einmal Niederreiter, der das Laufduell mit Pastrnak gewann und per Empty-Netter zum 5:2-Endstand einschob (60.).

Nini Niederreiter besiegelte den Sieg der Hurricanes mit einem Empty-Net-Treffer

Nini Niederreiter besiegelte den Sieg der Hurricanes mit einem Empty-Net-Treffer (James Guillory-USA TODAY Sports)


„Es war Hochgeschwindigkeits-Hockey, sehr intensiv und Physisch. Es ist viel passiert in diesem Spiel. Als Spieler liebst du es, in so einer Partie zu spielen“, so Aho (2-0-2), der genauso wie Niederreiter (2-0-2) einen Doppelpack schnürte. Der 29-jährige Flügelstürmer aus Chur erhielt mit 19:55 Minuten (davon 5:32 im Powerplay) eine Menge Eiszeit (drei Torschüsse, zwei Checks, ein Block, +1).



🏒 Smith rehabilitiert sich mit Shutout – Draisaitl trifft aus seinem „Wohnzimmer“  

Die Edmonton Oilers haben eine Antwort auf die Niederlage in Spiel 1 gegeben und sich in Spiel 2 mit einem 6:0-Kantersieg gegen die Los Angeles Kings zurückgemeldet (Serie: 1:1). Dabei konnte sich vor allem Oilers-Torwart Mike Smith mit einem 30-Save-Shutout rehabilitieren. Im Spiel zuvor nämlich hatte ein Torwartfehler den Siegtreffer von L.A. begünstigt.

Den Anfang machte Leon Draisaitl: Der 26-jährige Kölner traf im Powerplay mit einer fulminanten Direktabnahme aus seinem „Wohnzimmer“, dem rechten Faceoffkreis (22.). Überhaupt funktionierten Edmontons Special Teams an diesem Abend gut: Die Oilers waren 2/4 im Powerplay und 4/4 im Penalty Killing. In Unterzahl gelang sogar ein Konter-Tor, als Verteidiger Darnell Nurse mit einem abgefälschten Schuss von der rechten Seite auf 2:0 stellte (27.). Edmonton belohnte sich für ein dominantes zweites Drittel (19:9 Torschüsse), denn der vor dem Tor postierte Ryan McLeod, der zum 3:0 abfälschte (37.).

Im Schlussabschnitt machte Evander Kane Druck auf Sean Durzi, der die hoch-abgefälschte Scheibe unglücklich beim Versuch eines Befreiungsschlags ins eigene Tor beförderte (44.). Nur 21 Sekunden später stand Jesse Puljujärvi völlig blank im Slot und erhöhte auf 5:0 (44.). Kane machte den Kantersieg mit einem verdeckten Schuss zum 6:0 perfekt (52.).

Jesse trifft zum 5:0 für die Oilers

Jesse Puljujärvi trifft zum 5:0 für die Oilers (Perry Nelson-USA TODAY Sports)


„Um ehrlich zu sein, habe ich mich in Spiel 1 nicht so schlecht gefühlt. Ich habe einen Fehler gemacht, was uns das Spiel gekostet hat“, sagte Smith, der nach zehn Playoff-Niederlagen in Folge endlich wieder einen Sieg festhalten konnte. „Ich denke, ich bin heute mit derselben Einstellung ins Spiel gegangen und wollte zeigen was ich kann, nachdem zuvor wohl der Grund für die Niederlage war. Heute haben wir zurückgeschlagen, gezeigt, was wir können und wozu wir im Stande sind. Dafür wurden wir belohnt.“

Neben Smith war Kane (2-1-3) der Matchwinner für Edmonton. Connor McDavid (0-2-2) lieferte zwei Assists, Draisaitl (1-0-1) wurde nur dosiert eingesetzt und erhielt für seine Verhältnisse nur 15:10 Minuten Eiszeit (davon 1:49 im Powerplay und 0:22 im Penalty Killing, vier Torschüsse, ein Check, 47 Prozent gewonnene Faceoffs).

Die Kings müssen sich insbesondere in der Defensive straffen. Goalie Jonathan Quick (30 Saves, 83,3 Prozent Fangquote) wurde ganz schön alleine gelassen. 



🏒 Hedman und die Lightning-Serie: Tampa Bay kann nicht zweimal verlieren  

Zwei Niederlagen in den Playoffs in Folge? Das haben die Tampa Bay Lightning seit dem Erstrunden-Sweep gegen die Columbus Blue Jackets im Jahr 2019 nicht mehr erlebt. Diese Serie hat auch drei Jahre später noch Bestand, denn die Bolts reagierten auf die gruselige Leistung und die Niederlage bei den Toronto Maple Leafs in Spiel 1 mit einem 5:3-Auswärtssieg in Spiel 2. Dabei war Elite-Verteidiger Victor Hedman(1-3-4) der herausragende Akteur.

Viktor Hedman trifft zum 1:0 für die Lightning

Victor Hedman trifft zum 1:0 für die Lightning (Nick Turchiaro-USA TODAY Sports)


„Wir haben das persönlich genommen. Das ist die Quintessenz. Wenn du zweimal in Folge in den Playoffs verlierst, dann ist das niemals gut, zumal es darum geht, vier Siege zu holen. Wir sind mit der Philosophie da rausgegangen, dass wir sofort zurückschlagen. Heute war ein weiteres Beispiel dafür, dass wir das können“, sagte der schwedische Hüne.

Hedman selbst brachte Tampa in die Spur: Drei Sekunden vor der ersten Pause wischte der aufgerückte Verteidiger den Puck zum 1:0 über die Linie (20.). Dann brach Corey Perry nach einem Strech-Pass durch und verwandelte seinen Alleingang zum 2:0 (23.). Dass die Lightning den Maple Leafs keinerlei Leine lassen dürfen, zeigte sich beim 1:2, als Toronto einen Turnover in der Bolts-Zone postwendend durch Michael Bunting bestrafte (28.). Daraufhin nahm im Powerplay Nikita Kucherov Maß und stellte auf 3:1 für Tampa Bay (30.). 

Corey Perry überwindet Jack Campbell zum 2:0

Corey Perry überwindet Jack Campbell zum 2:0 (John E. Sokolowski-USA TODAY Sports)


Im dritten Durchgang erwischten die Lightning erneut den besseren Start Brandon Hagel staubte auf der Türschwelle zum 4:1 ab (42.). In Überzahl wurde Brayden Point im Slot gesucht und gefunden – 5:1 (46.). Obwohl die Leafs-Niederlage damit besiegelt war, griffen die Hausherren noch kosmetisch ein: Mitchell Marner nach einem Toe-Drag (52.) und Alexander Kerfoot nach einem Alleingang in Unterzahl (56.) verkürzten noch auf 3:5. 


🏒 Hattrick Kaprizov! Wild melden sich zurück  

Die Minnesota Wild haben Spiel 2 gegen die St. Louis Blues mit 6:2 für sich entschieden. Überragender Akteur war Wild-Superstar Kirill Kaprizov (3-0-3), der für den ersten Playoff-Hattrick in der Franchise-Geschichte sorgte. 


Der ebenfalls glänzend aufgelegte Joel Eriksson Ek (2-1-3) brachte den Stein ins Rollen, Frédérick Gaudreau (14.) sowie Kaprizov (20.) staubten jeweils im Powerplay ab (14.) und erneut Eriksson Ek mit sehenswerter Stock-Technik (21.) stellten auf 4:0. Jordan Kyrou (33., im Powerplay) und Vladimir Tarasenko (45.) brachten die Blues wieder auf 2:4 heran, doch dann vereinnahmte Kaprizov die Bühne in Minnesota und machte mit einem Doppelschlag binnen 65 Sekunden seinen historischen Hattrick perfekt: Erst vollstreckte er in einer 2-auf-1-Situation (52.), dann traf er ins leere Tor (53.).

„Ich bin ehrlich, wir wollten nach Spiel 1 gar nicht so viel ändern. Wir hatten viele Chancen, die aber einfach nicht reingegangen sind. Also haben wir uns in Spiel 2 an dasselbe Rezept gehalten und es hat geklappt“, so Kaprizov.

Der Schweizer Flügelflitzer Kevin Fiala blieb bei 17:55 Minuten Eiszeit (davon 3:24 in Über- und 1:46 in Unterzahl, zwei Torschüsse) ohne Scorerpunkt.

St. Louis sorgte sich derweil um zwei Verteidiger: Nick Leddy (Oberkörperverletzung) konnte nicht spielen, Robert Bortuzzo schied Ende des ersten Drittels aus, nachdem er einen Schuss mit dem Helm geblockt hatte.




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