Evgeni Malkin erlöst die Pittsburgh Penguins in der 3. Overtime
Vincent Carchietta-USA TODAY Sports
NHL

Marathon-Match in Manhattan: Malkin erlöst Penguins in der 3. OT

Es gibt Eishockey-Geschichten, über die könnte man ein ganzes Buch schreiben. Eine solche war Spiel 1 zwischen den New York Rangers und Pittsburgh Penguins. Eine böse Überraschung erlebte mit den Florida Panthers die beste Hauptrunden-Mannschaft. Die Colorado Avalanche machten es deutlich. Die Calgary Flames siegten mit dem niedrigst-möglichen Ergebnis.




🏒 79 Saves von Shesterkin, doch am Ende gewinnt Malkin den Marathon  

Die Zuschauer im Madison Square Garden bekamen für ihr Geld ordentlich was geboten: Ein Eishockey-Spiel, was nicht nach 60, sondern erst nach 105:58 Minuten beendet war. Einen brandheißen Rangers-Torwart Igor Shestyorkin, der 79 Saves (95,2 Prozent Fangquote) zeigte. Eine gezwungene Goalie-Rochade bei den Penguins, die in der zweiten Overtime plötzlich mit ihrer Nummer 3 spielen mussten. Und ein von vielen schon totgesagter Routinier Yevgeni Malkin, der nach fast 106 Minuten den 4:3-Siegtreffer n.3.V. für Pittsburgh erzielte. 

In Manhattan aber erwischten die Hausherren den besseren Start: Im Powerplay traf New Yorks Verteidiger Adam Fox von der blauen Linie zum 1:0 in den linken Winkel (10.). Im zweiten Drittel kam Andrew Copp zwischen den Bullykreisen zu einer Direktabnahme und stellte auf 2:0 (24.). „Es war ein tolles Spiel von beiden Teams“, sagte Rangers-Trainer Gerard Gallant. „Ich finde, die ersten 25 Minuten waren richtig gut. Diesen Teil des Spiels haben wir dominiert, dann kommen sie aber im zweiten Drittel zurück und haben auch danach richtig gut gespielt. Es ist eines dieser Spiele, mit drei Verlängerungen, die schwer zu verlieren sind.“

Die Penguins hatten mit 25:8 Schüssen ein klares Übergewicht im zweiten Abschnitt und kamen leistungsgerecht zurück. Dabei schnürte Pittsburghs Torjäger Jake Guentzel einen Doppelpack: Erst tippte er einen Pass aus der Nahdistanz zum 1:2 über die Linie (25.), dann tauchte er frei vor Shesterkin auf und verwandelte kühl zum 2:2 (32.).

Ein verrückter Durchgang war damit aber noch längst nicht vorbei: In Unterzahl startete Mika Zibanejad ein Solo und legte quer zum mitgelaufenen Chris Kreider, der in vollem Tempo einen Vorhand-Rückhand-Move machte und zum 3:2 für die Rangers traf und die Fans im MSG aus den Sitzen hob (38.). Doch die Gäste aus der Stahlstadt kamen noch im selben Powerplay zurück: Der vor dem linken Pfosten postierte Bryan Rust kehrte den nächsten Querpass ins Ziel (38.).

Eine emotionale Achterbahnfahrt ging weiter: Kurz vor Schluss knipste New York noch einmal die Torlampe an, als Filip Chytil abstaubte. Doch Pens-Trainer Mike Sullivan machte von der Coaches Challenge Gebrauch und ließ den Treffer aufgrund von Torraumabseits überprüfen. Und tatsächlich: Kurz zuvor war Vorbereiter Kaapo Kakko ohne Fremdeinwirkung in den Torwart gefahren – kein Tor (57.)!

Der Krimi ging also in die Overtime. Hier schrieben dann die Torhüter Geschichte: Shesterkin stoppte insgesamt 79 Schüsse und verbuchte damit die zweitmeisten Saves in einem Playoff-Spiel seit Beginn der Aufzeichnungen in der Saison 1955/56. „Ich meine er hat 80 Saves oder so gemacht, also war er offensichtlich gut. Das macht er schon das ganze Jahr. Er ist unser bester Spieler und das hat er auch heute wieder gezeigt. Er hat alles getan, was er konnte, leider konnten wir ihn dafür nicht belohnen“, verteilte Stürmer Ryan Strome ein Extra-Lob.

Rangers Goalie Igor Shesteryorkin dominierte mit

Rangers Goalie Igor Shestyorkin dominierte mit 79 Saves  (Vincent Carchietta-USA TODAY Sports)


Doch auch auf der anderen Seite wurde es historisch: Mitte der zweiten Overtime musste Pittsburghs Starter Casey DeSmith (48 Saves, 94,1 Prozent Fangquote) aufgrund einer Unterkörperverletzung ausgewechselt werden. Der eigentliche Stammtorwart Tristan Jarry war ebenfalls wegen einer Unterkörperverletzung nicht einsatzfähig, also musste die Nummer 3, Louis Domingue als Backup ran. Er wurde der am spätesten eingewechselte Goalie in der Geschichte der Stanley Cup Playoffs und war von New York nicht zu überwinden (17 Saves, 100 Prozent Fangquote). „Darauf bereitest du dich als Backup vor“, sagte Domingue, der in der regulären Saison erst zweimal für die Penguins aufgelaufen war und überhaupt erst sein zweites NHL-Playoff-Spiel bestritt. „Du musst allzeit bereit sein und die Jungs vor mir haben super gut gespielt. Ich finde auch, dass Casey uns eine große Chance gegeben hat, um überhaupt erst in diese Situation zu bringen, um in die Overtime zu kommen.“

Louis Dominigue hielt den Sieg für die Penguins in der Overtime fest

Louis Dominigue hielt den Sieg für die Penguins in der Overtime fest (Vincent Carchietta-USA TODAY Sports)


Die Entscheidung im Marathon-Match fiel dann nach 105:58 Minuten: Penguins-Verteidiger John Marino schoss von der blauen Linie, der vor dem Tor postierte Yevgeni Malkinfälschte mit dem Schlägerschaft zum 4:3 n.3.V. ab. Ausgerechnet Malkin. Der 35-jährige Russe hatte die Hälfte der regulären Saison verpasst und war von vielen Kritikern bereits abgeschrieben worden. „Es war ein hartes, physisches Spiel und es ging darum, wer jetzt stärker sein würde. Beide Teams haben auf Sieg gespielt. Es war für keinen leicht. Wir wissen, dass es eine körperliche und schwere Serie werden wird“, sagte der Siegtorschütze.

Pittsburgh führt in der Best-of-7-Serie damit mit 1:0. 

„Es ist ein Charaktersieg“, so Sullivan. „Ich halte ganz viel von unseren Spielern und Anführern. Ich denke einfach, dass sie zu so viel in der Lage sind, wir haben eine charakterlich einwandfreie Mannschaft und ich finde, dass man das heute gesehen hat.“



🏒 „Keine Panik“: Panthers verlieren Spiel 1  

Die Florida Panthers haben überraschend Spiel 1 gegen die Washington Capitals mit 2:4 verloren. Damit haben die Cats seit 1997 kein Auftakt-Spiel in den Playoffs mehr gewinnen können (sechs Niederlagen in einem Spiel 1 in Folge). 

„Das erste Spiel ist immer wichtig, weil du danach ein gutes Gefühl hast“, sagte Caps-Goalie Vitek Vanecek (30 Saves, 93,8 Prozent Fangquote), der den Vorzug vor Ilya Samsonov erhielt. „Mir hat unser Spiel gefallen“, so Washingtons Trainer Peter Laviolette. „Wir haben gut in der Defensive gespielt und wussten, dass wir Chancen in der Offensive bekommen würden und sie knacken würden.“

Zuerst kamen die Capitals aufs Scoreboard: Tom Wilson staubte erfolgreich zum 1:0 ab (4., im Powerplay). Es war eines der letzten Aktionen für den so wichtigen Power Forward: Nach gerade einmal 1:31 Minuten Einsatzzeit musste er wegen einer Oberkörperverletzung passen.

Tom Wilson traf zum 1:0 für die Caps und verschwand dann in der Kabine

Tom Wilson traf zum 1:0 für die Caps und verschwand anschließend mit einer Verletzung in die Kabine (Sam Navarro-USA TODAY Sports)


Die Antwort der Panthers folgte noch im ersten Abschnitt: Sam Bennett drang mit viel Tempo in die Offensivzone ein, hatte zwei Verteidiger vor sich, verzögerte und traf dann mit einem präzisen Handgelenksschuss zum 1:1 (18.). Nur 43 Sekunden nach Beginn des zweiten Abschnitts war Claude Giroux für Florida zu Stelle und verwertete einen Rebound mit der Rückhand zum 2:1 (21.).

Doch im Schlussdrittel schlugen die Capitals gleich dreimal zu: Alexander Ovechkin eroberte den Puck an der gegnerischen blauen Linie. Landsmann Yevgeni Kuznetsov übernahm, startete einen Alleingang, traf zum 2:2 unter die Latte und drehte mit seinem Adler-Jubel ab (49.). Kurz darauf sprintete T.J. Oshie mit Zug zum Tor und lenkte einen angechippten Pass von Nicklas Bäckström aus der Luft zum 3:2 in die Maschen (51.). „Das war typisch Nicky“, sagte Siegtorschütze Oshie. „Er hat den Puck durch die Beine des Gegners angesaucert und mir direkt aufs Tape gespielt. Ich habe die Scheibe einfach nur abgelenkt und gar nicht gesehen, dass sie drin war. Also musste mir Nicky sagen, dass ich getroffen hatte. Es war ein großartiger Pass von ihm.“ Schlussendlich machte Lars Eller mit einem Empty-Net-Tor aus der eigenen Zone den Deckel drauf – 4:2 (60.).

Die Caps sicherten sich Spiel 1 in Florida

Die Caps sicherten sich Spiel 1 in Florida Sam Navarro-USA TODAY Sports


Für Florida war es ein erster Rückschlag. Wie schlimm dieser Wirkungstreffer war, werden die nächsten Spiele zeigen. „Wir sind immer noch guter Dinge“, betonte Bennett. „Wir haben nicht vergessen, was für ein gutes Team wir sind. Es gibt keine Panik in der Kabine. Jeder ist immernoch positiv. Wir werden aus diesem Spiel lernen und weitermachen. Es ist eine lange Serie.“ 


🏒 Blitzstart in Denver: Avalanche fegen Predators vom Eis  

Die Colorado Avalanche sind ihrer Favoritenrolle gegen die Nashville Predators gerecht geworden und sind mit einem 7:2-Kantersieg in die Stanley Cup Playoffs gestartet. Mit einem Blitzstart entschieden die Avs das Spiel schon im ersten Drittel.

Nathan MacKinnon traf aus spitzem Winkel von rechts (3., im Powerplay). Nur 22 Sekunden später entwischte Verteidiger Devon Toews und erhöhte auf 2:0 (3.). In Unterzahl stibitzte Andrew Cogliano den Puck in der Offensivzone gegen eine schlafmützige Preds-Defensive und staubte auf seinen eigenen Schuss zum 3:0 ab (9.). Dann startete Offensivverteidiger Cale Makar ein Solo über den linken Flügel bis vors Tor und feuerte die Scheibe zum 4:0 unters Tordach (13.). Nashville war komplett überfordert und wurde weiter von der Lawine überrollt: Nach dem nächsten Turnover setzte Artturi Lehkonen einen Flachschuss ins linke Eck – 5:0 (16.). Nach 15:04 Minuten war die Partie somit entschieden.

Nathan MacKinnon trifft zum 1:0 für die Avalanche

Nathan MacKinnon trifft zum 1:0 für die Avalanche (Ron Chenoy-USA TODAY Sports)


„Genauso wollten wir spielen“, zeigte sich Avs-Trainer Jared Bednar zufrieden. „Wir haben unsere Geschwindigkeit genutzt, waren schnell mit dem Puck, haben hart foregecheckt, waren aggressiv und haben gut verteidigt. Es war ein gutes 200-Fuß-Spiel von unseren Jungs. Es war auch schön, so früh zu treffen.“

Die Predators reagierten darauf mit einem Torwartwechsel: Starter David Rittich (acht Saves, 61,5 Prozent Fangquote) musste für Backup Connor Ingram (30 Saves, 93,8 Prozent) weichen. Der eigentliche Stammgoalie Juuse Saros war nicht rechtzeitig zum Playoffstart fit geworden.

Doch auch Ingram konnte die Blutung nicht stoppen: Colorado machte Druck im Powerplay, Rückkehrer Gabriel Landeskog arbeitete hart am Torkreis, sodass am Ende Verteidiger Mark Borowiecki den Puck unglücklich ins eigene Tor kickte (35.). Dann sendete Ex-Avalanche Matt Duchene ein Lebenszeichen mit einem Abstauber zum 1:6 im Powerplay (39.). 

Im Schlussdrittel schlug eine abgefälschte Direktabnahme von MacKinnon zum 7:1 ein (47.). Erneut Duchene verwertete einen Breakaway zum 2:7-Endstand (53.).

Mit MacKinnon (2-1-3), Landeskog (1-1-2), Mikko Rantanen (0-3-3) und Makar (1-2-3) hatten die Avs gleich vier Multi-Punkt-Spieler. Torwart Darcy Kuemper wehrte 23 von 25 Schüssen ab (92 Prozent Fangquote). Angesichts der vielen Tore sollte aber nicht unerwähnt bleiben, wie viele Hits beide Teams aufeinander einprasseln ließen: Colorado teilte 47, Nashville 59 Checks aus.

Was die Härte angeht schenkten sich beide Mannschaften nichts. Im Bild Dante Fabro (li.) und Valeri Nichushkin (re.) während einer Auseinandersetzung

Was die Härte angeht schenkten sich beide Mannschaften nichts. Im Bild Dante Fabro (li.) und Valeri Nichushkin (re.) während einer Auseinandersetzung (Ron Chenoy-USA TODAY Sports)


Der deutsche Avalanche-Mittelstürmer Nico Sturm (10:42 Minuten Eiszeit, davon 2:22 in Unterzahl, zwei Schüsse, zwei Checks, +1) centerte die vierte Reihe neben Cogliano und Darren Helm. 

Der Schweizer Preds-Kapitän und -Verteidiger Roman Josi (24:03 Minuten Eiszeit, davon 3:56 im Powerplay, fünf Schüsse, ein Hit, ein Block, -1) bildete ein Abwehr-Tandem mit Dante Fabbro.



🏒 Markström ist nicht zu knacken – Faustkampf in der Drittelpause  

Kein Low-Scoring-Game gab es dagegen in Alberta zu sehen, wo die Calgary Flames die Dallas Stars mit 1:0 besiegten.

Auf die Flames-Defensive, die schon in der regulären Saison ein Bollwerk war, war voll Verlass. Torwart Jacob Markström stoppte alle 16 Schüsse der Texaner für seinen zweiten Karriere-Shutout in den Stanley Cup Playoffs. 

Jacob Markström war von der Stars Offensive nicht zu knacken

Jacob Markström war von der Stars Offensive nicht zu knacken (Sergei Belski-USA TODAY Sports)


Für das einzige Tor des Tages zeichnete Calgarys Elias Lindholm verantwortlich: Der 27-jährige Schwede feuerte eine Direktabnahme vom rechten Faceoff-Punkt ins Ziel (6., im Powerplay).

Elias Lindholm trifft zum 1:0 für die Flames

Elias Lindholm trifft zum 1:0 für die Flames (Sergei Belski-USA TODAY Sports)


Ansonsten war die Partie von Härte und vielen Strafen geprägt: Bei 60 Minuten Eishockey gab es auch 60 Strafminuten (30:30). Besonders wild wurde es nach der Pausensirene im 1. Drittel: Nach einem grenzwertigen Check von Matthew Tkachuk an John Klingberg eskalierte die Lage auf dem Eis: Der Österreicher Michael Raffl schnappte sich Tkachuk und prügelte auf ihn ein. Daraufhin ließen auch Rasmus Andersson und Klingberg die Fäuste fliegen. 


Raffl spielte den Linksaußen in der 4. Sturmreihe von Dallas, erhielt 13:04 Minuten Eiszeit (davon 0:27 im Powerplay und 1:49 im Penalty Killing), teilte vier Checks aus und blockte einen Schuss.




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