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WHL

Yannick Proske: Der deutsche Jack Eichel?

Mit Yannick Proske startet an diesem Wochenende ein deutsches Talent mit den Spokane Chiefs in die WHL-Playoffs. Mit Elite Prospects Rinkside sprach der Stürmer über die Verbindung zu den Iserlohn Roosters, den NHL Draft 2022 und Parallelen zu Jack Eichel.



Erstmals seit drei Jahren spielt Yannick Proske wieder Playoffs. Mit den Spokane Chiefs hat sich der 18-jährige Stürmer für die WHL-Playoffs qualifiziert und trifft dort auf die Kamloops Blazers. „Die Anspannung ist natürlich riesig“, sagt Proske im exklusiven Interview mit Elite Prospects Rinkside. „Playoffs sind immer die geilste Zeit in der ganzen Saison, es gibt nichts Besseres. Ich bin unfassbar gespannt, voller Vorfreude und fiebere dem ersten Spiel entgegen.“

Yannick Proske im Trikot der Spokane Chiefs in der Western Hockey League

Yannick Proske im Trikot der Spokane Chiefs in der Western Hockey League Spokane Chiefs Photography/Larry



Die Chiefs sind als Siebter der Hauptrunde eher in der Außenseiterrolle gegen die zweitplatzierten Blazers. Die Reise nach Kamloops aber tritt der Deutsche mit viel Selbstbewusstsein an: „Die Chancen stehen gut“, meint Proske. „Ich glaube, wir sind über die Saison ein gutes Playoff-Team geworden und haben einen sehr guten Zusammenhalt. Ich bin guter Dinge, dass wir etwas erreichen können.“


Von Iserlohn nach Spokane  

Die Saison 2021/22 startete Proske eigentlich bei den Iserlohn Roosters. Nach nur einem DEL-Spiel aber wechselte der Angreifer zu den Spokane Chiefs. „Schon seit ich klein bin war es immer mein Traum, in Amerika Eishockey zu spielen. Iserlohn hat mir das ermöglicht, stand mir nicht im Weg und hat mich dabei unterstützt, diesen Traum zu leben“, blickt Proske zurück. „Dafür habe ich hart gearbeitet.“

Das Hockey in der WHL war für den gebürtigen Weißwasseraner eine Umstellung, die er aber schnell meistern konnte. „Es ist schneller, intensiver, körperlicher. Man muss schneller Entscheidungen treffen – mit und ohne Puck. In jeder Sekunde kleben dir ein, zwei Spieler am Hintern. Du bist immer im Zweikampf und musst dich freikämpfen. Das ist sehr intensiv, macht aber auch unheimlich viel Spaß“, erklärt Proske. „Ich habe zweieinhalb Wochen gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Geholfen hatte mir die U18-WM in Dallas, da konnte ich erste Erfahrungen auf dem kleineren Eis sammeln. Wenn man einmal drin ist, dann packt man das schon.“


Du bist immer im Zweikampf und musst dich freikämpfen. 

Eine weitere Herausforderung war der Tapetenwechsel in den Nordwesten der USA. Spokane liegt östlich von Seattle im Bundesstaat Washington, nahe der Grenze zu Kanada. Für Proske bedeutete das ein neues Land, eine neue Kultur und einen Zeitunterschied von neun Stunden. „Ich vermisse meine Familie sehr, aber ich weiß, dass sie mich unterstützt und stolz auf mich ist. Es ist schwierig, einen Zeitpunkt zu finden, an dem beide Seiten noch wach sind, aber wir finden immer eine Lösung, um zu sprechen“, so Proske, der in Spokane in einer Gastfamilie umsorgt wird. „Sie ist mega lieb zu mir, immer für mich da und unterstützt mich bei allem. Seit der ersten Minute, als sie mich herzlich am Flughafen abgeholt hat, habe ich mich pudelwohl gefühlt“. Auch bei den Chiefs hat Proske schnell Anschluss gefunden und verbringt viel Zeit mit seinen Teamkollegen – sowohl bei Auswärtsreisen im Bus als auch in der Freizeit. „Wir gehen am Nachmittag oft als Team zusammen essen, golfen oder zusammen in die Stadt. Es ist echt schön hier, die Leute sind super nett.“


Eishockey dank der Kindergärtnerin und dem großen Bruder  

Proske wurde am 10. Juni 2003 in Weißwasser (Oberlausitz, Sachsen) geboren. Zum Eishockey kam er über seine Kindergärtnerin. „Ihr Sohn hat damals selbst Eishockey gespielt. Er war mein kleines Vorbild. Ich war immer fasziniert von dieser Sportart. Natürlich hat auch mein großer Bruder geholfen, der selbst Eishockey gespielt hat. Zu ihm habe ich immer aufgeschaut. Ich wollte das auch schaffen.“ 

Der sieben Jahre ältere Florian Proske (25) war Torwart, spielte unter anderem bei den Adler Mannheim in der DEL sowie für die Heilbronner Falken, Kassel Huskies, Löwen Frankfurt, Bietigheim Steelers und Dresdner Eislöwen in der DEL2. Allzu oft aber konnte Yannick nicht auf seinen großen Bruder schießen. „Wir haben eher mal die Rollen getauscht“, lacht Yannick Proske. „Er hat sich immer darauf gefreut, dass er auch mal schießen konnte. Ich habe probiert, mein Bestes zu geben. Mein Bruder war zufrieden mit mir.“


Ich gehe dahin, wo es wehtut und es dreckig wird. 


Genau dieser Ehrgeiz schwingt auch im Gespräch mit. „Ich bin jemand, der immer positiv, fürs Team da und motiviert ist“, führt Proske aus. „Das möchte ich auch in allen Zweikämpfen vermitteln, die Mannschaft führen und pushen. Ich will das nicht nur auf dem Eis rüberbringen, sondern ich möchte das auch auf die Fans übertragen.“ 

Spokane Chiefs Photography/Larry


Und auch auf seine eigene Hockey-DNA. „Ich habe viel Tempo und würde mich als sehr intelligenten Eishockey-Spieler bezeichnen. Ich habe meinen Spielstil auch dahingehend verändert, dass ich hart spiele, in jeden Zweikampf dahin gehe, wo es wehtut und es dreckig wird.“


DEL-Debüt mit den Roosters  

Seine Hockey-Ausbildung genoss Proske bei ES Weißwasser, dem ESC Dresden und den Jungadlern Mannheim. In der Saison 2020/21 schloss sich der Stürmer dann den Iserlohn Roosters an. „Iserlohn war schon immer an mir interessiert. Ihr Manager Christian Hommel hat mich schon bei den Camps in der Nationalmannschaft gesehen, stand auch bei den Ligaspielen in Weißwasser an der Bande und hat mich beobachtet. Er hatte mich also auf dem Zettel, hat meinen Werdegang verfolgt und sich um mich bemüht. Er hat mir das Gefühl gegeben, dort zu Hause zu sein“, so Proske, der für die Roosters sein DEL-Debüt gab. „Es war ein wunderschönes Gefühl. Leider waren keine Fans da, weil es die Corona-Saison war, aber es war trotzdem unbeschreiblich. Meine Mitspieler standen hinter mir, haben mich gut begleitet und mir gezeigt, auf was ich achten muss und wo ich mich noch verbessern kann. Ich hatte das geschafft, wovon viele träumen und stand erstmals mit Männern in der DEL auf dem Eis. Ich habe den ganzen Tag von morgens bis abends das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen.“

Yannick Proske war über sein DEL-Debüt mehr als erfreut

Yannick Proske war über sein DEL-Debüt mehr als erfreut BILDBYRÅN/Eibner



Am Ende seiner ersten DEL-Saison kam der damals 17-Jährige in 25 Spielen auf einen Assist. „Den Puck habe ich noch zu Hause stehen. Das hat mir das Gefühl gegeben, angekommen zu sein“, sagt Proske, der sehr zufrieden mit seinem ersten Profi-Jahr ist: „Ich habe gutes Feedback bekommen und auch NHL-Scouts hatten immer wieder angeklopft und Interesse bekundet.“



Flames und Flyers klopfen an – Vergleiche mit Eichel  

Insbesondere Letzteres könnte entscheidend für den NHL Draft 2022 sein, wo Proske auswahlberechtigt sein wird. „Ich bin guter Dinge, dass das etwas werden könnte. Es gab intensiven Kontakt zu den Calgary Flames und Philadelphia Flyers. Beide Teams sind sehr interessiert, aber auch Trainer und Manager von anderen Klubs haben sich erkundigt“, verrät das Talent. „Ich bin sehr zuversichtlich und reiße mir jetzt noch den Hintern auf, um mich gut zu verkaufen.“

Hierfür möchte er weiterhin die WHL als Bühne nutzen. „Pro Spiel sind hier zehn bis 15 Scouts von allen möglichen Teams. Das ist schon phänomenal und gibt einem ein gutes Gefühl, dass Leute wegen dir da sind und sie sich für dich interessieren.“


Jack Eichel ist ein Vorbild. Ich sehe mich in ihm wieder. 

Proskes Lieblings-NHL-Team sind die Chicago Blackhawks. „Schon seit ich klein bin habe ich immer auf sie geschaut“, erklärt er. „Das Logo hat mich fasziniert und als ich älter geworden bin wurde das Interesse immer größer. Auch die Stadt Chicago soll sehr schön sein. Zu Spielern wie Patrick Kane habe ich aufgeschaut. Die haben schon echt was drauf, da konnte ich mir einiges abschauen.“

Sein Lieblingsspieler aber ist Jack Eichel von den Vegas Golden Knights. „Weil ich mich in ihm wiedersehe“, sagt Proske. „Er ist ein Spieler, der schnell ist, einen guten Kopf hat, der weiß, was er macht, der talentiert in Sachen Stickhandling ist, der einen guten Schuss hat, aber auch dahin geht wo es wehtut und auch mal dreckige Sachen macht. Er kommt auf dem Eis immer positiv rüber und hat ein Lachen im Gesicht. Er macht genau das, was ich selbst ausstrahlen möchte. Er ist ein Vorbild mit allen seinen Stärken.“


Sommertraining am Seilersee  

Was nach der Saison passiert, ist noch völlig offen. „Ich werde im Sommer erstmal nach Iserlohn zurückkehren, dort mein Sommertraining machen und dann mit den Trainern besprechen, was das Beste für mich ist“, blickt Proske voraus. „Als Spieler lernst du nie aus. Ich brauche noch mehr Erfahrung, möchte noch Gewicht draufpacken, an meiner Chancenverwertung arbeiten und noch vorausschauender, noch dreckiger spielen.“

Yannick Proske wird sein Sommertraining in Iserlohn bestreiten

Yannick Proske wird sein Sommertraining in Iserlohn bestreiten BILDBYRÅN/Eibner



Zuvor aber drückt der Junioren-Nationalspieler noch der U18-Nationalmannschaft die Daumen, die in Landshut eine Heim-WM spielt. „Ich glaube, dass viele Leute Deutschland unterschätzen. Wir sind definitiv ein Überraschungskandidat. Wir haben eine gute Chance, einen guten Kader und müssen unsere Stärken ausspielen. Ich bin guter Dinge, dass wir uns gut verkaufen.“

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